Erziehung ist Beziehung ist Erziehung

Ein neuer Spruch! Wer mich kennt, weiß, dass ich normalerweise gern sage: „Erziehung geht nur mit Beziehung.“ Dieser Spruch kam mir ehrlich gesagt inzwischen etwas abgenutzt vor und auch irgendwie etwas unvollständig. Tadaaa – ein neuer „Slogan“.

Wie funktioniert es?

Warum das Ganze? Wir können einem Kind nur etwas beibringen, wenn es das Neue mit einem Gefühl verbindet. Gefühle sind wie ein Bote und sie entstehen durch Beziehung. Lehrer, die immer wieder ausgetauscht werden und wechseln, können gleiche Inhalte nicht in derselben Weise vermitteln wie ein einzelner, vertrauter Lehrer, der die Schüler bestens kennt und den die Schüler ihrerseits bestens kennen. Und mal ganz abgesehen von schulischen Inhalten: Die Kinder lernen so viel mehr als bloße Inhalte.

Lernen ist immer sozial

Sie nehmen ebenso auf, was gleichzeitig in der Lernsituation herum, im sozialen Kontext, passiert. Dabei fühlen sie etwas und das speichert sich ab.

An der Waldorfschule ist es im Idealfall so, dass ein Klassenlehrer „seine“ Kinder vom Tag der Einschulung an acht Jahre lang begleitet. Dabei entsteht auch eine Verbindung mit den Eltern und man steht Seite an Seite zusammen und begleitet einen sehr langen Entwicklungszeitraum im Leben der Heranwachsenden. Zum Alltag von Waldorflehrern und -erziehern gehört es daher auch, die Familien mal außerhalb von Schule zu Hause zu besuchen – ein Thema für sich.

Was braucht es?

Hier meine Gedanken dazu, was wichtig ist für die Qualität der Beziehung zwischen Kindern und ihren Bezugspersonen

  • Die Erwachsenen sind in diesem Miteinander jederzeit für die Kinder der sichere Hafen, die verlässliche, unterstützende Instanz.
  • Die Kinder wollen dabei einfach an unserem normalen Leben teilhaben und müssen gar nicht so viel extra bespaßt werden, wie wir Erwachsenen annehmen. Wir allein, mitten im Alltag, sind schon spannend genug.
  • Die Kinder schauen sich Alltägliches aufmerksam von uns ab und lernen dabei alles, was sie später einmal selbst im Leben brauchen. Daher nur Mut, wenn es mal nicht die heile Welt ist!
  • Die Kinder lernen nämlich dann von uns, wie wir unseren täglichen Verpflichtungen nachgehen, wie wir mit und über andere reden, wie wir Stress oder Krisen bewältigen – oder auch mal einfach nur etwas Gutes für uns tun oder Fünfe grade sein lassen! Denn:
  • Kinder brauchen authentische Erwachsene, um selbst ins wahre Leben zu finden. Wichtig ist nur, dass wir nicht den Anschein erwecken, nicht mehr ganz der sichere Hafen zu sein.
  • Und wir Erwachsene sollten unsererseits ebenso am kindlichen Leben Anteil nehmen,
  • uns anerkennend und aufrichtig für ihr Spiel und ihre Erlebnisse interessieren
  • ihnen bewusst und liebevoll bei den vielen Dingen des Alltags zuschauen, sie machen und forschen lassen und so begleiten.

Viel geschafft

Dadurch ist schon richtig viel gewonnen und wir können dabei selbst auch viel von den Kleinen lernen. Zum Schluss mal wieder ein Zitat von Jesper Juul, dessen Arbeit ich sehr schätze:

Erziehung ist ein Prozess zwischen Kindern und Erwachsenen und beide werden dabei gegenseitig erzogen

Jesper Juul

Oder: Beziehung ist Erziehung ist Beziehung 🙂

Drei ganzheitliche Sprechstunden

Es sind Sommerferien, es regnet, mein Mann arbeitet noch, die Kinder schlafen lange. Also nutze ich die Zeit im Haus, um hier und dort etwas zu räumen. Schließlich muss ich mein zweites Schuljahr noch ordentlich in Kisten verpacken, um dann demnächst wieder Platz für all die Bücher, Hefte und Arbeitsmaterialien des dritten Schuljahres zu haben. Und beim Umräumen fielen mir mal wieder diese drei „Sprechstunden“ in den Händen.

Damals… die Hebammensprechstunde

Mit dieser „Sprechstunde“ fing alles an, vor 19 Jahren, mit meiner ersten Schwangerschaft: Die Hebammensprechstunde von Ingebord Stadelmann. Dieses Buch war wirklich Gold wert und ich kann auch nach drei Schwangerschaften sagen, dass nicht eine meiner Fragen in dieser Zeit unbeantwortet blieb. Durch dieses Buch habe ich Zugang zur Naturheilkunde bekommen und so viel gelernt, dass es mich auch mental gestärkt hat.

Ein Evergreen: Die Kindersprechstunde

Dieses Buch ist ein Begleiter auf Jahrzehnte, daher habe ich mir kürzlich erst die neueste Ausgabe gegönnt, um auch wieder auf dem aktuellen Stand zu sein. Es wurde von den drei Autoren Dr. Michaela Glöckler, Dr. Wolfang Goebel und Dr. Karin Michael verfasst und wird von ihnen laufend aktualisiert.

Auch hier blieben mir bislang keine Fragen in Bezug auf Kinder- und Familiengesundheit offen. Ich lese hier immer mal wieder nach, zuletzt im Zuge von „Corona“ oder der Masernimpfpflicht, für die eigene Familie, aber auch mal in Gedanken an Schüler*innen. Denn auch die Gesundheitsprävention und die ganzheitliche Kindesentwicklung haben in diesem Buch viel Raum bekommen. Also: Klare Empfehlung.

Die Elternsprechstunde für uns Eltern

Hier hat Dr. Michaela Glöckler einen ganzheitlichen Blick auf die Elternebene, gesunde Kindesentwicklung und Erziehung, Verhaltensfragen sowie die Paarbeziehung gelegt. Auch dieses Buch hatte ich erst kürzlich wieder in den Händen, als ich mit meiner Schulassistenz gemeinsam das Thema „nonverbale Erziehung“ vertieft habe.

Man lernt ja nie aus und es gibt auch in älteren Büchern immer noch etwas Neues zu entdecken – nämlich genau dann, wenn es dran ist!

Diese 3 Bücher begleiten mich und ich empfehle sie gerne. 🙂

Kurze Info: Es handelt sich hier um Werbung, da Namennennnung – diese ist unbeauftragt und die Bücher habe ich selbst angeschafft.

Hilfe, Freizeit! Oder: Wie Kinder richtig spielen

Ein kleiner Ferienimpuls für Eltern

Wie oft sind wir Erwachsenen etwas getrieben von der Herausforderung, dass die Kinder in den Ferien doch sinnvoll beschäftigt werden müssen oder aber: Es doch unsere Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass die Kinder auch in ihrer Freizeit noch irgendwie gefördert werden.

Die Antwort ist beruhigend

Um Kinder zu fördern und sinnvoll zu beschäftigen, braucht es nicht viel. Denn die beste Beschäftigung und gleichzeitig Förderung ist das freie Spiel.

Für den Erwachsenen ist das Spiel Spaß, eine Lust, die hinzu kommt zum Leben. Für das Kind ist das Spiel der ernste Inhalt des Lebens.

(Rudolf Steiner, GA 304a)

Tatsächlich ist das kindliche Spiel wesentlich für die gesamte Entwicklung. Im Spiel verarbeitet ein Kind seine Erlebnisse und lernt dabei, die Welt nach und nach für sich zu erobern. Beispiel: Auf einem Spaziergang beobachtet ein kleiner Junge interessiert eine Baustelle. Zu Hause sucht er sich dann etwas, das der Bagger sein kann, stellt für sich die Szene nach und be-greift im wahrsten Sinne, was er gesehen hat. So erschließen sich Kinder die Welt!

Was braucht ein Kind daher für sein Spiel, damit es sich gesund entwickeln kann ?

☀️Erwachsene Vorbilder: Kinder begreifen die Welt durch Nachahmung. Sie verarbeiten in ihrem Spiel das, was sie bei ihren Vorbildern gesehen haben. Den besten Spielimpuls, den wir einem Kind geben können, ist daher unser sinnvolles Tun. Dies wirkt ordnend auf die kindliche Gefühls- und Gedankenwelt. Leider kann damit auch unüberlegtes Handeln ein Kind ebenso prägen.

☀️ Das beste Spielzeug ist einfach, also nicht vollständig ausgestaltet: Klassiker wie Steine, Tücher oder Stöckchen können einfach alles sein – sogar ein Bagger. Einfache Fundstücke oder Gegenstände beflügeln die Phantasie und stärken das kreative Denken und damit auch das spätere Finden von Problemlösungen. Ältere Kinder finden sich nicht mehr ganz so leicht mit „nur“ einem Stöckchen ab: Sie bauen schon gern und setzen dabei Werkzeuge wie Schnitzmesser, Bindfäden usw. ein

☀️ Spielen braucht Zeit und Raum: So wenig Pflichttermine, externe Angebote und AGs wie möglich, so viel Rückzugsort und echter Freiraum – bitte auch einmal unbeobachtet – wie möglich.

Welche Rolle spielen also wir Erwachsenen? Was können wir unseren Kindern Gutes tun?

☀️Wir sind bei allem, was wir tun, Vorbild. Das sei bewusst.

☀️wir nehmen bewusst und mit ganzem Herzen Anteil kindlichen Spiel, mischen uns aber nicht ein

☀️wir geben Zeit und unterbrechen möglichst nicht

☀️ wir geben Raum, ertragen dabei auch Chaos und achten auf Gefahrenquellen.

☀️ Schulkinder brauchen etwa gleichaltrige Spielpartner, da ihr Spiel schon viel dynamischer ist und sich gegenseitig beflügelt ❣️

und damit ist schon Vieles gewonnen! Kein Ferienstress mit zig Action Programmpunkten, sondern eher freies Spiel in einer sicheren, freien Umgebung mit Gleichaltrigen – so werden die Ferien schön.

Angst vor Langeweile?

Langeweile spornen die Kreativität an. Und das sollte man nicht mit YouTube, Playstation & Co. abtöten, nur damit es betäubt wird. Bitte Langeweile aushalten. Meist dauert es auch gar nicht so lang und die ersten Ideen fließen. Nur Mut!

Ich wünsche allen schöne Ferien!

Johanni Ideen

Sommerferien, lange Tage, kurze Nächte. In diese wunderbare Stimmung fällt das Johannifest.

Das Johannifest im Jahreslauf

Über das ganze Jahr hinweg gibt es in jeder Jahreszeit ein schönes Fest, das man feiern kann. So begrüßen wir die dunkle Jahreszeit im Herbst mit dem Michaelifest an St. Michael, an dem wir uns mutig wie der heilige Michael zeigen. Im Winter steht das Weihnachtsfest, die Geburt Jesu, im Mittelpunkt und im Frühling ist Auferstehung mit dem Osterfest und dem Aufwachen der Natur ein schönes Fest, das Kinder lieben. Im Sommer, am 24. Juni, wird bei uns Johanni gefeiert. Es ist der Geburtstag von Johannes dem Täufer und gleichzeitig steht es im Jahreslauf genau dem Weihnachtsfest gegenüber. Das ist ein schönes Sommerfest, wenn draußen alles bunt blüht!

Der Johanni Spruch

Es gibt natürlich mehr als einen Spruch. Mir persönlich gefällt dieser Spruch von Johann Wolfgang von Goethe am besten

Wir öffnen die Herzen,
wir heben die Hände,
wir grüßen des Jahres
fruchtbringende Wende.
Wir grüßen des Lichtes
gesegneten Lauf.

Sonnenwendfeuer,
flamm´ auf, flamm´ auf!

Der ganze Sinnspruch lautet wie folgt (Herzlichen Dank an meine Leserin Elisabeth!) :

So standen in grauer Vorzeit die Ahnen,
so stand einst die Jugend auf nächtlicher Fahrt.
So stehen wir heute – ein einziges Mahnen –
fest und geschlossen ums Feuer geschart.

Wir öffnen die Herzen,
wir heben die Hände,
wir grüßen des Jahres fruchtbringende Wende,
wir grüßen des Lichtes gesegneten Lauf:
Sonnwendfeuer flamm auf nun, flamm auf !

Die Flamme lodre durch den Rauch,
Begeht den alten heiligen Brauch,
So wird das Herz erhoben.
Die Flamme reinigt sich von Rauch,
So reinig’ unsern Glauben;
Dein Licht, wer kann es rauben!”

Die Wunschblume

Die Kinder haben verschiedenste bunte Blumen mitgebracht und am Ende des Schultages durften sie sich ein kleines Sträußchen mitnehmen, das mit einem Wunsch bedacht wurde. Das Sträußchen wird getrocknet und aufgehängt, so dass es das Kind über die ganzen Sommerferien mit dem Wunsch begleiten kann.

Am letzten Schultag vor den Ferien haben die Kinder meiner Klasse viele schöne Blumen aus dem Garten und Feldern mitgebracht, so dass wir einen tollen bunten Strauß bekommen haben.

Das Feuerglas

Viele Johannibräuche sind auch mit der Sommersonnenwende verknüpft, insbesondere das Feuer. Als Vorbereitung für den schönen Sommertag – oder auch Sommerabend – kann man mit Kindern auch ein „Feuerglas basteln“ und dekorieren.

Die „Feuerstelle“ mit einfachen Steinen drum herum.

Für meine Klasse muss in diesem Jahr das geplante Johannifest in der Schule leider ausfallen, wir haben aber die kleinen Feuergläser gebastelt, um am Johannitag bei Kerzenschein aneinander zu denken. Für die Feuergläser benötigt man jeweils 1 altes Glas, etwas gelbes, orangenes, rotes oder braunes Transparentpapier, 1 Klebestift, 1 Schere, 1 Teelicht. Wie es geht, zeige ich im Video. Besonders schön wird es, wenn die Kinder am Johannitag noch Naturmaterialien wie Steine, Zweige, Moos usw. suchen und um das Glas herum eine „Feuerstelle“ dekorieren.

Beeren Tarte und Stockbrot

Vielleicht gibt es in der einen oder anderen Familie auch ein kleines Lagerfeuer mit Stockbrot oder schon nachmittags Johannisbeerentorte. So kann man gemütlich beisammen sitzen und den langen Sommerabend genießen.

Am besten frisch gepflückt, doch gefrorene Beeren kann man genau so gut verwenden.
Fertig ist die Johanni Tarte!

Mein Lieblings Stockbrot-Rezept geht auch ganz schnell. Man nehme:

  • 400 g Dinkelmehl 630
  • 2 TL Kräutersalz
  • 1 Würfel Hefe oder 1 Päckchen Trockenhefe
  • 3 EL Olivenöl kaltgepresst
  • 230 ml lauwarmes Wasser

Die Zutaten werden zu einem Teig verkneten, der anschließend 30 Minuten lang ruht. Danach formt man ca. 20 cm lange Rollen, die wiederum 10 – 15 Minuten lang ruhen. Anschließend kann man die Rollen um einen Stock wickeln und am Lagerfeuer backen. Dazu passt ganz wunderbar Bärlauchbutter.

Ich wünsche einen schönen Johanni-Abend!

Auf ins 3. Schuljahr – Rubikon oder der nächste Entwicklungsschritt

Das 3. Schuljahr hat es in sich, denn die Kinder werden rund um ihren 9. Geburtstag einen großen und wichtigen Entwicklungsschritt machen und darauf reagiert die Waldorfpädagogik mit einigen Besonderheiten im Lehrplan. Da ich noch immer keinen Live-Elternabend mit meiner Elternschaft machen konnte, habe ich zur Information dieses Video erstellt, das bestimmt auch für den einen oder anderen interessant ist. Und ganz wichtig: Es handelt sich um einen kindlichen Entwicklungsschritt, in der Waldorfpädagogik „Rubikon“ genannt. Es hat noch nichts mit Pubertät oder Vorpubertät zu tun!

Ich wünsche viel Freude beim Zusehen und -hören 🙂

Das Zeugnis zeigt die Lernentwicklung!

Was ein Kind während eines Jahres in seinem jungen Leben geschafft hat

  • an Fortschritten in den Kulturtechniken – Lesen, Schreiben, Rechnen
  • an sprachlicher Gewandtheit
  • im sozialen Umgang miteinander
  • an Problemlösungen aller Art gewachsen
  • an Sachwissen gewonnen
  • Strukturen und Organisationen erlernt und selbst erarbeitet
  • an künstlerischem Ausdruck
  • an handwerklichen Fähigkeiten

Das erzählt nicht einfach mal so eben eine Ziffer von 1 – 6 !

Aus diesem Grund schreiben wir Waldorflehrer Zeugnisberichte, die das Kind individuell beschreiben und seine Entwicklung erkennen lassen. Unser Lehrplan orientiert sich schließlich an den kindlichen Entwicklungsaufgaben.

Der Zeugnisbericht ist für die Eltern!

Das ist das wichtigste Gebot. Die Kinder wissen am Tag der Zeugnisausgabe ganz genau: Für Mama und Papa ist der große Umschlag, für mich der Zeugnisspruch. Und so ist das Zeugnis auch geschrieben: An die Eltern und Erziehungsberechtigte als Adressaten.

Es ist daher überhaupt nicht sinnvoll, dem Kind in dieser „Erwachsenensprache“ vorzulesen, was die Lehrerin den Eltern über seine Entwicklung mitteilen möchte. Daher kann ich nur eindringlich davor warnen, dem Kind aus dem Zeugnis vorzulesen.

Aber Kinder wollen doch auch wissen, was darin steht..?!

Es soll ja auch kein Geheimnis sein. Doch als Eltern sollte man sich die vielen Zeugnisseiten zunächst ganz in Ruhe durchlesen und dann überlegen, was man mit dem Kind daraus besprechen – nicht wortwörtlich zitieren! – möchte. Ich wünsche mir zudem sehr, dass vor problematischen Punkten wie Geschwätzigkeit im Unterricht, regelmäßige Verspätungen nach der Pause oder dergleichen mindestens 3 Dinge mit dem Kind in liebevoller, elterlicher Ansprache mitgeteilt werden, die die Lehrerin lobend erwähnt hat.

Der Zeugnisspruch ist für die Kinder

Andersherum gilt: Der Zeugnisspruch ist für die Kinder und zeichnet das Verhältnis von Kind und Lehrerin in besonderem Maße aus. Die Kinder wissen intuitiv, wie er gemeint ist. Ich rate dringend davon ab, als Erwachsene irgendetwas interpretieren zu wollen. Meist suchen wir ja auch gern nach Kritikpunkten, aber ich kann versichern: Ein Zeugnisspruch ist etwas sehr Positives! Dieser muss gar nicht besprochen werden. Nur auf dieser besonderen Ebene zwischen Kind und Lehrerin kann er seine Wirkung voll entfalten.

Ein Beispiel: Bild und Text

Das Kind malt in Gedanken an seinen neuen Spruch ein schönes Aquarellbild, die Lehrerin schreibt einen Spruch. Beides scheint unabhängig von einander.

Doch als Bild und Spruch zusammengefügt werden, kann man das Band zwischen Kind und Lehrerin nicht leugnen. Vertrauen wir auf diese Beziehungsebene, jenseits aller intellektuellen Dinge. Diese beiden werden wohl noch einen guten Weg zusammen gehen.

Goldtröpfchen Öl: Mischungen und Sprüche

Das Goldtröpfchen Öl ist ein echter Waldorfklassiker für die Sinne, der vom Säuglingsalter an ein Kind mit schönen Ritualen begleiten kann: Von der Baby- und Kindermassage über die Pflege nach dem Händewaschen, als Badezusatz bis zum Flötenritual in der Schule.

Eine Muschel kann als Schale dienen.

Selbst gemischt: 3 Rezepte

Diese drei Rezepte – Kinder- und Babymassage, Handpflege und Flötenritual – verwende ich am liebsten.

Für alle Anwendungsfälle mit Körperkontakt eignen sich Mandel- oder Jojobaöl hervorragend als Basis- bzw. Trägeröl. Ich achte dabei immer auf hochwertige Bioqualität – man braucht ja gar nicht so viel davon. Für Kleinkinder sollte auch nur die Hälfte des ätherischen Öls genommen werden, für Säuglinge noch gar nichts. Die Haut ist noch so empfindlich. Es gibt zwar schon Aromatherapie im Säuglingsalter, aber dann wird ein minimaler Duft in Form eines verdünnten Sprays auf den Schlafsack gegeben und nicht direkt auf die Haut aufgetragen. Die Flötenpflege bekommt bei mir als Basisöl das original Choroi Flötenöl (unbeauftragte Werbung).

1. Goldtröpfchenöl nach dem Händewaschen

In der Schule ist es auch ein schönes Ritual, sich nach der Draußen-Pause die Zeit zu nehmen und die manchmal kalten Kinderhände mit dem Öl zu pflegen.

Ich habe dazu ein 30 ml Fläschchen verwendet und fast vollständig mit dem Bio Mandelöl befüllt. Dazu dann 10 Tropfen Rose absolue, 3 Tropfen Sandelholz und 2 Tropfen Vanille. Es gibt auch schöne „Fertigmischungen“ – siehe Liste unten.

Ein Spruch dazu:

Glänzendes Tröpfchen, duftest schön,
willst du auf die Reise gehen.
Wanderst Still von Hand zu Hand,
spannst dabei dein goldenes Band.

Tröpfchen aus dem kleinen Ölkrug

Die Kinder halten ihre Hände muschelförmig auf und ich gebe in jede „Muschel“ zwei bis drei Tröpfchen

oder der Muschel

Meist nehme ich aber eine Muschel, die mit Öl gefüllt wurde und in die die Kinder einmal mit dem Finger eintippen. Zu Hause ist es auch eine schöne Sache, die Muschel ab in warmem Wasser zu erwärmen. Dann wird das Öl auch gleich etwas wärmer.

Die Kinder verreiben das Öl sehr andächtig und riechen es sehr gern an ihren Händen.

Im Kindergarten wird gern zur Melodie von „Taler, Taler“ gesungen:

Tröpfchen, Tröpfchen,
du sollst wandern
von der einen Hand zur anderen
Oh wie schön, oh wie schön,
ist`s, wenn Tröpfchen wandern gehen.

Ein schönes Goldtröpfchenlied, das für die Altersspanne 3 – 8 hervorragend passt, ist auch in dem Buch von meiner Schwester „Yoga, Mond & Sterne“ zu finden (eigene Werbung). Sie beschreibt auch ein passendes Kindermassageritual mit dem Goldtröpfchenöl sehr schön.

Das Goldtröpfchen-Lied aus Yoga, Mond & Sterne. Hier sieht man auch die mit Öl gefüllte Muschel.

Massage zu Hause

Hierfür habe ich eine kleine Glasflasche, es ist einfach eine Salatdressing-Flasche mit feinem Ausguss. Ich fülle etwas Mandelöl hinein und wärme sie an (in einem Flaschenwärmer). Das geht natürlich auch gut in einem einfachen Topf mit sehr warmem Wasser. In dieses Basisöl mischt man dann den Duft und dosiert die Intensität, so wie man es in dem Moment gern hätte: Lavendel zum Beruhigen und Entspannen, für eine gute Nacht. Rose zum Harmonisieren, nach einem anstrengenden Schul- und Arbeitstag. Rosengeranie zum Erfrischen als Powernap zwischendurch. Und schöne fertige Mischungen gibt es auch (siehe unten)

Massageritual für zu Hause (Yoga, Mond & Sterne)

Babymasssage: Ab 3 Monaten, ohne Duft

Die Babymassage möchte ich nicht unerwähnt lassen, denn man kann mit diesen schönen Ritualen schon sehr früh beginnen. Die Babymassage beruhigt die Kleinen, fördert den Stoffwechsel und vertieft die emotionale Bindung. Das Buch hierzu von Frederic Léboyer ist eine große Empfehlung. Man kann also früh mit Massagen anfangen und dieses wunderbare Ritual über Jahre halten.

Gute Gedanken an das Kind

Für alle Massagen und Berührungen gilt: Bleibe in Gedanken nur bei Deinem Kind! Massiere nicht, während Du innerlich schon Deinen nächsten Arbeitstag planst. Massagen, die von guten, liebevollen Gedanken begleitet werden, entfalten sowohl für das Kind als auch für die Bezugspersonen erst die volle Wirksamkeit.

Flötenduft

Hier wird auch wieder gemischt: für 5 ml duftendes Flötenöl nehme ich das Flötenöl von Choroi und ich habe hier meist 2-3 Tropfen Rosengeranie und Rose hinzugegeben. Das reicht schon! Der Duft sollte nur ganz dezent wirken.

WICHTIG

  • Bitte nehmt kein ätherisches Öl wie Zitrone oder Orange, weil dies den Speichenfluss anregt! Auch wenn das Flötenritual am Stundenende seinen Platz hat, kann die Flöte am nächsten Tag noch riechen.
  • Nehmt für die Pflege des Holzes wirklich nur das reine Flötenöl, ggf. Jojobaöl. Alle anderen Öle sind für die Choroi Flöten nicht geeignet!
  • Es ist wichtig, dass die Flöte immer auch an der Luft etwas trocknen kann und nicht in einem luftdichten Etui verschlossen ist. Dann besteht nämlich die Gefahr, dass sich Schimmel bildet.

Ich habe sowohl in der Schule, als auch zu Hause „nur“ das reine Flötenöl in Verwendung. Am Ende einer Flöteneinheit lasse ich die Kinder vorab einmal schnuppern, ob ihnen der Duft angenehm ist. Wer keinen Duft möchte, bekommt zuerst einen Tropfen Öl, anschließend mische ich 1-2 Tropfen ätherisches Öl in das vorbereitete Flötenöl. Dann geht die Muschel herum und die Flöte wird äußerlich eingerieben.

Meine Empfehlungen

So, ich hoffe, ich konnte viele schöne Anregungen geben. Hier ist noch eine Liste mit verwendeten Materialien. Es handelt sich um unbeauftragte Werbung und selbst bezahlte Artikel. Eigenwerbung für unseren kleinen Onlineshop ist gekennzeichnet.

Buch von meiner Schwester, Dr. Daniela Heidtmann: Yoga, Mond & Sterne, erschienen im Asteya Verlag. Gastbeitrag zum Thema Einschlafen

Buch von Frédérick Leboyer Sanfte Hände (Affiliate Link)

Baby Duftspray in Bio Qualität, z.B. von Aetherio unbeauftragte Werbung

Fertige Duftmischungen von Taoasis: Baldini Feelglück, Baldini Yogaduft, Dufte Schule oder Primavera: Herzenswärme, In Balance, Lass Los (für abends). Unbeauftragte Werbung

Choroi Flötenölkönnt Ihr bei mir als Sammelbestellung anfragen.

Die Gebrauchsanweisung für meine Klasse

Das alte Schuljahr ist so gut wie vorbei, zumindest bei uns in NRW. Die Zeugnisphase neigt sich dem Ende zu und ich fange schon an, gespannt auf das neue Schuljahr zu blicken. Neben dem Jahresplan mit all seinen neuen Epochen ist auch im Kleinen diese eine Planung ganz wichtig: Mein Lehrerheft oder auch – Die „Gebrauchsanweisung für meine Klasse“. Und hierfür habe ich heute ein nigelnagelneues Epochenheft schon bereitgelegt.

Mein Lehrerheft begleitet die Klasse das ganze Schuljahr und hat seinen festen Platz im Klassenzimmer.

Was ist denn ein Lehrerheft?

Hier schreibe ich alle Abläufe detailliert auf, vom Ankommen der Kinder, unsere guten Gewohnheiten und Rituale bis zum Schlusslied – einfach alles. Es ist wie ein kleines Regiebuch.

Dem alten Heft vom 2. Schuljahr sieht man an, dass es ein guter Helfer war. Das Titelbild wurde übrigens von einer Schülerin aquarelliert.

Ich überlege, wie die Abläufe im neuen Schuljahr sein werden, suche schöne Sprüche aus für die Frühstückszeit, den Stundenbeginn oder die neuen Lieder für die Geburtstagskinder, das Schlusslied. Solche Dinge.

Auch die Zeugnissprüche der Kinder sind, nach Wochentag sortiert, hier aufgeschrieben. Jedes Kind spricht seinen Zeugnisspruch an dem Wochentag, an dem es geboren wurde – ich wäre zum Beispiel ein Montagskind, aber das wisst Ihr ja schon.

Jeder Spruch, jede gute Gewohnheit, ist im Lehrerheft enthalten.

Wozu das Ganze?

Zum einen mache ich mir zur Vorbereitung des neuen Schuljahres bis ins kleinste Detail bewusst, wie im neuen Lebensalter der Kinder die Abläufe sein werden – was ich beibehalten und was ich ändern werde. Das Heft dient mir zur Visualisierung und Strukturierung des Schultages und hilft mir besonders am Schuljahresanfang, die Veränderungen auch konsequent umzusetzen.

Doch auch wenn ich mal nicht da sein kann und ein Kollege oder eine Kollegin mich plötzlich vertreten muss, bringt es den Kindern große Sicherheit, wenn „ihre“ Abläufe hinterlegt sind. Die Kinder kennen auch mein Heft als „Gebrauchsanweisung“ und wenn es mal zu einer Vertretung kommt, holen sie schon selbst heraus.

Andersherum ist jeder Kollege, der die Klasse nicht gut kennt, besonders froh, auch den Kindern ihren üblichen Rahmen geben zu können.

Kinder brauchen Sicherheit

Rhythmus, klare, liebevolle Abläufe und feste Bezugspersonen – das sind in der Waldorfpädagogik sehr wichtige Eckpfeiler in der Erziehung. Von daher ist so eine „Gebrauchsanweisung“ auch im Fall der Fälle sehr wichtig.

Mit allen Sinnen !

Die Sinneslehre ist ein Themenbereich innerhalb der Waldorfpädagogik, der mir besonders am Herzen liegt.

Auf meinem Instagram Account @waldorf.lehrerin habe ich von Februar bis Mai 2020 eine kleine InfoReihe über die 12 Sinne geschrieben, um die Sinnesschulung im Rahmen der Waldorfpädagogik weiter zu beleuchten. Die Reihe ist auf großes Interesse gestoßen und so stelle ich die Inhalte als Zusammenfassung hiermit zum Download auf meinem Montagskind-Blog (waldorflehrerin.art.blog) zur Verfügung.

Eine Vertiefung dieser Informationen ist in Planung: Nicht nur inhaltlich, sondern auch praktische Spiele und Übungen werden folgen. 

Ich würde mich freuen, wenn Ihr meinen Blog und/oder mein Instagramprofil abonniert 🙂

Herzlichen Dank

Sinneserlebnisse sind Seelennahrung!

Fußübung „Liegende Acht“

Heute stelle ich Euch die Fußübung „Liegende Acht“ vor. Als Sinnesschulung und zur vielfältigen Förderung hat sie es wirklich in sich. Man braucht dazu zum Vorzeichnen der liegenden Acht ein Seilchen, Schneckenband oder auch Kreide. Die Übung selbst macht man am besten barfuß, auf Socken oder in dünnen Gymnastikschläppchen. Ein kleiner Ball muss auch noch her.

Für meine Klasse habe ich sie im Homeschooling auf YouTube gezeigt:

Lernen – aber bitte in Bewegung!

Zur Schule, zum Lernen gehört Bewegung. Wenn dabei die körperlichen Impulse passen, kann sich dies auch positiv auf die geistige Leistung auswirken.

Kinder erleben heute häufig weniger Bewegungsvielfalt, die das Zusammenspiel der beiden Hirnhälften aktiviert: Klettern, Seilspringen, Balancieren, Radfahren, Hinkelspiele – nicht immer sind die Nachmittags mit vielfältigen Bewegungsspielen gefüllt. Das kann dann dazu führen, dass auch viel geistiges Potential nicht richtig ausgeschöpft werden kann. Dies ist inzwischen vielfach wissenschaftlich belegt. Die Bewegungsabläufe im Yoga sind hier hilfreich und fördernd, aber auch Kinesiologie in Form von Brain Gym kann wunderbar und gezielt in den Ablauf des Schulalltags mit einfließen.

Wer hören will, braucht Füße

Eine Fußübung am Tag – das das Fokussieren auf einen Körperteil, der am weitesten weg ist vom Kopf – steigert die Konzentration und die Fähigkeit, zuzuhören. Fußübungen gibt es viele. Diese hier ist mit der Verwendung des Bällchens und in der Form der liegenden Acht besonders aktivierend und fördernd.

Was diese Übung kann – auf einen Blick

Was wird alles hierdurch gefördert? Eine Übersicht

  • die Konzentrationsfähigkeit
  • der Gleichgewichtssinn
  • die Feinmotorik
  • der Tastsinn
  • der Bewegungsspiel
  • das Zusammenspiel der Hirnhälften

Coronatauglich

Dieses Spielchen kann man mit verschiedenen Bällen – von der Murmel bis zum Luftballon – variieren. Im Homeschooling ist es ebenso praktisch wie in vor Ort in der Schule, auch unter Corona-Bedingungen: Man muss ja seinen Platz nicht verlassen und kann so den Abstand halten.

Einzelübung! – Einzelübung??

Was einfach nicht zu unterschätzen ist: Als Gruppengeschehen ist die Übung nochmal effektiver, denn geistige Fitness hängt nicht nur an der körperlichen Bewegung. Gerade das gemeinsame Spiel führt durch die gegenseitige Wahrnehmung und Anregung zu einem stärkeren Belebungseffekt für das Gehirn.

Also: Beim Homeschooling Groß und Klein, alle die mit im Haushalt leben, mit einbeziehen. Es tut schließlich jedem gut.

Viel Spaß beim Üben und Ausprobieren.