Lernen und die Qualität der Beziehung

Viele, viele Bücher und das Internet sind voll mit Planungshilfen, -werkzeugen und Tipps für die Unterrichtsplanung. Doch so ein Schulalltag lässt sich meiner Meinung nach erst so richtig planen, wenn die Lehrperson mit den Kindern und dem Geschehen in der Klasse verbunden ist.

Sich einlassen

Erst, wenn man tief verbunden ist und sich einlässt, kann man einen echten Plan für die Kinder entwickeln. Man erkennt, was sie gerade brauchen, um beim Lernen einen Schritt weiter zu kommen. Nein, vorab muss man sehen, welcher Schritt überhaupt ansteht. Kurz- und langfristige Ziele verfolgen.

Entwicklung sehen

Wenn Kinder und Lehrer:in jahrelang miteinander in Beziehung stehen, können die Entwicklung und die Möglichkeiten eines jeden Einzelnen am besten gesehen werden. Manches braucht tatsächlich einen Zeitraum über Jahre. Gut, dass wir acht Jahre haben!

Wer gestaltet den Lehrplan?

Unser Waldorflehrplan gibt bestimmte Inhalte vor, in Verbindung mit den allgemeinen Entwicklungsschritten der Kinder. Es hat seinen Grund, warum bei uns in der vierten Klasse die Bruchrechnung eingeführt wird und nicht in der sechsten Klassen wie allgemein üblich. Es hat aber auch seinen Grund, warum es im ersten Schuljahr fast das ganze Jahr dauert, bis beim Lesen und Schreiben alle Buchstaben und Doppellaute an die Kinder herangetragen werden.

Und inmitten dieser „allgemeinen Stoffverteilung“ stehen nun wir Lehrer:innen und haben dabei so einigen Freiraum, den Lehrplan an unsere Klassen heranzutragen – und nicht umgekehrt. Die Kinder gestalten also meine Epochenpläne unbewusst mit, denn die Auswahl von passenden Methoden, richtigen Zeitpunkten und Dauer von Unterrichten treffe ich mit Blick auf die Klasse.

Kinder kennenlernen

Hauptsächlich wird man natürlich im Schulalltag mit den Kindern vertraut, in der Interaktion und Beobachtung – beim gemeinsamen Tun, aber auch in ruhigen Eigenarbeitsphasen. Als Klassenlehrer:in ist man hier Ansprechpartner:in Nummer 1. Doch auch bei Hausbesuchen lernen wir unsere Schüler:innen und ihre Familien näher kennen und so weitet sich der Blick. Eine Berührung mit dem kindlichen Schicksal findet statt.

Am Ende des Tages

….entwickelt man nicht nur einen Plan, sondern sieht eine ganz besonders große Aufgabe.

Allein vorn an der Tafel

Aber nicht alleingelassen! Dass auch mal von einzelnen Kindern etwas vor der Klasse präsentiert oder ausprobiert wird, gehört zum Schulalltag. Damit es nicht in Stress umschlägt, sollte auf einige Dinge geachtet werden.

Rückblick in meine eigene Schulzeit

Ich wurde als Schülerin meist nicht gefragt, ob ich nach vorn an der Tafel vor allen anderen Kindern etwas vorrechnen oder schreiben möchte. Besonders in Mathe habe ich mir die allergrößte Mühe gegeben, mich so unauffällig wie möglich zu verhalten, um bloß nicht vom Lehrer entdeckt und aufgefordert zu werden. Die Gefahr, bloßgestellt zu werden, war in meinen Augen doch ziemlich groß. Nicht selten haben Lehrer einen auch mal schmoren lassen, wenn man nicht weiter kam oder es gab den einen oder anderen hämisch klingenden Spruch.

Etwa 30 Jahre später…

In meinem Klassenraum soll auch an der Tafel vorgerechnet werden. Manche Kinder möchten gern einmal wie ich da vorn stehen und vor allem ist der Wunsch groß, auch mal etwas mit der Kreide für alle an die Tafel zu schreiben.

Andere Kinder schauen sich das lieber erst ein paarmal an, melden sich aber nach einiger Zeit dann auch von selbst. Wieder andere sind und bleiben ruhige Beobachter.

Alles das ist in Ordnung.

Frag doch einmal die anderen…

Das Kind, das vorn an der Tafel steht, ist nicht allein mit der Aufgabe. Es darf jederzeit die anderen Kinder fragen, wenn es nicht weiter kommt oder es sich nicht sicher ist. Die anderen Kinder zeigen dann auf und werden vom Tafelkind drangenommen.

Wenn die Kinder dann mit eigenen Worten ihren Lösungsweg oder ihre Vorgehensweise erklären, geht nicht selten auch noch hier und da im Raum ein weiteres Lichtlein auf.

Fehlerkultur

Passiert ein Fehler, melden sich manche Kinder sogleich per Handzeichen, wenn er ihnen aufgefallen ist. Mehrere Handzeichen im Raum können also ein Hinweis sein, dass an einer Stelle noch nachgebessert werden muss. Wir warten aber erst noch ab, ob das Tafelkind den Fehler selbst bemerkt. Manchmal hilft hier auch ein kleiner Tipp meinerseits.

Für die anderen Kinder ist es übrigens auch sehr spannend, die Denkweise hinter bestimmten Fehlern zu erforschen und dadurch ihren eigenen Lösungsweg noch klarer zu sehen.

Fehler sind erwünscht, denn sie können weiterhelfen.

Entspanntes Lernen hilft

In einer gewachsenen, vertrauten Gruppe, in der entspannten Lernkultur, mit gutem Umgang untereinander, ist viel Raum für Entwicklung geschaffen.

In der Kraft bleiben

Kraftspender nutzen und bewahren, Kräftezehrendes im Blick behalten. Die Schultage sind momentan wenig planbar, die Terminkalender voll. Da ist es wichtig, Freiräume zu erhalten und die festen Haltepunkte des Tages bewusst wahrzunehmen. Darüber sprechen Dustin und ich in der Februar-Folge von Kaffee, Kreide, Morgenspruch.


Zeit für mich am Morgen

Es zeigte sich, dass wir da schon grundverschieden sind und doch gelingt es uns beiden recht gut, auf unsere eigene Weise mit den Kräften zu haushalten. Dustin findet seinen Ausgleich im Sport, bei mir sind es Meditation und Routinen. Ich stelle Euch hier einmal Tagesbeginn und -abschluss vor.

Me-Time am Morgen

So startet mein Tag. Dies habe ich mir angewöhnt, als meine Kinder noch sehr klein waren und habe es bis heute beibehalten: Vor allen anderen Familienmitgliedern aufzustehen, in Ruhe zu duschen, zu frühstücken (ich bin ein Frühstücksmensch) und noch einmal ganz in Ruhe meine Pläne für den Tag durchzugehen. Das verschafft mir eine gewisse innere Ordnung trotz vielerlei Dinge, die dann im Laufe des Tages noch meine spontane Reaktion erfordern.

Seelenübung „Rückwärts denken“ am Abend

Meditation hat auf verschiedene Weise bei mir einen Platz im Alltag. Die Routine, die ich hier und im Podcast vorstelle, ist eine meditative Übung, wie sie auch zur Stärkung der Seelenkräfte von R. Steiner angeregt wurde. Sie gefällt mir sehr und ist zu einer guten Gewohnheit geworden. Es geht darum, dass Seeleninhalte, die durch äußere Dinge auf uns einwirken, von einem anderen Gesichtspunkt aus wahrgenommen werden. Es ist wiederum ein Moment der inneren Ordnung.

Dabei geht man in Gedanken die Erlebnisse des Tages nacheinander durch und zwar chronologisch „rückwärts“, also von abends schrittweise bis zum Aufstehen am Morgen des Tages.

Kaffee, Kreide, Morgenspruch

Wir unterhalten uns also über Freiräume und Haltepunkte, unsere aktuellen Unterrichte und erstmals ist unsere neue Rubrik „Waldorf stellt sich vor“ an der Reihe. Den Anfang macht „meine“ Schule, die Freie Waldorfschule Hamm. Zu Gast war mein Kollege Horst Konrad, der viel über die Geschichte unserer Schule und ihre Besonderheiten erzählt hat.

Hier ist der Link zum Podcast

Die Montag – Mittwoch – Balance

In diesem Schuljahr ist der Montag immer gleich der rasante Start in die Woche – das ist schon ganz nach meinem Geschmack, schließlich fing bei mir an einem Montag alles an… Der Gegenpol dazu ist in diesem Schuljahr der Mittwoch, für mich ein kurzer Schultag, an dem ich schon um 12 Uhr meine Unterrichte erledigt habe. Als Tag vor dem langen Donnerstag halte ich ihn mir möglichst frei von Terminen und festen Verpflichtungen.

Zwei gegensätzliche Tage in meinem Wochenverlauf – ich lieb`s

Tag der Komfortzone

Streng genommen unterscheidet sich der Mittwoch gar nicht so sehr von den anderen Tagen. Die üblichen Aufgaben wie Unterrichtsvorbereitungen, Emails, Schulleitungskommunikation – all das findet natürlich auch und im vollen Umfang am Nachmittag statt.

Da ich aber früh zu Hause und bewusst frei von Terminen oder anderen festen Verpflichtungen bin, nehme ich mir an diesem Tag immer wieder kleine, achtsame Pausen und genieße die Besonderheiten dieses Tages. Das beginnt schon damit, dass ich ganz in Ruhe für uns alle kochen kann. Wenn die Kinder dann von der Schule zurückkommen, ist alles fertig für ein gemütliches, gemeinsames Mittagessen. Auch mein Mann hat seine Mittagspause.

Nach dem Essen wieder etwas Arbeit – dann alle elektronischen Geräte an die Seite für eine Tee- und Spielezeit. Weitere Arbeitszeit, dann ein kleiner Spaziergang. Schauen, was an Nachrichten und Emails gekommen ist – dann Querflöte üben und alles für den nächsten Tag packen.

Haltgebende Wochenstruktur

So eine Wochenstruktur ist ja überhaupt nichts Neues und gibt uns allen schon immer Halt. Meist hat man das gar nicht so wirklich wahrgenommen. Wahrscheinlich genieße ich in letzter Zeit den Mittwoch so sehr, weil um mich herum wieder mal alles im Corona-Chaos versinkt und der gewohnt ruhige Tag zu Hause einfach ein Fels in der Brandung ist.

Work-Life-Balance oder Montag-Mittwoch-Balance.

Die Glücksperlen der Eiselfe

Manchmal mache ich mir lange Gedanken, wie ich ein schönes (neues) Ritual für oder mit den Kindern meiner Klasse gestalten kann. Und dann gibt es auch wieder Rituale und Traditionen, die entstehen einfach so, ganz von selbst, mit den Kindern. Die Glücksperlen zum Jahresanfang sind ein Beispiel dafür.

Als ich gestern meinen Klassenraum für die Zeit nach den Weihnachtsferien vorbereitet habe, kam die beliebte Eiselfe wieder zum Vorschein. Sie ist Teil des winterlichen Jahreszeitentischs und bringt eine schöne Erinnerung mit. Unsere Eiselfe zeigt sich in einer Schneelandschaft. Als ich sie zum ersten mal für meine Klasse dekoriert habe, fand ich vorher zufällig in einem Geschäft kleine glitzernde Streuperlen. Diese habe ich dann auf dem weißen Samtstoff mit dekoriert.

Als die Kinder sie beim Betrachten des Jahreszeitentisches entdeckten, dauerte es nicht lange und ich wurde gefragt, ob man sich nicht vielleicht so eine schöne Perle als Erinnerung mit nach Hause nehmen dürfe. Da es Jahresanfang war und ich die Faszination der Kinder für die Perlen sah, wurden kurzerhand „Glücksperlen für das neue Jahr“ daraus. Jedes Kind durfte sich eine Perle aussuchen und für sich aufbewahren.

Im letzten Jahr haben wir uns nach den Weihnachtsferien erstmals im Frühjahr wiedergesehen, der Lockdown war sooo lang und die Eiselfe passte einfach nicht mehr in die Jahreszeit. Umso mehr freue ich mich jetzt auf Montag, wenn die Perlen endlich einmal wieder auf dem Jahreszeitentisch liegen werden.

Dazu gibt es einen Neujahrspunsch und unserer Schreibepoche beginnt mit dem ersten Thema „Meine Reise durch das neue Jahr“. Ich freue mich darauf!

Spruch zum Auswählen der Perle

Es beginnt das neue Jahr,
mit Winterträumen, wunderbar.
Eiselfe fliegt über das Land,
streut glitzernde Freuden mit zarter Hand,
Eisblumen, Perlen auf weißem Schnee.
Es schlummert die Erde, es ruht der See.
Finde Du auch Deine Spur voll Glück –
wähl´ die erste Perle in Deinem Blick.

Märchen mit Klang: Die Perlenkönigin

Auch dieses Märchen ist gerade in den ersten Schuljahren sehr schön und passend in dem Zusammenhang zu erzählen:

Die Perlenkönigin

Ich wünsche Euch einen schönen Start ins neue Jahr!

Auf ins neue Jahr

Am Anfang braucht man Mut, um am Ende glücklich zu sein.

Ich wünsche Euch ein sonniges und glückliches neues Jahr! Schön, dass Ihr alle hier seid meine Blogbeiträge lest, rund 44.000 mal im vergangenen Jahr. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken.

Was auch immer das neue Jahr für uns bereit hält:

– lasst es uns annehmen

– für uns verwandeln

– und daraus neue Pläne schmieden

Auf ein gutes Jahr 2022

Mein erstes Bild vom Morgen des 1. Januar 2022: Die Neujahrssonne

Weihnachtszeit ist Märchenzeit

Träumen, Entschleunigen, zur Ruhe kommen. Gerade die Weihnachtszeit eignet sich besonders, um gemeinsam in zauberhafte Märchenwelten einzutauchen. Hier stelle ich Euch einmal eine schöne, weihnachtliche Auswahl aus meinem Podcast „Märchen mit Klang“ zusammen, mit Kurzbeschreibung und direkt zum Reinhören. Ich wünsche eine schöne Weihnachtsmärchenzeit!

Die Lichter

Ein Märchen von Hans-Christian Andersen über zwei verschiedene Kerzen. Die eine wird im Ballsaal als Licht der Geselligkeit dienen, die andere spendet einer armen Familie Küchenlicht. Welche Kerze erlebt die größere Freude?

Allerleirauh

Ein Märchen der Brüder Grimm. Eine Prinzessin flieht in einem großen Pelzmantel vor ihrem Vater vom elterlichen Schloss, nimmt drei schöne Kleider und kleine Schätze mit. Im Wald findet ein König sie und nimmt sie mit auf sein Schloss, wo sie niedere Arbeit in der Küche erledigt. Auf einem königlichen Ball lässt sich die Prinzessin in ihrer wahren Schönheit sehen.

Frau Holle

Auch dies ist ein Märchen, das die Brüder Grimm aufgeschrieben haben. Ein armes, aber sehr fleißiges Mädchen gerät in eine andere Welt, trifft dort Frau Holle und besteht viele Prüfungen. So hilft sie mit, dass es auf der Erde schneit. Frau Holle belohnt sie reich. Dann möchte auch ihre faule Schwester zu Reichtum durch Frau Holle kommen…

Die Sterntaler

Ein weiteres Märchen aus den Grimm`s Kinder- und Hausmärchen. Ein armes Waisenmädchen verschenkt ihre letzten Sachen, um anderen zu helfen – und wird am Ende für ihre Hilfsbereitschaft reich belohnt. 

Vom Feuermännchen und der Maus Griesegrau

Dies ist ein Lieblingsmärchen von mir! Dabei geht es um ein ganz besonderes nächtliches Spektakel, das in Vollmondnächten passierte und von dem Tante Minna ihren Kindern gern beim Bratapfelbacken im Winter erzählte. – Ein Weihnachtsmärchen nach Paula Dehmel.

Die Wichtelmänner

Auch dies ist ein Märchen, das die Brüder Grimm erzählt haben. Es hat eigentlich drei Geschichten, ich stelle das erste und schönste Märchen vor, das bei einem armen Schuster spielt. Dieser muss sein letztes Leder verarbeiten. In der Nacht erledigen dann aber heimlich Wichtelmänner für ihn die Arbeit und verhelfen ihm so zum Wohlstand. Er zeigt sich sehr dankbar.

Die Schneekönigin

Die beiden Kinder Gerda und Kay sind unzertrennlich. Eines Tages wird Kay von der Schneekönigin entführt und Gerda macht sich auf den Weg, ihren Freund zu finden. Dabei hat das Mädchen viele Abenteuer zu bestehen.

Dieses Märchen habe ich nicht nur in meinem Podcast, sondern auch als Hörbuch herausgebracht, wo man es im Ganzen hören kann – überall, wo es Hörbücher gibt oder direkt kostenlos hier (über diesen Link unterstützt Ihr die Unkosten des Blogs).

Als Einzelfolgen, wie gewohnt im Podcast:

Wintersonnenwende

Es ist die längste Nacht des Jahres und bis zu den 12 heiligen Nächten ist es nicht mehr weit. Heute war der Nebel nie ganz verschwunden, es wurde nicht richtig hell. Irgendwie ist es magisch.

Drei kleine Rituale

In die Stimmung der Wintersonnenwende passen diese drei kleinen Rituale besonders gut:

1 – Es gibt kaum eine schönere Nacht für ein Lagerfeuer, eine Feuerschale draußen oder ein kleines Tischfeuer. Doch auch die kleinste Kerze ist willkommen. Es ist stimmungsvoll, auf elektrisches Licht weitestgehend zu verzichten.

2 – Lege mit Einbruch der Dunkelheit Edelsteine nach draußen ins Mondlicht.

3 – Ein kleines Wunschritual:

Die Wende im Inneren

Ab jetzt lassen wir die Dunkelheit hinter uns und sind offen, für alles Neue, das vor uns liegt.

In 10 Minuten einfach loslassen und einschlafen

5 Schritte für eine entspannte Ruhezeit

Ein Gastbeitrag von Dr. Daniela Heidtmann

Das Loslassen am Abend fällt nicht nur Kindern, sondern selbst Erwachsenen schwer und sehr viele Menschen brauchen recht lange, um in den Schlaf zu finden. Oft beginnt am Abend mit der zur-Bett-geh-Zeit der Kinder eine stressige Phase im Familienleben. Die Kinder weigern sich beharrlich und drehen oft nochmal richtig auf, bei den Eltern ist nach einem langen Tag der Akku leer, man hat keine Kraft für Diskussionen um „ich muss aber nochmal aufstehen und trinken“ oder „ich habe aber noch nicht fertig gebaut.“ 

We-Time: Mein Kind und ich

Kleine, immer wiederkehrende Rituale sind hier hilfreich, denn sie nehmen den Stress aus der Situation und zeigen einen Weg zum Loslassen ohne viele Worte. Wenn Abend für Abend ein ähnlicher Ablauf für das Kind erkennbar ist, kann es sich viel leichter darauf einlassen und geht entsprechend freudiger in Richtung „Land der Träume“. Wichtig ist hier vor allem die innere Haltung von Erwachsenen, die das Kind in dieser sensiblen Phase noch einmal achtsam wahrnehmen und sich mit ihm verbinden. Jeder einzelne Schritt kann von Erwachsenen als innige We-Time angelegt werden. Die Schritte zusammen dauern nicht mehr als 10 Minuten, schaffen aber Zufriedenheit und eine friedliche Stimmung am Abend.

Schritt 1: Das Zimmer für die Nacht vorbereiten

  • Das Bett zum Einstieg bereit machen, frisch aufschütteln
  • ein kleines Licht anzünden, 
  • etwas Lavendelöl auf ein Tüchlein neben das Bett legen / Lavendelöl in Schale tröpfeln
  • das liebste Kuscheltier „in Warteposition“ hineinlegen: Teddy freut sich auf die Nacht!

Bei diesem Schritt werden viele Kinder gern mithelfen, es ist aber kein Muss. Die positive Haltung des/der Erwachsenen bei der Vorbereitung ist sehr wichtig. Jeder einzelne Schritt sollte langsam und mit Bedacht ausgeführt werden. Dabei können Eltern selbst schon zur Ruhe finden und diese auch ausstrahlen.

Schritt 2: Eine Körperspür-Übung vor dem Gang ins Bett

Bevor es ins Bett geht, ist es für Kinder meist hilfreich, ihren Körper wahrzunehmen, beruhigende Bewegungen aus dem Yoga bieten sich hierbei an:

  • Das Kind darf sich nochmal ganz groß machen, sich dehnen und recken
  • Das Kind nochmal stehend im Arm halten und etwas wiegen
  • Eine kleine beruhigende Yogahaltung zusammen mit dem Kind üben

Schritt 3: Dem Kind im Bett Raum für Gespräch geben

Mit dem Gang ins Bett „droht“ für viele Kinder „der Kontaktabbruch“ zu den Eltern: Sie sollen schlafen, die Eltern verlassen den Raum. Hier ist es wichtig, noch eine kleine „Kommunikationszeit“ zu reservieren, um kurz in den Austausch zu kommen, das Kind wahrzunehmen, ihm verbal Raum zu geben.

  • Frage: „Was hat dir heute im Kindergarten / in der Schule besonders gut gefallen?“ oder
  • „Was hat dir heute am besten geschmeckt?“ oder
  • „Heute ist dir x/y schon richtig gut gelungen“ oder
  • „Ob Teddy schon schläft?“

Schritt 4: Angenehme Stillezeit

Nach dem Gespräch kommt die Stillezeit. Auch wenn nicht mehr/kaum noch miteinander gesprochen wird, bleibt die/der Erwachsene weiter innig mit dem Kind in Kontakt:

  • Kleine Massage der Hände oder Füße oder
  • Vorlesen einer kleinen Fantasiereise oder
  • Erzählen, wie Mond und Sterne am Himmel stehen (angepasst ans Alter des Kindes, vom kurzen Beschreiben bis zu Sternbildern) oder
  • Erzählen, was Teddy träumt

Mit Abschluss der kleinen Stillezeit kommt der wichtigste Teil des Rituals: Die Me-Time für den Erwachsenen: Eine kurze Meditation vor dem Bett des Kindes. Sie hilft, die Anstrengungen des Alltags zurückzulassen, durchzuatmen und zur Ruhe zu kommen, während das Kind behütet einschläft.

Schritt 5: Me-Time – die Meditation für Erwachsene

  • Sitze auf einem Stuhl, Kissen, oder auf dem Boden vor dem Bett deines Kindes
  • Richte die Wirbelsäule auf und Erde dich gut
  • Lasse den Atem frei fließen und nimm seinen Rhythmus wahr
  • Beobachte den Weg der Ein- und Ausatmung
  • Werde ganz still, der Körper ist unbewegt
  • Spüre die Füße, … die Hände, das entspannte Gesicht
  • Nimm dein einschlafendes Kind wahr, seinen Atmenrhythmus, dann spüre wieder deinen stillen Körper
  • Tauche ganz ein in diesen friedlichen Moment … lass los!

Viele friedvolle Familien-Abende und gute Nächte wünscht

Daniela

Hilfreiche Unterstützung

Ein Yogaabendritual für das Grundschulalter: Heidtmann, Daniela (2019): Yoga, Mond und Sterne. Buch Hardcover. Mitmach-Geschichte für Familien. Asteya-Verlag. – in meinem Shop erhältlich

Kurze Fantasiereisen zum Loslassen: Heidtmann, Daniela (2021): Kleine Fantasiereisen. Kartenset mit 30 Karten. Ellermann-Verlag – hier bestellen.Blogartikel dazu

Meditation und Entspannung lernen: Online-Workshop von Daniela Heidtmann: Meditations- und Entspannungstage vom 10.01.-14.01.2022, täglich 20.00-21.00. www.yoga-neckarau.de

Zur Autorin: @danielaheidtmann_yoga

Daniela ist Kommunikationswissenschaftlerin, dreifache Mutter und Yogalehrerin. Sie ist Autorin vieler Bücher zum Thema „Zur-Ruhe-kommen mit Yoga und Entspannungstechniken“. Als Entspannungsexpertin beschäftigt sie sich seit über 20 Jahren damit, wie Kinder und Erwachsene leichter loslassen und einschlafen können. In ihrer Yogaschule in Mannheim, aber auch online, bietet sie achtsames Yoga mit Meditation an und bildet Yogalehrer/innen aus.

Märchen mit Klang in der ersten Adventswoche

Die Adventszeit verweist auf die Ankunft Jesu Christi, seine Geburt, die wir an Weihnachten feiern. Mit den vier Adventssonntagen beginnt der Weg der inneren Einkehr, zum Licht. Dabei stehen diese vier Wochen symbolisch für die viertausend Jahre, in denen die Menschen auf Jesu Ankunft warten mussten. Jeder Adventssonntag hat zudem eine eigene Bedeutung.

Der erste Advent

Die erste Adventswoche schenkt uns den Impuls der Ankunft und der Erneuerung. Auf die Wirkung dieser Kraft deutet das Element Luft, das auch für die Entfaltung von neuen Gedanken steht.

Märchen der ersten Adventwoche

Für meinen Podcast „Märchen mit Klang“ habe ich daher in dieser Adventswoche das wundervolle Märchen Des Märchen Geburt von Ludwig Bechstein ausgewählt. Dabei geht es um zwei Königskinder, denen es scheinbar an nichts fehlt: Sie leben in Reichtum, Schönheit und Liebe. Doch spüren sie, dass ihr Glück nicht vollständig ist. Dann erscheint ein wundersamer, bunter Vogel und hinterlässt einen ganz besonderen Schatz: Den Zugang zur Welt der Fantasie.

Das Märchen ist so reich an wohltuenden, inneren Bildern und versetzt uns innerlich in eine zauberhafte Welt. Das Bild der Ankunft und Neuerschaffung ist sehr passend für die erste Adventszeit.

Ich begleite das Märchen klanglich mit dem Windspiel Koshi „Aria“, in Anlehnung zum Element Luft.

Hier könnt Ihr es hören und entspannt genießen:

Ich wünsche eine entspannte und erholsame Märchenzeit.