Der Weg zum Schulplatz: Quereinstieg und Erste Klasse an der Waldorfschule

„Alle Jahre wieder“ könnte man sagen. Jetzt beginnt die Zeit, in der die Kennlerngespräche für die nächste erste Klasse geführt werden. Aber auch Anmeldungen für Kinder und Jugendliche, die in laufende Klasse quer einsteigen, nehmen zu. In diesem Blogartikel habe ich daher einige Tipps für Euch – auch zum Hören natürlich.

10 Eckdaten, die man vorab wissen sollte

Auf dem folgenden Bild ist noch einmal das Wichtigste zusammengefasst. Zum Thema Schulentscheidung habe auch bereits hier geschrieben.

Eltern von zukünftigen Erstklässlern haben allerdings diese Frage an erster Stelle:

Wonach entscheidet sich, ob mein Kind einen Schulplatz bekommt?

Tatsächlich gibt es keinen Kriterienkatalog (schon gar nicht einen allgemein beschlossenen, wie oftmals behauptet). Jede Schule hat ihren eigenen Aufnahmeprozess, aber die Erfahrung zeigt: Es fügt sich (fast immer) von selbst. Wer es genauer wissen möchte, kann sich die Podcastfolge „Von der Anmeldung bis zur Einschulung“ unseres Podcasts „Von der Praxis zur Vision – Was Kinder jetzt stärkt und später trägt“ anhören.

Eltern von Quereinsteigern haben oft diese Frage:

Auf welchem Platz der Warteliste stehen wir?

Auch hier gibt es keine pauschale Antwort – so einfach dies für beide Seiten auch sicher wäre. Doch Fakt ist: Eine Aufnahme erfolgt immer mit Blick auf die Klasse. Heißt: Wann eine neue Schülerin oder ein neuer Schüler hinzustoßen kann, entscheiden die Klassenlehrer:innen rein pädagogisch. Und wenn es soweit ist, wird ganz neu auf die Warteliste geschaut, wer für ein Aufnahmegespräch in Frage kommt. Es geht in erster Linie nicht nach Eingangsdatum der Anmeldung, sondern nach einem passende Kind oder Jugendlichen, damit sowohl die Neuen gut anlanden, als auch die bestehende Klasse als Lerngruppe gesund wachsen kann.

Spannende Info: Ein Quereinstieg ist nicht an Fristen wie Schulhalbjahre gebunden, sondern kann jederzeit stattfinden.

Auch hierzu haben Dustin und ich eine Podcastfolge aufgenommen: Im Quereinstieg auf die Waldorfschule.

Bitte stellt gern Eure Fragen

Unser Podcast und dieser Blog lebt von der Community. Dustin und ich bewegen gern Eure Fragen. Auch freuen wir uns, wenn Ihr unseren Podcast teilt, indem wir davon erzählt oder wenn Ihr beim Podcastanbieter Eurer Wahl eine positive Bewertung abgebt. Ganz herzlichen Dank!

Hilfe, die Einschulung naht

Wenn man in den letzten Ferientagen durch die Innenstädte des Landes bummelt, stehen alle Zeichen auf Schulstart. Überall winken kleine Geschenke, fröhliche Karten und Erinnerungsstücke. Die Botschaft: Hurra, ENDLICH ein Schulkind. Gefühle wie Zweifel, Ängstlichkeit oder überwältigendes Lampenfieber haben in der äußeren Wahrnehmung keinen Platz. Dabei betrifft genau das nicht wenige Familien.

Denn Einschulung ist ein neuer Lebensabschnitt. Neue Menschen. Neue Abläufe. Neue Regeln. Neue Räume, in denen man sich orientieren muss. Lärm. Eine Klingel, die die Abläufe steuert. So ein Einschnitt darf durchaus gemischte und auch große Gefühle auslösen!

Trauern erlaubt.

Wenn Dein Kind ein gesundes, glückliches Schulkind werden soll, braucht es schon ganz zu Beginn der neuen, langen Reise eine behutsame Begleitung. Das gilt ganz besonders für hoch sensible oder neurodivergente Kinder.

Dass der Kindergarten mit Freunden und Erziehenden zurückgelassen werden muss, darf betrauert werden.

Dass die Nachmittage jetzt auch mit Erledigungen für die Schule gefüllt sind und ein Stück ihrer Unbeschwertheit verlieren, darf betrauert werden.

Der Blick nach vorn – ein Übergang

Versprich Deinem Kind nicht, dass die Schule auf jeden Fall und gleich von der ersten Minute an supertoll und es alles meistern wird, sondern versprich ihm, an seiner Seite zu sein. Versprich und halte Bindung. Sorge für neue, schöne Rituale. Erkenne alle Gefühle an, die da sind. Auch die schweren. Denn fest steht: Wenn wir die schweren Gefühle zulassen, werden sie leichter. Verdrängen wir sie, werden sie schwerer.

Ich habe mir Gedanken gemacht, wie man die Tage vor, während und nach der Einschulung mit schönen neuen Ritualen begleiten kann. Dabei entstanden ist:

Mein 10-Tage-Mini-Selbstlern-Kurs

Ich möchte Euch also etwas an die Hand geben (das ich vor 17 Jahren, bei der Einschulung meines ersten Kindes, auch gern gehabt hätte): 10 liebevolle Schritte für die 10 Tage rund um die Einschulung. Damit auch hochsensible Kinder (und ihre Eltern) einen sanften Schulstart haben können. Der Minikurs ist gefüllt mit liebevollen kleinen Gesten, Ideen und Ritualen, die Euch den Übergang mit Zuversicht gestalten lassen. Es geht dabei auch um Deine Schul-Gefühle, die Du ja ebenso mitbringst.

Zum Unkostenpreis von nur 9 € (für meine technischen Hilfsmittel) erhältst Du den Audiokurs, die pdfs zum Nachlesen und mein Gefühlskarten-Set, für das es auch schöne, spielerische Übungen gibt.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr den Minikurs nutzt, mir Feedback gebt oder auch anderen davon erzählt.

Fünf Ideen (und mehr) für die Schultüte

Während im Süden Deutschlands die Sommerferien endlich vor der Tür stehen, blickt Nordrhein-Westfalen schon auf das neue Schuljahr. Ich öffne daher meinen kleinen Shop wieder vom 25.7. – 10.9.23 mit einer kleinen, feinen Auswahl für die Schultüte. Der Verkauf gilt, solang der Vorrat reicht (abgesehen von Rosinas Wolle – die ist immer da).

1 – Kleine Handschmeichler

Oftmals fällt es den lieben Kleinen noch schwer, in ihren Heften eine Weile nur mit der Schreibhand zu arbeiten. Da hat es sich bewährt, in der anderen Hand einen kleinen Handschmeichler zu halten. So lässt es sich schnell zur Ruhe kommen. In meinem Shop habe ich Handschmeichler in Herzform, Amethyst und Rosenquarz.

Kennt Ihr eigentlich meine Fantasiereise mit Edelsteinen?

2 – Duftpüppchen

Goldtröpfchen oder andere feine, vertraute Düfte lassen sich auf die kleinen Taschenpüppchen geben. Die Püppchen sind liebevolle Begleiter und dabei so klein, dass sie in jede Hosentasche oder Geheimfach vom Tornister passen.

Es gibt übrigens auch eine Fantasiereise mit Klang und Duft.

3- Glücksmagnet

Da bekommt der neue Stundenplan oder das Einschulungsbild gleich einen Glücksbringer beim Aufhängen dazu. Ein schöner Hingucker! Der Glücksmagnet hat einen Durchmesser von 4 cm.

4 – Wachsmaler

Wie Ihr wisst, bin ich in Sachen Wachsmalern großer EmmiBee Fan. Was man im Gegensatz zu anderen Wachsmalern hier nicht an Inhaltsstoffen findet sind Erdölwachse (Paraffine, mikrokristalline Wachse), Palmölwachse (Stearine) oder Sojawachse. Dafür aber ausschließlich reine, pflanzliche Wachsen und damit nachwachsenden Rohstoffen und dazu noch reiner Bienenwachs. Die Schachtel besteht aus festem Recyclingpapier.

5 – Rosinas Märchenwolle – Bastelset für ein Filzbild

An die Nadeln, fertig, los. Der Anfang beim Nadelfilzen ist am besten gemacht, wenn die bunte Wolle auf Filzstoff zu einem schönen Bild zurechtgelegt und dann mit der Nadel fixiert wird. Zusammen mit Rosina`s Wolle ein Einschulungsliebling.

Zum Shop

Klickt mal direkt vorbei!

Spielerisch mit Mengen arbeiten

Heute stelle ich Euch mal wieder etwas aus dem Bereich Lernen und Fördern vor. Ich habe ein Material erstellt, mit dem man sich spielerisch und sehr variabel Mengen erarbeiten kann. Warum dies so wichtig ist, erfahrt Ihr natürlich auch. Da es gerade Dezember ist, habe ich die Weihnachtsvariante als Freebee für Euch.

Mengenerfassung als Vorläuferfähigkeit

Die Mengenerfassung ist ein wichtiger Grundstein für die spätere Rechenfähigkeit. Es schadet daher nicht, schon im Vorschulalter ein Augenmerk darauf zu legen und dem Kind Anlässe zu bieten, sich den Mengen anzunähern.

Simultane Mengenerfassung im Alltag mit allen Sinnen

Die simultane Mengenerfassung meint, kleinere Mengen „auf einen Blick“ erfassen zu können. Das sollte für ungeordnete Mengen bis 4 möglich sein, bei den geordneten Würfelbildern sollten die Mengen bis zur 6 sofort erkannt werden. Doch es zählen nicht nur die Augen, sondern auch die Hände und Ohren:

Lasse Dein Kind den Tisch decken bzw. bitte es beispielsweise vier kleine Löffel zu decken. Nun kannst du beobachten: Greift das Kind in die Besteckschublade, holt die Löffel einzeln heraus und zählt sie ab oder greift es in die Schublade und holt mit einem mal die vier Löffel heraus?

Spielt ein Klopfspiel. Klopfe zweimal, dreimal, viermal schnell unter den Tisch. Dein Kind sollte zuhören und sofort die Menge benennen können, ohne abzuzählen.

Mengenkärtchen als Freebie

Ich habe kleine Kärtchen mit Weihnachtsbäumen vorbereitet, mit denen man einige verschiedene Spiele spielen kann. Für die kleineren Kinder kann man Mengen mit 5 oder 6 auch zunächst aussortieren. Drei mögliche Spiele möchte ich Euch nun hier vorstellen:

Ein kleines Schneckenrennen: Würfelbilder und ungeordnete Mengen

Man legt die Kärtchen in Schneckenhausform auf den Tisch. Mit zwei Figuren (oder weihnachtlich: Nüssen) geht es dann ins Rennen. Es wird gewürfelt und die Nuss darf vorrücken zu einem Weihnachtsbaum, der die gleiche Anzahl Kugeln hat wie der Würfel Augen zeigt.

Variante ohne Spielfiguren: Die Karten liegen auf dem Tisch. Es wird gewürfelt und wer zuerst ein passendes Bäumchen findet, darf es behalten.

Weihnachtsgeschenke: Mengen anschaulich zuordnen

Die Kärtchen werden gestapelt, eine Schale Nüsse (Steinchen, Bohnen o.a.) daneben gestellt. Abwechselnd werden Kärtchen gezogen und mit geschlossenen Augen die Mengen herausgesucht: „Unter dem Baum liegen so viele Schätze wie Kugeln an ihm hängen.“

Variante: Da die Kugeln an den Weihnachtsbäumen meist zwei verschiedene Farben haben, kann man auch „sehend“ zwei verschiedene Sorten Nüsse oder Steine passend als Schätze dazulegen.

Hier kann man auch Aufgaben finden, die die Mengen zeigen: 4 = 2+2 oder 5 = 3+2 ….

Glücksspiel mit Mengenvergleich

Auch beim Mengenvergleich zeigt sich die Fähigkeit der simultanen Mengenerfassung. Ich persönlich mag die Komponente „Glück“ auch sehr bei diesen Spielen, weil sie den bekannten mathematischen Druck etwas herausnehmen.

Hier legt man zwei Stapel Kärtchen nebeneinander – und zwar so verdeckt, dass man nicht erkennen kann, was sich jeweils darunter verbirgt. Nun setzt man wie beim Roulettespiel seine Nuss auf einen Stapel – und hofft, dass die dort verdeckte Karte eine größere Menge Kugeln anzeigt als das Kärtchen daneben.

Download und Losbasteln

Hier kommt Ihr direkt zu den Kärtchen: Einfach downloaden, ausdrucken, ausschneiden und auf Pappe kleben oder laminieren. Bei Eduki biete ich auch noch eine Ganzjahresvariante mit Marienkäfern an (statt zwei Farben gibt es hier Punkte auf den beiden Flügeln).

(Zu) frühe Einschulung

Heute geht es in unserer Themenreihe „Aufnahme an der Waldorfschule“ um die Auswirkungen, die eine für das Kind zu frühe Einschulung haben kann. Ein Gastbeitrag von Wiebke Vos.

Heranreifen im letzten Kindergartenjahr

Das Einschulungsalter wurde in den vergangenen Jahren von staatlicher Seite aus mehrfach vorgezogen. Dagegen können auch Waldorfschulen nur geringfügig vorgehen, obwohl gerade das letzte Kindergartenjahr oft als sehr wichtig angesehen wird. Hier findet eine wesentliche Abrundung der Entwicklung statt, die Kinder gewinnen an Selbstvertrauen und entwickeln neue Energiepotentiale.

Im Idealfall wird in diesem Jahr die erste Reifestufe der leiblichen Entwicklung erreicht, wonach die Kräfte für das intellektuelle Lernen frei werden.

Kinder lernen durch Erleben

Davor können sensorische Primarerfahrungen gemacht werden, die dabei helfen, die Welt zu verstheen. Kinder lernen durch Erleben. Danach können sie sich etwas vorstellen, ohne es zu erfahren. Das ist ein wichtiger Schritt zur Schulreife.

Bei Mädchen setzen die entscheidenden Entwicklungsschritte etwa ein halbes Jahr früher ein als bei Jungen (IPSUM-Studie). Bei vielen Kindern wird bereits mit fünf Jahren eine gewisse intellektuelle Reife festgestellt. Jedoch wird die soziale Reife oft nicht ausreichend berücksichtigt. Körperliche und seelische Reife liegen oft weit auseinander.

Jung eingeschulte Kinder sind dadurch oft weniger belastbar, weniger flexibel genug und haben Schwächen im Sozialen. Bei einer frühen Einschulung, also auch bei Forderung von staatlicher Seite danach, werden oft nur die kognitiven, nicht aber die entwicklungspsychologischen Gegebenheiten berücksichtigt.

Das freie Spiel

Das primäre Bedürfnis des jungen Kindes ist das freie Spiel: Bewegung, Naturerfahrung, Handwerkern, musizieren – aber nicht angeleitet. Nach diesem Bedürfnis muss der Unterricht auch für junge Kinder angepasst werden. Dafür müssen Lehrer:innen in der Pädagogik des ersten Jahrsiebts mehr geschult werden, um adäquate Bildungsangebote schaffen zu können.

Die Frage, die sich stellt, ist dann jedoch: Wie kann die Lern- und Bildungsqualität, die im freien Spiel liegt, in dem Rahmen Schule angemessen und fruchtbar angeregt werden und dabei gleichzeitig auch älteren Kindern gerecht werden?

Übersicht

Die Schulentscheidung

Eltern können für ihr Kind die nächstgelegene Schule, eine Ersatzschule und – je nach Bundesland – auch eine weiter entfernt gelegene staatliche Schule wählen. Es gibt viel Ratgeberliteratur zur Vorbereitung auf die Einschulung und auch als Hilfe für die Schulentscheidung . Oft geht es dabei um die Frage: Wie kann ich mein Kind bestmöglich auf die Einschulung vorbereiten, damit es „ins System passt“. Man kann aber auch fragen: Welche Schule passt am besten für mein Kind? Im Rahmen der Themenwoche Aufnahme an der Waldorfschule teile ich meine Gedanken mit Euch und erkläre auch die Rahmenbedingungen an der Waldorfschule.

Die vier Bedingungen

Am Tag der Einschulung fließt alles zusammen: Da steht ein Schulkind mit seiner Schultüte und begleitet von seiner Familie vor dem Schultor und erwartet seinen neuen Lebensabschnitt. Dafür bringt es mit: Seine ganz eigene Persönlichkeit, die Bedingungen seiner Familie, Erfahrungen aus dem Kindergarten und ganz viele Erwartungen an die Schule. Damit der nun folgende Weg einen gelungenen Einstieg bekommt, sollte Vieles im Vorfeld bedacht werden:

Die Persönlichkeit des Kindes

Ihr seid die Experten für Euer Kind: Wie ist das Schlaf- und Ruhebedürfnis im Verhältnis zum möglichen Tagesplan – vom Schulweg bis zur anschließenden Betreuung? Welche Freizeitaktivitäten oder Förderungen stehen sonst noch fest auf dem Wochenplan? Wann ist Zeit für freies Spiel und Freundschaften? Kurz gesagt: Was braucht mein Kind, um die Herausforderungen als Schulkind gut zu meistern.

Die Bedürfnisse der Familie

Ist Elternmitarbeit, das Mitgestalten von Schule, erwünscht und für uns machbar? Wie wird die Hausaufgabensituation zu Hause? Welche zusätzliche Betreuung benötigen wir noch? Die Familienorganisation, die Geschwisterkinder…. wie sind unsere häuslichen Abläufe und Routinen? Wie gut sind wir im Notfall erreichbar?

Der KiTa Hintergrund

Welche Erfahrungsfelder und Abläufe sind gewohnt? Welche Spiel- und Freundschaftskontakte sind entstanden? Sind Schule und KiTa vernetzt? Wurde mit offenem oder geschlossenem Konzept gearbeitet (also eher individuell oder gemeinschaftlich gearbeitet)?

Die Bedingungen der Schule

Wie weit, anstrengend oder auch gefahrenvoll ist der Schulweg und kann/ soll er allein bewältigt werden? Wie groß wird die Lerngruppe sein? Wird eher leistungsgleich oder eher altersgleich unterrichtet? Wie wirkt die Schule auf uns? Können wir uns als Eltern einbringen? Welchen Eindruck machen die Lehrenden, die mir begegnen? Hier spielen Kopf und Herz eine Rolle. Sind wir bereits mit der Schule und ihrem Konzept vertraut oder haben wir andere Anknüpfungspunkte?

All diese Dinge fließen sorgsam in die Schulentscheidung ein.

Die Rahmenbedingungen an der Waldorfschule

Jede Waldorfschule hat ihre eigene Gründungsgeschichte, gewachsene Strukturen und andere Bedingungen. „Kennste eine, kennste alle“ gilt hier nicht wirklich. Ich gehe daher an dieser Stelle auf allgemeine Bedingungen ein, die man grundsätzlich an jeder Waldorfschule vorfindet.

  • Epochenprinzip: Es wird ein Fach über einen bestimmten Zeitraum, meist 3-4 Wochen, täglich in einer Doppelstunde unterrichtet. Vorteil: So taucht man tief in die Lerninhalte ein und kann sich gründlich mit ihnen auseinandersetzen. Aber: Bei längeren Fehlzeiten wird auch viel Stoff versäumt. Allerdings: Bis zur nächsten Epoche dieses Fachs hat man wieder Zeit, um in Ruhe aufzuholen.
  • 2 Fremdsprachen ab Klasse 1: Spielerisch erleben die Kinder gleich zwei Fremdsprachen ab der Einschulung und entwickeln ein Sprachgefühl aus der Nachahmung heraus. Vorteile: Ich kann sie alle gar nicht aufzählen, sie sind nicht nur aus Sicht der Hirnforschung vielfach belegt. Aber auch: Kinder mit größeren Konzentrationsschwächen oder bestimmten Sprachschwierigkeiten werden manchmal besonders herausgefordert.
  • Ein:e Klassenlehrer:in als feste Bezugsperson für 8 Jahre: An einigen Schulen sind es auch nur 6 Jahre. Der große Vorteil: Lernen in Beziehung und Vertrautheit ist kaum besser möglich. Allerdings: 8 Jahre sind eine lange Zeit und es gibt einfach keine Garantie, dass es nicht auch im Leben des Lehrers oder der Lehrerin zu Veränderungen kommt und es am Ende doch noch Wechsel gibt.
  • Meist größere Klassen: Die Klassengrößen an Waldorfschulen sind aus verschiedenen Gründen meistens sehr groß. Dadurch ergibt sich eine große Gemeinschaft, die gemeinsam aufwächst. Vorteile: Viele Lern- und Spielpartner. Man kann sich auch mal aus dem Weg gehen. Zu Beachten: Für besonders ablenkbare Kinder kann dies herausfordernd sein. Da muss man schauen, wie die räumlichen Gegebenheiten sind. Es gibt aber einige Lösungen für diesen Fall.
  • Lernen in Bewegung: Neben den Fächern Spielturnen und Eurythmie ist das Lernen in Bewegung fester Bestandteil im Unterricht von uns Klassenlehrer:innen, aber auch von Fachlehrer:innen. Mein Fach Musik ist ohne Bewegung in der Unterstufe gar nicht vorstellbar 🙂 Unterstützend gibt es an vielen Schulen in den Schuleingangsklassen das bewegte Klassenzimmer, welches das Lernen in Bewegung begleitet, denn Bewegung hilft ungemein beim Lernen und tut Kindern einfach nur gut.
  • Mitmachschule: „Unsere Schule gibt es nur, weil wir sie wollen.“ Ein viel gehörter Satz, aber so ist es. Jede Waldorfschule funktioniert nur durch die aktive Gestaltung von Lehrer:innen und Eltern. Daher kann man sich an vielen Stellen einbringen und im Sinne der Kinder die Schule gemeinsam weiterentwickeln und voranbringen. Das muss man wollen und es braucht Zeit und Engagement.
  • Viel künstlerische Betätigung: Wie bereits an vielen Stellen beschrieben, ist die Kunst als Bestandteil des Lernens und der Persönlichkeitsentwicklung ein wichtiger Bereich, dem auch viel Zeit gewidmet wird.
  • Eigener Lehrplan: Der Waldorflehrplan deckt alle Inhalte ab, die auch an staatlichen Schulen unterrichtet werden, aber im Sinne der Waldorfpädagogik wird der Lernstoff so verteilt, dass er vom Zeitpunkt her die kindliche Entwicklung unterstützt. Daher gibt es beispielsweise die beiden Fremdsprachen ab Klasse 1 oder Bruchrechnen ab Klasse 4. Andererseits braucht es meist das ganze erste Schuljahr, um nach und nach mit Geschichten und Bildern die Buchstaben einzuführen und das Lesen und Schreiben zu erlernen.
  • Lernen in altersgleichen Gruppen: Wir arbeiten mit Kindern, die altersgleich sind, also in etwa die gleichen Entwicklungsaufgaben zu bewältigen haben. Unterschiedlichen Lernleistungen begegnen wir mit Binnendifferenzierung. Sitzenbleiben und Überspringen sind klar die Ausnahme.
  • Entwicklungsberichte statt Ziffernzeugnisse: Die Ziffernnoten sind lange Jahre kein Thema an der Waldorfschule. Die Kinder erhalten eine altersgerechte, persönliche Rückmeldung von ihren Lehrer:innen und die Eltern am Schuljahresende einen Entwicklungsbericht. Das ist eine besonders verantwortungsvolle Aufgabe, denn es erfordert eine gute Kommunikation auf vielen Ebenen.

Ich hoffe, ich konnte Euch einige Impulse geben auf Eurem Weg zur passenden Schulentscheidung für Euer Kind!

Entwicklung und Reife durch Spiel

Am heutigen Tag unserer Themenwoche „Aufnahme an der Waldorfschule“ geht es um die Spielreife. Hier hat Kathrin Schuster von @beziehungskunst.weimar (Instagram) die wichtigen Entwicklungsschritte in den ersten Lebensjahren dargestellt und aus anthroposophischer Sicht beleuchtet. Ich möchte einmal dazustellen, welche Möglichkeiten ein spielerisch-künstlerischer Ansatz bietet, den Übergang vom Kindergarten in die Schule zu gestalten.

Kinder im ersten Jahrsiebt

Hier hat Kathrin auch sehr die innere Haltung, mit denen wir Kindern begegnen sowie passend dazu die drei wichtigen Entwicklungsstufen – das Gehen-, Sprechen- und Denkenlernen -herausgestellt. Ich mag sehr ihr Zitat „Das Kind spielt sich durch die frühe Kindheit“. Dazu braucht es für sich eine Umgebung, die Ruhe, Versorgung, einen verlässlichen und rhythmischen Tagesablauf sowie Sinneserfahrungen bietet. Kinder verarbeiten Erlebtes oder Gesehenes aus dem Inneren heraus durch ihr Spiel.

Mehr zum ersten Jahrsiebt findet Ihr auch hier auf meinem Blog.

Wie gestaltet man einen Übergang zur Schule?

Das ist im Grunde die zentrale Herausforderung für einen gelungenen Schulanfang. Denn in der Schule wirken viele neue Inhalte von außen ein. Kathrin schlägt vor, dass Kindergärten und Schulen sich im Vorfeld mehr besuchen und austauschen sollten. Das wäre sicherlich hilfreich. In meinem Fall muss ich aber auch sagen, dass ich innerhalb meiner Klasse mehrere Kindergärten im Einzugsbereich hatte und es mir dazu als 8.Klass-Lehrerin im Vorfeld leider nur sehr begrenzt möglich war, in einen größeren Austausch zu kommen.

Dennoch ist es möglich, den Schulanfang so zu gestalten, dass das Spielerische mit Künstlerischem versehen und so äußere Vorgaben umgesetzt werden können.

Vom Spiel zur Kunst

Das Spielen ist für Kinder eine ersthafte Angelegenheit und damit kein Lustprinzip in der Form, wie wir Erwachsenen es erleben, wenn wir uns Zeit für eine Partie unseres liebsten Karten- oder Brettspiels nehmen. Kinder setzen sich im Spiel sehr ernsthaft mit ihrer Umwelt und ihren Vorbildern auseinander. In der Phase des Übergangs ist nun darauf zu achten, dass die Nachahmungskräfte einbezogen und sich das Spielen aus dem Inneren heraus auch kreativ, in künstlerischer Weise mit neuen Inhalten verbinden kann.

  • Wenn etwa gemeinschaftlich gebaut wird, bedarf es schon einiger äußerer Vorgaben, aber auch gleichzeitig eigener Ideen bei der Übernahme von Arbeiten. Dazu sind neben Geschicklichkeit auch das Treffen von Absprachen und die Zusammenarbeit mit anderen wichtige Lernfelder.
  • Bei Gruppenspielen werden Rollen wie Fänger, Verstecker usw. übernommen und auf eigene Weise ausgefüllt.
  • Noch mehr geschieht dies durch szenische Darstellungen bei kleinen Theaterspielen. Dabei werden auch Sprache, Sprechen und Gesten eingeübt und erarbeitet.
  • verschiedenste Bewegungsabläufe wie Schleichen, Hüpfen, Rennen, in die Hocke gehen, jemanden antippen usw. werden geübt und auf eigene Weise passend nach bestimmten Regeln und Signalen eingesetzt.
  • Beim Malen oder Plastizieren müssen zwar auch bestimmte Inhalte beachtet werden, es kommt jedoch auch wiederum eine größere Freiheit bei der inneren Betätigung hinzu.

Mit einem geschulten Blick für den Entwicklungsstand der Kinder lässt sich auf diese Weise ein Unterricht gestalten, der die Notwendigkeit und Ernsthaftigkeit des Spiels berücksichtigt, Freiraum für Kreativität lässt und gleichzeitig Inhalte an die Kinder heranführt. Die Anteile werden sich im Laufe der Zeit verändern, so wie es für die Kinder passend ist.

Das Spiel wirkt von innen nach außen,
Schule und Arbeitsaufträge von außen nach innen.

Nicht umsonst braucht es Erziehungskünstler.

Meine Erfahrungen und Gedanken

Ich fasse mich kurz: Wenn man Erstklass-Lehrer:in ist, sind viele neue, unbekannte Augenpaare auf einen gerichtet. Nicht wenige sind in freudiger Erwartung erster schöner Lernerfolge. Doch davon sollte man sich ein stückweit lösen, sich Zeit für die Kinder nehmen und die Ruhe bewahren.

Wenn man erst einmal mehr am Beziehungsaufbau, den guten Gewohnheiten und verlässlichen Routinen arbeitet, sind schon gute Lernvoraussetzungen geschaffen. Fließt das Künstlerische dazu ein, kann ein ruhiger Übergang gelingen.