Unsere Reise zum Goetheanum

Nach der Hamburgfahrt war ein zweites Highlight in diesen Ferien eine dreitägige Fahrt in die Schweiz mit einer lieben Freundin. Wir haben auf eigene Faust und ganz in Ruhe das Goetheanum besucht, das Gebäude und die gesamte Umgebung dabei auf uns wirken lassen. Ein Rückblick mit großer Zufriedenheit.

Was ist eigentlich das Goetheanum? – Geschichtliches

Das Goetheanum ist eine freie Hochschule, Tagungs- und Arbeitsort der anthroposophischen Gesellschaft. Hier wirkte (und wirkt noch heute nach) Rudolf Steiner, auf dessen Menschenkunde auch unsere Waldorfpädagogik zurückgeht.

Nachdem die anthroposophische Gesellschaft ihre Vorträge und Tagungen zunächst in verschiedenen externen Gebäuden hatte stattfinden lassen, entstand in der Konsequenz und mit der Zeit der Wunsch, der Geisteswissenschaft eigene Räume zu geben, die ihr einen passenden Ausdruck verleihen und in denen sie wirken kann. So entwarf Rudolf Steiner den Plan für das erste Goetheanum. Nach der Bauzeit von 1913 – 1920, ohne Bankkredite (nur durch Spenden und Legate finanziert) und mithilfe vieler Freiwilliger aus 16 verschiedenen Nationen, entstand auf dem „Hügel“ in Dornach das erste Goetheanum.

Zerstörung und Wiederaufbau

Leider fiel die Konstruktion, die in weiten Teilen als Baustoff Holz verwendet hatte, nach recht kurzer Zeit, in der Silvesternacht 1922/23, einer Brandstiftung zum Opfer. Die völlige Zerstörung dieses jahreslangen Kraftaktes führte zu einer großen Krise mit anschließender Erneuerung – sowohl der Anthroposophischen Gesellschaft, als auch des Bauvorhabens.

Während der Gründungsversammlungen der neuen Gesellschaft entstanden die ersten Vorstellungen und Pläne für den Wiederaufbau. Durch diese Veränderung und auch aufgrund des enorm geänderten Zeitgeists nach dem ersten Weltkrieg sah man davon ab, das Goetheanum in der gleichen Weise und äußeren Gestalt wieder aufzubauen, sondern es entstand ein neuer Entwurf.

Inzwischen war auch als neuer, moderner Baustoff Eisenbeton verfügbar. Aus Brandschutzgründen und ästhetischen Gesichtspunkten (es ist flüssig in jede Form zu gießen) wurde dieser Baustoff gewählt. Das Richtfest am Michaelitag des Jahres 1926 erlebte Rudolf Steiner aber nicht mehr.

Der Anthroposophie ein Aussehen verliehen

Im Goetheanum treffen Farben- und Formenlehre, aber auch philosophisch-weltanschauliche Inhalte in künstlerischer Form aufeinander. Es ist ein Gesamtkunstwerk, das sich kaum beschreiben lässt. Die Gestaltung der Räume bis hin zu aufwändigen Deckenmalereien und farbigen Glasfenstern, die durch den Einfall der Sonne farbige Schatten an Säulen und Wänden hinterlassen. Die verschiedenen Skulpturen aus Holz und Gestein, die Gemälde. Jede einzeln künstlerisch gestaltete Tür. Die Farbverläufe an den Treppenaufgängen. Die frischen Blumen in fast jedem Raum. Alles das macht das Goetheanum zu einem großen ganzheitlichem Erlebnis auf vielen Ebenen, eine Atmosphäre, die ihresgleichen sucht.

Hier ist eine Galerie mit Eindrücken. Nicht alle Bereiche sind zum Fotografieren freigegeben.

Weitere Gebäude auf dem Gelände

Das wirklich Faszinierende war für mich zu erkennen, wie sich die einzelnen Gebäude einerseits harmonisch in das Gesamtbild der Umgebung einfügen und andererseits auch ihre Bestimmung nach außen tragen. Allen voran das Heizhaus: Die Flammenform um den Kamin herum, zwei Kuppeln dem Goetheanum zugewandt, inmitten passender Begrünung.

Das Heizhaus

Das Gärtnerhaus

Das Trafohaus

Die Kolonie und die Umgebung

Im Laufe der Jahre wurde immer mehr Wohnraum, auch sozialer Wohnraum, Gäste- und Studentenunterbringungen, geschaffen und architektonisch passend umgesetzt. So kann man heute auf vier verschiedenen Architekturpfaden auf dem „Hügel“ wandern und staunen. Was mir besonders gut gefallen hat, war auch der gemeinsame Raum von Mensch und (Nutz-) Tier. Auf den Grünflächen der Siedlung trifft man Kühe, Schafe und Esel an.

Das alles ohne Führung? Literaturtipps und was sonst noch zu beachten ist

Wir sind einfach losgezogen, haben gestaunt und entdeckt. Begleitet haben uns insbesondere drei verschiedene Bücher, die alle unsere Fragen beantwortet und uns zu verschiedenen Zielen geführt haben. Die Titel lauten:

(Quellennachweis und Werbung, da Verlinkung. Ich bekomme keinerlei Provision für diese Verlinkung, möchte aber in diesem Blogbeitrag gern den Glomer Buchversand unterstützen.)

Öffnungszeiten beachten

Das Goetheanum war von 9 – 20 Uhr geöffnet (Stand Oktober 2022) und man kann selbst herumgehen. Manche Bereiche werden allerdings beaufsichtigt und sind dann nur zu bestimmten Zeiten zugänglich. Hier der Link zu den Besichtigungszeiten.

Führungen werden generell samstags angeboten, mit etwa einer Woche Vorlauf kann man auch an anderen Tagen eine Führung nachfragen. Am besten eine Anfrage per Email schicken!

Interesse geweckt?

Also ich war sicherlich nicht zum letzten mal in Dornach, denn einerseits gibt es noch so viel zu entdecken. Andererseits hat mir dieser Ort gut getan. Ich fühlte mich sehr zufrieden und ausgeglichen und habe auch viele neue Inspirationen bekommen.Schreibt gern auch Eure Erfahrungen oder Fragen in die Kommentare.

Die ersten Ferien des neuen Schuljahres

Die Herbstferien haben in diesem Jahr sehr, sehr früh begonnen. Obwohl schon richtig viel in der ersten Schulzeit passiert ist, fühlte ich mich aber gar nicht wirklich ferienreif. Gut so! Denn der nächste Abschnitt bis zu den Weihnachtsferien hat es wieder in sich. Darum bin ich gerade sehr froh, noch einmal auf schönen kurzen Reisen abschalten zu können, bei gar nicht mal so leerem Akku.

Neue Klasse 1, Basar und Weihnachtszeit

Nach den Ferien geht es gleich wieder mit vollem Programm los: Besonders freue ich mich schon wieder auf die anstehenden Gespräche mit den Eltern und Kindern der neuen ersten Klasse. Die ersten Aufnahmegespräche führe ich gemeinsam mit meiner Kollegin. Anschließend werden die Eltern und Kinder zu einem großen Aufnahmetag eingeladen, an dem das ganze Klassenlehrer-Kollegium mitwirkt und sich alle Familien auch untereinander kennenlernen können. Dazu gibt es viele Infos für die Eltern und die Kinder dürfen auch schon einmal für einen Tag Schulkind sein. Das ist also eine sehr intensive Zeit.

Ich werde über das Thema Schulreife, Vorschuljahr und Ankommenszeit auch hier auf meinem Blog noch so einige Beiträge schreiben und hoffe auch, Gastautor:innen gewinnen zu können. Es wird wie gewohnt dazu auch praktische Tipps, kleine Spiele und Checklisten geben.

Im November finden Sankt Martin und endlich auch wieder unser Herbstbasar statt. Dann beginnt in der Schule die stimmungsvolle Vorweihnachtszeit zwischen dem Adventsgärtlein und dem vierten Advent.

Was meine Klasse im nächsten Quartal macht

Bis Weihnachten stehen die Vertiefung der Bruchrechnung, eine weitere Grammatikepoche in Deutsch sowie die erste Geschichtsepoche „Die alten Kulturen“ an. Hier machen wir auch mindestens einen schönen Ausflug, vielleicht sogar zwei.

Was ich gerade jetzt mache

Jetzt gerade in diesem Moment sitze ich mal wieder in der Bahn. Nach einer wunderschönen Paar-Woche in Hamburg reise ich nun noch einmal allein bzw. treffe mich mit einer lieben Freundin für ein paar Tage in der Schweiz. Wir wollen u.a. das Goetheanum besuchen.

Reisen und Planen

Das ist doch das beste Ferienprogramm. Neues sehen und erleben, in Austausch kommen, mit Abstand und ganz in Ruhe den nächsten großen Schul-Abschnitt planen.

Was Euch auf meinem Blog erwartet

Auf jeden Fall noch mehr Nachhaltigkeit im Schul- und Familienalltag, dazu eine bunte Mischung aus weiteren pädagogischen Themen, Praxisideen und Inspirationen. Seid gespannt! Ich freue mich über eine weiterhin stark wachsende Leser:innenschaft (und Hörer:innen meiner Podcasts) und nehme auch Eure Wünsche und Anregungen gern auf.

Eine Vertrauensübung für die ganze Klasse: Die Schatzkarte

Jedes Kind der Klasse kann über jedes andere Kind der Klasse etwas Positives sagen. Umgekehrt wird jedes Kind der Klasse von jedem beliebigen Mitschüler und jeder Mitschülerin – auch von denjenigen, mit denen man nicht näher befreundet ist- etwas Gutes über sich und die eigenen Stärken lesen. Das habe ich meiner Klasse zugetraut und dies war dann auch eine Erfahrung, die die Kinder in der vergangenen Woche gemacht haben. Die kleine Vertrauensübung „Schatzkarte“ kam bei den Kindern gut an und somit möchte ich sie Euch gern auch einmal vorstellen.

Gemeinsames Gespräch zur Vorbereitung

Ich habe die Klasse zu dieser Übung hingeführt, indem ich den Kindern sagte: Ich weiß, ich kann mich darauf verlassen, dass in meiner Klasse jedes Kind etwas Gutes über jedes andere Kind sagen kann – egal, ob befreundet oder nicht. Jeder Mensch hat viele verschiedene Seiten und Stärken. Wir kennen uns alle so gut, dass wir bei jedem verschiedene Stärken sehen können. 

Als nächsten Schritt gab es ein allgemeines Brainstorming. Welche Qualitäten, welche Stärken können wir in unserer Klasse insgesamt finden?

Ich sammelte alles an der Tafel – und zwar wortwörtlich. Es ist wichtig und wertschätzend, die Antworten nicht umzuformulieren, treffendere Begriffe zu finden oder dergleichen. Ich habe jede Aussage genau so aufgeschrieben, wie sie von dem jeweiligen Kind gesagt wurde. 

Die Durchführung

Für diese Vertrauensübung habe ich eine „Schatzkarte“ vorbereitet, die an den Linien geknickt wird wie ein Falzflyer: Zuerst die rechte Seite auf die Mitte, danach die linke Seite. In der linken Spalte ist ein Feld für den eigenen Namen vorgesehen. Nach der Beschriftung wanderte die Schatzkarte in eine Art großen Lostopf zum Mischen.

Runde 1

Alle gefalteten Karten wurden verteilt und dann zunächst geschaut, ob es auch nicht die eigene Karte war. Zum Glück kam dies nicht vor. Nun konnte an das jeweilige Kind gedacht werden, dem die Schatzkarte gehörte und die erste Stärke in eine der Schatzkisten eingetragen werden. Anschließend wurden die Karten wieder geschlossen und neu vermischt.

Runden 2 und 3

Diese verliefen wie Runde 1. Nur hatten wir uns vorgenommen, dass drei verschiedene Kinder die Schatzkisten füllen sollten (und dass auch drei verschiedene Dinge dort zu lesen sein sollten). Daher konnte man sich jetzt nicht nur melden, wenn man die eigene Karte erwischt hatte, sondern auch, wenn man bereits eine Schatzkiste auf dem frisch erhaltenen Blatt gefüllt hatte. Dies kam hin und wieder vor und war schnell behoben.

Die Rückgabe der Schatzkarten

Dann war der spannende Moment gekommen. Es gab die gefüllten Schatzkarten zurück. Die Spannung war groß – und auch die Freude über das Ergebnis: Jedes Kind konnte sich positiv über jedes andere Kind der Klasse äußern und eine Stärke finden. So hielt am Ende jedes Kind schwarz auf weiß eine Rückmeldung von Mitschüler:innnen in den Händen. Dadurch wurde insgesamt auch die Klasse wieder etwas stärker.

Freebee für Euch

Hier sind die Schatzkarten auch für Euch zum kostenlosen Download:

Bitte achtet auf eine gute, vertrauensvolle Vorbereitungszeit und spürt im Vorfeld genau ab, ob sich jedes Kind darauf einlassen kann, so dass es auch ein „Happy End“ für alle wird. Schwelende Streitereien müssen zuerst bearbeitet werden. Wenn man so weit ist, dass man die Schatzkarten-Vertrauensübung machen kann, ist es schon zu diesem Zeitpunkt ein sichtbarer Meilenstein.

Die Montagsmärchen sind wieder da

Die 8. Staffel „Märchen mit Klang“ ist am Donnerstag mit der Michaeli-Geschichte „Ritterkraft in mir“ gestartet. Ab heute geht es mit den Montagsmärchen weiter. „Zwergenmützchen“ nach Ludwig Bechstein macht den Anfang.

Kreative Pause

Mit der diesjährigen Zeugniszeit begann eine längere kreative Pause meines Märchen-Podcasts „Märchen mit Klang“ – und mit dem beginnenden Herbst setzte sogleich die Märchenstimmung wieder ein. Dies bemerke ich nicht nur an mir selbst, sondern es zeigen auch die Nachfragen meiner Hörer:innen und die wieder deutlich steigenden Hörer:innenzahlen in der Podcast-Statistik, dass die Zeit für eine neue Staffel gekommen ist. So möchte ich danke sagen für Eure Treue!

Was erwartet Euch in Staffel 8?

Es wird wieder eine Mischung aus seltenen schönen Märchen zum Kennenlernen, bekannten Märchen zum Erinnern und auch eine herbstliche Fantasiereise steht auf meinem Episodenplan. Lasst Euch überraschen.

Wie gewohnt, werden die Märchen reizarm und ruhig erzählt, ohne vielfach verstellte Stimme, zusätzlichen Soundeffekten etc. Lediglich natürliche Klanginstrumente kommen wohldosiert zwischendurch zum Einsatz. So hoffe ich, Euch und Euren Lieben eine entspannte Märchenzeit zu bereiten.

Auftakt an Michaeli

Die neue Staffel begann diesmal nicht an einem Montag, sondern am Michaeli-Tag, der dieses Jahr auf einen Donnerstag fiel. Meine selbst geschriebene Geschichte „Ritterkraft in mir“ war und ist nicht nur im Blog nachzulesen und als Download verfügbar, sondern kann auch ganz in Ruhe, mit Klangschalen begleitet, im Podcast angehört werden. Zu Beginn der Episode spiele ich übrigens das Michaeli-Lied „Wenn ich groß bin“ auf der pentatonischen Flöte.

Ritterkraft in mir

Erster Märchenmontag seit längerer Zeit

Ab heute könnt Ihr wie gewohnt an jedem Montag ein neues Märchen hören. Den Auftakt macht „Zwergenmützchen“ nach Ludwig Bechstein.

Zwergenmützchen

Ein Müller hat drei Söhne und eine Tochter. Für seine Söhne hat er nur Gemeinheiten über, während seine Tochter bevorzugt wird. Eines Tages beschließen die Söhne, die Zwerge in den grünen Bergen aufzusuchen, denn diese haben Nebelkäppchen, mit denen sie sich unsichtbar machen können. Der Älteste zieht los, ein solches Zwergenmützchen zu stibitzen, kommt aber nicht zurück. Die Zwerge nehmen ihn gefangen. So ergeht es auch dem zweiten Bruder. Zuletzt macht sich dann der jüngste Bruder auf den Weg….

Ich wünsche Euch eine schöne, herbstliche Märchenzeit.

Ritterkräfte in der Unterstufe und Vertrauen in der Mittelstufe

Auch in diesem Jahr habe ich mir wieder mit viel Freude Dinge für Michaeli überlegt und mit meiner Klasse den bevorstehenden Tag geplant. Wir sind ja jetzt schon in der Mittelstufe angekommen. Meine neue Michaeli-Geschichte ist allerdings für den Einsatz Unterstufe gedacht und passt auch wieder zu dem Drachenfußspuren-Spiel. Meine Klasse wird hingegen eine besonders schöne Vertrauensübung machen.

Eine sinnige Geschichte: Ritterkraft in mir

Hier geht es auch darum, dass manche Ängste und Sorgen einfach übernommen werden. Dass man mutig eigene Wege gehen darf und soll. Dass Gefühle gelebt werden wollen und müssen. Und dass man als Gemeinschaft stark ist. Es geht um die Ritterkraft, die in jedem von uns steckt….

In einem kleinen Dorf sind alle Menschen leise, weil man ihnen gesagt hat, in der Nähe schlafe ein gefährlicher Drache in seiner Höhle. Kaum jemand wagt sich vor die Tür. Der Drache könnte aufgeweckt werden und schlimme Dinge anstellen! Dabei scheint noch niemand den Drachen je gesehen zu haben. Doch die Furcht ist groß. Ein kleines Mädchen, das voller Tatkraft und Lebensfreude ist, gerät in Wut darüber, dass es immer so leise sein soll. Aus ihrer Wut heraus weckt sie ihre Ritterkräfte – und die wirken bald ansteckend.

Ihr könnt die Geschichte hier kostenlos downloaden oder ab dem 29.9.22 auch von mir erzählen lassen in meinem Podcast „Märchen mit Klang“ :

Vertrauensübung in Klasse 5: Deine Stärken

In meiner Klasse wird es eine Vertrauensübung geben, die die gegenseitige Wertschätzung erleben und festhalten lässt. Ein inneres Licht, passend zur Mutkerze. Mehr verrate ich an dieser Stelle aber noch nicht.

Meine Michaeli-Wünsche für Euch

Seid mutig und öffnet Eure Herzen, traut Euch und Euren Kindern etwas zu. Ihr habt alle Ritterkräfte und tragt einen großen Schatz in Euch.

Werden die Tage kurz,

werden die Herzen hell.

Über dem Herbste strahlt leuchtend

Sankt Michael!

überliefert*

Waffeln und Mutkerzen an Michaeli

Da wir jetzt ja schon in der Mittelstufe angekommen sind, habe ich meine Klasse gefragt, was sie in diesem Jahr am Michaelitag (noch) gern machen würde. Dabei stellte sich heraus, was wahrscheinlich unsere feste Tradition – auch noch in der Mittelstufe – wird.

Bis zu welchem Alter feiert man eigentlich Michaeli?

Die Mutproben, der Sinnespfad, das Schwerterbacken – all diese schönen Aktivitäten sind in der Unterstufe angesiedelt. Die Kinder leben stark in den inneren Bildern der mutmachenden Geschichte. Üblicherweise wird ab Klasse 5/6 Michaeli dann nicht mehr groß gefeiert, weil die Kinder einfach einen anderen, veränderten Bezug dazu haben. Doch dieses Jahr war in meiner Klasse sogar noch der Wunsch nach Schwertbacken da. Die verschiedenen Backöfen der Schule sind aber für die Unterstufe reserviert. Kein Problem – dann backen wir eben Waffeln im Klassenraum. Und damit es auch Michaeli-Waffeln werden, habe ich mir die Puderzuckerformen einfallen lassen.

So wird`s gemacht

Die Vorlage ausdrucken, Schwert und/ oder Drache ausschneiden, auf die Waffel legen und Puderzucker drum herum streuen.

Hier ist die Vorlage:

Wie man sieht, habe ich beim Ausschneiden die Zacken des Drachen nicht beachtet – es sieht trotzdem wie ein Drache aus 🙂

Mutkerzen

Die Mutkerzen haben wir letztes Jahr als erstmals angefertigt. Das Licht dieser Kerze soll uns durch die dunkle Jahreszeit begleiten und uns an unsere Stärken erinnern. Dazu werden mit Knetbienenwachs verschiedene passende Formen und Figuren gestaltet und an die Kerze gedrückt.

Die Kinder haben sich sehr gewünscht, auch dieses Jahr wieder eine Mutkerze zu haben. So habe ich bereits für jedes Kind eine kleinere Kerze gekauft und für unseren Klassenraum eine große Kerze. An der großen Kerze arbeiten wir gemeinsam, wir behalten Sie über die dunkle Jahreszeit im Klassenraum. Dazu fertigt jedes Kind eine eigene Kerze für die Familie an und nimmt diese mit nach Hause.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir noch weitere Jahre in Folge die Tradition der Mutkerze fortsetzen werden. Ich bin gespannt, wie sich die Klasse entwickelt!

„Ich bin schon fertig. Was kann ich tun?“

Du bist Kind, hast zügig und konzentriert gearbeitet und alle Dir aufgetragenen Aufgaben erledigt. Welche Antwort würdest Du nun gerne hören wollen? Etwa: „Alles klar, hier sind weitere 20 Aufgaben“? oder lieber „prima, nun kannst Du Dir eine für Dich passende neue Aufgabe für den Rest der Zeit auswählen“? – Eine Auswahl aus: Anderen helfen, einen Klassendienst ausführen, eigene Lücken schließen – oder was Dir eben gerade jetzt nach erster getaner Arbeit gut tut. Bewegung, Soziales, individuelle Vertiefung. Ich stelle Euch heute meine Wolke vor. Sie erweitert das Freiarbeitsregal der Unterstufe.

Ein kleiner Rückblick. Wenn es ein bestimmtes Aufgabenpensum zu erledigen gibt, sind manche Kinder aus verschiedenen Gründen immer etwas schneller fertig und andere brauchen wiederum aus ebenso verschiedenen Gründen mehr Zeit. Mal liegt es an der Konzentrationsfähigkeit und Ablenkbarkeit, mal daran, wie das individuelle Arbeitstempo ist oder schlicht und ergreifend, ob die Aufgaben leicht fallen und Spaß machen.

Das Freiarbeitsregal der Unterstufe

In der Unterstufe hatte ich für diesen Fall ein kleines Regal mit verschiedenen Üb-Aufgaben: Von Einmaleins- und Knobelaufgaben über Lesetexte bis hin zu Mandalas durfte in diesem Fall etwas ausgesucht werden für die restliche Zeit der Arbeitsphase. In der Mittelstufe gibt es inzwischen noch mehr Möglichkeiten, auch an Sozialformen und eigenverantwortlichen, mitdenkenden Aufgaben, die nun nicht mehr angeleitet werden müssen. So entstand die Idee der „Wolke“.

Reflexion: Was brauche ich jetzt?

An dieser Stelle wird nicht mehr vorgegeben, was als nächstes zu tun ist, sondern die Kinder dürfen sich selbst einmal wahrnehmen und danach handeln: Was brauche ich gerade? Die Wolke bietet verschiedene Möglichkeiten.

Bewegung: Manch einer möchte erst einmal ein wenig leise herumlaufen. Prima, die Gießkanne kann doch gleich mitgenommen und die Pflanzen der Klasse gepflegt werden! Oder die Tafel kann gewischt werden.

Mehr davon: Haben die Aufgaben Spaß gemacht, darf es selbstverständlich gern auch einen „Nachschlag“ geben.

Wer braucht Hilfe: Kinder lernen auch, indem sie anderen helfen oder Hilfe von anderen Kindern bekommen. Ist man sich einig, darf auch in einer ruhigen Arbeitsphase gern ein bisschen persönlicher Kontakt untereinander stattfinden.

Lücken schließen: Nicht immer gelingt es Kindern, alle Aufgaben vollständig zu erledigen – aus welchen Gründen auch immer. Nun kann man eigenverantwortlich auch die Zeit nutzen und ältere Lücken schließen, vielleicht auch einmal das Heft eines anderen Kindes dazu ausleihen.

Außerdem: Zeitmanagement

Wieviel Zeit ist überhaupt noch übrig und wie lange würde es brauchen, wenn ich jetzt anfange, die Tafel zu wischen? Lieber noch schnell meine Stifte anspitzen oder das Etui aufräumen?
Auch diese Überlegungen spielen im Zusammenhang mit der Wolke eine Rolle und sollen während dieser kleinen Leerläufe bedacht werden. So lernt sich in scheinbaren „Leerlaufzeiten“ doch nebenbei eine ganze Menge.

Umsetzung: Wolke + Wäscheklammern

Die Wolke hängt einfach an der Pinnwand und wenn man eine Aufgabe von ihr übernimmt, hängt man die Klammer mit der Aufgabe einfach an die kleine „erledigt“-Wolke.

So behalten wir einfach die Übersicht. Es steckt also keine große Bastelaktion dahinter (was man natürlich auch gern machen kann). Das Wichtigste ist: Die Kinder nehmen die Aufgaben gern an. Wenn sie selbst noch eine Idee haben, welche Tätigkeiten und Aufgaben ebenfalls passend wären, wird es gern ergänzt. Es lohnt sich also, mitzudenken und die eigene Gedanken auch einzubringen. Die Ideen der Kinder sind sowieso Gold wert!

Sprüche für die schriftlichen Rechenverfahren

Um die schriftliche Division und Multiplikation sicher ausführen zu können, braucht es neben der sicheren Kenntnis des Einmaleins gleich mehrere Rechenschritte. Mit Hilfe dieser beiden Sprüche klappt es mit der Zeit immer besser. Es handelt sich um Überlieferungen, z.T. habe ich etwas umformuliert. Erwartet keine große Dichtkunst, aber vielen Kindern hilft es. Die Sprüche gibt es als Kärtchen zum Download. Ich wünsche viel Erfolg!

Die schriftliche Division

Die schriftliche Multiplikation

Sprüche zum Download

Hier sind sie. Einfach ausdrucken und beidseitig auf Pappe kleben oder laminieren.

Die ersten Herbsttage schmecken schon

Regen, Erntezeit und Kerzen – an diesem Wochenende waren wir seit Langem mal wieder viel im Haus und haben es uns so richtig gemütlich gemacht: Mit Tee, Gesellschaftsspielen und Köstlichkeiten, die es so nur im Herbst gibt: Kürbissuppe, Apfel-Pflaumen-Crumble und Zucchinikuchen. Da es auf Instagram viele Nachfragen zum Crumble gab, teile ich hier einmal das Rezept.

Haferflocken-Dinkel-Crumble

Ja, es ist süß und sowas von lecker. Macht aber auch satt.

Hier das Rezept in Bildern:

Ich wünsche guten Appetit!

PS. Weitere Rezepte für einen leckeren Herbst findet Ihr hier:

Eine Klassenfahrt ohne Programmbausteine

Nun haben wir die zweite Klassenfahrt geschafft und blicken zurück auf eine Woche voller Abenteuer. Auch für diese Fahrt wurden mir Programmbausteine vor Ort angeboten, ich habe aber darauf verzichtet und selbst organisiert. Ein Rückblick.

Kurzfristige Entscheidung

Der Wunsch nach einer weiteren Klassenfahrt war zum Ende des vierten Schuljahres bei den Kindern sehr groß und wurde nahezu täglich nachgefragt, sodass ich mich nach einiger Zeit und mit Blick auf den Kalender entschloss, doch noch für diesen Sommer unsere zweite Fahrt zu planen. Wer weiß schon, ob und wie es mit weiteren Einschränkungen im Schulbetrieb weitergeht im Herbst?! Diesmal sollte es dann also an die Nordsee gehen, doch ich war nicht allein mit meiner Idee. Fast alle Jugendherbergen waren bereits ausgebucht und nach stundenlangen Telefonaten konnte ich doch noch einige Zimmer in einer Jugendherberge an der Nordsee ergattern. Sie war nicht meine erste Wahl, aber ein guter Kompromiss, um die Fahrt stattfinden zu lassen.

Ich stellte auch eine Anfrage an die Bahn bezüglich einer Gruppenreise, denn ich war in der Vergangenheit schon oft mit Klassen im Zug unterwegs und fand dies sehr komfortabel. Die erhöhten Spritpreise hatten zudem die Buskosten weit nach oben getrieben.

Dann kam das 9-Euro-Ticket

Die gebuchte Jugendherberge war hervorragend über den Nahverkehr (einmal umsteigen in Münster) zu erreichen und auch vor Ort in der näheren Umgebung sehr gut im ÖPNV angebunden, was dann durch die Einführung des 9-Euro-Tickets unser Reisebudget deutlich veränderte. Im Nahverkehr kann man eh nicht reservieren, dafür waren wir vor Ort aber auch besonders mobil ohne weitere Kosten.

Als ich die Angebotsbausteine der Jugendherberge erhielt, stellte ich dann fest, dass wir bei eigener Organisation nicht nur flexibler mit den Zeiten waren, sondern auch vor Ort mehr unternehmen konnten. Wir konnten uns schlichtweg mehr Aktivitäten leisten und die Auswahl vor Ort war groß. Der Gedanke, mich und die Kinder nicht komplett an vorgegebene Terminpläne zu binden, sondern die Fahrt diesmal passend für meine Klasse gestalten zu können, ließ mich dann ein eigenes Programm planen.

Mehr Ausflüge waren möglich

Ich habe viele Tage lang recherchiert, gerechnet und geplant. Was ist vor Ort möglich? Welche Termine sind noch frei? Wie gut passt es in mein Gesamtkonzept? Da taten sich viele Möglichkeiten auf und finanziell war ja auch mehr machbar, als beim Einkauf von Programmbausteinen für Gruppenfahrten.

Auf dem Elternabend fragte ich ab, ob es große Bedenken bezüglich Schifffahrten gäbe und dem stand soweit nichts im Wege. Allerdings waren einige Kinder noch nie mit einem größeren Schiff gefahren, was zu bedenken war. Außerdem wollte ich den Kindern lieber nach dem Frühstück noch etwas Zeit zum freien Spielen einräumen, als mit Mahlzeiten und Programmpunkten zu eng getaktet zu sein. Ein Blick auf den Gezeitenplan und bald stand dann unser Plan für eine schöne Woche.

Das war unser Programm

  • Tag 1: Anfahrt und Ankommen in der Jugendherberge, Erkunden er Umgebung rund um die Jugendherberge
  • Tag 2: Stadtbesichtigung mit Hafenrundfahrt (erste Schifffahrt auf ganz ruhigem Gewässer) und Eisessen
  • Tag 3: Fahrt zur Insel Borkum mit dem Katamaran, ein Strandtag am Wattenmeer. Für die Fahrt mit dem Katamaran buchte ich mit geringem Aufpreis sogar das Panoramadeck, bei dem die Kinder eine gute Sicht und ggf. auch Tische zum Spielen und Malen hatten.
  • Tag 4: Der Seehunde-Tag. Zuerst wurde informiert und geforscht an der Seehundaufzuchtstation Norddeich, anschließend ging es auf einem Kutter zu den Seehundbänken, wo die Kinder sehr nah und intensiv die Tiere in freier Natur beobachten konnten.
  • Tag 5: Heimreise. Hier ergab sich spontan noch ein weiteres Erlebnis: Zwei sehr nette Lokführer zeigten meiner Klasse das Cockpit des Zuges und als die Fahrt losging, durfte ein Schüler sogar die Durchsage dazu machen.

Pro und Contra

Es war nicht das erste Mal, dass ich eine Fahrt komplett selbst organisiert habe und so wusste ich letztes Jahr auch sehr genau, was ich habe, wenn ich mich auf Programmbausteine verlasse. Hier eine Zusammenfassung:

Wie beschrieben, sind die Vorteile die große Flexibilität: Ich habe die Zeiten herausgesucht, die Ausflüge aufeinander abgestimmt und dabei darauf geachtet, dass es nicht zu viel und dennoch abwechslungsreich wurde – ganz mit Blick auf die Klasse. Diesmal gab es halb auch deutliche finanzielle Vorteile, die einfach mehr möglich gemacht haben.

Was anstrengend ist: Ich stehe immer in der Organisationsverantwortung und bin Ansprechpartnerin für alles und jeden. Zudem sind beispielsweise Teamtrainings mit Externen auch insofern interessant, als dass man als Lehrperson auch sehr gut mal in eine Beobachterrolle schlüpfen kann und nicht immer selbst „drin steckt“. Wenn Teamer meine Klasse anleiten und nicht ich selbst, hat auch dies eine Qualität für die pädagogische Arbeit.

Außerdem sind Programmbausteine oft bewährte Konzepte von Menschen, die mit allen Begebenheiten vor Ort vertraut und dort gut vernetzt sind. Aus der Ferne online zu buchen, hatte auch ein gewisses Risiko. Dennoch passiert auch Unvorhergesehenes, wenn man etwas Festes plant. So ist das Leben.

Fazit

Mit Blick auf meine Klasse und auf diese Fahrt würde ich es genau so wieder tun! Unsere zweite Klassenfahrt war in meinen Augen sehr gelungen – auch, weil genügend Möglichkeiten da waren, die Tage nach der jeweiligen Tagesform der Klasse spontan auszurichten. Ob unsere nächste Fahrt allerdings wieder selbst organisiert wird oder ich ganz klassisch Programmbausteine buche, hängt im hohen Maße davon ab, was die Klasse zu dem gegebenen Zeitpunkt braucht und wie ich dies pädagogische am besten umsetzen kann: Durch zeitliche Flexiblität, gemeinsame Prozesse und Ziele. Aber eines gilt für jede Fahrt:

Was Kinder auf Klassenfahrten lernen,
lernen sie auch nur auf Klassenfahrten!

Wir haben viele Abenteuer gemeinsam erlebt, waren füreinander da und konnten uns auf eine starke Gemeinschaft verlassen. Man konnte vielfach zusehen, wie Kinder über sich selbst hinausgewachsen sind und an Selbstvertrauen gewinnen konnten – auch wenn dafür manche Anstrengung nötig und manche Grenze gefühlt wurde. Ich bin stolz auf meine Klasse!