Zeugnissprüche für Zukunftgestaltende

Immer, wenn ich Zeugnissprüche schreibe, verbinde ich mich innerlich mit jedem Schüler und jeder Schülerin, bedenke ihre Lebensphase und -aufgaben während des anstehenden Schuljahres und sehe zugleich Bilder mit bestimmten Themen vor dem inneren Auge. It´s Magic! Doch wenn ich im Laufe des Schuljahres die Sprüche Woche für Woche höre, bekommen sie noch einmal mehr Bedeutung (das ist auch der Grund, warum jeder Spruch ein Unikat ist). Aktuell haben wir wilde Zeiten – und so kam mir der Gedanke, dass ich Euch gern einige Sprüche meiner aktuell siebten Klasse vorstellen möchte, die Mut machen und sich gerade jetzt auch sehr bedeutsam anfühlen.

Mosaik der Menschheit

Photo by Alexander Grey on Pexels.com

In einer Welt, so bunt und weit,
lebt Vielfalt, die uns stets erfeut.
Gleich einem Mosaik aus vielen Teilen,
worin wir uns so gern verweilen.

Talente, Träume, Hoffnung, Gaben,
die wir gemeinsam weiter tragen.
Es wächst der Mut und man versteht,
dass es im Leben um Vielfalt geht.

Vielfalt ist unser größter Schatz,
der uns verbindet, Platz an Platz.

Aotearoa

„Das Land der langen, weißen Wolke“
Aus unserer Sicht am Ende der Welt,
liegt Neuseeland, das uns erzählt:

Erschaffe Neues, bewahre Kultur,
erhalte unberührte Natur.
Schütze ein jedes besondere Tier,
Gemeinschaft und Frieden wohnen hier.

Im Bewusstsein, Raum und Zeit.
Schätze für die Ewigkeit.

Altes Wissen

Wer lernt, Geschichte zu durchschauen,
kann für die Zukunft Brücken bauen.
Wo früher großes Unrecht war,
dachten auch Menschen weise und klar,
standen ein für des Lebens Recht
und machten so die Zukunft echt.

Erfinder, Künstler, Denker:
Die wahren Zukunftslenker.
Sie zeigen uns, was möglich ist,
wenn Mensch mit Mut die Zukunft misst.

So ist`s  auch unsere Zukunftspflicht,
Freiheit zu wahren, in Frieden und Licht.

Leonardo da Vinci

Ein Geist so reich, ein Herz so klug.
Die Welt war für ihn ein großes Buch.
Das wollte er lesen und verstehen,
dabei weit in die Zukunft gehen.

Mit Augen, die die Welt durchdringen,
Gedanken, die forschend Neues erringen.

Da Vinci zeichnete durchdacht und genau,
von der Flugmaschine zum Körperbau.

Ein Denker, Künstler und Genie,
Zukunftsmensch voll Energie,
war seiner Zeit so weit voraus.

Entfesseltes Denken macht Zukunft aus!

Die Stimme erheben

In uns ruht eine ruhige Macht,
die freundlich lächelnd zu uns sagt:
„Erhebe mutig deine Stimme,
sie sei im Dunklen stets Dein Licht.“

Mit Worten kannst Du Brücken bauen,
Vertrauen, Hoffnung, Frieden säen.
Lass deine Stimme Leitstern sein,
um frei und aufrecht nur zu gehen.

Michaelifest mit Märchen, Spielen und Festessen

Das Herbstfest Michaeli wird etwa zeitgleich zur Tag- und Nachtgleiche im Herbst gefeiert und bildet somit das Tor zur dunklen Jahreszeit. Da stärkt man sich doch gern mit Drachenkraft und weckt mutig Fantasie und Kraft. Ich habe also mal wieder eine Geschichte geschrieben, die Du downloaden kannst und passend zur Geschichte habe ich mir ein schönes Kreisspiel überlegt. Zur Stärkung klingt das Fest bei selbst gebackenen Schwertern aus.

Meine Klasse ist inzwischen dem Michaelifest entwachsen, aber irgendwie schaffe ich es doch jedes Jahr, diese schöne Stimmung in den unteren Klassen miterleben zu dürfen. Auch dieses Jahr bin ich bei der gemeinsamen Feier mit dabei und so ist mir auch gleich wieder etwas Schönes eingefallen, das Ihr gern nutzen könnt.

Das Märchen

… erzählt von einer mutigen, jungen Prinzessin, die mit Mut und Geschick einen schlimmen Drachen verjagt, der im Königreich die Ernte des ganzen Jahres gestohlen hatte – endlich mal eine Heldin, die es mit dem wilden Drachen auf sich nimmt 🙂 …

Ich habe es für meinen Evergreen Podcast Märchen mit Klang erzählt – einfach angehören und bei einem warmen Kakao genießen 😉

und hier ist das Märchen für Euch zum kostenlosen Download:

Das dazugehörige Kreisspiel

Hier fassen sich die Kinder an die Hände und bilden einen Kreis (die Höhle). Ein Kind darf der Drache sein und wartet im Kreis (der Höhle). Ein weiteres Kind steht außen und ist der Prinz oder die Prinzessin. Prinz oder Prinzessin suchen sich ein Törchen, das sich öffnet (hoch gehobene Arme zweier Kinder, die sich an den Händen halten) und schlüft in die Höhle. Da der Prinz nun also in die Drachenhöhle kommen wird, schlüpft der Drache ebenso durch ein Törchen hinaus. Der Prinz darf die Höhle aber nicht durch dasselbe Törchen verlassen. Er sucht sich ein weiteres Törchen und der Drache muss versuchen, den Kreis zu umrunden, ohne vom Prinzen erwischt zu werden. Droht dieser, ihm den Weg abzuschneiden, ist ein Richtungswechsel angesagt. Ist der Drache schnell genug wieder durch das erste Törchen zurück in die Höhle gekommen, darf es der nächste Prinz versuchen. Wurde der Drache erwischt, wählt der Prinz den nächsten Drachen aus.

Viel Spaß!

Kreativ zur Ruhe kommen

Da könnt Ihr mit Wachs wunderschöne Mutkerzen für die dunkle Jahreszeit gestalten.

Und zu guter Letzt: Ein Drachenmahl

Hier greife ich mal ins Archiv: Drei Rezepte für ein Festmahl oder auch leckere Michaeli-Waffeln sind der Hit!

Oder doch eine andere Geschichte mit Spiel?

Die Drachenfußspuren sind auch ein Hit auf meinem Blog.

Der Mosaikfisch als Lernmaterial: Farbspektrum und Auge-Hand-Koordination

Sehr sehr gern setze ich Montessori-Material ein. Mit dieser kleinen Reihe stelle ich Euch einige der Materialien vor, die ich auch in der Schule verwende. Den Anfang macht der wunderbare Mosaikfisch.

Die Schuppen des Fisches sind kleine farbige Rauten, die ein kleines Puzzle bilden. Wozu ist das gut?

Schritt 1: Erst einmal den Fisch bunt gestalten

Hier werden spielerisch die Auge-Hand-Koordination, die Feinmotorik sowie Konzentration geübt. Es geht erst einmal darum, den Fisch überhaupt zu gestalten und die Teile zu legen. Bereits Kinder ab etwa 3 Jahren lieben es, dem Fischi ein eigenes Aussehen zu geben!

Schritt 2: Genauer hinsehen

Es gibt mehr farbige Schuppen, als in den Fisch passen – und das aus gutem Grund: Die einzelnen Farben sind in ihrer Intensität verschieden. Das Farbspektrum umfasst verschiedene Blau- und Rottöne. Dazu schwarz (in Abgrenzung zu dunkelblau) und grün (in Abgrenzung zu mittelblau). Man muss also genau hinsehen und Kinder nehmen so die verschiedenen Farbabstufungen wahr, lernen sie zu benennen.

Schritt 3: Optische Differenzierung

Wer schreiben und lesen lernen möchte, schult nicht nur die Auge-Hand-Koordination, sondern auch auch die optische Differenzierung. Hierzu gibt es Kärtchen mit vorgegebenem „Schuppenmuster“. Nun gilt es, die farbigen Puzzleteile so anzuordnen, dass der Fisch am Ende genau so aussieht wie auf dem gewünschten Kärtchen. Das Kärtchen ist also das Passfoto oder Spiegelbild. Was nach einer kleinen Sache aussieht, ist in Wirklichkeit eine große Transferleistung und der Weg zum nächsten Meilenstein.

Bei meinem Kooperationspartner Montessori Lernwelten könnt Ihr den Fisch bestellen und gleichzeitig mit Eurem Einkauf den Betrieb meines Blogs unterstützen.

Klassenspiel, Sozialkunde und ein ganz besonderer Rückblick

In der aktuellen Folge unseres Podcasts „Kaffee, Kreide, Morgenspruch“ berichtet Dustin von seinem großen Theaterprojekt, Nadine vom Unterricht in zwei Klassen und als wahres Highlight blickt Hannah auf ihre Schulzeit zurück.

Photo by Pixabay on Pexels.com

Hannah ist ihren Weg trotz doppelter Hürde gegangen. Sie erzählt, was es bedeutet, als Kind mit Lernschwächen im Bereich Lesen, Rechtschreiben und Mathematik Tag für Tag einen Schulalltag zu meistern. Was ihr geholfen hat, was schwierig war – und was sie rückblickend gerne weitergeben möchte.

Die lange, aber sehr hörenswerte Podcastfolge findet Ihr direkt hier.

Unterwegs mit vertrautem Duft: Das Duftpüppchen

Vertrauter Duft in neuer Umgebung – Der Sommer ist die Zeit des Reisens, aber auch der Einschulung oder des ersten KiTa-Tages. Wie schön ist es dann, wenn man eine kleine Begleitung hat, die nach Mut, Sonnenschein oder Zuhause duftet. Ich stelle Euch hier das Duftpüppchen für unterwegs vor und zeige Euch, wie Ihr selbst mit ätherischem Öl und ohne Alkohol Euren vertrauten Duft als Spray herstellen könnt.

Ein Duft, Ein Spray, ein mini Püppchen aus Baumwolle

Für Freunde ätherischer Öle

Ich war schon immer ein Fan ätherischer Öle und arbeite viel und gern mit Düften. Eigene Ölmischungen für Massagen und Diffuser, Badesalz, Seifen…. ich habe inzwischen eine große Sammlung ätherischer Öle, die ich inzwischen sehr routiniert und gezielt einsetze. So kam mir die Idee des Duftpüppchens, das einen selbst gemischten Duft trägt.

Für Kinder eine Mischung ohne Alkohol

Um ein Spray für den Raum, Kissen, Decke oder eben das Püppchen zu mischen, verzichte ich auf den Zusatz von Alkohol, was die Haltbarkeit der Mischung allerdings deutlich verkürzt. Doch kein Problem: Nach zwei bis drei Wochen kann man den Rest der Mischung auch einfach mit in die Waschmaschine geben. Das tue ich ohnehin sehr gern.

In die Sprühflasche passen übrigens 30 ml. Da die Menge so klein ist, mische ich direkt 100 ml – und habe wieder eine Mischung, die ich bei der nächsten Wäsche über das (auch selbst gemachte) Waschpulver geben kann. Also lieber öfters mal frisch mixen und die Wäsche genießen!

So geht`s

Ein Duft für das Lieblingskissen, Schmusetuch oder die kleine Begleitung unterwegs – ich wünsche Euch viel Spaß beim Mischen Eures Sprays!

Die Flasche gibt es momentan auch in meinem Shop!

Ein pentatonisches Lied zu Ostern

Die „Osterfreude“ ist ein Lied, das ich mit den Kindern des ersten Schuljahres vor den Osterferien gern singe. Die wenigsten haben es zuvor im Kindergarten kennengelernt und so ist ein neues Osterlied immer auch etwas, das die Kinder gern mit nach Hause bringen. Im darauf folgenden Schuljahr, also in Klasse 2, erinnern sich die Kinder dann mit Freude wieder daran und können es dann auch auf ihrer pentatonischen Flöte erlernen. Ich stelle es Euch hier einmal vor.

Warum singt und spielt man in den Schuleingangsjahren eigentlich pentatonische Lieder?

Die fünf Töne der hier angewandten Pentatonik bilden ein harmonisches Ganzes, das die Kinder sowohl in positiver Wiese emotional und künstlerisch anspricht, als auch zum aktiven Musizieren einlädt. Was die Kinder auf pentatonischen Instrumenten frei spielen – egal, ob Glockenspiel, Kinderharfe oder Flöte – es klingt immer angenehm und nie „schief“. Die Lieder sind leicht zu singen und auf den Instrumenten zu erlernen, da die pentatonische Skala weniger komplexe Intervalle enthält. So lassen sich Selbstbewusstsein und die Freude an der Musik auf sehr schöne Weise fördern.

Das Osterlied

Ich habe es vor längerer Zeit bei vriejeschoolliederen.nl gefunden und anschließend minimal angepasst. Ich spiele es daher mit den Kindern so (zum Nach- und Mitspielen, wer möchte):

Download für Euch

Hier findet Ihr die Noten

Und hier die drei Strophen als handliche Kärtchen:

Ich wünsche Euch viel Spaß beim Singen und Musizieren!

Die verliebten Zahlen und ihr Regenbogen

Lernen und erleben. Zuhören und malen. Das bietet die kleine Geschichte von den verliebten Zahlen und ihrem Regenbogen, die ich schon vor längerer Zeit geschrieben habe. Als ich kürzlich eine Vertretungsstunde in der 1. Klasse übernommen habe, fiel sie mir wieder ein und ich teile sie gern mit Euch.

Warum eigentlich verliebte Zahlen?

Die Zahlen haben sich deshalb so gern, weil sie zusammen genau 10 ergeben. Und damit können sie Teil einer Rechenstrategie sein, wenn erstmals mit Zehnerüberschreitung gerechnet wird. Die Differenz zur zehn kann darüber sicher benannt werden, da sie automatisiert ist. Später wird dies auch übertragen auf die Hunderter- oder Tausenderüberschreitung usw.

Eine weitere Strategie, sicher über den Zehner zu kommen, ist übrigens auch das Verdoppeln und Halbieren. Hier auch ein Bingo-Spiel dazu für fortgeschrittene Rechner.

Probiert es mal aus!

Hier zeige ich Euch, wie es geht.

Hier ist der Text als Download

Und als Galerie

Ich wünsche viel Freude beim Lernen!

Die Mitmachschule

Jede einzelne Waldorfschule gründet – wie alle anderen freien Schulen auch – auf einer Initiative von Eltern und Lehrern und wird gemeinsam, Seite an Seite, aufgebaut. So kann man sagen: „Unsere Schule besteht nur, weil wir sie wollen“. Es gibt keine staatlichen Vorgaben darüber, wie viele Ersatzschulen in welchen Regionen vorhanden sein sollen. Zwar gibt es (zurecht) zahlreiche strenge staatliche Vorgaben zur Genehmungsfähigkeit einer jeden Schule. Trotzdem trägt jede Schule die Handschrift ihrer ganz eigenen Schulgemeinschaft.

Zwischen Personalverantwortung, dem Organisieren von Schulveranstaltungen und dem Begleiten von Klassenfahrten und -aktionen des eigenen Kindes gibt es an Waldorfschulen viele Möglichkeiten, sich als Eltern einzubringen.

Ist das nicht viel Aufwand neben Job und Familie?

Die Möglichkeiten, Teil der Schulgemeinschaft zu sein, sind vielfältig. Es ist dabei völlig verständlich, dass beispielsweise berufstätige Alleinerziehende mehrerer Kinder weniger Möglichkeiten haben, vor Ort an der Schule Zeit zu verbringen. Eine Schulgemeinschaft als Solidargemeinschaft kann dies gemeinsam tragen.

Glücklicherweise gibt es aber in einer lebendigen Schulgemeinschaft viele verschiedene Anknüpfungspunkte, auch ohne die Übernahme von Ämtern bei der Gremienarbeit.

Schul- und Klassengemeinschaften sind Netzwerke

Die Schulzeit der eigenen Kinder ist nichts, das man als Familie allein bewältigen sollte. Es ist immer hilfreich, sich dabei mit anderen auszutauschen, gegenseitig zu unterstützen und gemeinsam Ideen einzubringen.

Die Kinder freuen sich über die Anteilnahme der Eltern

Die Schule sollte nicht der Ort sein, der Kindern vermitteln, dass hier die Einflussnahme ihrer Eltern endet und sie die meisten Dinge allein bewältigen müssen.

Sind Eltern bei Aktionstagen, Klassenausflügen oder Schulfesten dabei, fühlen sich Kinder an ihrem zweiten Lebensmittelpunkt gestärkt und gesehen. Auch ist es für die Kinder einer Klassengemeinschaft schön zu sehen, wenn ihre Eltern auch die Eltern ihrer Mitschüler:innen kennen und die Erwachsenen irgendwie auch miteinander zu tun haben.

Dies gilt besonders auch für das Miteinander zwischen Eltern und Lehrenden.

Erziehungspartnerschaft

Er-ziehung braucht Be-ziehung. Dies gilt auch für die Erwachsenen. Da die Schule ein Ort ist, an dem die eigenen Kinder einen nicht geringen Teil des Tages verbringen, ist die Zusammenarbeit mit den Klassenlehrer:innen als weitere Bezugsperson im Leben des eigenen Kindes immens wichtig. Daher ist es für uns Lehrer:innen an Waldorfschulen auch üblich, die Familien zu Hause zu besuchen.

Wenn wir Erwachsenen den Kindern vermitteln, gemeinsam für sie da zu sein, kann man viele Wege miteinander gehen. Ist man sich in manchen Punkten nicht einig, zeigt eine gute Gesprächs- und Konfliktkultur, dass es sich sowohl lohnt, den eigenen Standpunkt zu vertreten, als auch die Perspektive des anderen einzunehmen.

Zusammenarbeit mit den Eltern im Podcast „Kaffee, Kreide, Morgenspruch“

Auch Dustin und ich haben in unserer Januarfolge über die Zusammenarbeit mit den Eltern gesprochen. Spannend ist dabei wieder, wie sich dies an unseren beiden Schulen und innerhalb unserer jeweiligen Klassengemeinschaft auf verschiedene Weise gestaltet.

Hört mal vorbei!

Mit Waldi Waldmaus kann man rechnen

Ein Gastbeitrag von Frauke Beckers,
Waldorflehrerin und Gründerin des Verlags WachsMalBlöckchen

Kleines Vorwort vom Montagskind: Waldi Waldmaus leistet mir und den Kindern neuerdings im Förderraum Gesellschaft und ich bin sehr angetan von ihr. Sie ist liebevoll handgenäht und bringt ein nachhaltig produziertes Rechenheft aus Graspapier mit, mit dem sich wunderbar arbeiten lässt. Ich habe daraufhin Frauke Beckers erneut als Gastautorin eingeladen. Diesmal schreibt sie also über ihr ganz besonderes Projekt Waldi Waldmaus.

Waldi ist in unserem Förderraum eingezogen und es scheint ihr zu gefallen……

Wenn das Rechnen keine Freude macht….

Warum bloß ist das Rechnen lernen für viele Kinder ein Graus? Manchmal liegt es an eigenen negativen Schulerfahrungen von Eltern und LehrerInnen, die sich auf die Kinder übertragen und manchmal ist die Lehrmethode einfach nicht die passende für das Kind. So kommt es, dass es Kinder gibt, die schon im 1. Schuljahr sagen: „Rechnen kann ich nicht!“ oder „Mathe ist doof!“.

Auch in Waldorfschulen tun sich einige LehrerInnen schwer damit, den Umgang mit Zahlen altersgemäß und ehrlich begeistert zu vermitteln, denn die Mathematik ist ein logisch und klar aufgebautes Fach und mathematische Aufgabenstellungen bieten häufig augenscheinlich nicht viele Möglichkeiten für einen freien, individuellen und kreativen Lösungsansatz. Meistens ist die Lösung fest vorgeschrieben und den LehrerInnen und Eltern auf einen Blick klar. Für die Kinder ist es dann nicht selten frustrierend, wenn ihnen die Lösung nicht auf Anhieb klar ist und sie im Dunkeln tappen.

Und wenn man dies als Lehrer:in auch selbst gefühlt hat…

Ich war als Kind so ein frustriertes Kind mit eher mäßigen Leistungen im Fach Mathematik. Und das als Tochter eines Mathematiklehrers. Nach dem Frust kam die Angst davor und die Abneigung gegen dieses Fach. Als Erwachsene war mir gleich klar: So kann und will ich als Lehrerin meine Kinder nicht beim Rechnen begleiten. Ich entdeckte über das Knobeln und Malen die Mathematik im Studium für mich neu, erkannte ihre logischen Strukturen, ihre Schönheit und Klarheit und die Möglichkeiten des Spielens mit den Zahlen. Mathe war auf einmal mein Fach und ich sah alles mit ganz anderen Augen.

Jedes Kind kann seinen eigenen Weg finden

Jedes Kind ist anders! Das zu bedenken ist insbesondere für einen erfolgreichen und freudigen Rechenunterricht existentiell. Es gibt zwar häufig nur eine Lösung, aber die Anzahl der möglichen Wege dorthin ist tatsächlich meist unendlich. Um den Kindern zu ermöglichen, ihren eigenen Weg zu finden und sich frei und freudvoll darauf weiter zu bewegen, habe ich die Waldi Waldmaus Rechengeschichte geschrieben. Bisher sind zwei Bücher erschienen, die sich am Lehrplan der ersten Schuljahre orientieren und die eine fachliche und mental positive Grundlage für weitere mathematische Erfahrungen legen. Mit Geschichten und Bildern lassen sich Kinder jeden Temperaments erreichen und in den Waldi Waldmaus-Büchern gebe ich LehrerInnen und Eltern Anstöße, wie sie mit Hilfe der kleinen Rechenmaus Waldi jedes Kind für die Zahlenwelt begeistern und ihnen Sicherheit vermitteln können. Sagt ein Kind erstmal „Rechnen macht Spaß!“ und „Ich kann das!“, kann es zukünftigen Herausforderungen motiviert und gestärkt entgegen gehen.

Foto: Frauke Beckers

Zum Inhalt

Waldi Waldmaus wohnt in einem Baumstammhaus tief im Wald. Die Kinder begleiten die süße Maus durch die Erlebnisse des Tages und begegnen dabei den verschiedenen Zahlen und Rechenoperationen. Die vier Grundrechenarten werden mit vier verschiedenen Temperaments- bzw. Gefühlsregungen der Waldimaus eingeführt, sodass sich jedes Kind darin wieder finden kann und in seinem individuellen Rechenweg bestärkt wird. Immer wieder laden freie Aufgabenfelder zu kreativen Lösungen ein, die eine natürliche Differenzierungsmöglichkeit des Schwierigkeitsgrades bieten.

Band 1

Waldi Waldmaus führt die Kinder behutsam und altersgemäß in die abstrakte Welt der Zahlen. Immer wieder wird das Kind positiv darin bestärkt, was es alles schon kann. Bei der Anzahl der Aufgaben geht stets Qualität vor Quantität, sodass die Inhalte mit dem Herzen aufgenommen und später im Schlaf gut verarbeitet und verinnerlicht werden können.

Zum Ende des Heftes erfahren die Kinder, welch großer Schatz es ist, in allen vier Grundrechenarten (Plus, Minus, Mal und Geteilt) rechnen zu können. Sie spüren: Nicht nur im Rechnen sollte alles im Gleichgewicht sein. Das ganze Leben fordert uns heraus, die eigene Mitte zu finden, um sich wohl zu fühlen. In diesem Sinne möchte die Geschichte den Kindern mehr vermitteln als die reine Ausführung von Rechenoperationen.

Band 2

In Band 2 macht sich Waldi Waldmaus auf den Weg zur Feldmausfamilie Mathematikus. Dabei begibt sich die kleine Rechenmaus auf eine Reise mit spannenden Rechenabenteuern. Am Ende wird sie im Zauberwald des Einmaleins mit eindrucksvoll silberfunkelnden Zahlensternen belohnt, die für weitere Rechenaufgaben und Schuljahre wegweisend leuchten.

In diesem Arbeitsbuch werden die vier Grundrechenarten im Zahlenraum bis 100 mit abwechslungsreichen und kindgemäßen Aufgabenstellungen erklärt und vertieft. Die Möglichkeit zur Selbstkontrolle gibt Waldi Waldmaus unten auf den Buchseiten. Rechenrahmen, Einmaleinsfächer und Einmaleinssterne dienen als strukturiertes und motivierendes Anschauungs- und Übungsmaterial.

Unterschiede und Zusammenhänge der vier Grundrechnarten werden durch die vier Elemente sowie die vier Temperamente der Familienmitglieder deutlich herausgearbeitet. Rätsel, Merksprüche, Spielideen, sinnvolle Geschichten und Waldi Waldmaus als treuer Rechenfreund helfen das Rechnen ganzheitlich und mit spielerischer Freude zu begreifen.

“Waldi Waldmaus im Hunderterhaus” baut inhaltlich auf Band 1 „Waldi Waldmaus im Rechenhaus” auf, kann aber auch als eigenständiges Übungsbuch für Kinder der 2. Klasse und zu Wiederholungszwecken für Kinder der 3. Klasse verwendet werden. Das Buch kann sowohl als roter Faden und Übungsheft im schulischen Unterricht wie auch lehrwerksunabhängig fürs häusliche Lernen verwendet werden.

Waldi Waldmaus im Rechenhaus: Alle Infos 

3. Auflage/2021, Format DinA4, 112 Seiten, umweltfreundlich und ressourcenschonend auf Graspapier (110g) gedruckt, in s/w, Umschlag farbig

ISBN 978-3-9823872-0-8

Alle 4 Grundrechenarten mit narrativer Einführung und ansprechenden Übungsaufgaben

Waldi Waldmaus im Hunderterhaus 

1. Auflage/2022, Format DinA4, 116 Seiten, umweltfreundlich und ressourcenschonend auf Graspapier (110g) gedruckt, in s/w, Umschlag farbig

ISBN 978-3-9823872-1-5

– Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division im Zahlenraum bis 100

– Schwerpunktteil Einmaleins

Herzensempfehlung

Dies ist unbezahlte Werbung! Ich möchte Frauke und ihr sehr gelungenes Projekt einfach gern unterstützen.

Über Freihandgeometrie

Meine Klasse hat das neue Jahr mit einer Epoche „Freihandgeometrie“ begonnen. Dies ist ein Übergang vom Formenzeichnen der Schuljahre eins bis vier: Vom Formenerleben hin zur Gesetzmäßigkeiten der Formen. Es werden erste Begriffe und Definitionen eingeführt und auch der Zirkel kommt dann bald als neues Werkzeug hinzu – dabei wird die Handhabung zunächst auf künstlerischer Ebene geübt.

Kreise auf einem Aquarellbild

Das Formenzeichnen legte die Grundsteine

Beim Formenzeichnen in den Schuljahren eins bis vier standen die graphomotorischen Übungen, das Erleben der Formen an sich (Spiegelungen, Symmetrien, Richtungen…) und die Schulung der ästhetischen Wahrnehmung im Mittelpunkt des Prozesses. Die Erschließung einer Form ist ein ganzheitliches Erleben, von der äußeren zur inneren Bewegung. Es fordert geistige Tätigkeit, ist dabei aber frei von Intellekt.

Im fünften Schuljahr kommt genau dies hinzu. Es folgt mit dem Übergang zur Geometrie das Bewusstsein von den Gesetzmäßigkeiten und Berechenbarkeiten der Formen.

Vom Zeichnen zum Konstruieren – ein Prozess

In der Freihandgeometrie wird von den Kindern zunächst die bisher erarbeitete zeichnerische Sicherheit wieder aktiviert, die sie sich seit ihrer ersten Begegnung mit der Geraden und der Gebogenen (oder „Krummen“) stets vertieft und erweitert haben. Auge-Hand-Koordination ist hier gefragt: Die Hand spurt souverän das Rund des Kreises, führt sorgsam und akkurat die Gerade. Gleichzeitig hat das Kind sofort im Blick, ob die entstandene Form dem Ziel entspricht, korrigiert, spurt weiter.

Dazu kommen nun das Bewusstsein für die Gesetzmäßigkeiten der Formen und ihre Beziehung zueinander: Die Strecken im Kreis, die Geraden am Kreis, die Winkel, Drei- und Vierecke.

Dadurch, dass die Kinder noch nicht „verkopft“ die Arbeitsmittel zur Hand nehmen, erleben sie beim freihändigem Zeichnen die Form intensiv und können dadurch neue Erkenntnisse ins Bewusstsein rufen.

Die Harmonie der Fünftklässler:innen

An dieser Stelle trifft das seelische Erleben auf die zunehmenden Möglichkeit, die Welt zu erforschen und mit bewussten Gedanken zu ergreifen. Zudem kommt das Erleben der eigenen Fähigkeiten beim Zeichnen hinzu. Ein schöner, ganzheitlicher Einklang!

Wunsch nach Exaktheit

Der nächste Schritt ist der Einsatz der Werkzeuge Zirkel und Geometrie-Dreieck. Mit ihrer Hilfe können ganz sicher exakte Ergebnisse erzielt werden. Und dies ist dann auch schon automatisch der Wunsch (und Anspruch) der Kinder, damit die neu gewonnenen Erkenntnisse auch möglichst genau umgesetzt werden können.

Die Einführung des Zirkels

Nachdem die ersten Kreise frei Hand gezeichnet wurden, ist nun auch der Zirkel an der Reihe. Die Übung der Handhabung erfolgt aber zunächst wiederum über das künstlerische Arbeiten. Ab Klasse 6 werden dann Dreiecke mit dem Zirkel konstruiert, das Lot gefällt usw. Dann liegt das Arbeitsgerät aber auch schon sicher in der Hand.

Geometrie erfordert viele Fähigkeiten und Übung

Dies sind die Kenntnisse über Begriffe und Definitionen, das Anwenden von Formeln und das Konstruieren als Tätigkeit mit den Händen. Letzteres erfordert einen sicheren Umgang mit den Arbeitsgeräten. Über die Freihandgeometrie kann ich die Kinder dorthin Schritt für Schritt führen.