Nun haben wir die zweite Klassenfahrt geschafft und blicken zurück auf eine Woche voller Abenteuer. Auch für diese Fahrt wurden mir Programmbausteine vor Ort angeboten, ich habe aber darauf verzichtet und selbst organisiert. Ein Rückblick.
Kurzfristige Entscheidung
Der Wunsch nach einer weiteren Klassenfahrt war zum Ende des vierten Schuljahres bei den Kindern sehr groß und wurde nahezu täglich nachgefragt, sodass ich mich nach einiger Zeit und mit Blick auf den Kalender entschloss, doch noch für diesen Sommer unsere zweite Fahrt zu planen. Wer weiß schon, ob und wie es mit weiteren Einschränkungen im Schulbetrieb weitergeht im Herbst?! Diesmal sollte es dann also an die Nordsee gehen, doch ich war nicht allein mit meiner Idee. Fast alle Jugendherbergen waren bereits ausgebucht und nach stundenlangen Telefonaten konnte ich doch noch einige Zimmer in einer Jugendherberge an der Nordsee ergattern. Sie war nicht meine erste Wahl, aber ein guter Kompromiss, um die Fahrt stattfinden zu lassen.
Ich stellte auch eine Anfrage an die Bahn bezüglich einer Gruppenreise, denn ich war in der Vergangenheit schon oft mit Klassen im Zug unterwegs und fand dies sehr komfortabel. Die erhöhten Spritpreise hatten zudem die Buskosten weit nach oben getrieben.
Dann kam das 9-Euro-Ticket
Die gebuchte Jugendherberge war hervorragend über den Nahverkehr (einmal umsteigen in Münster) zu erreichen und auch vor Ort in der näheren Umgebung sehr gut im ÖPNV angebunden, was dann durch die Einführung des 9-Euro-Tickets unser Reisebudget deutlich veränderte. Im Nahverkehr kann man eh nicht reservieren, dafür waren wir vor Ort aber auch besonders mobil ohne weitere Kosten.
Als ich die Angebotsbausteine der Jugendherberge erhielt, stellte ich dann fest, dass wir bei eigener Organisation nicht nur flexibler mit den Zeiten waren, sondern auch vor Ort mehr unternehmen konnten. Wir konnten uns schlichtweg mehr Aktivitäten leisten und die Auswahl vor Ort war groß. Der Gedanke, mich und die Kinder nicht komplett an vorgegebene Terminpläne zu binden, sondern die Fahrt diesmal passend für meine Klasse gestalten zu können, ließ mich dann ein eigenes Programm planen.
Mehr Ausflüge waren möglich
Ich habe viele Tage lang recherchiert, gerechnet und geplant. Was ist vor Ort möglich? Welche Termine sind noch frei? Wie gut passt es in mein Gesamtkonzept? Da taten sich viele Möglichkeiten auf und finanziell war ja auch mehr machbar, als beim Einkauf von Programmbausteinen für Gruppenfahrten.
Auf dem Elternabend fragte ich ab, ob es große Bedenken bezüglich Schifffahrten gäbe und dem stand soweit nichts im Wege. Allerdings waren einige Kinder noch nie mit einem größeren Schiff gefahren, was zu bedenken war. Außerdem wollte ich den Kindern lieber nach dem Frühstück noch etwas Zeit zum freien Spielen einräumen, als mit Mahlzeiten und Programmpunkten zu eng getaktet zu sein. Ein Blick auf den Gezeitenplan und bald stand dann unser Plan für eine schöne Woche.
Das war unser Programm
- Tag 1: Anfahrt und Ankommen in der Jugendherberge, Erkunden er Umgebung rund um die Jugendherberge
- Tag 2: Stadtbesichtigung mit Hafenrundfahrt (erste Schifffahrt auf ganz ruhigem Gewässer) und Eisessen
- Tag 3: Fahrt zur Insel Borkum mit dem Katamaran, ein Strandtag am Wattenmeer. Für die Fahrt mit dem Katamaran buchte ich mit geringem Aufpreis sogar das Panoramadeck, bei dem die Kinder eine gute Sicht und ggf. auch Tische zum Spielen und Malen hatten.
- Tag 4: Der Seehunde-Tag. Zuerst wurde informiert und geforscht an der Seehundaufzuchtstation Norddeich, anschließend ging es auf einem Kutter zu den Seehundbänken, wo die Kinder sehr nah und intensiv die Tiere in freier Natur beobachten konnten.
- Tag 5: Heimreise. Hier ergab sich spontan noch ein weiteres Erlebnis: Zwei sehr nette Lokführer zeigten meiner Klasse das Cockpit des Zuges und als die Fahrt losging, durfte ein Schüler sogar die Durchsage dazu machen.
Pro und Contra
Es war nicht das erste Mal, dass ich eine Fahrt komplett selbst organisiert habe und so wusste ich letztes Jahr auch sehr genau, was ich habe, wenn ich mich auf Programmbausteine verlasse. Hier eine Zusammenfassung:
Wie beschrieben, sind die Vorteile die große Flexibilität: Ich habe die Zeiten herausgesucht, die Ausflüge aufeinander abgestimmt und dabei darauf geachtet, dass es nicht zu viel und dennoch abwechslungsreich wurde – ganz mit Blick auf die Klasse. Diesmal gab es halb auch deutliche finanzielle Vorteile, die einfach mehr möglich gemacht haben.
Was anstrengend ist: Ich stehe immer in der Organisationsverantwortung und bin Ansprechpartnerin für alles und jeden. Zudem sind beispielsweise Teamtrainings mit Externen auch insofern interessant, als dass man als Lehrperson auch sehr gut mal in eine Beobachterrolle schlüpfen kann und nicht immer selbst „drin steckt“. Wenn Teamer meine Klasse anleiten und nicht ich selbst, hat auch dies eine Qualität für die pädagogische Arbeit.
Außerdem sind Programmbausteine oft bewährte Konzepte von Menschen, die mit allen Begebenheiten vor Ort vertraut und dort gut vernetzt sind. Aus der Ferne online zu buchen, hatte auch ein gewisses Risiko. Dennoch passiert auch Unvorhergesehenes, wenn man etwas Festes plant. So ist das Leben.
Fazit
Mit Blick auf meine Klasse und auf diese Fahrt würde ich es genau so wieder tun! Unsere zweite Klassenfahrt war in meinen Augen sehr gelungen – auch, weil genügend Möglichkeiten da waren, die Tage nach der jeweiligen Tagesform der Klasse spontan auszurichten. Ob unsere nächste Fahrt allerdings wieder selbst organisiert wird oder ich ganz klassisch Programmbausteine buche, hängt im hohen Maße davon ab, was die Klasse zu dem gegebenen Zeitpunkt braucht und wie ich dies pädagogische am besten umsetzen kann: Durch zeitliche Flexiblität, gemeinsame Prozesse und Ziele. Aber eines gilt für jede Fahrt:
Was Kinder auf Klassenfahrten lernen,
lernen sie auch nur auf Klassenfahrten!
Wir haben viele Abenteuer gemeinsam erlebt, waren füreinander da und konnten uns auf eine starke Gemeinschaft verlassen. Man konnte vielfach zusehen, wie Kinder über sich selbst hinausgewachsen sind und an Selbstvertrauen gewinnen konnten – auch wenn dafür manche Anstrengung nötig und manche Grenze gefühlt wurde. Ich bin stolz auf meine Klasse!
