Neue Erfahrungen und Lerngewinne sollen von den Kindern als Bereicherung empfunden werden. Auch die Hausaufgaben sind davon nicht ausgenommen. Damit sich Hausaufgaben aber nicht wie eine „Beschäftigungstherapie am Nachmittag“ anfühlen, die von einer schönen Freizeitgestaltung abhalten, benötigen sie transparente Ziele. Sie müssen für die Schulkinder einen Sinn ergeben.

In der Schule und zu Hause – ein Spannungsfeld

Ich habe einmal drei allgemein gehaltene Beispiele zum Thema „Ziele von Hausaufgaben“ ausgesucht. Bitte beachtet, dass es unzählige Varianten gibt – je nach Alter der Lernenden, dem Unterrichtsfach und natürlich auch der Lehrperson.
Inhaltliches Ziel: Wiederholung und Festigung durch Erinnerung
Was morgens noch gut in der Lerngruppe verstanden wird, sollte bestenfalls auch später zu Hause, auf sich allein gestellt, noch abrufbar sein. Nach einiger Ablenkung zwischen Heimweg und Ruhepause fordert dies ein aktives Erinnern. So können Hausaufgaben dazu beitragen, eine Erkenntnis über den Lernstand zu gewinnen – „Ich habe etwas Neues gekernt“ – oder Fragen aufzuwerfen: „An welcher Stelle fehlt mir noch mehr Übung?“ oder „Wenn ich genauer darüber nachdenke, entstehen vertiefende Fragen.“
Ziel der Selbstbestimmtheit: Förderung von Selbständigkeit und Eigenverantwortung
Die Kinder lernen also zugleich, Verantwortung für ihr schulisches Vorankommen zu übernehmen. Indem sie sich selbst um die Erledigung der Aufgaben kümmern und sich anschließend in der Schule bei der Besprechung der Hausaufgaben einbringen, organisieren sie ihre Aufgaben mehr und mehr selbständig. In höheren Klassen kann dann auch die erste Vorbereitung und Recherche eines neuen Unterrichtsinhalts Hausaufgabe sein.
Ziel der Zusammenarbeit: Hausaufgaben ermöglichen einen besseren Dialog zwischen Eltern und Lehrenden
Wenn die Schule auch zu Hause einen Platz im Tagesablauf hat, gewinnen Eltern einen Eindruck davon, was ihre Kinder für die Schule erarbeiten und auch, wie gearbeitet wird. Und: Nicht alles müssen Kinder allein lernen – Lesen, Einmaleins oder Vokabeln brauchen Wiederholung und Übung. Wenn Schulkinder hierbei auf die Unterstützung ihrer Eltern zählen können, bleiben alle im Bilde. Elterngespräche bekommen eine verbesserte Grundlage.
Drei beispielhafte Probleme im Zusammenhang mit Hausaufgaben
Nicht immer sind diese Ziele ersichtlich. Manchmal werden Hausaufgaben auch als Belastung gesehen.
„Mein Kind braucht sehr lange für die Hausaufgaben.“
Kinder haben – je nach Alter, Lernvoraussetzung und Lernumfeld – nur eine gewisse Zeitspanne, in der sie aufmerksam arbeiten können. Ist diese überschritten, kommen sie mit ihrer Arbeit kaum noch voran. Hier bedarf es u.a. individuelle Absprachen über eine sinnvolle Arbeitsdauer, eine verlässliche Lernroutine und/oder eine Arbeitsumgebung zu Hause, die wenig Ablenkung bietet.
„Die Hausaufgaben werden in der Schule zu wenig gewürdigt. Das ist demotivierend“
Man stelle sich vor, 30 Kinder schreiben zu Hause einen umfangreichen Aufsatz – und am nächsten Tag bekommen nur drei von ihnen die Möglichkeit, diesen vorzulesen und damit ihre Arbeit zu präsentieren. Frontalunterricht lässt grüßen. Hier helfen schülerzentrierte Unterrichtsformen, bei denen sich zwei Kinder dann gegenseitig ihren Aufsatz vorlesen und einander Rückmeldung geben können (auf Basis einer gemeinsam erarbeiteten Vorlage). Oder es werden an mehreren Tagen verschiedene Aufsätze vorgelesen. Ausreichend Zeit, um die geleistete Arbeit wahrzunehmen und zu würdigen, muss also in der Unterrichtsplanung berücksichtigt werden.
„Mein Kind verweigert die Hausaufgaben, es ist ein täglicher Kampf.“
Hier muss genau beobachtet werden, in wie weit dies mit bestimmten Aufgabentypen, Unterrichtsfächern oder anderen Rahmenbedingungen zusammenhängt (z.B. bestimmte Wochentage mit Freizeitaktivitäten, lange Schultage, gutes Wetter bei Draußenkindern usw.). Bahnt sich eine Prokrastination an, ist ein guter Plan zur Unterstützung des Schulkindes wichtig.