Ein kleines Erinnerungsbild: Unsere selbst gebastelten Laternen in Klasse 1
Die erste Klasse in Musik zu unterrichten, ohne in der Martinszeit die beliebten Lieder zu singen und zu musizieren, erschien mir zunächst als eine größere Herausforderung. Doch glücklicherweise ließ die zündende Idee nicht lange auf sich warten: Klasse 1 erlebt nun die Geschichte mit ersten Bodypercussion-Übungen zur Aktivierung und körperlichen Wahrnehmung. Im zweiten Schritt werden wir dann verschiedene unkonventionelle Instrumente dazu kennen- und spielen lernen und natürlich passende Klänge finden.
Sich selbst spüren und lauschen, wie man selbst klingt – die Kleinen werden so wach und aufmerksam. Diese kleinen Übungen, bei denen man sich selbst spürt, haben aber auch noch weitere Vorteile:
Wer zuerst seinen eigenen Körper stimmt, lernt, sich etwas zuzutrauen
Das Kind entwickelt ein erstes Gefühl für Bodypercussion, bevor dann später die Rhythmusübungen beginnen
Wenn es sich selbst zum „Klingen“ gebracht hat, versteht es, dass auch Instrumente achtsam und mit Gefühl gespielt werden sollten.
Ich habe also die Martinsgeschichte mit eigenen Worten aufgeschrieben und diese kleinen Elemente des Körperklangs zum selber Spüren mit eingebunden. Auch für den späteren Einsatz mit den Klanginstrumenten habe ich meine Notizen und Vorschläge eingefügt.
Einige von Euch haben mich bei Instagram gefragt, wenn ich denn da Schönes mit der Klangkugel mache. Die Klangkugel ist für kleine Spiele da, die Aufmerksamkeit, Konzentration und auch das Gemeinschaftsgefühl fördern – das einfache, gemeinsame Lauschen verbindet und hilft, sich auf die Stunde einzulassen. Es sind ja oft die einfachen Dinge, die bei den Kinder sehr gut ankommen. Die Klangkugel ist jedenfalls sehr beliebt und wenn man sie einmal eine Zeitlang nicht herausgeholt hat, wird auch nachgefragt.
Ich habe Euch mal 5 Klangkugelspiele aufgeschrieben, die man gut mit kleinen Gruppen spielen kann. Ich wünsche viel Spaß dabei und freue mich natürlich auch sehr über Eure Rückmeldungen oder eigene Ideen dazu 🙂
Jeden Montag erscheint in meiner Podcastreihe „Märchen mit Klang“ ein neues Märchen, das ich erzähle und mit Klängen begleite. Einmal im Monat stelle ich Euch zusätzlich eine Fantasiereise vor. Die erste Fantasiereise wird mit Klangschalen begleitet und heißt „Der Flug zum Regenbogen“. Da ich sie selbst geschrieben habe, kann ich sie Euch hier zum kostenlosen Download anbieten, für all diejenigen, die selbst eine Fantasiereise geben möchten. Bitte seid so fair und nennt die Quelle, wenn Ihr sie benutzt.
Der Flug zum Regenbogen
Meinen Podcast „Märchen mit Klang“ gibt es überall, wo es Podcasts gibt.
Diese Fantasiereise ist die erste Bonusfolge des Podcasts und eine ganz besondere Premiere: Sie hat nämlich sogar ein wenig mit einem Zeugnisspruch zu tun, den ich einer Schülerin für dieses Schuljahr geschrieben habe. Meinen bunter Alltag mit den Kindern liefert so viele schöne Ideen und Inspirationen!
Text und Klang
Der Text der Fantasiereise ist hier zum Download, ich habe auch aufgeschrieben, wann ich welche Klangschale verwende.
Der Podcast ist gespielt mit den Klangschalen Nada Yoga XS, S und M aus unserem Asteya Shop.
Ich wünsche viel Spaß beim Entspannen, Lauschen und Ausprobieren!
Ich freue mich über Euer Abo oder Sternchen zur Bewertung 🙂
Mehr dazu: Der Klang der Sonnenstrahlen
Das Hörbuch „der Klang der Sonnenstrahlen“ von meiner Schwester und mir bietet eine Fülle von Klängen und Übungen, z.B. aus dem Kinderyoga, dem autogenen Training und mehr. Ein Herzensprojekt und Tipp, nicht nur für Weihnachten.
Danke, liebe Aktion Mensch, für dieses schöne T-Shirt!
Das T-Shirt wurde 100 mal verschickt, ich habe auch eines bekommen. Das freut mich sehr, denn ich möchte Inklusion von Herzen gern möglich machen. Kleine, aber feine rechtliche Einschränkung: Ich bin keine Förderlehrerin und habe auch keine*n Förderlehrer*in im Schulalltag an meiner Seite. Aber wenn es mir mein vorgegebener Rahmen möglich macht, bin ich für Inklusion jederzeit bereit. Ich habe viele Fort- und Weiterbildungen gemacht – Lerntherapie, inklusiv unterrichten, AD(H)S-Beraterin. Das alles macht mich zwar nicht zur Förderlehrerin, weitet aber zumindest den Blick.
Jeder Mensch hat etwas, das er gut kann
Das ist in einer Schulklasse deutlich wahrzunehmen. Ja, es gibt Unterschiede. Manchmal auch große. Das eine Kind kann besser lesen, das nächste ist ein*e tolle*r Maler*in, ein anderes Kind wächst mehrsprachig auf, dann kommt der Blitzrechner und dann wieder ein Kind, das sich durch große Hilfsbereitschaft auszeichnet und für andere stets zur Stelle ist. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Es ist schön, die verschiedenen Qualitäten aneinander wahrzunehmen. Jeder hat etwas, das er gut kann! Je mehr Vielfalt, desto besser, oder? Die Welt ist schließlich groß und bunt.
Worauf es ankommt
So wie jeder Mensch seine individuellen Qualitäten hat, braucht er einen Ort, an dem er all dies gut entwickeln kann. Unser Tagesablauf lässt viel Raum für gemeinsames Tun und Arbeiten. Lernen mit Kopf, Herz und Hand, das ist unser Programm. Neben lesen, schreiben und rechnen werkeln wir auch viel im Klassenverband, lernen in Bewegung, sind oft draußen. Da kann man viel lernen, von sich zeigen, andere beobachten, mitmachen. Wir sind eine große Klasse. Im Klassenraum gibt es aber keine besonderen Bereiche für Auszeiten und dergleichen. Wir müssen uns manchmal auch aushalten und dabei Konflikte miteinander lösen. Ein einziger Schultag bei uns liefert so viele Eindrücke, die jedes Kind anschließend für sich zu verarbeiten hat.
Der tägliche Anker bin ich als Klassenlehrerin, ich bin jeden Tag da und gebe dem Schultag, der Epoche, dem ganzen Schuljahr eine Struktur und bin somit eine feste Bezugsperson für die Kinder. In dieser starken Position muss und will ich allen mir anvertrauten Kindern gerecht werden. Manchmal brauche ich dabei auch Hilfe, in Form von kollegialen Gesprächen, beratenden Experten, die ein Kind außerschulisch fördern. Oder in Form von anderen Helfern vor Ort – Integrationskräften. Mindestens so wichtig ist der vertrauensvolle Dialog mit den Eltern. Es ist also alles ein sehr komplexes Zusammenspiel, das sich finden und wachsen muss, um eine schöne und gedeihliche Schulzeit möglich zu machen. Gemeinsam kann man viel erreichen.
Erfahrungswerte?
Inklusion ist ein fortlaufender und auch sehr individueller Prozess. Ich lerne auch jeden Tag von den Kindern dazu. Ich habe bis jetzt viele tolle Entwicklungen bei Schüler*innen gesehen und war froh, dass ich etwas für sie tun konnte. Ich musste aber auch schon mal einsehen, dass ich an Schulalltag doch nicht das bieten konnte, was ein Kind brauchte. Meine Klasse, ich als Klassenlehrerin allein, kann sicherlich auch nicht immer jede Aufgabe stemmen. Man sollte aber stets das einzelne Kind im Blick haben.
Was ich mir wünsche, zum Thema Inklusion
Je mehr Angebote, desto besser. Inklusion ist grundsätzlich eine Frage der Haltung und sollte daher auf vielen, am besten auf allen Schultern getragen werden, damit wir vielfältigste Möglichkeiten für Kinder schaffen können, sich zu begegnen, miteinander aufzuwachsen und sich dabei gut zu entwickeln. Jedes Kind sollte seinen Ort finden, an dem es gut aufwachsen kann. Packen wir` s an!
Ich setze sehr gern Klangschalen in der Arbeit mit Kindern ein. Darüber möchte ich gern mehr berichten, denn es kamen auch auf Instagram viele Fragen zu dem Thema.
Links sind die drei „Erzählklangschalen“ (ich nenne sie so), rechts ist die Universalschale.
Erzählklangschalen und Universalschale
Ich verwende vier Klangschalen: Drei kleinere, etwas dickwandige Schalen mit hohem Bronzeanteil aus der Reihe Nada Yoga, die aufgrund ihrer verschiedenen Größen drei verschiedene Klänge bieten. Sie können zwischen Zeugnissprüchen oder während Geschichten erklingen. Wenn man etwa ein längeres Märchen erzählt, können an bestimmten Wendepunkten kleinere Erzählpausen mit Klang eingelegt werden. Mit der kleinsten, am hellsten klingenden Klangschale markiere ich den Beginn und den Schluss der Geschichte. Die mittlere und die große Klangschale setze ich zwischendurch ein. Beispiele folgen! Es gibt auch eigene Klanggeschichten, die ich ebenfalls hier vorstellen werde.
Die Universalschale eignet sich für viele schöne Sinnesspiele und hat eben die schon genannte Massagewirkung, was einfach sehr angenehm ist – schon wenn man sie in der Hand hält.
Wie führt man die Klangschale ein?
Bei Kleinkindern und Kindergartenkindern kann man sie in die Mitte eines Kinderkreises stellen und mit einem Tuch verdecken. Dazu wird gemeinsam überlegt, was sich denn da Schönes verbergen könnte. Wenn man die Klangschale dann enthüllt, ist schon Interesse geweckt. Dann geht man herum, schlägt die Schale an und die Kinder dürfen lauschen, evt. auch mit den Fingern schon sehr nah an die Klangschale herankommen und bereits die Schwingung fühlen.
Ältere Kinder haben oft schon in bestimmten Zusammenhängen Klangschalen kennengelernt. Man kann von der Einzigartigkeit einer jeden handgefertigten Klangschale erzählen und von der Schmiedearbeit.
Zur Ruhe kommen – Dos und Don´ts
Klangschalen strahlen Ruhe aus, wenn man sie behutsam anschlägt oder mit dem Reibholz umfährt. Letzteres braucht etwas Übung, gelingt aber dann zuverlässig. Eine geriebene Klangschale zeigt deutlich, warum man im Englischen „Singing Bowl“ sagt. Es ist ein besonderer Klang, der viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Kein*e Schüler*in ignoriert ihn lange.
Mit dem Schlägel so lange und fest auf die Klangschale einzuhämmern, bis eine unaufmerksame Schülergruppe übertönt wird, ist allerdings nicht angesagt. Wenn ich meine Universalschale hochhebe und durch die Klasse gehe, wissen meine Schüler, dass ihre Chancen gut stehen, eine kleine Klangmassage zu bekommen. Wenn man ruhig auf seinem Platz sitzt und den Oberkörper nach vorn beugt, stelle ich vielleicht gleich die Klangschale kurz zwischen den Schulterblättern ab und das ist eine nette kleine Klangmassage. Auch hierbei wird es automatisch ruhig und der schöne Klang der Schale erfüllt irgendwann den ganzen Raum, während sie von einem Kind zum anderen wandert. Wer keine Klangmassage möchte – was eigentlich nicht vorkommt – bleibt einfach aufrecht sitzen, weiß aber, dass Ruhe angesagt ist.
Anschaffung von Klangschalen und Zubehör
Die kleineren Klangschalen Nada Yoga sind günstig und ein netter Einstieg mit Erzählklangschalen.
Wer sich für die Universalschale von Hess für pädagogische Zwecke interessiert, sollte auf die Himalaya-Qualität zurückgreifen.
Ist Interesse für Klangmassagen geweckt und besteht auch ein therapeutischer Zweck, gibt es von Hess auch Klangschalen in Therapiequalität.
Ein Klangschalenkissen braucht man nicht unbedingt. Man kann eine Klangschale einfach gut auf etwas Stoff stellen oder in der Hand halten. Handarbeitsfreudige Waldis fertigen sich einen selbst gefilzten Untersatz an 🙂
Für die Erzählschalen würde ich ein Reibholz mit Filz oder Leder nehmen, da man damit sowohl die Schalen anschlagen, als auch reiben kann.
Mein Favorit unter den Schlägeln ist bei der Universalschale der doppelseitige Schlägel. Mit der weißen Seite kann man die Schale bei verschiedenen Spielen anschlagen, die dunkle Seite leistet gute Arbeit bei Klangmassagen
Zu guter Letzt freue ich mich, wenn Ihr die Klangschalen im Asteya Shop kauft, mit dem Gutscheincode „Montagskind“ erhaltet Ihr 5 % Rabatt auf Klangschalen und teilweise auch auf Zubehör.
Lange gefiebert, vorbereitet, gefreut – und heute war endlich das Michaelifest in unserer Klasse. Die üblichen Mutproben und Spiele waren nicht unbedingt coronafreundlich, auch das gemeinsame Schwertbacken musste dieses Jahr ausfallen. Aber meine Klasse wäre nicht meine Klasse, wenn wir nicht trotzdem etwas mindestens vergleichbar Schönes auf die Beine gestellt hätten. Wir sind schon ein Dreamteam – die Kinder, die beiden Integrationskräfte und ich. Hier der Bericht, Bilder gibt es diesmal keine. Sie sind bei allen Beteiligten im Herzen 😉 Es hätte heute einfach nicht gepasst.
Im Schnitzeljagdalter und: Alle zusammen gegen den Drachen
Meine Geschichte mit dem Spiel, die Drachenspurensuche, kam sehr gut an. Hinter den Kulissen lief das so: Ich hatte die Fußabdrücke aus dunkelgrünem Tonpapier gebastelt und während ich zu Beginn der Stunde die Geschichte erzählte und wir uns bereit für den Weg machten, schwang sich die eine I-Kraft schon aufs Fahrrad und verteilte die Fußabdrücke, beschwert mit Kastanien, am Rand des Feldwegs. Was für ein Einsatz! Bereits kurz nachdem wir uns auf den Weg gemacht hatten, lief sie schon wieder mit uns mit.
Die Kinder hatten große Freude daran, die Fußspuren mit der „Drachenrache“ zu entdecken. Abgesehen davon, genossen alle den Spaziergang am Morgen. Zurück in der Klasse haben wir dann gemeinsam die Gemeinheiten, die auf den Fußspuren geschrieben waren, ganz schnell mit vielen guten Gedanken besiegt. Was für schöne Gedanken die Kinder hatten! Kleines Schmunzeln am Rande: Der Wut-Fußabdruck. Was kann man denn tun, wenn man spürt, dass man Wut in sich hat? Spontane Schülerantwort: „Entspannen mit Yoga.“ Das ist meine Klasse!! :-)) Passende Rubikon-Lektüre übrigens: Yoga, Mond und Sterne! (Buch von meiner Schwester)
Michaeli-Frühstück mal anders
Kein Buffet, kein gemeinsames Backen. Doch jeder hatte etwas Schönes dabei und wir konnten immerhin gemeinsam den fruchtig-feurigen Drachenglut-Tee trinken.
Die Kinder lieben es, wenn ich beim leisen Frühstück etwas vorlesen. Und eine Schülerin hatte noch einmal die Geschichte von Ritter Georg mitgebracht, die gern auch in diesem Jahr gehört wurde.
Die Waage des Guten – Jeder Einzelne als Teil des Guten
Wir schauten als nächstes, ob bei uns das Gute auch überwiegt 🙂 So lag bei jedem Kind ein kleiner Stein. Auf unserer Michaeli-Waage hingegen lag ein großer, schwerer Stein, der auch wiederum für schlechte Gedanken und Taten stand. Doch die vielen kleinen, guten Taten im Alltag der Klasse wogen schwerer! Jedes Kind durfte sich melden, um zu sagen, was ein anderes Kind an lieben Dingen getan hatte, so dass das Steinchen dann in die Waagschale auf der guten Seite gelegt werden konnte. Eine Komplimentedusche war das. Und es fiel überhaupt nicht schwer, etwas Positives über die Mitschüler zu sagen. Sehr oft wurde berichtet, wie Kinder in verschiedenen Situationen einander geholfen haben oder schön mit anderen spielten. Auch das gab ein gutes Gemeinschaftsgefühl und Anerkennung für jedes einzelne Kind.
Lichtschwert und kleine Mutprobe – Jedes Kind für sich
Zu guter Letzt hat jedes Kind sein Lichtschwert gestaltet und mit guten Wünschen gefüllt, ganz für sich allein. Wer sich traute, durfte draußen auf dem Sportplatz zu „Unüberwindlich starker Held“ eine Wunderkerze halten. So endete unser Tag und ich hoffe, die Kinder konnten viele schöne Eindrücke mit nach Hause nehmen.
Das nächste Jahresfest, das wir coronamäßig mit neuer Kreativität füllen werden, ist dann St. Martin. Seid gespannt
Ich habe wieder eine Geschichte geschrieben, diesmal ist es eine Geschichte, die zu einem Spiel führt. Es geht um einen Drachen, der seine gemeinen Fußspuren hinterlässt. Die Kinder sollen sich dann auf die Suche nach den Fußspuren machen. Diese sind aus dunkelgrünem Tonpapier gebastelt und finden sich auf dem Schulgelände oder – wenn das Wetter es zulässt – den angrenzenden Feldwegen.
Dass der Drache schon in seiner glühenden Höhle auf den Michaelitag wartet, haben die Kinder bereits in der letzten Malstunde erfahren. Als kleinen Vorgeschmack wurde die Höhle mit dem Drachen schon mit Aquarellfarbe gemalt. Nun darf die Klasse gespannt dem Michaelifest entgegenfiebern, wenn wir den Drachen aufspüren und besiegen wollen.
In der Drachenhöhle wartet der Feuer spuckende Drache schon auf Dienstag. Gemalt von einer Schülerin meiner 3. Klasse
Die Geschichte samt Anleitung findet Ihr als Download hier:
„Warum gibt es den Klassenlehrer für so viele Jahre? Offenbar wollen die Kinder in den Tiefen ihrer Seele während eines großen Lebensabschnittes kontinuierlich wahrgenommen, in ihrer Entwicklung gesehen werden (…). Im Bewusstsein des Klassenlehrers fließt zusammen, was das Kind in diesen sieben bis acht Jahren erlebt. Er bildet eine seelisch-ätherische Hülle um das Kind.“
aus: Röh/Thomas (Hg) – Unterricht gestalten – Verlag am Goethanum
Die drei Urbedürfnisse der kindlichen Entwicklung: Die Suche nach dem Guten, dem Schönen und der Wahrheit.
Mit dem Zahnwechsel erfolgt der Übergang ins zweite Jahrsiebt, die Stimmung und das Urbedürfnis „Die Welt ist schön“ werden geweckt. Im zweiten Jahrsiebt steht die seelisch-geistige Reifung im Mittelpunkt. Es entwickelt sich eine Art „Innenleben“.
Jetzt wird das Kind ein Schulkind – und ein*e Lehrer*in tritt sein Leben
In diesem Alter nimmt die Fähigkeit der Kinder zu, aus den bisher gewonnenen Erfahrungen eigene Vorstellungen zu bilden, sich gezielt zu erinnern und die Aufmerksamkeit willentlich auf etwas zu konzentrieren. Das eigene, innere Gefühl wird zu einer Art „Antenne“ für alles, was in der Welt geschieht. Beim Kind entsteht das Bedürfnis, das Schöne zu erleben, das Schöne auf der Welt zu suchen und sich auf positive Weise mit ihr zu verbinden. Die Welt beobachten, das Schöne zu finden, selbst Schönes zu gestalten. Es gibt viel zu entdecken, zu lernen und auszuprobieren!
In dieser Zeit und dieser Stimmung bewegt sich hauptsächlich die Klassenlehrerzeit an der Waldorfschule. Als wichtige Bezugsperson und „geliebte Autorität“ trägt der Klassenlehrer oder die Klassenlehrerin in gut erzählten Geschichten und schönen Gedichten, wohlklingenden Liedern und harmonischen Bildern viel Ästhetisches an die Kinder heran. Doch natürlich werden die Kinder auch selbst aktiv und wirksam.
Eine Beziehung zur Welt schaffen
Es steht also in dieser Zeit alles, was in der Welt erlebt wird, im direkten Verhältnis zum Menschen. Dies ist deshalb so wichtig, weil die Natur einfach kein „äußeres Objekt“ ist, sondern erst die Beziehung des Kindes zur Welt aufbaut. Durch diese Verbundenheit wird ein Gefühl der Verantwortung angelegt und im besten Fall fürs ganze Leben gefestigt.
Die Mitte der Kindheit und die Waldorfpädagogik
Wir sind also in der Mitte der Kindheit. Die Freude an der künstlerischen Darstellung ist jetzt ebenso groß wie das Beobachten und Erkennen der Prozesse und Phänomene der Welt. Die Waldorfpädagogik antwortet mit Theaterspiel, selbst gestalteten Epochenheften, Bildern und eigenen Zeichnungen. Wenn beispielsweise in der 5. Klasse die erste Pflanzenkunde stattfindet, wird nicht etwa ein Sachtext zu einzelnen Pflanzen gelesen und Pflanzenteile schematisch „abgearbeitet“. Im Sinne der Phänomenologie wird etwa ein Löwenzahn ausgegraben und genau diese Pflanze nicht nur angefasst, sondern auch gründlich angeschaut, anschließend von der Wurzel bis zur Blüte so genau wie möglich gezeichnet. Dabei werden Details entdeckt und es entstehen Fragen. Diese führen dann Schritt für Schritt zum Wissen. Erst am Ende werden dann auch die Einzelteile der Pflanzen benannt. Dem gelernten Wissen wird so eine Lebendigkeit verliehen, ein Gesamtzusammenhang und eine weit reichende Verbundenheit.
Fragen zum zweiten Jahrsiebt
Wann begann der Zahnwechsel?
Wie waren die Einschulung und die Erfahrung der Schulanfangszeit?
Geht das Kind gern zur Schule?
Hat das Kind ein gutes Gedächtnis?
Wie ist die Beziehung zum/zur Klassenlehrer*in?
Wie gestaltet sich die Beziehung zur Klasse und den Mitschülern?
Was macht das Kind in seiner Freizeit und in den Ferien?
Welche guten Gewohnheiten gibt es zu Hause und in der Schule?
Welche Pflichten übernimmt das Kind?
Welche Normen und Werte bzw. Religiosität gibt es im Elternhaus?
Über unsere künstlerische Arbeit zum Schuljahresbeginn und die Idee, mit sehr viel Kunst das Schuljahr zu beginnen. Das ist seelisches Erleben und außerdem war jetzt deutlich zu spüren: Es ist wieder richtig SCHULE
Die Kinder konnten sich 5 Monate nicht als ganze Klasse erleben
Was hat während der Zeit des Lockdowns gefehlt? Genau das, was kein Homeschooling der Welt jemals ersetzen kann: Das Miteinander, das gegenseitige Wahrnehmen und die besondere künstlerische Arbeit, die es so nur in der Schule gibt: Das Aquarellmalen nass-in-nass, das Weben, das gemeinsame Lauschen und Spielen von besonderen Klanginstrumenten. Dabei die anderen Kinder erleben, voneinander lernen, sich miteinander austauschen. Und gerade das künstlerische Element wirkt stark im Seelischen. Ein Kind lernt nicht vom Blatt oder Bildschirm – es ist die Begegnung, das Vorbild der lieben Lehrperson und die Gemeinschaft mit anderen Kindern, die das Lernen fördert.
Jeder Schöpfungstag durfte erklingen
Am ersten Unterrichtstag sprach die Klasse darüber, was eigentlich der Mensch alles durch sein Schaffen auf diese Welt gebracht hat. Die Kinder stellten sich eine Welt vor ohne die Dinge, die von Menschenhand entstanden sind. Es entwickelte sich ein sehr lebhaftes Unterrichtsgespräch darüber, wie es dann heute auf der Erde aussehen würde. Es fiel den Kindern gar nicht schwer, sich eine Natur ohne Bauwerke, Lärm und sonstigen künstlichen Dingen vorzustellen. Sie sahen die unberührte Natur gleich deutlich vor ihrem inneren Auge. Fast wie von selbst kam dann die Frage auf, wie denn die unberührte Welt mit den Pflanzen, Steinen und Tieren denn eigentlich entstanden sein konnte. So war das Unterrichtsgespräch auf den Urbeginn gelenkt. Davon wurde den Kindern dann erzählt und dies mit in die Nacht genommen.
Am zweiten Unterrichtstag ging es los mit der künstlerischen Arbeit. Die in den ersten Schuljahren gesammelten Klangerfahrungen halfen sehr. Die Finsternis sollte durch den Klang eines Gongs entstehen. Man war sich schnell einig, der Kupfergong sollte es sein und viele Kinder meldeten sich, um ihn einmal spielen zu dürfen. Dabei war man schon innerlich mit der Schöpfungsgeschichte verbunden: Obwohl der Umgang mit dem Instrument nicht durch bestimmte Vorgaben eingeschränkt war, spielte kein einziges Kind den doch recht imposanten Gong unangemessen laut oder lang.
Das Tätigwerden der Engel Gottes wurde durch das Spiel von Koshi Klangspielen begleitet, Gottes Geist und Herz ertönte in Form der Herz-Klangschale. An diesem Unterrichtstag war ein guter Grundstein für die weitere gemeinsame Arbeit gelegt. Es wurde vom ersten Schöpfungstag erzählt und dieses innere Bild wieder mit durch die Nacht genommen.
So vertieften wir mit jedem Schöpfungstag mehr und mehr unsere Arbeit. Das klanglische Zusammenspiel entwickelte sich intuitiv und sehr harmonisch. Das Erlebnis des Einhörens, der Wechsel zwischen Stille und Klang, sorgte erkennbar für eine ruhige und ausgeglichene Stimmung in der Klasse. Die ungewöhnlichsten Instrumente waren im Einsatz: Neben den Klangschalen, dem Carillon von Choroi und den Koshi Klangspielen gab es eine Schale mit Steinchen, eine Klangschale voll Wasser, ein Muschelwindspiel, Schwingstäbe aus Bronze, ein Windspiel aus Nüssen, eine Primleier, verschiedene Rasseln, Glöckchen und mehr.
So wie in der täglichen Erzählung die Schöpfung immer reicher wurde, entwickelten sich auch die Klänge. Kein Tag der Schöpfungsgeschichte klang gleich – und doch war jedesmal zu hören, wie aus der geistigen Welt die finstere Welt mehr und mehr belebt wurde. Bereits nach wenigen Unterrichtstagen war dann zu beobachten, dass die Kinder ein sehr feines Empfinden dafür hatten, welches Instrument wann besonders passend erklingen konnte. Und man begann außerdem, „seinen“ Klang zu finden. Der Klang, der für einen selbst besonders wirksam war.
Nachdem wir dann die sechs Schöpfungstage gemeinsam zum Erklingen brachten, wiederholten wir dies an den folgenden Tagen. Mit den Tieren kam Gott dem Menschen schon sehr nah und alles, was Gott bis dahin erschaffen hatte, fand sich auch im Menschen wieder. Jetzt war es an der Zeit, den „Menschen“ in seiner Vielfalt erklingen zu lassen. Dabei aufeinander zu hören und selbst zu empfinden, wann ein Klang an der Reihe ist, entwickelte sich zu einer wahren Hörkunst. Stille zuzulassen. Während anfangs nur sehr zaghaft einzelne Instrumente erklungen waren, kam es zunehmend auch zu einem Zusammenspiel, das aber durchgehend angenehm zu hören war. Wie die Kinder mit der Zeit Klänge sehr passend miteinander kombinierten, überraschte und faszinierte gleichermaßen. So waren die Fische im Wasser ein Zusammenspiel aus einer kleinen Klangschale und der Wasserschale. Und dann kann es nicht verwundern, dass am Ende der Mensch auch klanglich aus allem zusammengewebt war und die Kinder dies so darstellten.
Aquarellmalen
Auch die Aquarellbilder wurden immer reicher. Wir begannen mit dunklen Blautönen, dann kamen erst Gelb (Licht) und Rot (Feuer) dazu. Die unterschiedlichsten Tiere wurden mit Wachsmalstiften vorgemalt und als das „Paradies“ am Ende aquarelliert wurde, erhielt jedes Kind die drei Grundfarben und mischte für sein Bild passend die Vielfalt der Farben.
So hatte jedes Kind einen künstlerischen Zugang über das Hören, Farberleben und die eigene Selbstwirksamkeit.
Ein Auge Gottes am Ende der Epoche
Die Kinder haben gelernt, dass der Mensch nach der Vertreibung aus dem Paradies auf Erden selbst tätig werden musste. Und dass die Nähe zu Gott immer wieder durch Kunstwerke gesucht und gefunden wurde. Das „Auge Gottes“, ein Brauch südamerikanischer Urvölker (gefunden in der Zeitschrift „Vorhang auf“), ihren Kindern ein Symbol des göttlichen Schutzes mit auf den Weg zu geben, wurde am letzten Epochentag gebastelt. Dazu legt man zwei Holzstäbchen über kreuz und verwebt drum herum bunte Wollstücke. Die Enden der vier Holzspieße wurden mit Knetwachs in den Farben der vier Elemente modelliert.
Menschenkundlicher Hintergrund
Beim Übergang vom 9. zum 10. Lebensjahr geschieht bekanntlich bei den Kindern mit dem Rubikon ein weiterer Entwicklungsschritt, bei dem sie sich plötzlich nicht mehr inmitten ihrer Umwelt empfinden und eng mit ihr verwoben sind. Die Nachahmungskräfte des ersten Jahrsiebts bilden sich zurück. Die Kinder beginnen in diesem Zuge, die Welt um sich herum von nun an äußerlich, objektiv zu betrachten. Häufig wird dieser Schritt als endgültiger Verlust des vorherigen „Paradieszustands“ bezeichnet – was für eine Parallele zur Schöpfungsgeschichte.
Die Kinder werden also vom Nachahmer zum Selbstaktiven. Dem natürlichen Drang der Nachahmung folgen jetzt andere Kräfte, die eigene Wahl- und Entscheidungsfreiheiten ermöglichen.
Und so war es für die dritte Klasse ein guter Zeitpunkt, auch ihre bisherigen Klangerfahrungen in selbstwirksame, selbstbestimmte Klangerlebnisse umzuwandeln. Die Farben selbst zu mischen. Das Auge Gottes selbst zu gestalten. Wir werden tätig. Wir packen an. Der Auftakt ist gemacht.
Das pädagogische Handeln in unseren Waldorfkindergärten und -schulen ist geprägt von den drei Urbedürfnissen – dem Guten, dem Schönen, dem Wahren. Eine Herausforderung in der heutigen Zeit, der man bewusst begegnen sollte.
Seit 10 Tagen läuft bei uns in NRW der Schulbetrieb wieder – mit den strengsten Regelungen bundesweit. Weder unsere schulleitenden Gremien noch wir Lehrer können uns aussuchen, ob wir die Verordnungen so annehmen wollen. Auch als freie Schule nicht. Wir müssen sie umsetzen, wenn wir unser Schulhaus für Präsenzunterricht öffnen.
Maskenpflicht, Abstandsregeln, Hygienemaßnahmen. Die Sorgen sind groß. Nicht zuletzt um das Bild und die Atmosphäre, die ja die drei Urbedürfnisse erlebbar machen sollen. Die große Frage in diesen Tagen ist: Was macht es mit uns und unseren Kindern, diese Regeln mit ihren Einschränkungen einhalten zu müssen.
So ist es in meiner Klasse
Die Kinder kamen freudig zurück in die Schule. Sie sind erkennbar gut von ihren Eltern auf die schulische Situation vorbereitet worden. Ich habe bislang weder sehr ängstliche noch zu unvorsichtige Kinder erlebt. Alle geben sich viel Mühe, in dieser Situation gut mitzumachen und die Stimmung ist insgesamt noch von der großen Wiedersehensfreude nach der langen Zeit des Lockdowns und rollierenden Schulbetriebs geprägt. Dadurch, dass die Drittklässler an ihren Plätzen den Mundschutz abnehmen dürfen und das Sprechen nicht beeinträchtigt ist, wird auch viel von den Kindern in der Klasse erzählt und mein Unterricht ist mit all seinen Gesprächen und Übungen doch sehr lebendig.
Feste Plätze, viel Warterei
Dadurch, dass die Kinder ihre festen Plätze bekommen und nicht wie sonst helfend durch den Raum wirbeln können, ist einige Wartezeit im täglichen Ablauf vorprogrammiert. Alle Instrumente im rhythmischen Teil verteile ich selbst, ganz zu schweigen von den Handtüchern, Malbrettern, Malkitteln, Farben, Wassergläsern usw. beim Aquarellmalen. Oder Arbeitsblätter. Zum Glück helfen die beiden Integrationskräfte sehr tatkräftig mit und wir drei sind inzwischen ein eingespieltes Team.
Ich überlege mir zudem meist einen kleinen Arbeitsauftrag für`s Warten, aber nicht immer funktioniert es, dass alle gleichermaßen bei der Sache und eben bei sich bleiben. Man hat sich ja auch noch immer viel zu erzählen… Am einfachsten ist es, wenn morgens die Instrumente kommen. Dann heißt es: Jeder darf leise seine Klänge ausprobieren und wir lauschen gemeinsam. Dadurch, dass jedes Kind einen Klang – seinen Klang – bekommt, entspannt sich Vieles.
Wir schauen auf das, was wir dürfen!
Ich bin sehr bemüht darum, einerseits auf die Einhaltung der Regeln gründlich zu achten, andererseits mich und die Kinder aber nicht auf die Verbote, sondern darauf zu fokussieren, was wir noch alles Schönes machen können – und das ist zum Glück gar nicht so wenig.
Positiv bleiben – in der Schule und zu Hause.
Mindestens 10 schöne Dinge im Fokus
Wir können endlich wieder alle zusammen sein
Wir malen viele schöne Bilder
Wir erzählen uns täglich von unseren Erlebnissen und hören Geschichten
Wir spielen und lauschen jeden Tag wundervollen Klanginstrumenten
Wenn wir draußen Spielturnen haben, können wir im großen Kreis schöne Laufspiele machen, Seilchen springen, eine Yogazeit haben oder Hinkelspiele spielen
Wir handwerke(l)n so Einiges
Viele Kinder frühstücken auch gern im Freien
Auch an unserem Platz können wir zumindest kleinere Bewegungen machen: Fuß- und Fingerspiele oder Rhythmusübungen
Wir lachen auch jeden Tag miteinander, das ist sowieso das Beste 🙂
Überhaupt erleben wir uns als Gemeinschaft und nehmen Anteil aneinander
Positiv und authentisch bleiben
So hoffe ich sehr, dass wir diese positive Grundstimmung erhalten können und ich bin mir sicher, die Kinder haben ohnehin längst verstanden, dass diese neuen strengen Regeln nicht auf meinem Mist gewachsen sind. Es steht ihnen nicht plötzlich Lehrerin Oberstreng gegenüber, sondern noch immer ihre Lehrerin, in der gewohnten und vertrauten Beziehung, mit aufrichtigem Interesse an ihnen.
So möchte ich es schaffen, die drei Urbedürfnisse weiterhin im Mittelpunkt meiner Arbeit zu haben – und nicht die Coronaregeln von außen.