Klassenspiel, Sozialkunde und ein ganz besonderer Rückblick

In der aktuellen Folge unseres Podcasts „Kaffee, Kreide, Morgenspruch“ berichtet Dustin von seinem großen Theaterprojekt, Nadine vom Unterricht in zwei Klassen und als wahres Highlight blickt Hannah Stratenberg auf ihre Schulzeit zurück.

Hannah ist ihren Weg trotz doppelter Hürde gegangen. Sie erzählt, was es bedeutet, als Kind mit Lernschwächen im Bereich Lesen, Rechtschreiben und Mathematik Tag für Tag einen Schulalltag zu meistern. Was ihr geholfen hat, was schwierig war – und was sie rückblickend gerne weitergeben möchte.

Die lange, aber sehr hörenswerte Podcastfolge findet Ihr direkt hier.

Neues Jahr, neue Themen

Liebe Leserin, lieber Leser! Ich wünsche Euch ein gesundes, glückliches und schönes neues Jahr! Und so melde ich mich zurück aus der kreativen Blogpause, übrigens mit großer Podcast-Laune.

Das Thema High Needs

Es gibt da dieses Thema, das mich schon sehr lange beschäftigt: Es geht um High Needs. Um Kinder, die mit besonderen Gaben und Begabungen geboren wurden. Sie brauchen keine Diagnose, sie sind einfach wie sie sind – und dennoch ist der Alltag für sie immer wieder voller ungeahnter Hindernisse.

High-Need-Kinder haben Wahrnehmungsbegabungen, intellektuelle Gaben oder ein ausgesprochen großes Bedürfnis nach neuen Lern- und Erfahrungsfeldern (Scanner-Kinder). Mit diesen Themen habe ich mich beschäftigt und beschäftige mich noch immer. Schließlich gibt es in jeder Schulklasse durchschnittlich 3 – 5 Kinder mit High Needs, auch in meiner Klasse und in denen, die ich unterrichte. Ich selbst bin übrigens (aber das wusstet Ihr schon lange) ein Scanner. Deswegen bin ich Waldorflehrerin. Und zwar nicht „nur“, sondern „auch“.

Der Elternflow

Mit vielen Eltern- und Alltagsaufgaben in Balance zu bleiben, das ist der Elternflow (ich nenne es so). Und gerade Eltern von High-Need-Kindern haben hier aus verschiedenen Gründen auch so ihre Hürden zu meistern. Ich habe für mich die Elternmeditation, verschiedene Yogaübungen und eine Tages- und Wochenstruktur gefunden, die mir seit Jahren diesen Flow bewahrt. Auch hier möchte ich gern Impulse weitergeben.

Neuer mini Podcast

Und so habe ich den mini Podcast „Im Elternflow mit High Needs“ gestartet, der heute einfach mal an den Start gegangen ist. Da er noch so frisch ist, dauert es noch eine Weile, bis er bei allen Podcast-Anbietern zu hören ist.

Daher ist hier der erste Link zum mini Podcast

Und Kaffee, Kreide, Morgenspruch?

Die nächste Folge erscheint noch im Januar und wieder haben wir eine ehemalige Schülerin meiner Schule zu Gast. Sie wird über ihre Schulzeit sprechen, die durch Legasthenie und Dyskalkulie auch mit besonderen Herausforderungen verbunden war.

Im Februar nehmen Dustin und ich dann wieder live auf der Didacta in Köln auf (wir sind sehr motiviert, dass es diesmal mit der Soundqualität besser klappt!). Am Tag zuvor darf ich noch einen Impulsvortrag auf der Bundes-Elternrats-Tagung der Waldorfschulen halten. Mein Thema lautet „Lernen ist Begegnung“.

Neue Publikationen

Auch hier steht einiges an. Unter anderem erscheint im März ein weiteres Kartenset im Don Bosco Verlag „30 Klang-Yoga-Bildkarten – Körperwahrnehmung mit Kinderyoga“. Das Set ist sogar jetzt schon vorbestellbar.

Was für ein Start

So kann das Jahr gleich gut losgehen, auch schulisch warten einige Aufgaben auf mich.
Ich wünsche Euch allen ein ebenso ereignisreiches Jahr!

Klangroutine: Bewegung zwischendurch

Ein kleines, einfaches Bewegungsspiel vor der Arbeitsphase? Ja, gerne! Im bewegten Klassenzimmer geht es besonders unkompliziert. Man braucht dazu nur die Bänkchen und ein pentatonisches Glockenspiel. Routine Nr. 2 #10tage10klangroutinen

Auf geht`s

Die Kinder stehen vor ihren Bänkchen und hören zu, wo sie hingehen sollen:

  • hinter das Bänkchen
  • auf das Bänkchen
  • rechts neben das Bänkchen
  • links neben das Bänkchen
  • unter das Bänkchen

Dann werden die sieben Töne gespielt. Mit dem letzten Ton sollen alle Kinder an dem vorgesehenen Platz sein.

Im besten Fall wählt ein Kind den nächsten Ort aus, spielt eigenständig das Glockenspiel und reicht es an das nächste Kind weiter.

Stufe 2

zu den verschiedenen Orten kommen noch Varianten wie:

  • sitzen
  • stehen
  • liegen
  • hocken
  • knien
  • auf einem Bein …..

Was bringt die Übung?

  • das Glockenspiel lässt das Zeitfenster wahrnehmen
  • die Bewegungsabläufe schulen die Orientierung im Raum
  • In der schülerzentrierten Variante wird die Selbstwirksamkeit gefördert
  • und natürlich Koordination, Aufmerksamkeit sowie aktives Zuhören.

Und wenn ich nur ein diatonisches Glockenspiel habe?

Dann entferne einfach die Klangplatten der Töne c und f.

Ich wünsche viel Freude mit dem kleinen Bewegungs-Snack!

Ich betreibe diesen Blog für Euch werbefrei und auf eigene Kosten. Daher würde ich mich sehr freuen, wenn Ihr über meine Shop-Links einkauft oder bei Thalia sogar Klassensätze bestellt, denn teilweise bekomme ich eine Provision, die ein Teil der Kosten deckt. Vielen Dank!

Klangroutine: Zur Ruhe führen

Man kennt es: Gerade nach Pausen ist die Klasse noch miteinander beschäftigt und betritt ausgelassen den Raum . Die Lautstärke beim Ankommen ist oft richtig hoch. Wer da halbherzig hineinruft oder kraftvoll auf die Klangschale schlägt, um sich „Gehör zu verschaffen“, muss sich nicht nur unnötig anstrengen, der Stresspegel steigt schon spürbar zu Stundenbeginn. Hier hilft das Gegenteil.

Wer`s hört, wird leis´

Lautstärke begegnen wir am besten mit ganz leisen Klängen und Präsenz im Raum. So nimmt man alle Kinder wahr und um die leisen Klänge gut hören zu können, muss nunmal gelauscht werden. Während Du also aufmerksam mit Deiner Klangschale herumgehst und sie bedächtig anschlägst, schaust Du Dich um, wer Dir schon Gehör schenkt (es ist besser, Gehör geschenkt zu bekommen, als es „sich zu verschaffen“, oder?)

Dieses Kind darf als nächstes herumgehen, leise spielen und auch die Klangschale weitergeben an aufmerksam Zuhörende.

Die Ruhe stellt sich von ganz allein ein

Du brauchst also lediglich Gelassenheit, Präsenz und eine Klangschale – schon ist Dein erstes Klangritual angelegt. Bereits am zweiten Tag freuen sich schon die ersten Anwärter:innen auf die Klangschale.

#10Tage10Klangroutinen

Sehr gern weise ich an dieser Stelle hin auf das von mir als Autorin verfasste Kartenset
„30 Klangschalenspiele für Entspannung und Körperwahrnehmung“, erschienen 2o22 im Don Bosco Verlag.

Freude an Klängen und Spiel

Übungen und kleine Routinen mit Klang zu versehen, kann den Alltag mit Kindern wirklich bereichern – sowohl in der Schule, als auch zu Hause. Ich möchte in den nächsten Tage zehn Spiele und Übungen vorstellen, bei denen man mit kleinen Mitteln für viel Freude sorgt.

Ihr werdet überrascht sein, wie einfach die Dinge sein können. Gerade die Übergänge zwischen den verschiedenen Unterrichts- oder Tagesphasen lassen sich so gut und sinnvoll nutzen.

In den nächsten Tagen lernt Ihr kennen:

  • Was die Füße mit der Konzentration zu tun haben
  • Dass man Lautstärke nicht durch Lautstärke zur Ruhe führt (eigentlich kein Aha-Erlebnis)
  • Wie man überall ein bisschen Klang und ein bisschen Bewegung einstreut, was das Miteinander entspannt und die Konzentration fördert.

Mit von der Partie sind

  • Die Klangschale
  • Das pentatonische Glockenspiel
  • Das selfmade-Miniglöckchen
  • Die kleine Kalimba
  • Die Klangkugel
  • Die Djembé
  • Die Zimbeln

10 Tage lang jeden Tag eine kleine spielerische Übung

(Hier wird am Ende ein YouTube-Zusammenschnitt eingefügt.)

Ich betreibe diesen Blog für Euch werbefrei und auf eigene Kosten. Daher würde ich mich sehr freuen, wenn Ihr über meine Shop-Links einkauft oder bei Thalia sogar Klassensätze bestellt, denn teilweise bekomme ich eine Provision, die ein Teil der Kosten deckt. Vielen Dank!

Sieben gute Gründe für eine Klassenfahrt mit der Bahn

Wie bequem ist es doch, direkt vor der Schule in einen Reisebus einzusteigen, um dann von Haustür zur Haustür, direkt zur Jugendherberge gebracht zu werden. Selbstverständlich, nachdem alle aufeinander gewartet und sich in Ruhe verabschiedet haben. Auch größere Gepäckstücke können so transportiert werden, es kommt nicht auf die Zweitjacke, die Gummistiefel oder den Fußball an. Und wie unbequem erscheint dann das Bahnreisen? Mit dem Risiko der Verspätung und Ausfälen, dem begrenzten Gepäck, dem Treppensteigen am Bahnhof, dem Umsteigen? Hier meine guten Gründe, warum sich der Aufwand auf jeden Fall trotzdem lohnt.

Schon oft habe ich mit dem ÖPNV Tagesausflüge oder Klassenfahrten geplant. Jedenfalls bin ich mit allen meinen drei Klassen auf diesem Wege gereist und weiß es bis heute sehr zu schätzen. Es ist lebenspraktisch, nachhaltig und kostengünstig.

Photo by Febi Ariyanto on Pexels.com

1. Nachhaltig Reisen

In den IC-, EC- und ICE-Zügen reist man innerhalb Deutschlands bereits seit 2018 mit Ökostrom. Insgesamt ist aber auch das Reisen mit dem Nahverkehr umweltfreundlicher als die Fahrt mit einem extra für uns gecharterten Reisebus. Ein Thema, das auch der Klasse durch die Nutzung der Bahn präsenter ist.

2. Städte, Regionen und Landschaften

Klar, man sieht auch durch die Fenster eines Reisebusses, wie man auf der Autobahn durch die Landschaft fährt. Doch es gibt viele schöne Bahnstrecken durch Landschaften, die auch mal etwas abgelegener sind. Insgesamt kann man schon kostentechnisch weiter reisen und verschiedene Landschaftsformen und Regionen sehen.

3. Zeitplanung

Will man einen Zug erwischen, muss man pünktlich sein und genau vorausplanen, wie man rechtzeitig zum Bahnhof kommt. Trödeln beim Umsteigen? Besser nicht….

4. Problemlösung

Ja, ich habe auch schon mit Klassen Züge verpasst. Dabei gingen auch schon reservierte Plätze flöten. Einmal hätten wir sogar fast eine Fähre deswegen verpasst. Da heißt es dann: Gemeinsam das Problem lösen. Eine alternative Verbindung finden, vielleicht sogar ein anderes Verkehrsmittel. Die Erfahrung am Ende: Wir sind trotzdem angekommen.

5. Kostengünstiger

Der Knaller war natürlich im letzten Jahr unsere Klassenfahrt an die Nordsee mit dem 9-Euro-Ticket. Aber auch sonst kann man durchaus auch einmal fernere Ziele ins Auge fassen, denn Gruppenreisen sind sehr erschwinglich.

6. Selbständigkeit

Wenn ich mit einer Schulklasse im Zug unterwegs bin, muss ich mich schon sehr auf jedes einzelne Kind verlassen können. Jedes Kind muss das eigene Gepäck im Blick haben – und zwar schon zum Zeitpunkt des Packens, damit das zu tragende Gewicht nicht zu viel wird. Aber auch der Anschluss an die Gruppe muss von jedem Kind gewahrt werden. Wir bleiben stets zusammen und achten aufeinander, wir melden uns, wenn wir unseren Platz verlassen oder gehen gleich abgesprochen in Begleitung.

7. Geduld und Spiel

Eine Bahnfahrt braucht Geduld. Meine Klasse geht vorbereitet auf die Bahnfahrt. Die Kinder planen genau, wie sie die Dauer der Fahrt überbrücken. Beim Bahnfahren lässt sich die Zeit auch viel besser durch Lesen, Malen oder Spiele überbrücken, da man oftmals einen schönen Tisch zur Verfügung und auch seltener mit Übelkeit (etwa durch Kurven) zu tun hat.

Wie die diesjährige Bahnfahrt – quer durch die Republik – geklappt hat, erfahrt Ihr übrigens schon bald in unserem Podcast „Kaffee, Kreide, Morgenspruch“!

Kleiner Hinweis in eigener Sache: Dieser Blogartikel ist unbeauftragt und ein Erfahrungsbericht.

Lernen in Beziehung: Eine kleine Übung

Zur Vorbereitung einer neuen Woche oder eines neuen Tages ist es nicht nur wichtig, die bevorstehende Zeit mit Inhalten, Arbeitsaufträgen und Erlebnissen zu füllen, sondern ganz besonders auch mit Beziehung und guten Gedanken.

Empathie- und Perspektivübungen gibt es so einige. Manche entschleunigen dabei auch Dich. Eine kleine Übung möchte ich einmal vorstellen und freue mich auch über Eure Erfahrungen.

Neue Woche, neuer Tag

Bewege ganz bewusst diesen Gedanken:

☀️für Kinder fühlt sich so ein neuer Tag ganz anders an als für uns Erwachsene ☀️

Versetzen wir uns daher für einen Moment in die Kinder hinein und denken an sie:

〰️ da sind Spiele, die fortgesetzt werden wollen

〰️ da ist das Auf-sich-zukommen-lassen von Tagesstruktur, mit Gefühlen von ängstlich bis eifrig

〰️ da sind so viele Lern-, Erlebnis- und Fantasiewelten

〰️ neben den Geschehnissen des frühen Tages, die bereits verarbeitet werden müssen

So stoppt für einen Moment auch Euer eigenes Gedanken- und Organisationskarussell, dafür spürt Ihr ganz bewusst, dass sich beim Gedanken an die Kinder im Herzen einiges rührt.

Ich wünsche Euch einen schönen Tag und eine schöne Woche!

Ferienfolge Kaffee, Kreide, Morgenspruch

In diesem Jahr gibt es wieder eine Ferienfolge in unserem Waldorflehrerpodcast „Kaffee, Kreide, Morgenspruch“.

Das diesjährige Schuljahresende und ein ganz besonderer Gast

Dustin und ich haben über die letzten Schultage gesprochen: Dustin hat von seiner Klasse ein ganz besonderes Geschenk bekommen und meine vorherige Klasse wurde mit dem Abitur verabschiedet. Umso passender ist es, dass unser Gast Alina Heer als Ehemalige „meiner“ Schule erzählt, wie es für sie nach dem Abitur weiterging.

So viel vorab

Alina ging durch den Rosenbogen an ihrem ersten Schultag, um dort liebevoll von ihrer Klassenlehrerin empfangen zu werden. Mit dem Abiturzeugnis in der Hand hat sie nach 13 Schuljahren die Schule wiederum durch den Rosenbogen verlassen. Seitdem ist viel passt: Alina hat in Regelstudienzeit ein Ingenieurstudium absolviert, einen tollen Job gefunden und ist bereits zweifache Mutter. Ob sie für ihre Kinder auch die Waldorfschule wählen würde? Auch das haben wir gefragt.

Überall, wo es Podcasts gibt

Ihr kennt es: Kaffee, Kreide, Morgenspruch ist überall zu finden, wo es Podcasts gibt und natürlich auch über meinen Blog.

Zur Ferienfolge

Wenn Euch der Podcast gefällt, freuen wir uns über Euer Abo und viele schöne Bewertungssterne.

Wir wünschen viel Spaß beim Zuhören!

Sommerferien: Der Abstand nach dem Schuljahresendspurt

Wieviel Abstand brauchst du, wenn Du kräftemäßig an Deine Grenzen gestoßen oder sogar über sie hinaus gegangen bist? Der diesjährige Schuljahresendspurt hatte es für mich in sich, da kam vieles in konzentrierter Form zusammen, sowohl schulisch als auch privat (zwei nahestehende Todesfälle innerhalb weniger Wochen am Schuljahresende). All das hat viel mit mir gemacht. Nun lerne ich daraus – aber erstmal braucht es Abstand, um sich sortieren zu können. Und selbst dieser ist in diesem Jahr ganz besonders.

Das Happy End

Jedes Schuljahr soll für alle Beteiligten im Guten enden. So, dass wir uns feiern für viele neue Meilensteine und fröhlich in die Ferien gehen. So, dass wir aber auch wissen, was die nächsten Schritte sind, für die wir in den Ferien neue Kräfte sammeln und auf die wir zuversichtlich zugehen. Manchmal nehmen wir am Schuljahresende auch Abschied, vorzugsweise natürlich auch im Guten.

Das sind also alles Wünsche, die wir uns selbst erfüllen können, aber nur als Gemeinschaft im Ganzen. Mein Optimismus für ein Happy End hat in diesen letzten Schultagen – sagen wir es mal so – zumindest etwas gewackelt. War doch vieles sehr kräftezehrend. Doch ich wurde von den Kindern und einigen Eltern meiner Klasse überrascht. Jedes Kind hatte am letzten Schultag eine Rose für mich, einige Familien auch noch persönliche Feriengrüße. Es gab ein leckeres Klassenfrühstück voller Delikatessen. Viele Eltern haben beim Klassenumzug geholfen, sodass wir sehr schnell fertig wurden und sogar noch genügend Zeit hatten, gemeinsam einen mitgebrachten Kuchen nach getaner Arbeit zu snacken.

… und der Weg dorthin

Wie so ein Schuljahr am Ende für eine Klasse ausgeht, daran wirken viele Menschen mit; Eltern, Lehrende und die Kinder selbst. Wobei wir Klassenlehrer:innen natürlich den Hut aufhaben und den Überblick bewahren müssen. Dieser Hut ist nicht immer leicht, aber ich trage ihn auch nach Jahren sehr gerne – selbst wenn er zwischendurch mal etwas ramponiert wird und dann neu herausgeputzt werden muss.

Was dieses Jahr besser geklappt hat:

  • Ich habe mir eine neue Struktur für das Zeugnisschreiben überlegt, die sich als wirklich effektiv erwiesen hat und im neuen Schuljahr weiter ausgebaut wird.
  • Ich habe erstmals eine Klassenaktion, die Olympiade, auf den Beginn des neuen Schuljahres verschoben – und damit im vorhandenen Schuljahr nicht wie geplant abgeschlossen. Normalerweise hätte ich es durchgezogen, um einfach alle Vorhaben zu beenden und ohne „Altlast“ zu starten. Diesmal hat aber die Vernunft gesiegt und ich bin mir sicher, dass es mit neuer Energie ein schönes Fest zum Auftakt des neuen Schuljahres wird. Dieser Schritt, die Olympiade zu vertagen, hat mich große Überwindung gekostet, jetzt ist es aber okay, auch für die Kinder. Es fühlt sich also nicht nach Altlast an.

Woran ich jedes Jahr zu knabbern habe und wofür ich noch immer eine Lösung suche:

  • ich kann meine Zeugnistexte nur schwer loslassen. Immer wieder lese und formuliere ich in ihnen herum, bis zur letzten Minute. Ich fühle mich so betriebsblind!
  • Ebenso ist es mit den Zeugnissprüchen. Ich liebe es, sie zu schreiben – und beim Verfeinern wird es wiederum schwierig mit dem Loslassen. Ich „teste“ zwar die Zeugnissprüche in den Wochen vor Schuljahresende und lese jeden Tag der Klasse aus meinem Zeugnissprüchebuch vor. Dabei nehme ich wahr, ob und wie die Sprüche bei den Kindern ankommen. Dieses Jahr habe ich mehrere Sprüche verworfen und komplett neu oder anders geschrieben. Gleichzeitig habe ich aber auch noch nie so viele passende Aquarelle zu den Sprüchen bekommen. Was für eine schöne Verbindung!
  • Ich schaffe es fast nie, vor dem Klassenumzug nochmal in Ruhe auszumisten. Das geschieht erst beim Einräumen der neuen Klasse und ist im Grunde so viel unnötige Arbeit – dieses Einpacken und Mitschleppen des Überflüssigen.

Jetzt ist aber erst einmal Abstand angesagt

Der Ferien-Tapetenwechsel steht jetzt an: Viele Ausflüge, Aktivitäten, Besichtigungen, neue Orte, Zeit zum Schreiben und für Podcastproduktionen …dieses Jahr führen mich die Ferien an manche besondere Orte meiner Jugend zurück – und meine Kinder erleben diesen Teil von mir, den sie nur aus meinen Erzählungen kannten.

Das ist ein ganz besonderer Abstand nach einem ganz besonderen Schuljahresende. Ich werde noch mit einer kleinen Blog-Reihe auf das vergangene Schuljahr zurückblicken. Alles so nach und nach, ganz im Ferienmodus.

Ich wünsche allen Leser:innen einen schönen Sommer und freue mich, wenn Ihr ab und zu hier lest.

Die Qualität des Klassenzimmers

Gerade in Zeiten, in denen viel passiert, ist deutlich zu spüren, was an nicht Sichtbarem mit ins Klassenzimmer gebracht wird und was nicht. Und was so ein Klassenraum alles zur Qualität des Miteinanders beiträgt.

Wie geht´s uns denn heute?

Nicht alles wird (sogleich) offen ausgesprochen, doch jeder Schultag beginnt mit der allgemeinen Wahrnehmung: Wie ist unsere Stimmung heute in der Klassengemeinschaft? Müde Augen, Gekicher, vertiefte Gespräche, Rückzug mit und ohne Kapuze auf dem Kopf, freundliche Grüße untereinander… in dem Moment des Hereinkommens wird manch Unsichtbares sichtbar.

An vielen Tagen stehe ich morgens an der Klassenzimmertür und begrüße ich die Kinder einzeln. Ihr „Guten Morgen“, dieser mini Moment, zeigt schon Vieles: Blickkontakt, Stimme, Körperhaltung. Die vielen Einzeleindrücke sind der erste Teil unseres täglichen Miteinanders.

An Tagen mit früher Aufsicht bin ich hingegen oft die Letzte, die den Raum betritt, da unsere liebe Helferin die Kinder dann schon einmal hinein lässt. Wenn ich dann ankomme, trete ich bereits in eine Gesamtstimmung ein, aber ohne Einzelwahrnehmung.

Was ich lieber mag? Mir persönlich liegt es sehr, jedes einzelne Kind einmal kurz wahrzunehmen – auch in Fachstunden, soweit dies möglich ist.

Was sich so zeigt

Eine typische Situation: Wenn ich ein Kind zuvor am Treppenaufgang angelehnt stehen sehe und es noch sehr zurückgezogen und verträumt wirkt, dann aber mit dem Hereinkommen ins Klassenzimmer regelrecht aufwacht, wird spätestens klar: Dieser Raum bedeutet etwas. Hier sind wir unter uns, miteinander vertraut, der Klassenraum ist auch ein Schutzraum. Diese Szene spielt sich morgens vielfach ab.

Und was außen vor bleiben kann und darf

Manchmal kommt es vor, dass man als Lehrerin über familiäre Veränderungen informiert wird mit der Bitte, einen guten Blick auf das jeweilige Kind zu haben. Dies sind sehr hilfreiche Elterngespräche für den Umgang im Schulalltag. Sie helfen, ein Kind in einer besonderen Lage zu sehen und zu verstehen, wenn es selbst noch nicht in Worte fassen kann oder möchte, was gerade geschieht.

Doch kann es aber auch ebenso vorkommen, dass man die angesprochenen Veränderungen an dem Kind erst einmal wenig bemerkt – eben, weil es in der Klassengemeinschaft noch andere Themen gibt und Familienstress tatsächlich außen vor gelassen wird. Oder andersherum fragen sich Eltern, warum ihr Kind eigentlich so wenig von der Schule erzählt. Höchstens mal was aus der Pause.

Farbige Wände

Viele Menschen schmunzeln über die farbigen Wände in Waldorfschulen. Doch sie tragen auch dazu bei, dass Erleben von „drinnen“ und „draußen“ sicht- und spürbarer zu machen.

Klassenraum mit Wohnzimmeratmosphäre?

Es darf sich schon nach Arbeit und Arbeitsplatz anfühlen – bei aller schöner Deko, die wir ja auch pflegen. Manche Sitzordnungen sind auch schnell veränderbar – zu Gruppentischen, mit Platz für Gesprächskreise ohne Tisch dazwischen. Warum nicht. Hat man einen festen Raum, kann man ihn einrichten und gestalten, wie es für die Lerngruppe am besten passt.

Unterricht mit offener Tür?

Viele mögen es, ich in kein Fan. Eben weil ich unseren Klassenraum als Schutzraum mit all seinem Lern-, Arbeits- und Gemeinschaftsthemen gern abgrenzen möchte von dem großen Ganzen, das auch noch um uns herum ist.

Sicherlich kann es durchaus auch vorkommen, dass die Kinder sich in Arbeitsphasen auch außerhalb des Raumes einen ruhigen Winkel für kleine Gruppenarbeiten suchen dürfen. Dann bleibt die Tür für diese Zeit auch geöffnet. Aber grundsätzlich lebt in unserem Klassenzimmer ein vertrautes „Unter uns“. Und viele Dinge bleiben auch dort.

Klassenumzüge

Meine Klasse ist in ihrem jeweiligen Klassenraum regelrecht beheimatet. Und doch beginnt jedes Schuljahr mit einem neuen Raum, der gemeinsam ergriffen wird für alles Neue, was da kommt (neue Wandfarbe inklusive 😉 ). Gemeinsam wird gestaltet, erlebt, gelernt – wieder eine Jahrgangsstufe weiter. Es dauert nicht lange und der Raum wird „unser“ Raum. Natürlich findet auch Unterricht in Fachräumen statt. Dann sucht die Klasse die Lehrperson auf und nicht andersherum. Was natürlich auch kein Problem ist.

Doch das, was die Klassenlehrer:innenzeit ausmacht: Die Bezugsperson, der eigene Raum, das gelebte Miteinander – es braucht eben diese vier Wände. Dort hängen die Kunstwerke und Arbeiten der Kinder, die Klasseninfos, dort hat jedes Kind ein eigenes Fach und einen festen Platz.

Bald ist es übrigens wieder so weit: Wir packen unsere Sachen zusammen und der nächste Klassenumzug wartet… Die Kisten werden gepackt, der neue Raum besichtigt, geplant, geräumt. Abschied und neues Ankommen, wie in jedem Sommer. Wir freuen uns darauf.

Bewegtes Klassenzimmer

Hierzu gibt es einen eigenen Blogartikel, schaut mal vorbei!