Viele, viele Bücher und das Internetsind voll mit Planungshilfen, -werkzeugen und Tipps für die Unterrichtsplanung. Doch so ein Schulalltag lässt sich meiner Meinung nach erst so richtig planen, wenn die Lehrperson mit den Kindern und dem Geschehen in der Klasse verbunden ist.
Sich einlassen
Erst, wenn man tief verbunden ist und sich einlässt, kann man einen echten Plan für die Kinder entwickeln. Man erkennt, was sie gerade brauchen, um beim Lernen einen Schritt weiter zu kommen. Nein, vorab muss man sehen, welcher Schritt überhaupt ansteht. Kurz- und langfristige Ziele verfolgen.
Entwicklung sehen
Wenn Kinder und Lehrer:in jahrelang miteinander in Beziehung stehen, können die Entwicklung und die Möglichkeiten eines jeden Einzelnen am besten gesehen werden. Manches braucht tatsächlich einen Zeitraum über Jahre. Gut, dass wir acht Jahre haben!
Wer gestaltet den Lehrplan?
Unser Waldorflehrplan gibt bestimmte Inhalte vor, in Verbindung mit den allgemeinen Entwicklungsschritten der Kinder. Es hat seinen Grund, warum bei uns in der vierten Klasse die Bruchrechnung eingeführt wird und nicht in der sechsten Klassen wie allgemein üblich. Es hat aber auch seinen Grund, warum es im ersten Schuljahr fast das ganze Jahr dauert, bis beim Lesen und Schreiben alle Buchstaben und Doppellaute an die Kinder herangetragen werden.
Und inmitten dieser „allgemeinen Stoffverteilung“ stehen nun wir Lehrer:innen und haben dabei so einigen Freiraum, den Lehrplan an unsere Klassen heranzutragen – und nicht umgekehrt. Die Kinder gestalten also meine Epochenpläne unbewusst mit, denn die Auswahl von passenden Methoden, richtigen Zeitpunkten und Dauer von Unterrichten treffe ich mit Blick auf die Klasse.
Kinder kennenlernen
Hauptsächlich wird man natürlich im Schulalltag mit den Kindern vertraut, in der Interaktion und Beobachtung – beim gemeinsamen Tun, aber auch in ruhigen Eigenarbeitsphasen. Als Klassenlehrer:in ist man hier Ansprechpartner:in Nummer 1. Doch auch bei Hausbesuchen lernen wir unsere Schüler:innen und ihre Familien näher kennen und so weitet sich der Blick. Eine Berührung mit dem kindlichen Schicksal findet statt.
Am Ende des Tages
….entwickelt man nicht nur einen Plan, sondern sieht eine ganz besonders große Aufgabe.
Wie viele Wörter hat die deutsche Sprache? In Duden finden sich rund 150.000 Stichwörter, aber mit den verschiedenen Wortformen, „eingedeutschten“ Wörtern aus anderen Sprachen sowie sich stets wandelnden Wortkreationen wird die Zahl der deutschen Wörter laut Schätzungen drei bis viermal so groß sein. Und doch findet man Listen mit Wörtern, die besonders häufig verwendet werden. Ich habe 100 dieser Wörter, darunter einige Fehlerwörter, zu Lernkärtchen zusammengesetzt und mit meiner Klasse spielerisch die Rechtschreibung verbessert.
Die Vorarbeit: Zehn am Tag
Oft sind es kleine Wörter: Konjunktionen, Präpositionen, Pronomen usw. Wann schreibt man „im“, wann „ihm“? Begriffe wie „Fahrrad“ oder „vielleicht“ sind Fehlerquellen. Man schreibt den „Morgen“ groß, die Zeitangabe „morgens“ aber klein. Die deutsche Sprache hat so manche Tücken.
Jeden Tag und mit nur wenigen Minuten Zeitaufwand habe ich meiner Klasse zehn dieser Begriffe diktiert und anschließend an die Tafel geschrieben. Dabei konnten die Kinder sich selbst überprüfen und wurden bei der Nachbesprechung auf Fehlerpunkte aufmerksam. Zehn Wörter am Tag lassen sich gut üben – und damit dauerhaft Fehler vermeiden.
Nach 10 Tagen und 100 Wörtern wurden dann die Wörterkärtchen gebastelt, die Ihr auch hier auf dem Bild seht. Man kann sie auf Tonpapier kleben, viele Kinder haben sie aber auch laminiert.
Wie übt man nun diese Wörter, von denen viele einzeln nicht viel Sinn ergeben. Begriffe wie „Fahrrad“, „vielleicht“ oder „bisschen“ lassen sich besser üben als Wörter wie „als“, „geht“ oder „sah“. Die brauchen meist einen Gesamtzusammenhang. Daher gab es zu diesen Wörtern während des Homeschoolings in Klasse 3 auch schon eine tägliche Übung mit Mini-Diktaten (Eduki-Link hierzu).
Jetzt üben wir sie aber noch gezielter, ohne Sätze drum herum, sondern ganz im Fokus – und das, ohne sie reihenweise hintereinander zu schreiben. Es klappt sehr gut, die Erfolge stellen sich ein und daher stelle ich Euch diese Spiele hier gern einmal vor. Sie eignen sich auch sehr gut für LRS-Kandiat:innen.
Wörter Bingo
Die Kinder bekommen ein Spielfeld und tragen in die 16 Felder 16 beliebige Wörter unserer Sammlung ein. Dazu dürfen sie auch die Lernkärtchen verwenden. Auf diesem Wege lesen sie die Wörter besonders häufig, so dass sie sich einprägen.
Sind die Felder ausgefüllt, kann es losgehen. Ich wähle meinerseits beliebige Wörter dieser Liste aus, sage sie den Kindern und sie schauen dann, ob das Wort auf ihrem Kärtchen zu finden ist. Ist dies so, umkreisen sie es mit einem Buntstift.
Ich schreibe meinerseits das Wort noch einmal an die Tafel, so dass wir eine Liste bekommen und Doppelungen vermeiden. Zugleich sehen die Kinder nochmals das geschriebene Wort. Sie sollen dabei auch selbst ihre Schreibweise überprüfen.
Wer zuerst drei der genannten Wörter in einer Reihe hat (horizontal, vertikal oder diagonal), hat ein „mini Bingo“ und darf dies in die Klasse hineinrufen. Ich lasse dann meine kleine Tischklingel stürmisch klingeln 🙂 und schaue mir auch schnell das Kärtchen an. Bei vier Wörtern in einer Reihe ist es übrigens ein „maxi Bingo“ oder „big Bingo“.
Ein „über“ zu viel – die Kinder achten streng auf Doppelungen.
Übrigens habe ich dieses Bingospiel bereits in Klasse 1 eingeführt, nachdem wir schon die meisten Buchstaben kennengelernt hatten. Die Kinder haben dann einfach Großbuchstaben ihrer Wahl in die Felder eingetragen und ich habe Wörter gesagt, z.B. „Apfel“ – dann mussten sie in ihrer Liste das A suchen – oder „König“ , dann war das K gesucht. Allerdings hatten die ersten Bingofelder nur 3×3 und 3×4 Felder. Ich habe dann für mich die genannten Wörter mitgeschrieben.
Dies ist eine Partnerarbeit, die ich auch gern zu Beginn der Mathe-Übstunde spielen lasse, die Grundidee stammt von Hendrik Simon . Aber dazu gleich mehr.
Auch bei diesem Spiel werden nacheinander Felder besetzt, bis man vier Felder in einer Reihe hat. Doch es darf nur gesetzt werden, wenn man ein diktiertes Wort richtig geschrieben hat. Ist es falsch geschrieben, ist das gewünschte Feld für diese Runde blockiert, das Kind darf aber an einem anderen Feld nochmals sein Glück versuchen.
Durch unsere Lernkärtchen und auch das Wörterbuch ist die Schreibweise der Wörter überprüfbar – und soll auch selbst überprüft werden.
In Mathe stellen sich die Kinder gegenseitig Einmaleins-Aufgaben. Es ist einfach praktisch für alle Dinge, die geübt werden müssen und als Partnerarbeit sehr geeignet.
Auch hier habe ich das Spielfeld als Download für Euch. Ich habe es in der Schule auf halbe Größe kopiert, so dass zwei Spielfelder auf ein DIN A4 Blatt passen. Je 2 Kinder benötigen dann ein Spielfeld.
Das anspruchsvollste Spiel ist das Wörter TicTacToe. Hier wird auch wieder in Partnerarbeit und abwechselnd ein Wort gesucht, dessen Anfangsbuchstabe zuvor ausgelost wird. Möchte man setzen, muss man ein für das Feld passendes Wort richtig aufschreiben. Drei gewonnene Felder in der Reihe sind das „TicTacToe“.
Kategorien und das Beispiel „K„
Anlaut: „König“
Verb: kaufen
Anlaut + tz in der Mitte: Katze
3 Silben: Ker-zen-wachs
Laut in der Wortmitte: Pauke
Anlaut + ck in der Mitte: Kicker
Endlaut: Stock
2 Silben: Ki-wi
Nomen: Kapitän
Das Spielfeld zu unserem Wörter TicTacToe kannst Du hier downloaden:
Zu guter Letzt ein sehr beliebtes Spiel für alle Rosina-Fans und die, die es noch werden 😉
Das Spiel kann man ab Klasse 2 gut spielen. Der Schwierigkeitsgrad ist ja beliebig ausbaubar: Von einfachen über schwierige Wörter, bis hin zu ganzen Redewendungen.
Kraftspender nutzen und bewahren, Kräftezehrendes im Blick behalten. Die Schultage sind momentan wenig planbar, die Terminkalender voll. Da ist es wichtig, Freiräume zu erhalten und die festen Haltepunkte des Tages bewusst wahrzunehmen.Darüber sprechen Dustin und ich in der Februar-Folge von Kaffee, Kreide, Morgenspruch.
Zeit für mich am Morgen
Es zeigte sich, dass wir da schon grundverschieden sind und doch gelingt es uns beiden recht gut, auf unsere eigene Weise mit den Kräften zu haushalten. Dustin findet seinen Ausgleich im Sport, bei mir sind es Meditation und Routinen. Ich stelle Euch hier einmal Tagesbeginn und -abschluss vor.
Me-Time am Morgen
So startet mein Tag. Dies habe ich mir angewöhnt, als meine Kinder noch sehr klein waren und habe es bis heute beibehalten: Vor allen anderen Familienmitgliedern aufzustehen, in Ruhe zu duschen, zu frühstücken (ich bin ein Frühstücksmensch) und noch einmal ganz in Ruhe meine Pläne für den Tag durchzugehen. Das verschafft mir eine gewisse innere Ordnung trotz vielerlei Dinge, die dann im Laufe des Tages noch meine spontane Reaktion erfordern.
Seelenübung „Rückwärts denken“ am Abend
Meditation hat auf verschiedene Weise bei mir einen Platz im Alltag. Die Routine, die ich hier und im Podcast vorstelle, ist eine meditative Übung, wie sie auch zur Stärkung der Seelenkräfte von R. Steiner angeregt wurde. Sie gefällt mir sehr und ist zu einer guten Gewohnheit geworden. Es geht darum, dass Seeleninhalte, die durch äußere Dinge auf uns einwirken, von einem anderen Gesichtspunkt aus wahrgenommen werden. Es ist wiederum ein Moment der inneren Ordnung.
Dabei geht man in Gedanken die Erlebnisse des Tages nacheinander durch und zwar chronologisch „rückwärts“, also von abends schrittweise bis zum Aufstehen am Morgen des Tages.
Kaffee, Kreide, Morgenspruch
Wir unterhalten uns also über Freiräume und Haltepunkte, unsere aktuellen Unterrichte und erstmals ist unsere neue Rubrik „Waldorf stellt sich vor“ an der Reihe. Den Anfang macht „meine“ Schule, die Freie Waldorfschule Hamm. Zu Gast war mein Kollege Horst Konrad, der viel über die Geschichte unserer Schule und ihre Besonderheiten erzählt hat.
Meine Klasse ist im 4. Schuljahr. Was das Lesen und Schreiben betrifft, sind die 2. und 3. Klasse entscheidend. Nachdem die Buchstaben in Klasse 1 bildhaft und mit Geschichten eingeführt wurden, die den Laut hinter dem Buchstaben deutlich heraushören ließen, sollten Bild und Klang ab Klasse 2 dann verinnerlicht sein. Es setzt allmählich eine Automatisierung ein und Bücherwürmer kommen auf ihre Kosten.
In eben diese Zeit fielen in unserem Fall lange Lockdowns und Phasen des Wechselunterrichtes. Viele Kinder haben nun gern zu Hause gelesen, so ihre Lesefähigkeit stärken und das Lesen deutlich festigen können – Lesen lernen dauert laut einer schwedischen Studie übrigens 5.000 Stunden. Voller Stolz berichten mir meine Vielleser immer wieder, welche großen Werke der Kinderliteratur sie bereits in kürzester Zeit verschlingen. Das freut mich natürlich sehr und so steht es auch ganz fest auf dem Jahresplan, dass wir einmal gemeinsam die große Bibliothek in der Stadtmitte besuchen werden.
Andererseits gab und gibt es auch Kinder, die eher das Lesen und Schreiben meiden, da es für sie ein großer Kraftakt ist. Oder würdest Du gern Bücher lesen, wenn Du Dich so anstrengen musst wie beim Lesen dieses Bildes?
Welchen Vorteil haben gute Leser und Rechtschreiber?
Wer viel liest, entwickelt einen besonderen „Blick“ für Wörter und kann mit der Zeit Wörter eben wie Bilder auf einen Blick erkennen. Ist ein Wort also im Gedächtnis wie ein Bild abgespeichert, müssen nicht mehr die einzelnen Buchstaben oder Silben zusammengezogen werden, sondern die Wörter sind im Ganzen blitzschnell und vor allem Sinn entnehmend abrufbar.
Beim Schreiben hat man die Wortbilder dann wiederum als Ganzes vor dem inneren Auge. Daher sind gute Leser und Schreiber nahezu mühelos in der Lage, Texte abzuschreiben auch ihre eigenen Fehler beim Durchlesen zu finden. Sie haben somit insgesamt ein ausgeprägteres Gefühl für die richtige Schreibweise und erkennen am Aussehen des Geschriebenen, ob vielleicht ein Fehler enthalten ist. Gezielt üben müssen sie hingegen dafür kaum – das Lesen von Lieblingsbüchern ist die wesentliche Übung und damit sehr komfortabel.
Kinder, die aber diese Fähigkeiten (noch) nicht ausgebildet haben, orientieren sich am Klang der Wörter und dieser „zeigt“ ihnen nicht, wie das korrekt geschriebene Wort aussehen muss. So müssen auditive Schreiber jedes Wort innerlich nachhören und von den Einzellauten auf die Buchstaben und Silben schließen. Das führt oft dazu, dass sie ein und dasselbe Wort mitunter auf verschiedene Weise schreiben und trotz viel gezielter Übung ihre Lese- und Schreibfähigkeiten nur sehr langsam verbessern. Es gelingt daher auch häufig nicht, beim nochmaligen Durchlesen mögliche Fehler zu finden.
Was deutet auf ein Schreiben nach Gehör hin?
Da gibt es zum einen die „klassischen“ Verwechslungen wie e/ä, d/t, g/k, b/p, f/v, zum anderen wird die Groß- und Kleinschreibung auch nach Jahren nur schwer verinnerlicht. Schwierigkeiten bereiten auch die Endungen -ig/lich oder Wörter mit Dehnungs-h oder i/ie.
Wann ist eine LRS-Diagnostik sinnvoll?
Um herauszufinden, ob eine Lese-Rechtschreib-Schwäche vorliegt, sollte man zunächst eine Zeitlang beobachten, ob eine regelmäßige Leseübung zu erkennbaren Fortschritten, auch beim Schreiben, führt und das Kind auch mit eigenen Worten wiedergeben kann, was es gelesen hat. Fällt all dies dauerhaft schwer, braucht ein Kind Unterstützung, die über das reine Üben hinaus geht. Hier gibt es Experten, die auf viele Feinheiten achten, Stolpersteine beim Lernen erkennen und gezielt im Einzelfall helfen können. Damit sollte man dann nicht all zu lange warten, denn Kinder mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche nehmen sehr wohl wahr, dass sie sich für gleiche Leistung mehr anstrengen müssen, ihre Ergebnisse vergleichsweise geringer ausfallen und sie mehr Zeit für ihre Aufgaben brauchen. Da kann selbst in einer allgemein entspannten Lernatmosphäre die eigene Unzufriedenheit wachsen und Motivation verloren gehen.
Was brauchen LRS-Kinder?
In erster Linie brauchen sie Ermutigung, eine gute Lernumgebung und kontinuierliche Förderung. So sollten sich die Kinder in ihrem Lernumfeld wohl und getragen fühlen. Wenn sie bereits zu gehemmt sind, dauert es auch länger, bis die Förderung richtig angenommen wird.
Ein Blick auf später: Nachteilsausgleiche und ihre Formalitäten
In den ersten Schuljahren denkt man zwar oft noch nicht an den Schulabschluss – doch der kommt schneller, als einem lieb ist (als Mama weiß ich, wovon ich rede). Um also in zentralen Prüfungen Nachteilsausgleiche geltend machen zu können, ist es wichtig, nicht nur eine Diagnose über die Lernschwäche – von anerkannter Stelle – vorzulegen, sondern auch erhaltene Förderung bescheinigen zu können.
Weiterhin ist es wichtig – so meine Erfahrungen aus Nordrhein-Westfalen – dass einem Kind bereits eine Zeitlang Nachteilsausgleiche gewährt wurden und diese auch wirkungsvoll waren.
Doch die Bestimmungen rund um die Nachteilsausgleiche ändern sich immer mal wieder und variieren auch von Bundesland zu Bundesland. Daher sollte man sich frühzeitig mit den gültigen Regelungen vor Ort vertraut machen und auch formal gewisse Dinge (vorsorglich) auf den Weg bringen.
Der Rechtschreibung spielerisch begegnen
Zur Einstimmung auf unsere Epoche „Freies Schreiben“ haben wir sehr gern Wort- und Rechtschreibspiele gespielt. Diese sind sowohl für versierte, als auch für noch übende Schreiber:innen interessant. Ich stelle sie Euch in meinem nächsten Blogartikel vor.
In diesem Schuljahr ist der Montag immer gleich der rasante Start in die Woche – das ist schon ganz nach meinem Geschmack, schließlich fing bei mir an einem Montag alles an… Der Gegenpol dazu ist in diesem Schuljahr der Mittwoch, für mich ein kurzer Schultag, an dem ich schon um 12 Uhr meine Unterrichte erledigt habe. Als Tag vor dem langen Donnerstag halte ich ihn mir möglichst frei von Terminen und festen Verpflichtungen.
Zwei gegensätzliche Tage in meinem Wochenverlauf – ich lieb`s
Tag der Komfortzone
Streng genommen unterscheidet sich der Mittwoch gar nicht so sehr von den anderen Tagen. Die üblichen Aufgaben wie Unterrichtsvorbereitungen, Emails, Schulleitungskommunikation – all das findet natürlich auch und im vollen Umfang am Nachmittag statt.
Da ich aber früh zu Hause und bewusst frei von Terminen oder anderen festen Verpflichtungen bin, nehme ich mir an diesem Tag immer wieder kleine, achtsame Pausen und genieße die Besonderheiten dieses Tages. Das beginnt schon damit, dass ich ganz in Ruhe für uns alle kochen kann. Wenn die Kinder dann von der Schule zurückkommen, ist alles fertig für ein gemütliches, gemeinsames Mittagessen. Auch mein Mann hat seine Mittagspause.
Nach dem Essen wieder etwas Arbeit – dann alle elektronischen Geräte an die Seite für eine Tee- und Spielezeit. Weitere Arbeitszeit, dann ein kleiner Spaziergang. Schauen, was an Nachrichten und Emails gekommen ist – dann Querflöte üben und alles für den nächsten Tag packen.
Haltgebende Wochenstruktur
So eine Wochenstruktur ist ja überhaupt nichts Neues und gibt uns allen schon immer Halt. Meist hat man das gar nicht so wirklich wahrgenommen. Wahrscheinlich genieße ich in letzter Zeit den Mittwoch so sehr, weil um mich herum wieder mal alles im Corona-Chaos versinkt und der gewohnt ruhige Tag zu Hause einfach ein Fels in der Brandung ist.
Es ist Januar, ziemlich kalt und ungemütlich draußen – und leider kein Schnee. Dann darf es zumindest im Haus nach frisch gebackenem Hefezopf und leckerem Tee riechen. Ofenwarm auf dem Teller und beim gemütlichen Gesellschaftsspiel kommt dann doch Winterstimmung auf, insbesondere wenn Schneeflöckchen und Schneemänner auf dem Teller liegen.
Ich habe mal wieder einen Hefeteig gemacht, der schnell verknetet ist. Die Ruhezeit von 30 Minuten kann man gut zur Vorbereitung des Spielenachmittags gebrauchen. Dann wird geformt, mit Hafermilch (bei mir statt Eigelb) bestrichen und – je nach Größe – 15 bis 20 Minuten im Ofen gebacken. Während dieser Zeit kann wiederum der Tee gekocht werden und durchziehen.
Holt man die frisch gebackenen Schneemänner aus dem Ofen, sind sie bald lauwarm und können passend zum Tee serviert werden. Ich habe zudem einen kleinen Zopf geflochten, in Scheiben geschnitten und als „Schneeflocke“ auf einen weiteren Teller gelegt.
Das Wochenende war bei mir ziemlich arbeitsreich. Ich habe so Einiges am Samstag geschafft. Diese kleine Leckerei ließ sich ganz „nebenbei“ zaubern und hat uns am Ende eine schöne Spielezeit beschwert. Probiert es gern aus. Hier ist das Rezept:
In Klasse 4 werden die Anforderungen an die Kinder immer komplexer. Die erlernten Fähigkeiten werden nun noch mehr miteinander verbunden. Unsere aktuelle Epoche heißt „Freies Schreiben“ und darüber möchte ich hier berichten. Im Gespräch mit der Klasse haben wir das freie Schreiben mit dem Schwimmenlernen verglichen.
Wassergewöhnung
Sich ganz dem Element Wasser hinzugeben, das gelingt nicht jedem gleich. Viele Kinder müssen sich daran erst noch gewöhnen, obwohl sie Wasser an sich schon immer kennen. Und auch die Buchstaben, Silben, Wörter und Sätze können zu einem regelrechten Meer werden. Wer gern erzählt und sicher schriftliche Aufgaben erledigt, erlebt es nicht unbedingt genauso locker, wenn die gedachten Worte und Geschichten plötzlich zu Papier gebracht werden sollen. Nicht selten kostet es Überwindung, die eigenen Gedanken nicht nur für andere hörbar, sondern auch durch die Schrift sichtbar zu machen. Wie hört es sich an, wenn jemand anderes meine erdachten Sätze ausspricht? Sind alle Wörter richtig geschrieben? Kann überhaupt meine Handschrift gut gelesen werden? Auch das freie Schreiben kostet Überwindung und braucht Mut, wie der erste Sprung vom Beckenrand, das sollte nicht vergessen werden. Da gilt es, zunächst eine einfache Struktur aufzubauen und die Anforderungen übersichtlich zu halten.
Erste Trockenübungen
Hampelmannsprünge am Beckenrand – die Bewegungen werden zunächst außerhalb des Wassers geübt. Und auch die Kinder lernen erst einmal die Buchstaben kennen, schreiben bald erste Wörter ab, nachdem sie sie gelesen haben und können dann auch Wörter nach dem Gehör oder auch schon auswendig aufschreiben. Sie werden an die ersten Rechtschreibregeln herangeführt, die Hörwörter, Nachdenkwörter und Merkwörter. Das ist der erste Schritt.
Mit der Poolnudel ins Wasser
Was draußen am Beckenrad geübt wurde, darf jetzt im Wasser probiert werden. Die Poolnudel gibt dabei noch schützende Sicherheit. Auch beim Schreiben werden die ersten Sätze von der Tafel abgeschrieben und bald darauf Lückentexte eigenständig mit Wörtern gefüllt. Der nächste Schritt ist nun, Fragen mit eigenen Worten in ganzen Sätzen zu beantworten.
Die erste Bahn ohne Schwimmhilfe
Wie aufregend, besonders und frei fühlt es sich an, die erste Bahn allein im tiefen Wasser geschafft zu haben. So erleben auch die jungen Schreiber:innen ihren ersten eigenen Aufsatz:
Die Kinder machen sich Gedanken zu ihrem Thema oder kleine Fantasiegeschichte und diese werden geordnet (hier habe ich mit Postern und Aufsatzkärtchen gearbeitet, siehe unten)
Daraus werden Sätze formuliert
und in Sinnzusammenhang gebracht,
eine erste Gliederung in Einleitung, Hauptteil und Schluss eingehalten
auf die Rechtschreibung geachtet und auch eigenständig ein Schema zur Rechtschreibkorrektur angewandt (Bei uns: Groß-/Kleinschreibregeln, Übung der 100 häufigsten Fehlerwörter – hier auch Material von mir auf Eduki: Übungsheft mit 30 Minidiktaten und der Umgang mit dem Wörterbuch).
Stets wird auch auf ein sorgsames Schriftbild geachtet.
Ja, es sind erst einmal nur kleine Aufsätze und meist nur wenige Sätze. Doch so ist ein solider Anfang gemacht. Sicherheit und Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten werden durch die regelmäßige Übung gewonnen.
Schwimmtraining, Kopfsprung, Wellenbad
Die gewonnene erste Sicherheit ist ausbaufähig. Die Texte werden umfangreicher, die Inhalte nicht nur nach vorhandenem Wissen, sondern auch nach Recherchen erstellt. Es gibt nicht mehr nur einen Aufsatz, sondern ein Gesamtwerk mit kleinen und später größeren Kapiteln.
Paddeln auf dem Fluss, schwimmen im großen Meer
Irgendwann ist die Rechtschreibung erkennbar sicherer, der eigene Korrekturaufwand der Schüler:innen dadurch nicht mehr so groß. Das Formulieren ist geübt, Satzbau und Grammatik ebenso routinierter. Inhalte werden jetzt zunehmend mit recherchiertem Wissen angereichert.
Zurück zum Start
Auch unser Anfang ist gemacht, die ersten Bahnen sind geschwommen, Sicherheit wurde gewonnen und das nächste große Ziel befindet sich bereits in Sichtweite: Ein kleines Tierbuch soll in der Tierkundeepoche selbst geschrieben werden: Startsprung und auf in die ersten Wellen!
Das ganze Material bei EDUKI hat als weitere Themen ein Fest zu planen, das Lieblingsbuch vorzustellen, Haustierwünsche zu durchdenken und Ferienpläne zu schmieden. Es besteht aus fünf Postern und insgesamt 80 Lernkärtchen. Hier die Übersicht:
Stets auf der Suche nach schönen Märchen, habe ich das Märchen „Der Eisbär König Valemon“ aus Norwegen entdeckt. Es hat mir auf Anhieb sehr gut gefallen und gleich nach den Ferien habe ich es in einer Vertretungsstunde erzählt. Auch die Kinder fanden es sehr schön und so hatten wir eine schöne Märchenstunde.
Die Geschichte
Es geht um einen Eisbär, der von einer Hexe verzaubert wurde und um eine Königstochter, die sich nach einem bestimmten goldenen Kranz sehnt. Der Eisbär besitzt diesen Kranz, doch die Königin muss ihn heiraten, um den Kranz zu bekommen. Es vergehen drei Jahre und fast wäre der Zauber gelöst worden. Doch kurz vor Ablauf der Frist muss der Eisbär fort, weil die Königstochter nicht auf ihn und ihren Vater gehört hat. Der Bär muss nun die böse Hexe heiraten und die Königstochter will es mit ganzer Kraft verhindern. Ein märchenhaftes Abenteuer beginnt.
Fundort des Märchens
Beim Lesen auf der Seite maerchenatlas.de bin ich auf dieses schöne Märchen gestoßen und habe es mit auf den Podcastplan für „Märchen mit Klang“ genommen. Es ist ab heute verfügbar.
Mit großer Dynamik hatte vor etwas über 100 Jahren die größte freie Schulbewegung weltweit ihren Ursprung. 1919, ein Jahr nach dem 1. Weltkrieg und inmitten großer gesellschaftlicher Umbrüche, zwischen Kriegsfolgen, Armut und Not, war die Schule eine Antwort auf die Frage, wie Zukunft neu zu gestalten ist. Rudolf Steiners Gedanken einer sozialen Dreigliederung fanden ihre Umsetzung in der Frage, wie eine Erziehung zur Freiheit gelingen kann.
In unserer neuen Folge „Kaffee, Kreide, Morgenspruch“ haben Dustin und ich die geschichtlichen Hintergründe der ersten Schulgründung näher beleuchtet. Zu Gast in unserem Podcast war Nele Auschra. Nele ist eines von sieben Vorstandsmitgliedern des Bundes der Freien Waldorfschulen und für die PR-Arbeit zuständig. Es war ein interessantes Gespräch.
Die Folge ist jetzt online und hier zu hören:
Link und Buchtipp
Wir haben uns auf diese Folge vorbereitet, u.a. über die Waldorf100-Webseite und mit dem Buch „100 Jahre Erziehung zur Freiheit – Waldorfpädagogik in den Ländern der Welt “ von Nana Goebel und Christina Reinthal, Verlag Freies Geistesleben (Buch selbst erworben, unbeauftragte Werbung).
Manchmal mache ich mir lange Gedanken, wie ich ein schönes (neues) Ritual für oder mit den Kindern meiner Klasse gestalten kann. Und dann gibt es auch wieder Rituale und Traditionen, die entstehen einfach so, ganz von selbst, mit den Kindern. Die Glücksperlen zum Jahresanfang sind ein Beispiel dafür.
Als ich gestern meinen Klassenraum für die Zeit nach den Weihnachtsferien vorbereitet habe, kam die beliebte Eiselfe wieder zum Vorschein. Sie ist Teil des winterlichen Jahreszeitentischs und bringt eine schöne Erinnerung mit. Unsere Eiselfe zeigt sich in einer Schneelandschaft. Als ich sie zum ersten mal für meine Klasse dekoriert habe, fand ich vorher zufällig in einem Geschäft kleine glitzernde Streuperlen. Diese habe ich dann auf dem weißen Samtstoff mit dekoriert.
Als die Kinder sie beim Betrachten des Jahreszeitentisches entdeckten, dauerte es nicht lange und ich wurde gefragt, ob man sich nicht vielleicht so eine schöne Perle als Erinnerung mit nach Hause nehmen dürfe. Da es Jahresanfang war und ich die Faszination der Kinder für die Perlen sah, wurden kurzerhand „Glücksperlen für das neue Jahr“ daraus. Jedes Kind durfte sich eine Perle aussuchen und für sich aufbewahren.
Im letzten Jahr haben wir uns nach den Weihnachtsferien erstmals im Frühjahr wiedergesehen, der Lockdown war sooo lang und die Eiselfe passte einfach nicht mehr in die Jahreszeit. Umso mehr freue ich mich jetzt auf Montag, wenn die Perlen endlich einmal wieder auf dem Jahreszeitentisch liegen werden.
Dazu gibt es einen Neujahrspunsch und unserer Schreibepoche beginnt mit dem ersten Thema „Meine Reise durch das neue Jahr“. Ich freue mich darauf!
Spruch zum Auswählen der Perle
Es beginnt das neue Jahr, mit Winterträumen, wunderbar. Eiselfe fliegt über das Land, streut glitzernde Freuden mit zarter Hand, Eisblumen, Perlen auf weißem Schnee. Es schlummert die Erde, es ruht der See. Finde Du auch Deine Spur voll Glück – wähl´ die erste Perle in Deinem Blick.
Märchen mit Klang: Die Perlenkönigin
Auch dieses Märchen ist gerade in den ersten Schuljahren sehr schön und passend in dem Zusammenhang zu erzählen: