Ein Spiel geht immer – auch noch in der Sekundarstufe. Gemeinsames Spiel lockert auf, sorgt für eine gute Lernatmosphäre und schult mit Freude die sozialen, kognitiven und motorischen Fähigkeiten der Kinder. Besonders in Fächern, die mitunter auch sehr anstrengend sind – wie Mathematik – , ist ein spielerischer Zugang weniger stressvoll und damit stets willkommen.
Probleme lösen, Freiheit erfahren, selbstbewusst werden
Beim Spielen lernen Kinder, Probleme zu lösen, Konflikte zu bewältigen und ihre Kreativität zu entfalten – mit ein bisschen Fantasie lassen sich für alle Fächer kleine Spiele zum Stundeneinstieg kreieren. In meiner Klasse bringe ich nicht unbedingt ein fertiges, ausgeklügeltes Regelwerk mit, sondern gebe den Kindern auch die Möglichkeit, ihre eigenen Ideen einzubringen. Wie oft entsteht so ein richtig ausgeklügeltes, pffifiges System! Und eine solche spielerische Freiheit fördert zudem die Selbstwirksamkeit, Selbstständigkeit und damit auch das Selbstbewusstsein.
Spielen ist ein Lernprozess
Kinder lernen also durch Spiel auf verschiedenen Ebenen. Besonders bei Bewegungsspielen werden die Dosierung der Kräfte geübt, das Durchhaltevermögen gefordert sowie Feinmotorik und Hand-Augen-Koordination trainiert. Und nebenher müssen immer wieder neue Informationen verarbeitet und an eine neue Situation angepasst werden.
Spielen formt die Klassengemeinschaft
Das Spielen hat auch eine wichtige soziale Komponente. Kinder lernen, mit anderen Kindern immer sicherer zu interagieren. Auf diesem Wege entwickeln sie mit der Zeit ein Verständnis für die Gefühle und Bedürfnisse anderer – der Schlüssel zu Mitgefühl und Empathie.
Unsere erprobten Spiele zur Bruchrechnung
Drei Bewegungs- und drei Tafelspiele haben unsere Epochen zur Bruchrechnung begleitet. In einem kleinen Heft habe ich sie beschrieben, auch zwei Arbeitsblätter als Kopiervorlage gehören dazu. Hier findet Ihr sie bei EDUKI.
Raumstruktur, Flexibilität und Miteinander – in vielen Klassenzimmern sind die Bänkchen, das Bochumer Modell, nicht mehr wegzudenken. Es bietet viele Möglichkeiten, die einzelnen Unterrichtsphasen zu gestalten und vor allem eins: Kinder in Bewegung.
Über die Bänkchen als Klassenzimmermobiliar
Sie können von den Kindern selbst umgestellt werden können.
Sie sind stapelbar und damit kann bei Bedarf viel Platz geschaffen werden.
Dreht man sie um, hat man einen kleinen Balancierbalken, der aber auch als Hürde eingesetzt werden kann.
Die Sitzfläche ist groß genug, dass sie Kinder sie auch als Tisch benutzen können, wenn sie frühstücken oder arbeiten. Es passen gut zwei aufgeschlagene Epochenhefte im Querformat darauf.
Kinderleicht verstellt und viel gewonnen
Die Bänkchen sind vielfältig und das Beste ist: Die Kinder stellen sie selbst um. Dabei spüren sie ihre Kräfte und das zu tragende Gewicht sorgt erst für erhöhte Körperspannung, danach für ein Gefühl der Entspannung. Außerdem üben die Kinder, miteinander zu arbeiten – immer zwei stellen ein Bänkchen, während dies um sie herum abe auch auch alle anderen Kinder tun. Am Ende muss eine Formation für die ganze Klasse stehen: Möglichst zügig und ganz sicher ohne Kollisionen.
Alle helfen mit und das ist eine kleine soziale Herausforderung: Wenn zwei Kinder ein Bänkchen tragen, dabei darf das eine Kind nicht schneller oder langsamer laufen als das andere Kind. Und wenn zusätzlich die ganze Klasse gleichzeitig alle Bänkchen verstellt, muss man auch einmal warten oder andere vorbeilassen, bis das Bänkchen am gewünschten Ort abgestellt werden kann – auch wenn man gern selbst schon dorthin möchte. Ein anderes Mal ist man aber auch schnell fertig und kann vielleicht noch anderen dabei helfen, ihr Bänkchen richtig zu platzieren – oder einfach mit schauen, ob die Formation insgesamt gut steht.
Das Umstellen der Bänkchen ist aber nicht nur eine kleine soziale Bewegungseinheit zwischendurch, es erfordert und schult auch die räumliche Orientierung im Klassenzimmer. Die Sitzordnung wird stets eingehalten und auch an dieser Stelle ist spürbar, dass es verlässliche Regeln und eine jederzeit schützende Ordnung in der Klasse gibt. Jedes einzelne Kind darf sich sicher, selbstwirksam und selbständig fühlen.
Die alltäglichen Formationen
Die verschiedenen Bänkchen-Formationen geben den verschiedenen Phasen der Epochenzeit ein „Gesicht“ im Raum. Und natürlich ist die jeweilige Struktur auch sehr hilfreich.
Parcours
Manche Kolleg:innen starten mit einem kleinen „Begrüßungsparcours“, der die Kinder jeden Tag neu in die Klasse einlädt.
Morgenkreis, gemeinsame Erarbeitung
Die erste Formation ist dann der Morgenkreis. Vieles wird auch gemeinsam in der Kreismitte erarbeitet, ausprobiert und angeschaut.
Reihen
Wenn jedoch an der Tafel gearbeitet wird und abgeschrieben werden muss, bieten sich die Reihen an. Hier müssen die Kinder dann wissen, in welche Reihe und an welche Stelle ihr Bänkchen stehen muss.
Das ist nur eine kleine Auswahl. Der Kreativität und den Möglichkeiten sind praktisch kaum Grenzen gesetzt.
Die Kissen sind eine schöne Ergänzung.
Sie können zum Sitzen flach und hochkant genutzt werden. Außerdem sind sie auch für eigene Spiele z.B. als Flusssteine oder zum Bau einer Höhle, in Kombination mit den Bänkchen, zu verwenden
Meine Erfahrung: Vor- und Nachteile
Die Vorteile sind ja bereits klar dargestellt: Die Bewegungs- und Körpererfahrungen, die Tages- und Raumstruktur, das soziale Miteinander. All das möchte ich nicht missen und würde es in den Schuleingangsklassen auch jederzeit befürworten.
Ich habe bei meiner Arbeit aber auch beobachtet, dass manche Kinder sich auch einmal zwischendurch richtig anlehnen wollen. Das ist an den Bänkchen so nicht immer möglich. Daher habe ich die Kinder bei bestimmten Übungen auch manchmal Rücken an Rücken sitzen und sich gegenseitig anlehnen lassen.
Zudem hatte ich hinten in meiner Klasse immer auch einen kleinen Gruppenarbeitsplatz aus zwei kleinen Doppeltischen mit Stühlen aus dem üblichen Schulmobiliar eingerichtet. Diese Plätze wurden in Arbeitsphasen bei Bedarf flexibel genutzt, ansonsten wurde auf den Tischen auch mal etwas zum Betrachten ausgestellt.
Insgesamt – Ihr merkt es – bin ich ein großer Fan des bewegten Klassenzimmers. Schreibt mir auch gern von Euren Erfahrungen!
Der Norden Deutschlands mit dem Weltnaturerbe Wattenmeer war zu Beginn dieses Schuljahres einer unserer Themenschwerpunkte in Erdkunde, denn dorthin geht nun unsere Klassenfahrt. Das Phänomen der Gezeiten an die Kinder heranzutragen, war eine der Herausforderungen, über die ich lange nachgedacht hatte. So kam ich auf die Idee der „Nordsee im Glas“, um die Kinder durch eigenes Erleben und in Bewegung den Lerninhalt für sich ergreifen zu lassen.
Der Lerninhalt – ziemlich abstrakt
Die Gezeiten entstehen durch das Zusammenspiel von Erde und Mond. Dabei zieht der Mond das Wasser auf der Erdoberfläche durch die Wirkung seiner Gravitationskräfte an. Diese Kräfte hängen vom Stand des Mondes auf seiner Umlaufbahn sowie der Erdrotation ab. Auf der mondzugewandten Seite der Erde ist die Gravitationskraft größer als die Fliehkraft der mondabgewandten Seite und das Wasser wird Richtung Mond gezogen – es entsteht ein „Flutberg“. Auf der mondabgewandten Seite ist die Gravitationskraft des Mondes wiederum kleiner als die Fliehkraft. Die Wassermassen verschieben sich in die entgegengesetzte Richtung und es entsteht ein zweiter Flutberg. Die Erde dreht sich bei ihrer täglichen Rotation und dadurch gibt es zweimal täglich Hochwasser und zweimal täglich Niedrigwasser. Soweit die Theorie.
Gezeiten-Übung Teil 1: Partnerarbeit
Wir suchten uns einen großen Raum und immer zwei Kinder bildeten ein Team. Dabei stellte ein Kind die Erde dar und das andere den Mond: Die Erde dreht sich um ihre eigene Achse und der Mond läuft dabei um die Erde herum. Um die Geschwindigkeiten zu verdeutlichen, geht als nächstes der Mond etwa einen Schritt weiter auf seiner Bahn, nachdem sich die Erde einmal herumgedreht hat. Vorsicht bei zu schneller Rotation der Erde! Schließlich soll es niemandem schwindelig werden. Der Mond muss seine Bahn daher auch nicht vollenden. Es reicht, wenn die Bewegung verstanden und einige Male wiederholt wurde. Denn wenn man es ganz genau nimmt, müsste nämlich der Mond in etwa 26-28 Schritten die Erde umkreisen und sich die Erde dabei ebenfalls 26-28 mal um die eigene Achse drehen….
Nachdem man also die Bewegung der beiden Himmelskörper einmal nachgestellt hat, findet ein Rollenwechsel statt, damit jedes Kind die Bewegung von Erde und Mond jeweils einmal erlebt. Danach ist der große Bewegungsdrang dieser Übung auch erst einmal gestillt und man kann sich ganz in Ruhe dem Wasser auf der „Erde“ zuwenden.
Gezeiten-Übung Teil 2: Nordsee im Glas
Ich habe zur Vorbereitung in einen Eimer mit Wasser etwas blaue Aquarellfarbe gegeben (die blaue Farbe zeigt sich den Kindern deutlicher als klares Wasser) und das Gemisch auf Einmachgläser verteilt – die Nordsee im Glas. Jedes Team bekam ein Glas. Das Kind, das die Erde darstellte, hielt sozusagen die Nordsee in Händen. Während es sich langsam um die eigene Achse drehte, musste das Glas ein wenig in Richtung Mond (Anziehungskraft) gekippt werden – wie vom Mond angezogen – , vom Mond abgewandt wiederum zur anderen Seite. Das Kind, welches also Erde mit Nordsee darstellte, musste bei der eigenen Drehbewegung auf den Standort des „Mondkindes“ achten. Dieses wiederum konnte die Bewegung des blauen Wassers gut beobachten.
Auch hier wurde nach einigen Runden die Rollen getauscht.
Lernen in Bewegung
Im Anschluss an diese Übung haben die Kinder sich eigene Notizen und Skizzen gemacht. In der Folgestunde konnten wir gut einen gemeinsamen Epochenheftbeitrag zu dem Thema erarbeiten und jedes Kind hat zudem selbständig zur Veranschaulichung eine Zeichnung angefertigt, dabei das Lernerlebnis also nochmals durchdacht und umgesetzt.
Selbstverständlich haben wir gründlich besprochen, dass die Erde die Meere nicht „kippt“ (wie die Kinder die Gläser), da ja andere Kräfte wirken. Dennoch zeigte sich die Bewegung des Wassers und das Phänomen Ebbe und Flut erschloss sich auf diese Weise den Kindern.