Über die Martinsbrezeln

Bald ist wieder Sankt Martin. Die Symbole des Martinsfestes sind tief in uns verankert: Die Laternen bringen Licht in die Dunkelheit (und in die Herzen), die Martinsbrezeln werden miteinander geteilt. Nachdem ich ein wenig der Frage nachgegangen bin, warum eigentlich ausgerechnet Brezel das „Martinsgebäck“ wurden, habe ich eine kleine Geschichte dazu aufgeschrieben.

Der genau Ursprung ist nicht bekannt

Es gibt viele verschiedene Quellen, Gedanken und Legenden dazu – wie immer, wenn eine Tradition sehr alt ist und sich in mehreren Ländern und Regionen erhalten hat. Eine Legende gefiel mir allerdings besonders gut (Quelle: Brotexperte.de): Ein Bäcker wurde wegen Betruges angeklagt und um einer Strafe zu entgehen, sollte er ein Brot backen, durch das die Sonne dreimal durchscheinen kann. So kam er auf die Form des Brezels, die auch an gekreuzte Arme beim Gebet erinnert und die übrigens daher auch ihren Namen hat (Ableitung vom lateinischen Begriff Bracchium, der Arm). Als ich das las, entstand bei mir die Idee, diese Legende ein Stückweit nachzuerzählen.

Meine Geschichte dazu

In meiner Geschichte hat der Bäcker sein Urteil angenommen und wünscht sich zutiefst eine Wiedergutmachung. Dabei nimmt er seine gutherzige Frau zum Vorbild, um ein noch besserer Mensch zu werden. Am Ende wird ihm verziehen und er kann zudem seine guten Gedanken an viele andere Menschen weitergeben und somit ebenfalls teilen.

Geschichte und Rezept

Die Geschichte kann vorgelesen und erzählt werden, bevor man gemeinsam Brezeln backt – oder vor dem gemeinsamen Essen und miteinander Teilen am Martinstag.

Hier ist die Geschichte als Download

Und hier ab dem 7.11.22 als Montagsmärchen in meinem Podcast „Märchen mit Klang“.

Gern teile ich an dieser Stelle mit Euch auch wieder mein Lieblings-Brezelrezept.

Ich wünsche Euch einen schönen Martinstag mit Euren Lieben!

Seelennahrung Erzählteil

Ein Epochen- oder Hauptunterricht an der Waldorfschule besteht aus dem so genannten Rhythmischen Teil, dem Arbeitsteil und dem Erzählteil. Bei dieser Dreigliederung werden die Kinder ganzheitlich angesprochen. Darum erfahrt Ihr hier , warum das freie Erzählen und Vorlesen bis ins Teenageralter an der Waldorfschule regelmäßig praktiziert wird und fest im Tagesablauf von Klassenlehrer:innen eingeplant ist.

Welche Unterrichtsphase spricht was an?

Ein ganzheitlicher Unterricht ist keine reine Kopfsache, sondern spricht Körper, Geist und Seele gleichermaßen an, denn Lernen ist kein Denkprozess, sondern braucht Bewegung, vielseitige Anregung und seelische Verbindung.

Der rhythmische Teil

Im so genannten rhythmischen Teil finden sich Bewegungselemente, Gemeinschaftsspiele, künstlerisches Sprechen und tägliches gemeinsames Musizieren wieder. Die tägliche Wiederholung einer Übung lässt sie immer weiter ausreifen und besser gelingen. „Rhythmus ersetzt Kraft“ gilt hier. Die verschiedenen gemeinsamen Aktivitäten führen die Kinder zusammen, wecken sie auf und spenden Energie. Die Übungen des rhythmischen Teils finden auch im Jahreslauf, mit Bezug zur jeweiligen Jahreszeit, statt und bauen eine Brücke zum Lerninhalt des Arbeitsteils.

Der Arbeitsteil

Nach der Einstimmung im rhythmischen Teil findet die Auseinandersetzung mit den Lerninhalten, die „Kopfarbeit“ statt. Hier wird das Gelernte vom Vortag wiederholt, mit neuen Inhalten vertieft und auf verschiedene Weise geübt.

Jetzt aber zum Erzählteil…

Der Erzählteil schließt den – in meiner Klasse den 105 Minuten dauernden – Epochenunterricht ab. Jetzt ist die Zeit für Märchen, Fabeln, Legenden und Mythologien. Die Kinder hören die Geschichten, die sprachlich mitunter sehr anspruchsvoll und Wortschatz erweiternd sind und viele innere Bilder schaffen. Dies fördert die Fantasiefähigkeit und die Art des inneren Erlebens ist die reinste Seelennahrung und Menschenbildung: Es geschieht durch die Belebung der Vorstellungskräfte ein inneres Erleben, das die seelische Entwicklung beflügelt und auf indirektem Wege auch kindliche Fragen beantwortet. Da gibt es Gut und Böse, die Begegnung mit der Fremde und Andersartigkeit und es gibt viele neue Entdeckungen, die vor dem inneren Auge gesehen und durchlebt werden.

Was wird wann erzählt?

In den Klassen 1 und 2 werden ganz bildhaft Märchen, Fabeln und Legenden erzählt, menschliche Eigenschaften und Weisheit gespürt.

Die Schöpfungsgeschichte der Klasse 3 knüpft an das Bedürfnis der Kinder an, sich die Umwelt neu zu erschließen und Gedanken über den Ursprung zu machen. Ich habe über den Erzählteil der Klasse 3 schon hier etwas ausführlicher geschrieben.

In der 4. Klasse erleben die Kinder starke Ritter und den großen Kampf der nordischen Götterwelt in ihren vielen Reichen. Ich erzähle meiner Klasse seit Monaten aus der nordischen Mythologie und die Begeisterung reißt nicht ab!

In Klasse 5 findet ein Übergang von Mythologie zur Historie statt, wenn die alten Kulturen und griechischen Sagen Einzug finden. Die Kinder befinden sich seelisch in einer sehr ausgewogenen Zeit und genießen die Erzählungen über den Buddha, Zarathustra und die Odysee von Homer.

In Klasse 6 werden den inzwischen sehr weltinteressierten Kindern Geschichte aus dem alten Rom erzählt und dabei die Lebensweise, Umgebung und Gewohnheiten der Römer aufgegriffen. Auch Geschichten aus dem Mittelalter erhalten Einzug und sorgen für Faszination.

In den Klassen 7 und 8 stehen menschliche Schicksale im Mittelpunkt des Erzählteils und greifen das Unsicherheitsgefühl auf, das bei den Kindern zu Beginn der Pubertät, mit den vielen körperlichen und seelischen Veränderungen, aufkommt. Sie sind interessiert an verschiedenen Lebenswegen, Lebensentwürfen und -leistungen, denn sie suchen tief in sich Antworten auf eigene Lebensfragen.

7 Märchen auf einen Streich für die Faschingszeit

Allmählich zeigen sich die ersten Frühlingsboten und die Faschings- oder Karnevalszeit beginnt. Mit fröhlichen Liedern und Geschichten treiben wir den Winter endgültig aus. Welche Märchen kann man jetzt gut erzählen? In meinem Podcast „Märchen mit Klang“ habe ich inzwischen eine schöne Sammlung für diese Zeit. Hier ein kleiner Überblick für alle, die noch ein schönes Märchen zum Zuhören oder Vorlesen suchen.

Schlau und beliebt: Der gestiefelte Kater

Dieses Märchen habe ich meiner Klasse auf unserem ersten Klassenfasching erzählt und wir hatten sogar den gestiefelten Kater persönlich vor Ort (eine wundervolle Kostümierung).

Neu im Podcast: Der süße Brei

Ein kurzes Märchen, zu dem die Kinder auch gern malen und sich weiter vorstellen: Was passiert, wenn ein Topf von ganz allein Brei kocht und gar nicht mehr aufhört?

Sehr beliebt: Die Bremer Stadtmusikanten

Ein lustiger Klassiker – die Kinder lieben es, wenn die Tiere die Räuber in die Flucht schlagen.

Auch kurz und lustig: Die Prinzessin auf der Erbse

Woran erkennt man die richtige Prinzessin?

Ganz unbescheiden: Das tapfere Schneiderlein

Für die ausgedehnte Märchenzeit an Fasching: Ein Schneider macht sich selbst zum Helden und kommt weit herum. Ob er auch die Aufgaben des Königs bestehen kann?

Hier geht es rund: Tischlein deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack

Eine hinterhältige Ziege, ein falscher Wirt und drei Schneidersöhne, denen von den ersten beiden übel mitgespielt wird: Ihr Weg zur Gerechtigkeit sorgt für eine lustige und auch sehr rustikale Märchenzeit.

Sorgt für gute Laune: Die goldene Gans

Auch dieses Märchen wird sehr geliebt! Wie der Dummling durch Treue die goldene Gans erhält und nacheinander die Menschen an ihr kleben, nachdem eine Feder gestohlen werden sollte.

Der Zauberwettkampf

Märchenempfehlung von mir: Wer dieses Märchen aus Bechstein`s Märchenbuch noch nicht kennt, sollte es sich unbedingt einmal in meinem Podcast „Märchen mit Klang“ anhören oder den Text hier auf meinem Blog nachlesen.

Das fantasiereiche Märchen passt sehr gut in die bevorstehende Karnevalszeit und regt Kinder dazu an, schöne Bilder zu malen – oder auch selbst zu erzählen oder zu spielen, welche Gestalten sich einen spannenden Wettkampf liefern können.

Die Handlung

Ein Buchbinder-Geselle will die Welt erkunden und begibt sich auf Wanderschaft. Als ihm irgendwann das Geld ausgeht, nimmt er eine Arbeit bei einem Buchbinder an. Dort kommt er gut unter und genießt viele Freiheiten. Doch es gibt ein Buch, das er nicht anrühren darf. Daran hält sich der Geselle zwei Jahre lang. Irgendwann siegt aber doch die Neugier und es stellt sich heraus, dass das Buch ein gewaltiges Zauberbuch und der Buchbinder in Wahrheit in großer Zauberer ist. Doch der Geselle hat schon Vieles aus dem Buch gelernt. Ein Zauberwettkampf beginnt.

Lesen und Hören

Das Märchen könnt Ihr hier anhören:

Das Zauberschloss Märchen mit Klang

http://www.montagskindblog.de Ein König hat drei Söhne, davon sind zwei schön und klug und der dritte gilt als Dummling. Er darf nicht mit am Schloss wohnen, sondern muss am Meer die Ziegen hüten. Eines Tages kommt die Kunde, dass im Königreich der Sonne und des Mondes die Königin verzaubert ist. Die beiden Älteren machen sich auf den Weg, kehren aber nicht zurück. Nun möchte der Dummling auf die Reise gehen, aber niemand glaubt an ihn. Doch dann macht er Bekanntschaft mit einem magischen Wesen und auch eine lieblich duftende Rose ohne Dornen wird dem freundlichen Jünglichen nützlich. 
  1. Das Zauberschloss
  2. Das hässliche junge Entlein
  3. Die Perlenkönigin
  4. Das Märchen von der geschenkten Zeit
  5. Robin Redbreast – der Weihnachtsvogel

Hier ist der Text zum Nachlesen:

Weihnachtszeit ist Märchenzeit

Träumen, Entschleunigen, zur Ruhe kommen. Gerade die Weihnachtszeit eignet sich besonders, um gemeinsam in zauberhafte Märchenwelten einzutauchen. Hier stelle ich Euch einmal eine schöne, weihnachtliche Auswahl aus meinem Podcast „Märchen mit Klang“ zusammen, mit Kurzbeschreibung und direkt zum Reinhören. Ich wünsche eine schöne Weihnachtsmärchenzeit!

Die Lichter

Ein Märchen von Hans-Christian Andersen über zwei verschiedene Kerzen. Die eine wird im Ballsaal als Licht der Geselligkeit dienen, die andere spendet einer armen Familie Küchenlicht. Welche Kerze erlebt die größere Freude?

Allerleirauh

Ein Märchen der Brüder Grimm. Eine Prinzessin flieht in einem großen Pelzmantel vor ihrem Vater vom elterlichen Schloss, nimmt drei schöne Kleider und kleine Schätze mit. Im Wald findet ein König sie und nimmt sie mit auf sein Schloss, wo sie niedere Arbeit in der Küche erledigt. Auf einem königlichen Ball lässt sich die Prinzessin in ihrer wahren Schönheit sehen.

Frau Holle

Auch dies ist ein Märchen, das die Brüder Grimm aufgeschrieben haben. Ein armes, aber sehr fleißiges Mädchen gerät in eine andere Welt, trifft dort Frau Holle und besteht viele Prüfungen. So hilft sie mit, dass es auf der Erde schneit. Frau Holle belohnt sie reich. Dann möchte auch ihre faule Schwester zu Reichtum durch Frau Holle kommen…

Die Sterntaler

Ein weiteres Märchen aus den Grimm`s Kinder- und Hausmärchen. Ein armes Waisenmädchen verschenkt ihre letzten Sachen, um anderen zu helfen – und wird am Ende für ihre Hilfsbereitschaft reich belohnt. 

Vom Feuermännchen und der Maus Griesegrau

Dies ist ein Lieblingsmärchen von mir! Dabei geht es um ein ganz besonderes nächtliches Spektakel, das in Vollmondnächten passierte und von dem Tante Minna ihren Kindern gern beim Bratapfelbacken im Winter erzählte. – Ein Weihnachtsmärchen nach Paula Dehmel.

Die Wichtelmänner

Auch dies ist ein Märchen, das die Brüder Grimm erzählt haben. Es hat eigentlich drei Geschichten, ich stelle das erste und schönste Märchen vor, das bei einem armen Schuster spielt. Dieser muss sein letztes Leder verarbeiten. In der Nacht erledigen dann aber heimlich Wichtelmänner für ihn die Arbeit und verhelfen ihm so zum Wohlstand. Er zeigt sich sehr dankbar.

Die Schneekönigin

Die beiden Kinder Gerda und Kay sind unzertrennlich. Eines Tages wird Kay von der Schneekönigin entführt und Gerda macht sich auf den Weg, ihren Freund zu finden. Dabei hat das Mädchen viele Abenteuer zu bestehen.

Dieses Märchen habe ich nicht nur in meinem Podcast, sondern auch als Hörbuch herausgebracht, wo man es im Ganzen hören kann – überall, wo es Hörbücher gibt oder direkt kostenlos hier (über diesen Link unterstützt Ihr die Unkosten des Blogs).

Als Einzelfolgen, wie gewohnt im Podcast:

Märchen mit Klang in der zweiten Adventswoche

Die Adventszeit ist unser Weg bis zum Weihnachtsfest. Mit den vier Adventssonntagen beginnt die innere Einkehr, die Wendung zum Licht. Auch für diese Woche habe ich ein Märchen ausgesucht, das in die Grundstimmung der zweiten Adventswoche passt.

Die Bedeutung des zweiten Advents

Der zweite Advent ist der Aufruf zur Umkehr, die Zeit des Einlassens auf Neues und des Abwartens von Zeichen. Mit ihm verbunden ist das Element Wasser, das Symbol des Lebens und der gefühlten Gedanken. Durchaus gehören auch Zwielicht, Zweifel und Gegensätze dazu.

Das Märchen „die dankbaren Tiere“

In diesem Märchen – das einen deutlichen Fabelcharakter hat – erleben wir auch spürbare Gegensätze, Lebensrettung und überraschende Wendepunkte.

Die Handlung:
Ein Pilger entdeckt in einer Wolfsgrube drei Tiere und einen Goldschmied, die allesamt unverschuldet dort hineingefallen sind. Er möchte den Menschen retten, doch die Tiere ergreifen als Erste seine Hilfe. Er rettet alle vier. Die Tiere zeigen sich auch später noch dankbar und helfen ihm weiterhin treu, während der Goldschmied ihn bald für seinen Vorteil beim König anklagt.

Zum Märchen

Hier kannst Du das Märchen direkt anhören.

Möchtest Du es selbst vorlesen, kannst Du das Märchen hier einfach downloaden:

Ich wünsche eine entspannte Märchenzeit und schöne zweite Adventswoche!

Vorlesezeit im Advent

Vorlesen ist wichtig für die kindliche Entwicklung. Es gibt keine schönere Weise, einen umfangreichen Sprachschatz aufzubauen, das konzentrierte Zuhören zu üben, das Vorstellungsvermögen zu erweitern und sowieso die Beziehung zueinander durch gemeinsam verbrachte Zeit zu stärken. In der dunklen Jahreszeit ist die Vorlesezeit – so mein Empfinden – nochmal intensiver, wenn durch Kerzenschein, Plätzchenduft und kuschelige Decken die Sinne in der typischen vorweihnachtlichen Wohlfühlatmosphäre angesprochen werden.

Vorlesen und Erzählen in der Schule

Auch in der Schule wird viel vorgelesen. In manchen Klassen im Rahmen einer Vertretungsstunde, in der eigenen Klasse – je nach Alter – darf es auch eine größere, zusammenhängende Geschichte sein, die Tag für Tag weiter vorgelesen oder auch frei erzählt wird.

Meine Auswahl in der Vorweihnachtszeit

Ich möchte Euch hiermit eine Auswahl meiner Lieblingsbücher vorstellen. Dies ist übrigens keine beauftragte Werbung, jedes Buch habe ich selbst gekauft.

  • Tomte Tummetott (Astrid Lindgren): Dieses liebevolle Buch um den Winterwichtel Tomte eignet sich in der ersten Klasse für eine schöne Vorlesestunde, kann aber auch problemlos über mehrere Tage wiederholend vorgelesen – auch mitgesprochen und gespielt – werden.
  • Marias kleiner Esel (Gunhild Sehlin): Zu diesem Buch habe ich in der zweiten Klasse die ganze vorweihnachtliche Epoche gestaltet. Die Kinder haben zu der Geschichte jeden Tag gemalt und einige erzählende Sätze geschrieben. Das Gesamtwerk war das Weihnachtsgeschenk für die Eltern.
  • Sankt Nikolaus (Jakob Streit): Im Rahmen des Erzählstoffs der zweiten Klasse, die Heiligenlegenden, eignet sich dieses Büchlein ganz besonders. Es braucht auch einige Tage, um die Lebensgeschichte des heiligen Sankt Nikolaus in der Nikolauszeit zu erzählen oder vorzulesen.
  • Das Licht in der Laterne (Georg Dreißig): Dieses Buch habe ich in Klasse als tägliche Adventskalendergeschichte vorgelesen und mit einer Legearbeit (Tücher, Steine, Figuren) begleitet.
  • Vom Osten strahlt ein Stern herein (Geschichtensammlung): Dieses Buch ist eine ganz wundervolle Sammlung adventlicher Geschichten für viele Altersklassen und bei mir sowohl in Religionsstunden, als auch Vertretungsstunden im Einsatz.
  • Friede auf Erden (Selma Lagerlöf): Auch dieses Buch ist eine kleine Sammlung mit den schönsten Weihnachtsgeschichten von Selma Lagerlöf, Einsatz eher im Bereich der Mittelstufe.

Ich hoffe, ich konnte Euch mit dieser Auswahl einen schönen Einblick in die weihnachtliche Vorlesezeit meines Schulalltags geben und freue mich auch über Eure Fragen und Empfehlungen. Auf Instagram kamen bereits viele weitere schön Buchempfehlungen, die ich einem Button meines Profils @waldorf.lehrerin gesichert habe.

Die Vorbereitung einer neuen Epoche

Eine sehr anspruchsvolle Vorbereitungszeit liegt hinter mir, wird aber auch noch reflektiert und weitergeführt: Ich habe mich in den letzten Wochen intensiv mit dem Erzählstoff der nordischen Götter- und Heldensagen auseinandergesetzt, mit Runen, dem Stabreim und Flechtbändern. Im Vorfeld war ich wenig vertraut mit diesem großen Thema.

Warum nordische Mythologie? Auf die innere Stärke kommt es jetzt an!

Bei allem, was man als (Waldorf-)Lehrende tut, sollte man genau wissen, warum genau dies jetzt ansteht, d.h. welchen Nutzen die Kinder in ihrem aktuellen Entwicklungsalter davon haben. Die Waldorfpädagogik ist darauf ausgerichtet, die kindliche Entwicklung zu unterstützen und damit weitere Lernvoraussetzungen zu schaffen. Dabei geht es in Klasse 4 verstärkt um die eigene Willensbildung, das Erleben und Wahrnehmen der eigenen – inneren und äußeren – Stärke, die Herausbildung der Persönlichkeit.

Die nordischen Sagen lassen ein rauhes, kraftvolles Schaffen erleben. Ganz neue, gewaltige und gleichsam faszinierende innere Bilder entstehen bei den Erzählungen. Die Stabreim-Übungen erfordern anhaltende Körperspannung und koordinierte Bewegung, dazu eine deutliche, laute Aussprache.

Wir singen das Lied „Yggdrasil“ und erleben wiederum eine „nordische Stimmung“, hören und üben die schwedische Aussprache, die so ganz anders ist als unsere bekannten Sprachen. Es ist so viel Energie im Raum.

Die Geschichte zur Entstehung der Runen ist magisch. Und ebenso geheimnisvoll die Zeichen. Wir lernen eine Geheimschrift!

All das stärkt die innere Sicherheit der Kinder und damit ihre Tat- und Willenskraft. Die anderen Unterrichtsinhalte werden in diesem Schuljahr ebenso komplexer und erfordern genau dies. Die Auseinandersetzung mit mehrschrittigen Rechenverfahren im großen Zahlenraum, die Bruchrechnung, Grammatik- und Rechtschreibregeln bewusst anwenden, Zeitformen erschließen und so viel mehr.

Vorbereitung am Schreibtisch?

Auch. Aber nicht nur. Ich musste die Stimmung zunächst bei mir selbst erleben: Ich habe das Lied gesungen, auf Klavier und Gitarre gespielt, verschiedene Bücher gelesen, die inneren Bilder wirken lassen. Ich habe gemalt, Stabreim geübt. Im Kollegium nachgefragt, mich korrigieren lassen, habe weiter an mir gearbeitet. Mir diese Epoche errungen. Denn mit nordischer Mythologie hatte ich mich bislang wenig befasst.

Welche Schritte braucht es, eine Epoche zu planen?

Dies hier gilt natürlich für alle Epochen, war aber mal wieder besonders intensiv für mich bei dieser.

  • Mit dem Rhythmischen Teil anfangen, sich selbst einstimmen: Lieder, Rezitationen, Bewegungen üben. Bei mir zumindest findet der erste Zugang über künstlerische Übungen statt.
  • Die Inhalte weiter erschließen. Auch hinterfragen: Stehe ich dahinter? Kann ich mit Überzeugung und Sicherheit alle Inhalte vermitteln? Insbesondere mit den Runen musste ich mich klar auseinandersetzen.
  • Literatur, Literatur. Lesen, lesen, lesen. Die eigenen inneren Bilder erleben und schärfen. Genau das finden, das zu mir passt, mit dem ich arbeiten kann.
  • Epochenhefte, Mappen usw. vorbereiten – so, wie die Kinder es erarbeiten sollen. Den Arbeitsaufwand selbst zu erleben, ist ebenso wichtig.
  • Den Klassenraum passend dekorieren, ein Tafelbild malen.

Nach dem Startschuss

Der Anfang ist zu meiner großen Freude und Erleichterung gelungen, das Interesse der Kinder geweckt. Nun gilt es, dies zu bewahren und zu vertiefen. Jeden Tag auf`s Neue.

Lehrerin als Lernende

Die Kinder erleben dabei eben auch mich als „ewig Lernende“. Gerade in dieser Epoche spüren sie, dass ich nicht in die Klasse gehe und „mal eben“ erzähle und zeige, was ich schon eh lange weiß und kann. Auch dass ich diesen Stoff für mich errungen habe, wirkt noch einmal besonders auf die Kinder. Lehrer:innen dürfen nicht nur, sondern sollten unbedingt auch als Lernende ein Vorbild sein.

Darum das Alte Testament als Erzählstoff in Klasse 3

Nach getaner Arbeit dürfen die Kinder zum Ende des Epochenunterrichts einmal ganz in Ruhe in den Erzählteil eintauchen. Der Erzählteil bringt Entspannung und sorgt als „Seelennahrung“ für innere Bilder. Zum altersgerechten Erzählstoff in Klasse 3 gehören die Geschichten des Alten Testaments.

Der sprachliche Aspekt des Erzählteils

Zunächst einmal möchte ich generell beschreiben, welcher sprachlicher Reichtum von den alten Erzählungen ausgehen: Ob Märchen, Fabeln, Altes Testament oder nordische Mythologie – die überlieferten Geschichten lassen die Kinder mit alten, ganz besonderen Sprachschätzen in Berührung kommen. Dabei wird nicht nur der Wortschatz erweitert, sondern das Erleben „schöner Sprache“ wirkt wohltuend im Seelischen und schafft auch in gewisser Weise eine Brücke in die Welt der Fantasie.

Erzählstoff braucht kein Lernziel zu erfüllen

Der Erzählteil trägt zwar auch Allgemeinwissen an die Kinder heran. Unumstritten gehören Märchen oder das alte Testament zur Allgemeinbildung, keine Frage. Doch es geht bei der Wahl des Erzählstoffes weniger um ein Lernziel als darum, die Kinder mit inneren Bildern zu versorgen, die ihrem Entwicklungsalter entsprechen und auf der seelischen Ebene fördern.

Der Rubikon und der Erzählstoff in Klasse 3

Um das 9. Lebensjahr herum vollziehen Kinder einen großen Entwicklungsschritt: Sie erleben sich erstmals nicht mehr als „Eins mit der Welt“, sondern nehmen bewusst eine „Um-Welt“ wahr. Die gewohnte „Mit-Welt“ gibt es nicht mehr, das Gefühlsleben ändert sich. Die Kinder können es nicht in Worte fassen, was da gerade mit ihnen passiert und doch kann es für ein kleines inneres Erdbeben sorgen: Es ist vergleichbar mit der „Rubikon“-Legende – von nun an gibt es kein Zurück mehr. Dieses neue Gefühl und die neu gewonnene Erkenntnis einer eigenen Grenze nach außen setzen oftmals große Kräfte und Tatendrang frei, lösen aber nicht selten auch ein Gefühl von Einsamkeit aus.

Mit diesem Entwicklungsschritt stellen die Kinder Fragen nach ihrer eigenen Herkunft, die der Menschen und der ganzen Welt. Mit den Geschichten aus dem Alten Testament, beginnend mit der Schöpfungsgeschichte, wird auf sehr feine Weise diese Gemütslage gespiegelt. Wie die Vertreibung aus dem Paradies wirkt der Rubikon. Der Mensch muss von nun an für sich selbst sorgen und lernt die Arbeit an der Erde kennen und lieben. Genau das greift der Waldorflehrplan auf. Mit dem Erzählstoff – der indirekt wirkt – fühlen sich die Kinder gesehen und verstanden.

Erzählteil auch im Homeschooling

Ich finde es gerade jetzt, während dieser langen Zeit des Distanzlernens, so wichtig, die Kinder auch mit dem passenden Erzählstoff zu erreichen. Daher gehört die Geschichte des Alten Testaments zum täglichen Homeschooling dazu.

Weiterer Erzählstoff

Ich erzähle nicht das ganze Schuljahr über die Geschichten des Alten Testaments, sondern lasse auch passende Lektüre der jüngeren Kinder- und Jugendliteratur einfließen. Astrid Lindgren bietet mit „Mio mein Mio“, „Die Brüder Löwenherz“ oder „Ronja Räubertochter“ ebenfalls wunderbare Rubikon-Lektüren. Auch Cornelia Funkes „Drachenreiter“, Uwe Timms „Zugmaus“ oder Michael Endes „Jim Knopf“ eigenen sich gut für das Alter – um nur einige zu nennen.

Buchempfehlung zum Alten Testament

Die folgenden Buchempfehlungen sind persönliche Empfehlungen, die ich hier unbeauftragt teile. Die genannten Bücher habe ich selbst gekauft.

„Das Alte Testament für Kinder“ – Verlag Urachhaus, dieses Buch ist mit wunderschönen, passenden Aquarellen gestaltet.

„Und es ward Licht“ (Jakob Streit) – Von der Weltenschöpfung zur Arche Noah (Verlag Freies Geistesleben)

„Ziehet hin ins Gelobte Land“ (Jakob Streit) – Der Weg des Volkes Israel von Abrahams Berufung bis zu Davids Traum (Verlag Freies Geistesleben)

Hörempfehlung

Auch mit Dustin habe ich in unserem Podcast „Kaffee, Kreide, Morgenspruch“ über den Ablauf eines Epochenunterrichtes gesprochen und dabei den Erzählteil etwas beleuchtet:

Hier der Link