Nein, nicht irgendwelche schlauen Arbeitsblätter fördern in den ersten Schuljahren die Entwicklung der Rechenfähigkeit. Die Entwicklung der Denkfähigkeit in den ersten Lebensjahren ist ein sehr komplexer Vorgang, denn körperliche, motorische und kognitive Fähigkeiten sind eng miteinander verwoben. Besonders hervorzuheben ist die Verbindung zwischen Gleichgewicht, motorischer Reife und der Entwicklung kognitiver Fähigkeiten. Was braucht es also zur Förderung – und warum gehören der Einsatz von Wurfspiel, Balanciermauer und Flusssteinen unbedingt in unseren Schul-Förderraum, aus dem ich manchmal „live“ auf Instagram berichte?
Die Balanciermauer ist mehr als ein Hingucker im Förderraum
Sie macht den Kindern große Freude und weckt die Kretativität. Hier wurde natürlich auch schon rückwärts und sogar auf allen Vieren balanciert.


Die Rolle des Gleichgewichts für die kognitive Entwicklung
Gleichgewicht und motorische Kontrolle sind an sich grundlegende Fähigkeiten, die ein Kind gleich nach seiner Ankunft auf der Erde mehr und mehr erlernt. Es beginnt mit dem ersten Anheben des Köpfchens. Es folgen Drehen, Sitzen, Knien und Krabbeln, Stehen und Gehen. Bald wird gehüpft, auf einem Bein balanciert, gedreht, getanzt, geklettert. All das ist nicht nur ein schönes Erlebnis für die Kinderseele, sondern aktiviert auch tiefere neuronale Prozesse im Gehirn. Gleichgewicht braucht auch das vestibuläre System, das sich im Innenohr befindet und dem Gehirn Informationen über die Lage des Körpers im Raum liefert. Dieses System ist nicht nur für körperliche Koordination entscheidend, sondern auch für die räumliche Wahrnehmung, die in vielen kognitiven Prozessen eine Rolle spielt.
Jedesmal, wenn ein kleines Kind also vor einem Bildschirm geparkt wird…
wird ihm zugleich die Möglichkeit genommen, eine wichtige Bewegungserfahrung zu machen. Eine Bewegungserfahrung, die die Bewegungsfreude nährt, den Entdeckergeist stillt, die eigenen Grenzen und Kräfte spüren lässt – und quasi nebenbei auch schlau macht.
Wie beeinflusst das Gleichgewicht das Denken?
Zahlreiche neurowissenschaftliche Studien belegen, dass Gleichgewichts- und Motorikübungen auch die Informationsverarbeitung und Problemlösungsfähigkeiten fördern. Dies gilt auch insbesondere für den Zusammenhang zwischen Gleichgewicht und der Entwicklung mathematischer Fähigkeiten:
Räumliche Wahrnehmung und Geometrie: Kinder, die eine gute räumliche Wahrnehmung entwickeln, haben später meist ein besseres Verständnis für Geometrie und die räumliche Anordnung von Objekten. Das Balancieren oder das Durchlaufen von Hindernisparcours verbessert die Fähigkeit, Raum und Position zu erfassen – wichtige Grundlagen, um geometrische Konzepte wie Formen, Größen, Zeit und Entfernungen zu verstehen.
Verarbeitungsgeschwindigkeit und Problemlösung: Gleichgewicht erfordert eine kontinuierliche Verarbeitung und Anpassung der eigenen Körperposition. Diese permanente Aktivität fördert auch andere kognitive Funktionen, etwa die Fähigkeit, angemessen auf Probleme zu reagieren und passende Lösungsstrategien zu entwickeln.- Mathematische Problemlösung setzt ebenfalls eine hohe Verarbeitungsfähigkeit voraus.
Aufmerksamkeit und Konzentration: Gleichgewichtsübungen fördern außerdem die Fähigkeit, über längere Zeiträume aufmerksam zu bleiben, da sie erhöhte Konzentration benötigen. Eine verbesserte Fokussierung unterstützt die lieben Kleinen auch dabei, mathematische Aufgaben präziser zu erarbeiten und sich über längere Zeiträume hinweg auf komplexe Rechenprozesse zu konzentrieren.
Was ist die motorische Reife?
Neben dem Gleichgewicht spielt die allgemeine motorische Reife eine wichtige Rolle in der kognitiven Entwicklung, insbesondere im mathematischen Bereich. Unter motorischer Reife versteht man die Fähigkeit eines Kindes, seine Bewegungen bewusst und gezielt zu steuern und damit auch feinmotorische Aufgaben zu bewältigen. Der Klassiker: „Jetzt setz Dich endlich mal still hin!“ oder „Nimm Dir mehr Zeit beim Malen, das Bild ist ja noch gar nicht fertig.“ So etwas erfordert aber die Kontrolle der Bewegungsimpulse.
Feinmotorik und Zahlverständnis hängen zusammen
Die Feinmotorik, die es Kindern ermöglicht, kleinere Bewegungen wie das Schreiben, Ausschneiden, Basteln oder Türmebauen mit Bausteinen präzise zu kontrollieren, beeinflusst auch das Verständnis abstrakter mathematischer Herausforderungen, die es zu lösen gilt.
Wie kann man Gleichgewicht und Motorik gezielt fördern?
Die Förderung der motorischen Fähigkeiten, insbesondere des Gleichgewichts, kann durch verschiedene spielerische Aktivitäten geschehen, die der kindlichen Entwicklung allen Ebenen hilfreich sind.
Der Alltag steckt voller Balancierübungen!
Eine einfache, aber effektive Methode zur Förderung des Gleichgewichts sind Balancierübungen. Dazu braucht man noch nicht einmal einen Spielplatz aufzusuchen. Allein das Stehen auf einem Bein fördert nicht nur die Muskulatur, sondern auch den Gleichgewichtssinn. Backt Ihr gemeinsam einen Kuchen und das Kind steht dabei auf einem Learningtower, wird der Gleichgewichtssinn gefördert. Gibt es auch noch etwas zu verrühren, zu kneten oder Äpfel zu schneiden, ist zudem die Handmotorik gefordert. Kastaniensammeln im Herbst: Erst spazierengehen, bücken und aufsammeln, dann zu Hause basteln und dekorieren – ein komplettes Förderprogramm. Alles, nur nicht bewegungslos werden, lautet die Devise.
Der Bewegungsparcours im Förderraum
Das Durchlaufen des Bewegungsparcours (Bilder oben) fördert neben der Balance auch gezielt das räumliche Denken. Die Kinder müssen dabei nicht nur ihren Körper im Raum koordinieren, sondern auch verschiedene Hindernisse überwinden, die logisches Denken und Problemlösungsstrategien erfordern. Übrigens: Eine Balancier-Deluxe-Version ist die Barfuß-Fühlmauer. Hier werden zusätzlich taktile Empfindungen erfahren und die Strecke ist zudem ansteigend bzw. abschüssig. Gerade das Barfuß-Fühlen fördert stark die Konzentration. Deswegen steht diese Barfuß-Fühlmauer auch ganz oben auf meinem Wunschzettel für´s Förderräumchen.

Es gibt übrigens auch eine einfach Balanciermauer aus Holz. Hier müssen die Füße ihren sicheren Platz auf dem jeweiligen Balken finden. Diese Mauer ist kostengünstig, platzsparend und passt daher auch in jedes Kinderzimmer.

Bewegtes Lernen
Das Lernen in Bewegung, im bewegten Klassenzimmer, gehört an unserer Schulform, der Waldorfschule, ohnehin zum normalen Schulalltag. Ü’bungen mit Bohnensäckchen und Hüpfspiele unterstützen das Erlernen der Grundrechenarten, insbesondere des kleinen Einmaleins. Und ganz besonders gilt im Förderraum:
Keine Matheförderung ohne Bewegung!
Anmerkung: In diesem Blogartikel meiner Kooperationspartner Backwinkel und Montessori Lernwelten. Mit Bestellung über diese Links unterstützt Ihr meinen Blog. So bleibt er ansonsten werbefrei und meine Hostingkosten verringern sich. Ganz herzlichen Dank!















