Unsere Klassenfahrt nach Torgau (1/2): Warum und wieso und so weit?!

Genau einen Monat ist es schon her, dass wir mit dem Zug über 500 km nach Torgau gereist sind. Hier ein Reisebericht unserer schon dritten Klassenfahrt. Da es viel zu schreiben gibt, wird dieser Bericht ein Zweiteiler, aufgeteilt in die Vorbereitung und die Zeit vor Ort.

Warum überhaupt schon wieder eine Klassenfahrt?

Offiziell beginnt bei uns mit dem Forstpraktikum in Klasse 7 eine Reihe längerer Klassenfahrten, die zum Schulprogramm gehören. Doch bevor man gleich für zwei Woche in die Fremde aufbricht, macht es Sinn, gemeinsame Fahrtenerfahrungen zu sammeln. An unserer Schule ist daher die Durchführung von Klassenfahrten außerhalb des Schulprogramms eine pädagogische Entscheidung, die mit Blick auf die jeweilige Klasse gefällt wird.

Die Fahrtenentscheidungen für meine Klasse

In Klasse 4 gab es eine sehr kurzfristige Möglichkeit, nach der langen Zeit der Lockdowns überhaupt eine erste Fahrt zu unternehmen und gemeinsam etwas Schönes außerhalb von Schule zu erleben. Es war die erste Fahrt. Da fuhren wir nicht weit weg (etwa 40 Minuten Fahrzeit mit dem Bus) und blieben nur drei Tage (Anreisetag, ein Tag für uns, Abreisetag). Ich habe ein Teamtraining gebucht, das ganz im Grünen stattfand und die Gemeinschaft neu aufleben ließ. Das gebuchte Teamtraining hatte den Vorteil, dass ich teilweise auch in die Beobachterrolle schlüpfen und einen ruhigen Blick auf die Kinder werfen konnte. An anderen Stellen war ich auch einfach nur Mitspielerin und brauchte nicht selbst anzuleiten. Auch das war sehr passend während dieser Fahrt. Mehr zum Thema „Teamer buchen oder nicht“ findest Du hier.

In Klasse 5 fuhren wir erneut und wieder relativ kurzfristig – diesmal für fünf Tage. Nach der ersten positiven Erfahrung wünschte sich die Klasse sehr, noch einmal auf Fahrt zu gehen und diesmal auch länger. Das 9-Euro-Ticket kam für drei Monate und so fuhren wir erstmals mit dem Zug . Unser Ziel war die Nordsee, das Wattenmeer. Das Programm war diesmal selbst organisiert und damit gleichermaßen passgenau und flexibel: Wir besichtigten u.a. die Seehundbänke, verbrachten einen Strandtag auf Borkum und machten eine Hafenrundfahrt in Emden. Auch diese Fahrt trug dazu deutlich wahrnehmbar dazu bei, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Die Klasse war sich nun ganz sicher: Wir können zusammen alles schaffen – und überall hinfahren. Und das möchten wir auch tun. Immer wieder wurde ich gefragt, wann denn endlich die nächste Klassenfahrt stattfinden kann. Wenn das kein Auftrag war….. Die Suche begann.

In Klasse 6 war es aber trotz mehrmonatigen Vorlaufs gar nicht mehr einfach, überhaupt noch irgendwo hinzufahren. Corona hatten wir hinter uns gelassen, die meisten Jugendherbergen waren lange im Voraus ausgebucht. In ganz Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen war überhaupt keine Fahrt zu finden. Wir haben lange gesucht, telefoniert und Jugendherbergen angeschrieben. Unsere Integrationskraft hat dann die Jugendherberge in Torgau entdeckt – mehr als 500 km entfernt, aber dafür noch sehr neu und mit vielen Möglichkeiten vor Ort. Eine so weite Reise als Klassenfahrt? Die Kinder fanden dieses Abenteuer großartig. Doch ohne eine Elternentscheidung wollte ich diese Fahrt nicht planen. Denn schließlich sind es die Eltern, die sich im Notfall auch einmal auf den Weg machen und ihr Kind abholen müssen. Ist das überhaupt leistbar? Es gab also einen Elternabend, die Zimmer in der Jugendherberge Torgau waren vorübergehend reserviert. Mit den Eltern wurde alles besprochen und offene Fragen geklärt. Bis zum Auslaufen unserer Reservierung waren es ja noch ein paar Tage und somit auch Zeit genug, um darüber zu schlafen. Mehrmals. Nachdem mir viele Eltern ihre Zustimmung gaben und niemand sich gegen die Fahrt ausgesprochen hatte, wurde die Buchung bestätigt und das Abenteuer begann.

Die Vorbereitung der Klassenfahrt: Schülerzentriert!

Was mir besonders gut gefallen hat, waren vier ganz besondere DIN-A4 Seiten, die die Jugendherberge Torgau uns schickte. Es gab so viele kleine Programmbausteine und Aktivitäten vor Ort – eine wunderbare, voll erschwingliche Auswahl. Highlight war das Gelände der Landesgartenschau 2022, bei dem es an Vielfalt und Bewegungsmöglichkeiten an nichts fehlte. Vieles war kostenlos oder schlug mit wenigen Euro pro Nase zu Buche. Das war nochmals ein neuer, großer Schritt für die Selbstwirksamkeit der Klasse: Die Kinder haben das Programm vor Ort selbst bestimmt. In Gruppenarbeiten wurden die Aktivitäten vor Ort ausgewählt, das Budget gemeinsam kalkuliert und letztendlich hatte ich dann nur noch den Auftrag, die Buchungen zu organisieren. Die diesmal so lange Bahnfahrt sollte natürlich nicht mit Nahverkehrszügen stattfinden, sondern mit IC / ICE und fest reservierten Sitzplätzen. Theoretisch. Aber dazu später mehr.

Zur weiteren Vorbereitung gab es begleitend auch wieder das kleine Fahrtentagebuch von mir. Übrigens ist dies nicht nur als Vorbereitungsmaterial für Lehrende interessant. Mir haben Leser:innen geschrieben, dass sie mit dem Heftchen zu Hause Schritt für Schritt ihr Kind auf eine anstehende Klassenfahrt vorbereitet und auch die Tagebuchseiten mitgegeben haben.

Mit dieser Vorbereitung konnte also die Fahrt beginnen…. Fortsetzung folgt!

Lernen durch Spiel, Lernen in Bewegung

Ein Spiel geht immer – auch noch in der Sekundarstufe. Gemeinsames Spiel lockert auf, sorgt für eine gute Lernatmosphäre und schult mit Freude die sozialen, kognitiven und motorischen Fähigkeiten der Kinder. Besonders in Fächern, die mitunter auch sehr anstrengend sind – wie Mathematik – , ist ein spielerischer Zugang weniger stressvoll und damit stets willkommen.

Probleme lösen, Freiheit erfahren, selbstbewusst werden

Beim Spielen lernen Kinder, Probleme zu lösen, Konflikte zu bewältigen und ihre Kreativität zu entfalten – mit ein bisschen Fantasie lassen sich für alle Fächer kleine Spiele zum Stundeneinstieg kreieren. In meiner Klasse bringe ich nicht unbedingt ein fertiges, ausgeklügeltes Regelwerk mit, sondern gebe den Kindern auch die Möglichkeit, ihre eigenen Ideen einzubringen. Wie oft entsteht so ein richtig ausgeklügeltes, pffifiges System! Und eine solche spielerische Freiheit fördert zudem die Selbstwirksamkeit, Selbstständigkeit und damit auch das Selbstbewusstsein.

Spielen ist ein Lernprozess

Kinder lernen also durch Spiel auf verschiedenen Ebenen. Besonders bei Bewegungsspielen werden die Dosierung der Kräfte geübt, das Durchhaltevermögen gefordert sowie Feinmotorik und Hand-Augen-Koordination trainiert. Und nebenher müssen immer wieder neue Informationen verarbeitet und an eine neue Situation angepasst werden.

Spielen formt die Klassengemeinschaft

Das Spielen hat auch eine wichtige soziale Komponente. Kinder lernen, mit anderen Kindern immer sicherer zu interagieren. Auf diesem Wege entwickeln sie mit der Zeit ein Verständnis für die Gefühle und Bedürfnisse anderer – der Schlüssel zu Mitgefühl und Empathie.

Unsere erprobten Spiele zur Bruchrechnung

Drei Bewegungs- und drei Tafelspiele haben unsere Epochen zur Bruchrechnung begleitet. In einem kleinen Heft habe ich sie beschrieben, auch zwei Arbeitsblätter als Kopiervorlage gehören dazu. Hier findet Ihr sie bei EDUKI.

Weitere Spiele aus den Klassen 1 – 4

Rechenbingo – das Verdoppeln und Halbieren üben

Verschiedene Spiele mit den Stapelsteinen

Rechtschreibspiele

Erzählkreis-Spiele

Mengenspiel für Klasse 1

Zehnerübergang – die Zahlenfreunde

Warmlaufen bei Jetlag nach den Ferien

Wenn am Montag die Schule wieder losgeht, habe ich bereits wieder viele schöne, neue Pläne im Gepäck für meine Klasse. Natürlich habe ich den Beginn der neuen Schulwoche mit der gegebenen Ferienruhe vorbereitet. Die Kinder meiner Klasse genießen allerdings noch viel länger ihre Ferien und lassen den ersten Schultag einfach auf sich zukommen, Jetlag inklusive.

Klasse im Ferien-Jetlag

Ich muss also davon ausgehen, dass die Kinder die ersten Tage der neuen Schulwoche eher etwas unausgeschlafener sind – da sich der Rhythmus des Schulalltags erst noch wieder einstellen muss (Blogartikel mit Tipps dazu). Außerdem bringt jedes Kind natürlich so einige Ferienerlebnisse mit, die auch in unserer Gemeinschaft ihren Platz finden sollen.

… trifft ihre erholte, motivierte Lehrerin

Naja, zurück also auf den Boden der Tatsachen. Was nützt es also, gleich mit Volldampf den Lernstoff in den üblichen 100 Prozent an die Kinder heranzutragen? Nach den Ferien und mit gleichzeitigem Beginn der neuen Unterrichtsreihe gilt:

  • Zeit für einen Ferienrückblick einplanen
  • neue Spiele und Übungen wohldosiert anleiten und die Kinder mit genügend Zeit hineinfinden lassen.
  • Vorwissen übersichtlich aktivieren und daran anknüpfen: Erinnern und zugleich auch einen kleinen, neuen Forschungsauftrag erarbeiten lassen.
  • Die Stunde mit einer Erzählung abrunden, Arbeitsaufträge (auch Hausaufgaben) zunächst etwas reduzieren.

Ein guter Mix statt Frust

Meine Erfahrung ist, dass ein Schulstart nach Ferien am besten gelingt, wenn in den ersten zwei oder drei Tagen

  • die Klasse noch mit Erzählspielen nicht nur die gegenseitige Wahrnehmung stärkt, sondern auch ihre Ferien gemeinsam „offiziell“ abschließt – auch noch in der Mittelstufe.
  • ein ausbaufähiges Bewegungsspiel (mit einfachen Grundregeln, in die man direkt einsteigen kann) auch müde Geister weckt und die Gemeinschaft sogleich aufleben lässt.
  • ein gemeinsames Quiz-, Memory- oder anderes Tafelspiel gut geeignet ist, um Vorwissen zu aktivieren.
  • Arbeitsphasen und Hausaufgaben in Ruhe anlaufen dürfen – um dann freudig Fahrt aufzunehmen.

Ich wünsche allen einen schönen Schulstart nach den Ferien!

Über Freihandgeometrie

Meine Klasse hat das neue Jahr mit einer Epoche „Freihandgeometrie“ begonnen. Dies ist ein Übergang vom Formenzeichnen der Schuljahre eins bis vier: Vom Formenerleben hin zur Gesetzmäßigkeiten der Formen. Es werden erste Begriffe und Definitionen eingeführt und auch der Zirkel kommt dann bald als neues Werkzeug hinzu – dabei wird die Handhabung zunächst auf künstlerischer Ebene geübt.

Kreise auf einem Aquarellbild

Das Formenzeichnen legte die Grundsteine

Beim Formenzeichnen in den Schuljahren eins bis vier standen die graphomotorischen Übungen, das Erleben der Formen an sich (Spiegelungen, Symmetrien, Richtungen…) und die Schulung der ästhetischen Wahrnehmung im Mittelpunkt des Prozesses. Die Erschließung einer Form ist ein ganzheitliches Erleben, von der äußeren zur inneren Bewegung. Es fordert geistige Tätigkeit, ist dabei aber frei von Intellekt.

Im fünften Schuljahr kommt genau dies hinzu. Es folgt mit dem Übergang zur Geometrie das Bewusstsein von den Gesetzmäßigkeiten und Berechenbarkeiten der Formen.

Vom Zeichnen zum Konstruieren – ein Prozess

In der Freihandgeometrie wird von den Kindern zunächst die bisher erarbeitete zeichnerische Sicherheit wieder aktiviert, die sie sich seit ihrer ersten Begegnung mit der Geraden und der Gebogenen (oder „Krummen“) stets vertieft und erweitert haben. Auge-Hand-Koordination ist hier gefragt: Die Hand spurt souverän das Rund des Kreises, führt sorgsam und akkurat die Gerade. Gleichzeitig hat das Kind sofort im Blick, ob die entstandene Form dem Ziel entspricht, korrigiert, spurt weiter.

Dazu kommen nun das Bewusstsein für die Gesetzmäßigkeiten der Formen und ihre Beziehung zueinander: Die Strecken im Kreis, die Geraden am Kreis, die Winkel, Drei- und Vierecke.

Dadurch, dass die Kinder noch nicht „verkopft“ die Arbeitsmittel zur Hand nehmen, erleben sie beim freihändigem Zeichnen die Form intensiv und können dadurch neue Erkenntnisse ins Bewusstsein rufen.

Die Harmonie der Fünftklässler:innen

An dieser Stelle trifft das seelische Erleben auf die zunehmenden Möglichkeit, die Welt zu erforschen und mit bewussten Gedanken zu ergreifen. Zudem kommt das Erleben der eigenen Fähigkeiten beim Zeichnen hinzu. Ein schöner, ganzheitlicher Einklang!

Wunsch nach Exaktheit

Der nächste Schritt ist der Einsatz der Werkzeuge Zirkel und Geometrie-Dreieck. Mit ihrer Hilfe können ganz sicher exakte Ergebnisse erzielt werden. Und dies ist dann auch schon automatisch der Wunsch (und Anspruch) der Kinder, damit die neu gewonnenen Erkenntnisse auch möglichst genau umgesetzt werden können.

Die Einführung des Zirkels

Nachdem die ersten Kreise frei Hand gezeichnet wurden, ist nun auch der Zirkel an der Reihe. Die Übung der Handhabung erfolgt aber zunächst wiederum über das künstlerische Arbeiten. Ab Klasse 6 werden dann Dreiecke mit dem Zirkel konstruiert, das Lot gefällt usw. Dann liegt das Arbeitsgerät aber auch schon sicher in der Hand.

Geometrie erfordert viele Fähigkeiten und Übung

Dies sind die Kenntnisse über Begriffe und Definitionen, das Anwenden von Formeln und das Konstruieren als Tätigkeit mit den Händen. Letzteres erfordert einen sicheren Umgang mit den Arbeitsgeräten. Über die Freihandgeometrie kann ich die Kinder dorthin Schritt für Schritt führen.

Ein selten schönes Weihnachtsgedicht

Auf der Suche nach einem schönen, stimmungsvollen Weihnachtsgedicht für meine Klasse bin ich auf dieses wunderbare Gedicht, aus dem Althochdeutschen übersetzt, gestoßen. Ich freue mich so, es gefunden zu haben und teile es gern mit Euch. Allen Leser:innen einen schönen ersten Advent!

Weihnachtshymne

Aus der Höh´ein Stern uns glänzet
in erhabenem Geleucht,
der dem ganzen Erdkreis schimmert
und die dunkle Nacht verscheucht.

Als die Hirten auf dem Felde
gramvoll ruhten in der Nacht,
hat ein heller Himmelsherold
ihnen Frohes kundgemacht.

Jubelhymnen ließ erschallen
die beglückte Engelschar:
Friede kommt aus Himmelshallen
allen Menschen immerdar.

Dessen Hand umspannt des Himmels
Weiten und den Erdenball,
arm in Windlein liegt er weinend
als ein Kindlein hier im Stall.

Freue, Himmel, dich mit deinem
tausendfachen Engelheer,
freut euch, weite Erdgebiete,
Sterne, Ströme, Weltenmeer!

Wahlafried Strabo, Insel Reichenau (800 – 849)

Als Kärtchen zum Download

Kleine Erinnerung: Ein etwas anderer Adventskalender

Im letzten Jahr habe ich einen Adventskalender für das Glücksglas erstellt. Wer noch etwas in dieser RIchtung sucht, wird hier fündig!

Ich wünsche Euch eine friedvolle Vorweihnachtszeit!

Ritterkräfte in der Unterstufe und Vertrauen in der Mittelstufe

Auch in diesem Jahr habe ich mir wieder mit viel Freude Dinge für Michaeli überlegt und mit meiner Klasse den bevorstehenden Tag geplant. Wir sind ja jetzt schon in der Mittelstufe angekommen. Meine neue Michaeli-Geschichte ist allerdings für den Einsatz Unterstufe gedacht und passt auch wieder zu dem Drachenfußspuren-Spiel. Meine Klasse wird hingegen eine besonders schöne Vertrauensübung machen.

Eine sinnige Geschichte: Ritterkraft in mir

Hier geht es auch darum, dass manche Ängste und Sorgen einfach übernommen werden. Dass man mutig eigene Wege gehen darf und soll. Dass Gefühle gelebt werden wollen und müssen. Und dass man als Gemeinschaft stark ist. Es geht um die Ritterkraft, die in jedem von uns steckt….

In einem kleinen Dorf sind alle Menschen leise, weil man ihnen gesagt hat, in der Nähe schlafe ein gefährlicher Drache in seiner Höhle. Kaum jemand wagt sich vor die Tür. Der Drache könnte aufgeweckt werden und schlimme Dinge anstellen! Dabei scheint noch niemand den Drachen je gesehen zu haben. Doch die Furcht ist groß. Ein kleines Mädchen, das voller Tatkraft und Lebensfreude ist, gerät in Wut darüber, dass es immer so leise sein soll. Aus ihrer Wut heraus weckt sie ihre Ritterkräfte – und die wirken bald ansteckend.

Ihr könnt die Geschichte hier kostenlos downloaden oder ab dem 29.9.22 auch von mir erzählen lassen in meinem Podcast „Märchen mit Klang“ :

Vertrauensübung in Klasse 5: Deine Stärken

In meiner Klasse wird es eine Vertrauensübung geben, die die gegenseitige Wertschätzung erleben und festhalten lässt. Ein inneres Licht, passend zur Mutkerze. Mehr verrate ich an dieser Stelle aber noch nicht.

Meine Michaeli-Wünsche für Euch

Seid mutig und öffnet Eure Herzen, traut Euch und Euren Kindern etwas zu. Ihr habt alle Ritterkräfte und tragt einen großen Schatz in Euch.

Werden die Tage kurz,

werden die Herzen hell.

Über dem Herbste strahlt leuchtend

Sankt Michael!

überliefert*

Waffeln und Mutkerzen an Michaeli

Da wir jetzt ja schon in der Mittelstufe angekommen sind, habe ich meine Klasse gefragt, was sie in diesem Jahr am Michaelitag (noch) gern machen würde. Dabei stellte sich heraus, was wahrscheinlich unsere feste Tradition – auch noch in der Mittelstufe – wird.

Bis zu welchem Alter feiert man eigentlich Michaeli?

Die Mutproben, der Sinnespfad, das Schwerterbacken – all diese schönen Aktivitäten sind in der Unterstufe angesiedelt. Die Kinder leben stark in den inneren Bildern der mutmachenden Geschichte. Üblicherweise wird ab Klasse 5/6 Michaeli dann nicht mehr groß gefeiert, weil die Kinder einfach einen anderen, veränderten Bezug dazu haben. Doch dieses Jahr war in meiner Klasse sogar noch der Wunsch nach Schwertbacken da. Die verschiedenen Backöfen der Schule sind aber für die Unterstufe reserviert. Kein Problem – dann backen wir eben Waffeln im Klassenraum. Und damit es auch Michaeli-Waffeln werden, habe ich mir die Puderzuckerformen einfallen lassen.

So wird`s gemacht

Die Vorlage ausdrucken, Schwert und/ oder Drache ausschneiden, auf die Waffel legen und Puderzucker drum herum streuen.

Hier ist die Vorlage:

Wie man sieht, habe ich beim Ausschneiden die Zacken des Drachen nicht beachtet – es sieht trotzdem wie ein Drache aus 🙂

Mutkerzen

Die Mutkerzen haben wir letztes Jahr als erstmals angefertigt. Das Licht dieser Kerze soll uns durch die dunkle Jahreszeit begleiten und uns an unsere Stärken erinnern. Dazu werden mit Knetbienenwachs verschiedene passende Formen und Figuren gestaltet und an die Kerze gedrückt.

Die Kinder haben sich sehr gewünscht, auch dieses Jahr wieder eine Mutkerze zu haben. So habe ich bereits für jedes Kind eine kleinere Kerze gekauft und für unseren Klassenraum eine große Kerze. An der großen Kerze arbeiten wir gemeinsam, wir behalten Sie über die dunkle Jahreszeit im Klassenraum. Dazu fertigt jedes Kind eine eigene Kerze für die Familie an und nimmt diese mit nach Hause.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir noch weitere Jahre in Folge die Tradition der Mutkerze fortsetzen werden. Ich bin gespannt, wie sich die Klasse entwickelt!

Sprüche für die schriftlichen Rechenverfahren

Um die schriftliche Division und Multiplikation sicher ausführen zu können, braucht es neben der sicheren Kenntnis des Einmaleins gleich mehrere Rechenschritte. Mit Hilfe dieser beiden Sprüche klappt es mit der Zeit immer besser. Es handelt sich um Überlieferungen, z.T. habe ich etwas umformuliert. Erwartet keine große Dichtkunst, aber vielen Kindern hilft es. Die Sprüche gibt es als Kärtchen zum Download. Ich wünsche viel Erfolg!

Die schriftliche Division

Die schriftliche Multiplikation

Sprüche zum Download

Hier sind sie. Einfach ausdrucken und beidseitig auf Pappe kleben oder laminieren.

Eine Klassenfahrt ohne Programmbausteine

Nun haben wir die zweite Klassenfahrt geschafft und blicken zurück auf eine Woche voller Abenteuer. Auch für diese Fahrt wurden mir Programmbausteine vor Ort angeboten, ich habe aber darauf verzichtet und selbst organisiert. Ein Rückblick.

Kurzfristige Entscheidung

Der Wunsch nach einer weiteren Klassenfahrt war zum Ende des vierten Schuljahres bei den Kindern sehr groß und wurde nahezu täglich nachgefragt, sodass ich mich nach einiger Zeit und mit Blick auf den Kalender entschloss, doch noch für diesen Sommer unsere zweite Fahrt zu planen. Wer weiß schon, ob und wie es mit weiteren Einschränkungen im Schulbetrieb weitergeht im Herbst?! Diesmal sollte es dann also an die Nordsee gehen, doch ich war nicht allein mit meiner Idee. Fast alle Jugendherbergen waren bereits ausgebucht und nach stundenlangen Telefonaten konnte ich doch noch einige Zimmer in einer Jugendherberge an der Nordsee ergattern. Sie war nicht meine erste Wahl, aber ein guter Kompromiss, um die Fahrt stattfinden zu lassen.

Ich stellte auch eine Anfrage an die Bahn bezüglich einer Gruppenreise, denn ich war in der Vergangenheit schon oft mit Klassen im Zug unterwegs und fand dies sehr komfortabel. Die erhöhten Spritpreise hatten zudem die Buskosten weit nach oben getrieben.

Dann kam das 9-Euro-Ticket

Die gebuchte Jugendherberge war hervorragend über den Nahverkehr (einmal umsteigen in Münster) zu erreichen und auch vor Ort in der näheren Umgebung sehr gut im ÖPNV angebunden, was dann durch die Einführung des 9-Euro-Tickets unser Reisebudget deutlich veränderte. Im Nahverkehr kann man eh nicht reservieren, dafür waren wir vor Ort aber auch besonders mobil ohne weitere Kosten.

Als ich die Angebotsbausteine der Jugendherberge erhielt, stellte ich dann fest, dass wir bei eigener Organisation nicht nur flexibler mit den Zeiten waren, sondern auch vor Ort mehr unternehmen konnten. Wir konnten uns schlichtweg mehr Aktivitäten leisten und die Auswahl vor Ort war groß. Der Gedanke, mich und die Kinder nicht komplett an vorgegebene Terminpläne zu binden, sondern die Fahrt diesmal passend für meine Klasse gestalten zu können, ließ mich dann ein eigenes Programm planen.

Mehr Ausflüge waren möglich

Ich habe viele Tage lang recherchiert, gerechnet und geplant. Was ist vor Ort möglich? Welche Termine sind noch frei? Wie gut passt es in mein Gesamtkonzept? Da taten sich viele Möglichkeiten auf und finanziell war ja auch mehr machbar, als beim Einkauf von Programmbausteinen für Gruppenfahrten.

Auf dem Elternabend fragte ich ab, ob es große Bedenken bezüglich Schifffahrten gäbe und dem stand soweit nichts im Wege. Allerdings waren einige Kinder noch nie mit einem größeren Schiff gefahren, was zu bedenken war. Außerdem wollte ich den Kindern lieber nach dem Frühstück noch etwas Zeit zum freien Spielen einräumen, als mit Mahlzeiten und Programmpunkten zu eng getaktet zu sein. Ein Blick auf den Gezeitenplan und bald stand dann unser Plan für eine schöne Woche.

Das war unser Programm

  • Tag 1: Anfahrt und Ankommen in der Jugendherberge, Erkunden er Umgebung rund um die Jugendherberge
  • Tag 2: Stadtbesichtigung mit Hafenrundfahrt (erste Schifffahrt auf ganz ruhigem Gewässer) und Eisessen
  • Tag 3: Fahrt zur Insel Borkum mit dem Katamaran, ein Strandtag am Wattenmeer. Für die Fahrt mit dem Katamaran buchte ich mit geringem Aufpreis sogar das Panoramadeck, bei dem die Kinder eine gute Sicht und ggf. auch Tische zum Spielen und Malen hatten.
  • Tag 4: Der Seehunde-Tag. Zuerst wurde informiert und geforscht an der Seehundaufzuchtstation Norddeich, anschließend ging es auf einem Kutter zu den Seehundbänken, wo die Kinder sehr nah und intensiv die Tiere in freier Natur beobachten konnten.
  • Tag 5: Heimreise. Hier ergab sich spontan noch ein weiteres Erlebnis: Zwei sehr nette Lokführer zeigten meiner Klasse das Cockpit des Zuges und als die Fahrt losging, durfte ein Schüler sogar die Durchsage dazu machen.

Pro und Contra

Es war nicht das erste Mal, dass ich eine Fahrt komplett selbst organisiert habe und so wusste ich letztes Jahr auch sehr genau, was ich habe, wenn ich mich auf Programmbausteine verlasse. Hier eine Zusammenfassung:

Wie beschrieben, sind die Vorteile die große Flexibilität: Ich habe die Zeiten herausgesucht, die Ausflüge aufeinander abgestimmt und dabei darauf geachtet, dass es nicht zu viel und dennoch abwechslungsreich wurde – ganz mit Blick auf die Klasse. Diesmal gab es halb auch deutliche finanzielle Vorteile, die einfach mehr möglich gemacht haben.

Was anstrengend ist: Ich stehe immer in der Organisationsverantwortung und bin Ansprechpartnerin für alles und jeden. Zudem sind beispielsweise Teamtrainings mit Externen auch insofern interessant, als dass man als Lehrperson auch sehr gut mal in eine Beobachterrolle schlüpfen kann und nicht immer selbst „drin steckt“. Wenn Teamer meine Klasse anleiten und nicht ich selbst, hat auch dies eine Qualität für die pädagogische Arbeit.

Außerdem sind Programmbausteine oft bewährte Konzepte von Menschen, die mit allen Begebenheiten vor Ort vertraut und dort gut vernetzt sind. Aus der Ferne online zu buchen, hatte auch ein gewisses Risiko. Dennoch passiert auch Unvorhergesehenes, wenn man etwas Festes plant. So ist das Leben.

Fazit

Mit Blick auf meine Klasse und auf diese Fahrt würde ich es genau so wieder tun! Unsere zweite Klassenfahrt war in meinen Augen sehr gelungen – auch, weil genügend Möglichkeiten da waren, die Tage nach der jeweiligen Tagesform der Klasse spontan auszurichten. Ob unsere nächste Fahrt allerdings wieder selbst organisiert wird oder ich ganz klassisch Programmbausteine buche, hängt im hohen Maße davon ab, was die Klasse zu dem gegebenen Zeitpunkt braucht und wie ich dies pädagogische am besten umsetzen kann: Durch zeitliche Flexiblität, gemeinsame Prozesse und Ziele. Aber eines gilt für jede Fahrt:

Was Kinder auf Klassenfahrten lernen,
lernen sie auch nur auf Klassenfahrten!

Wir haben viele Abenteuer gemeinsam erlebt, waren füreinander da und konnten uns auf eine starke Gemeinschaft verlassen. Man konnte vielfach zusehen, wie Kinder über sich selbst hinausgewachsen sind und an Selbstvertrauen gewinnen konnten – auch wenn dafür manche Anstrengung nötig und manche Grenze gefühlt wurde. Ich bin stolz auf meine Klasse!

Die Gezeiten und die Nordsee – im Glas

Der Norden Deutschlands mit dem Weltnaturerbe Wattenmeer war zu Beginn dieses Schuljahres einer unserer Themenschwerpunkte in Erdkunde, denn dorthin geht nun unsere Klassenfahrt. Das Phänomen der Gezeiten an die Kinder heranzutragen, war eine der Herausforderungen, über die ich lange nachgedacht hatte. So kam ich auf die Idee der „Nordsee im Glas“, um die Kinder durch eigenes Erleben und in Bewegung den Lerninhalt für sich ergreifen zu lassen.

Der Lerninhalt – ziemlich abstrakt

Die Gezeiten entstehen durch das Zusammenspiel von Erde und Mond. Dabei zieht der Mond das Wasser auf der Erdoberfläche durch die Wirkung seiner Gravitationskräfte an. Diese Kräfte hängen vom Stand des Mondes auf seiner Umlaufbahn sowie der Erdrotation ab. Auf der mondzugewandten Seite der Erde ist die Gravitationskraft größer als die Fliehkraft der mondabgewandten Seite und das Wasser wird Richtung Mond gezogen – es entsteht ein „Flutberg“. Auf der mondabgewandten Seite ist die Gravitationskraft des Mondes wiederum kleiner als die Fliehkraft. Die Wassermassen verschieben sich in die entgegengesetzte Richtung und es entsteht ein zweiter Flutberg. Die Erde dreht sich bei ihrer täglichen Rotation und dadurch gibt es zweimal täglich Hochwasser und zweimal täglich Niedrigwasser. Soweit die Theorie.

Gezeiten-Übung Teil 1: Partnerarbeit

Wir suchten uns einen großen Raum und immer zwei Kinder bildeten ein Team. Dabei stellte ein Kind die Erde dar und das andere den Mond: Die Erde dreht sich um ihre eigene Achse und der Mond läuft dabei um die Erde herum. Um die Geschwindigkeiten zu verdeutlichen, geht als nächstes der Mond etwa einen Schritt weiter auf seiner Bahn, nachdem sich die Erde einmal herumgedreht hat. Vorsicht bei zu schneller Rotation der Erde! Schließlich soll es niemandem schwindelig werden. Der Mond muss seine Bahn daher auch nicht vollenden. Es reicht, wenn die Bewegung verstanden und einige Male wiederholt wurde. Denn wenn man es ganz genau nimmt, müsste nämlich der Mond in etwa 26-28 Schritten die Erde umkreisen und sich die Erde dabei ebenfalls 26-28 mal um die eigene Achse drehen….

Nachdem man also die Bewegung der beiden Himmelskörper einmal nachgestellt hat, findet ein Rollenwechsel statt, damit jedes Kind die Bewegung von Erde und Mond jeweils einmal erlebt. Danach ist der große Bewegungsdrang dieser Übung auch erst einmal gestillt und man kann sich ganz in Ruhe dem Wasser auf der „Erde“ zuwenden.

Gezeiten-Übung Teil 2: Nordsee im Glas

Ich habe zur Vorbereitung in einen Eimer mit Wasser etwas blaue Aquarellfarbe gegeben (die blaue Farbe zeigt sich den Kindern deutlicher als klares Wasser) und das Gemisch auf Einmachgläser verteilt – die Nordsee im Glas. Jedes Team bekam ein Glas. Das Kind, das die Erde darstellte, hielt sozusagen die Nordsee in Händen. Während es sich langsam um die eigene Achse drehte, musste das Glas ein wenig in Richtung Mond (Anziehungskraft) gekippt werden – wie vom Mond angezogen – , vom Mond abgewandt wiederum zur anderen Seite. Das Kind, welches also Erde mit Nordsee darstellte, musste bei der eigenen Drehbewegung auf den Standort des „Mondkindes“ achten. Dieses wiederum konnte die Bewegung des blauen Wassers gut beobachten.

Auch hier wurde nach einigen Runden die Rollen getauscht.

Lernen in Bewegung

Im Anschluss an diese Übung haben die Kinder sich eigene Notizen und Skizzen gemacht. In der Folgestunde konnten wir gut einen gemeinsamen Epochenheftbeitrag zu dem Thema erarbeiten und jedes Kind hat zudem selbständig zur Veranschaulichung eine Zeichnung angefertigt, dabei das Lernerlebnis also nochmals durchdacht und umgesetzt.

Selbstverständlich haben wir gründlich besprochen, dass die Erde die Meere nicht „kippt“ (wie die Kinder die Gläser), da ja andere Kräfte wirken. Dennoch zeigte sich die Bewegung des Wassers und das Phänomen Ebbe und Flut erschloss sich auf diese Weise den Kindern.