Innere Bilder, aus der eigenen Vorstellungskraft entsprungen, sind Balsam für die Seele. Deswegen ist das Reich der Fantasie, das in jedem Menschen und besonders den Kindern lebt, ein sehr kostbares, schützenswertes Gut.
Unsere Innenwelt wird schnell durch eine steigende Vielzahl von Reizen und Einflüssen verdrängt. Was haben Kinder nicht alles zu verarbeiten. Insbesondere Bilder, die auf sie gewirkt haben, sie aber noch gar nicht richtig „verdauen“ können, bleiben ihnen lange im Gedächtnis und verschwinden nur allmählich vor dem inneren Auge. Damit wird auch ihre Fantasie gehemmt. Dabei ist Fantasie so gesund und heilsam.
Schafft man also mehr Raum für die Entstehung innerer Bilder, hat dies auch eine gesunde Wirkung auf das seelische Gleichgewicht. Im Schulalltag haben wir hierfür den täglichen „Erzählteil“, der die Kinder dazu einlädt, in Geschichten, Märchen, Sagen und Legenden einzutauchen. Die meisten Kinder lassen sich auch sehr gern darauf ein.
Bekommen Kinder allerdings bestimmte vorherige Eindrücke und Bilder nicht aus ihrem Kopf, zeigt sich das dann unter Umständen auch durch Unruhe beim Zuhören oder auch beim späteren Spielen. Wenn dann eben durch Handlungen und Bewegungen überfordernde Bilder nach außen gelangen. „Spielen ist eine Tätigkeit, die man gar nicht ernst genug nehmen kann“, meinte übrigens auch Rudolf Steiner. Doch zurück zur Fantasie.
In meinem Podcast „Märchen mit Klang“ möchte ich einen weiteren Raum für diese Bilder schaffen. Begleitet von wohltuenden, natürlichen Klängen, soll ein kleiner innerer Rückzugsort entstehen. Märchen wirken ebenso weit im Seelischen. Dies ist aber ein eigenes, großes Thema. Bei diesem Artikel geht es mir insbesondere um die Fantasiereisen, die ich ja auch einmal im Monat aufnehme. Die Fantasiereise für den Januar erscheint in Kürze.
Über Fantasiereisen
Fantasiereisen sind längst vom Wellness-Sektor als Mittel der Entspannung entdeckt worden. Auf dem Markt gibt es inzwischen eine Vielzahl von Fantasiereisen, leider auch mit erheblichen Qualitätsunterschieden. Sie werden arglos vorgelesen oder abgespielt, weil sie als Fantasiereise ja gut sein müssen. Doch bitte bedenkt bei der Auswahl und Durchführung von Fantasiereisen mindestens diese drei Dinge:
- Der Raum für innere Bilder ist heutzutage begrenzt wie nie. Jede Fantasiereise ist deshalb eine große Chance! Ist das dargestellte Bild eine liebevolle Szene, in der man sich wirklich sehr wohl fühlt und in der man seine Fantasie im wahrsten Sinne spielen lassen möchte?
- Es braucht gar nicht häufig wechselnde Fantasiereisen. Wiederholung ist gefragt, nicht nur bei kleinen Kindern. Je häufiger und intensiver man in ein vertrautes Bild eintauchen kann, desto detaillierter lässt es sich innerlich ausgestalten und erleben.
- Führe eine Fantasiereise nur durch, wenn sie einen geschützten Rahmen haben kann. Damit meine ich: Ist genug Zeit auch im Nachgang vorhanden? Eine Fantasiereise sollte kein Punkt unter vielen auf dem Tagesplan sein und wenn der Tagesplan voll ist, legt eine Fantasiereise am besten an die letzte Stelle. Nach ihr darf und soll Ruhe einkehren, am besten sogar die Nachtruhe. Ist das nicht möglich, sollte zumindest im Anschluss noch Zeit sein, um im Stillen für sich noch ein Bild zu malen oder zu betrachten, Handarbeiten usw. Nach einer Fantasiereise sollte man es also im Idealfall ruhig und künstlerisch angehen lassen und insbesondere auch den Straßenverkehr meiden.
Wie der Titel meines Beitrages schon sagt, haben harmonische Fantasiebilder auch eine heilende Wirkung im Seelischen. Fantasiereisen sind daher nicht nur gern wählte Mittel im Entspannungs- und Wellnessbereich, sondern auch bei psychotherapeutischen Ansätzen.
Ich hoffe, ich konnte ein Bewusstsein und eine Sensibilisierung dafür schaffen, wie wichtig die Auslebung der Fantasie für Klein und Groß ist und dass diese eigenen, inneren Bilder geachtet und geschützt werden sollten. Für Kinder wünsche ich mir: Weniger Medienaction von außen, mehr eigene, innere Bilder.