Sommerferien: Der Abstand nach dem Schuljahresendspurt

Wieviel Abstand brauchst du, wenn Du kräftemäßig an Deine Grenzen gestoßen oder sogar über sie hinaus gegangen bist? Der diesjährige Schuljahresendspurt hatte es für mich in sich, da kam vieles in konzentrierter Form zusammen, sowohl schulisch als auch privat (zwei nahestehende Todesfälle innerhalb weniger Wochen am Schuljahresende). All das hat viel mit mir gemacht. Nun lerne ich daraus – aber erstmal braucht es Abstand, um sich sortieren zu können. Und selbst dieser ist in diesem Jahr ganz besonders.

Das Happy End

Jedes Schuljahr soll für alle Beteiligten im Guten enden. So, dass wir uns feiern für viele neue Meilensteine und fröhlich in die Ferien gehen. So, dass wir aber auch wissen, was die nächsten Schritte sind, für die wir in den Ferien neue Kräfte sammeln und auf die wir zuversichtlich zugehen. Manchmal nehmen wir am Schuljahresende auch Abschied, vorzugsweise natürlich auch im Guten.

Das sind also alles Wünsche, die wir uns selbst erfüllen können, aber nur als Gemeinschaft im Ganzen. Mein Optimismus für ein Happy End hat in diesen letzten Schultagen – sagen wir es mal so – zumindest etwas gewackelt. War doch vieles sehr kräftezehrend. Doch ich wurde von den Kindern und einigen Eltern meiner Klasse überrascht. Jedes Kind hatte am letzten Schultag eine Rose für mich, einige Familien auch noch persönliche Feriengrüße. Es gab ein leckeres Klassenfrühstück voller Delikatessen. Viele Eltern haben beim Klassenumzug geholfen, sodass wir sehr schnell fertig wurden und sogar noch genügend Zeit hatten, gemeinsam einen mitgebrachten Kuchen nach getaner Arbeit zu snacken.

… und der Weg dorthin

Wie so ein Schuljahr am Ende für eine Klasse ausgeht, daran wirken viele Menschen mit; Eltern, Lehrende und die Kinder selbst. Wobei wir Klassenlehrer:innen natürlich den Hut aufhaben und den Überblick bewahren müssen. Dieser Hut ist nicht immer leicht, aber ich trage ihn auch nach Jahren sehr gerne – selbst wenn er zwischendurch mal etwas ramponiert wird und dann neu herausgeputzt werden muss.

Was dieses Jahr besser geklappt hat:

  • Ich habe mir eine neue Struktur für das Zeugnisschreiben überlegt, die sich als wirklich effektiv erwiesen hat und im neuen Schuljahr weiter ausgebaut wird.
  • Ich habe erstmals eine Klassenaktion, die Olympiade, auf den Beginn des neuen Schuljahres verschoben – und damit im vorhandenen Schuljahr nicht wie geplant abgeschlossen. Normalerweise hätte ich es durchgezogen, um einfach alle Vorhaben zu beenden und ohne „Altlast“ zu starten. Diesmal hat aber die Vernunft gesiegt und ich bin mir sicher, dass es mit neuer Energie ein schönes Fest zum Auftakt des neuen Schuljahres wird. Dieser Schritt, die Olympiade zu vertagen, hat mich große Überwindung gekostet, jetzt ist es aber okay, auch für die Kinder. Es fühlt sich also nicht nach Altlast an.

Woran ich jedes Jahr zu knabbern habe und wofür ich noch immer eine Lösung suche:

  • ich kann meine Zeugnistexte nur schwer loslassen. Immer wieder lese und formuliere ich in ihnen herum, bis zur letzten Minute. Ich fühle mich so betriebsblind!
  • Ebenso ist es mit den Zeugnissprüchen. Ich liebe es, sie zu schreiben – und beim Verfeinern wird es wiederum schwierig mit dem Loslassen. Ich „teste“ zwar die Zeugnissprüche in den Wochen vor Schuljahresende und lese jeden Tag der Klasse aus meinem Zeugnissprüchebuch vor. Dabei nehme ich wahr, ob und wie die Sprüche bei den Kindern ankommen. Dieses Jahr habe ich mehrere Sprüche verworfen und komplett neu oder anders geschrieben. Gleichzeitig habe ich aber auch noch nie so viele passende Aquarelle zu den Sprüchen bekommen. Was für eine schöne Verbindung!
  • Ich schaffe es fast nie, vor dem Klassenumzug nochmal in Ruhe auszumisten. Das geschieht erst beim Einräumen der neuen Klasse und ist im Grunde so viel unnötige Arbeit – dieses Einpacken und Mitschleppen des Überflüssigen.

Jetzt ist aber erst einmal Abstand angesagt

Der Ferien-Tapetenwechsel steht jetzt an: Viele Ausflüge, Aktivitäten, Besichtigungen, neue Orte, Zeit zum Schreiben und für Podcastproduktionen …dieses Jahr führen mich die Ferien an manche besondere Orte meiner Jugend zurück – und meine Kinder erleben diesen Teil von mir, den sie nur aus meinen Erzählungen kannten.

Das ist ein ganz besonderer Abstand nach einem ganz besonderen Schuljahresende. Ich werde noch mit einer kleinen Blog-Reihe auf das vergangene Schuljahr zurückblicken. Alles so nach und nach, ganz im Ferienmodus.

Ich wünsche allen Leser:innen einen schönen Sommer und freue mich, wenn Ihr ab und zu hier lest.

Ein Sommergedicht

Allmählich fühlt es sich an wie Sommer – ich wäre jedenfalls bereit für lange, laue Sommerabende. Und in dieser Stimmung habe ich mal ein schönes Gedicht herausgesucht, das ich gern mit Euch teilen möchte. Auf einen schönes erstes Juniwochenende!

Ein neues Märchen zu Pfingsten

Pfingstmontag ist auch wieder Märchenmontag. Ich habe für Euch das Märchen vom Zauberschloss, nach einem portugiesischem Volksmärchen „pfingstlich“ erzählt.

Die Geschichte

Ein König hat drei Söhne, davon sind zwei schön und klug und der dritte gilt als Dummling. Er darf nicht mit am Schloss wohnen, sondern muss am Meer die Ziegen hüten. Eines Tages kommt die Kunde, dass im Königreich der Sonne und des Mondes die Königin verzaubert ist. Die beiden Älteren machen sich auf den Weg, kehren aber nicht zurück.

Nun möchte auch der Dummling auf die Reise gehen, aber niemand glaubt an ihn. Doch dann macht er Bekanntschaft mit einem magischen Wesen und auch eine lieblich duftende Rose ohne Dornen wird dem freundlichen Jünglichen nützlich…..

Podcast „Märchen mit Klang“

Die Geschichte begleite ich klanglich mit der Kinderharfe. Hier ist der Link zur Folge:

Das Zauberschloss

Ich wünsche viel Spaß beim Zuhören und freue mich über viele neue Bewertungssterne!

„Märchen mit Klang“ gibt es überall, wo es Podcast gibt und ist eine Produktion vom Montagskind Blog.

Schuljahresendspurt und Selbstfürsorge

Wenn sich am Schuljahresende die Termine, Verpflichtungen und Zeugnisarbeiten häufen, kann das Thema Work-Life-Balance manchmal völlig in den Hintergrund rücken. Auch wenn Selbstfürsorge und Lehrergesundheit natürlich „Ganzjahresbaustellen“ sind, merkt man als Lehrperson am Schuljahresende noch einmal ganz besonders, welche Kraftreserven es eigentlich so gibt.

Neue Folge Kaffee, Kreide, Morgenspruch

Heute ist Folge 22 unseres Podcasts „Kaffee, Kreide, Morgenspruch“ erschienen. Es ist 21 Uhr und ich kann erst jetzt darüber berichten: Typisch Zeugniszeit!

So wie man in diesem Beruf zweimal im Jahr einen Jahreswechsel hat (Neues Schuljahr und neues Kalenderjahr), fühlt sich die Zeugniszeit auch manchmal so an wie „Weihnachten kommt aber plötzlich“.

Dustin und ich haben darüber gesprochen, wie wir mit dem Thema Selbstfürsorge bei erhöhten Arbeitsaufkommen umgehen.

Ich habe einen Plan, aber…..

… das Leben kennt nunmal keine Pläne. Daher ist es für mich wichtig, die anfallenden Arbeiten möglichst so zu strukturieren, dass ich auch bei unvorhergesehen Ereignissen nicht vollends ins Chaos stürze. Und trotzdem schaffe ich mir möglichst einen Freiraum pro Woche.

Folge 22

Unser ganzes Gespräch über Lehrergesundheit und Selbstfürsorge, dazu Neues aus unserem Schulalltag und Antworten auf die Fragen unserer Hörer:innen könnt Ihr hier

direkt anhören. Wir wünschen gutes Zuhören und freuen uns über positive Bewertungen.

Warmlaufen bei Jetlag nach den Ferien

Wenn am Montag die Schule wieder losgeht, habe ich bereits wieder viele schöne, neue Pläne im Gepäck für meine Klasse. Natürlich habe ich den Beginn der neuen Schulwoche mit der gegebenen Ferienruhe vorbereitet. Die Kinder meiner Klasse genießen allerdings noch viel länger ihre Ferien und lassen den ersten Schultag einfach auf sich zukommen, Jetlag inklusive.

Klasse im Ferien-Jetlag

Ich muss also davon ausgehen, dass die Kinder die ersten Tage der neuen Schulwoche eher etwas unausgeschlafener sind – da sich der Rhythmus des Schulalltags erst noch wieder einstellen muss (Blogartikel mit Tipps dazu). Außerdem bringt jedes Kind natürlich so einige Ferienerlebnisse mit, die auch in unserer Gemeinschaft ihren Platz finden sollen.

… trifft ihre erholte, motivierte Lehrerin

Naja, zurück also auf den Boden der Tatsachen. Was nützt es also, gleich mit Volldampf den Lernstoff in den üblichen 100 Prozent an die Kinder heranzutragen? Nach den Ferien und mit gleichzeitigem Beginn der neuen Unterrichtsreihe gilt:

  • Zeit für einen Ferienrückblick einplanen
  • neue Spiele und Übungen wohldosiert anleiten und die Kinder mit genügend Zeit hineinfinden lassen.
  • Vorwissen übersichtlich aktivieren und daran anknüpfen: Erinnern und zugleich auch einen kleinen, neuen Forschungsauftrag erarbeiten lassen.
  • Die Stunde mit einer Erzählung abrunden, Arbeitsaufträge (auch Hausaufgaben) zunächst etwas reduzieren.

Ein guter Mix statt Frust

Meine Erfahrung ist, dass ein Schulstart nach Ferien am besten gelingt, wenn in den ersten zwei oder drei Tagen

  • die Klasse noch mit Erzählspielen nicht nur die gegenseitige Wahrnehmung stärkt, sondern auch ihre Ferien gemeinsam „offiziell“ abschließt – auch noch in der Mittelstufe.
  • ein ausbaufähiges Bewegungsspiel (mit einfachen Grundregeln, in die man direkt einsteigen kann) auch müde Geister weckt und die Gemeinschaft sogleich aufleben lässt.
  • ein gemeinsames Quiz-, Memory- oder anderes Tafelspiel gut geeignet ist, um Vorwissen zu aktivieren.
  • Arbeitsphasen und Hausaufgaben in Ruhe anlaufen dürfen – um dann freudig Fahrt aufzunehmen.

Ich wünsche allen einen schönen Schulstart nach den Ferien!

Lust und Frust beim Thema Hausaufgaben

Neue Erfahrungen und Lerngewinne sollen von den Kindern als Bereicherung empfunden werden. Auch die Hausaufgaben sind davon nicht ausgenommen. Damit sich Hausaufgaben aber nicht wie eine „Beschäftigungstherapie am Nachmittag“ anfühlen, die von einer schönen Freizeitgestaltung abhalten, benötigen sie transparente Ziele. Sie müssen für die Schulkinder einen Sinn ergeben.

In der Schule und zu Hause – ein Spannungsfeld

Ich habe einmal drei allgemein gehaltene Beispiele zum Thema „Ziele von Hausaufgaben“ ausgesucht. Bitte beachtet, dass es unzählige Varianten gibt – je nach Alter der Lernenden, dem Unterrichtsfach und natürlich auch der Lehrperson.

Inhaltliches Ziel: Wiederholung und Festigung durch Erinnerung

Was morgens noch gut in der Lerngruppe verstanden wird, sollte bestenfalls auch später zu Hause, auf sich allein gestellt, noch abrufbar sein. Nach einiger Ablenkung zwischen Heimweg und Ruhepause fordert dies ein aktives Erinnern. So können Hausaufgaben dazu beitragen, eine Erkenntnis über den Lernstand zu gewinnen – „Ich habe etwas Neues gekernt“ – oder Fragen aufzuwerfen: „An welcher Stelle fehlt mir noch mehr Übung?“ oder „Wenn ich genauer darüber nachdenke, entstehen vertiefende Fragen.“

Ziel der Selbstbestimmtheit: Förderung von Selbständigkeit und Eigenverantwortung

Die Kinder lernen also zugleich, Verantwortung für ihr schulisches Vorankommen zu übernehmen. Indem sie sich selbst um die Erledigung der Aufgaben kümmern und sich anschließend in der Schule bei der Besprechung der Hausaufgaben einbringen, organisieren sie ihre Aufgaben mehr und mehr selbständig. In höheren Klassen kann dann auch die erste Vorbereitung und Recherche eines neuen Unterrichtsinhalts Hausaufgabe sein.

Ziel der Zusammenarbeit: Hausaufgaben ermöglichen einen besseren Dialog zwischen Eltern und Lehrenden

Wenn die Schule auch zu Hause einen Platz im Tagesablauf hat, gewinnen Eltern einen Eindruck davon, was ihre Kinder für die Schule erarbeiten und auch, wie gearbeitet wird. Und: Nicht alles müssen Kinder allein lernen – Lesen, Einmaleins oder Vokabeln brauchen Wiederholung und Übung. Wenn Schulkinder hierbei auf die Unterstützung ihrer Eltern zählen können, bleiben alle im Bilde. Elterngespräche bekommen eine verbesserte Grundlage.

Drei beispielhafte Probleme im Zusammenhang mit Hausaufgaben

Nicht immer sind diese Ziele ersichtlich. Manchmal werden Hausaufgaben auch als Belastung gesehen.

„Mein Kind braucht sehr lange für die Hausaufgaben.“

Kinder haben – je nach Alter, Lernvoraussetzung und Lernumfeld – nur eine gewisse Zeitspanne, in der sie aufmerksam arbeiten können. Ist diese überschritten, kommen sie mit ihrer Arbeit kaum noch voran. Hier bedarf es u.a. individuelle Absprachen über eine sinnvolle Arbeitsdauer, eine verlässliche Lernroutine und/oder eine Arbeitsumgebung zu Hause, die wenig Ablenkung bietet.

„Die Hausaufgaben werden in der Schule zu wenig gewürdigt. Das ist demotivierend“

Man stelle sich vor, 30 Kinder schreiben zu Hause einen umfangreichen Aufsatz – und am nächsten Tag bekommen nur drei von ihnen die Möglichkeit, diesen vorzulesen und damit ihre Arbeit zu präsentieren. Frontalunterricht lässt grüßen. Hier helfen schülerzentrierte Unterrichtsformen, bei denen sich zwei Kinder dann gegenseitig ihren Aufsatz vorlesen und einander Rückmeldung geben können (auf Basis einer gemeinsam erarbeiteten Vorlage). Oder es werden an mehreren Tagen verschiedene Aufsätze vorgelesen. Ausreichend Zeit, um die geleistete Arbeit wahrzunehmen und zu würdigen, muss also in der Unterrichtsplanung berücksichtigt werden.

„Mein Kind verweigert die Hausaufgaben, es ist ein täglicher Kampf.“

Hier muss genau beobachtet werden, in wie weit dies mit bestimmten Aufgabentypen, Unterrichtsfächern oder anderen Rahmenbedingungen zusammenhängt (z.B. bestimmte Wochentage mit Freizeitaktivitäten, lange Schultage, gutes Wetter bei Draußenkindern usw.). Bahnt sich eine Prokrastination an, ist ein guter Plan zur Unterstützung des Schulkindes wichtig.

Wenn Du mehr zum Thema Prokrastination im Schulalter erfahren möchtest, halte ich Dich hier auf dem Laufenden.

Konzentration ermöglichen

Wenn von Konzentrationstraining gesprochen wird, denkt man oft spontan an Übungen der Entspannung und Ruhe, an Wiederholung und Rhythmus. Oftmals findet dies auch in Form von Kursen außerhalb von Schule statt und soll Kindern dann Reserven für den Schulalltag bieten. Doch um nachhaltig Konzentrationsfähigkeit aufbauen zu können, muss zunächst an den Grundlagen gearbeitet werden. Drei entscheidende Basics stelle ich Euch hier vor.

„Konzentrier Dich mal!“

Diese Aufforderung wird häufig ausgesprochen – sie hilft betroffenen Kindern aber nicht weiter. Im Gegenteil. Gerade Kinder, die gern alles richtig machen wollen – ob aus Sympathie für die Erwachsenen oder aus Wunsch an die eigene Arbeit – bekommen dadurch einen weiteren Dämpfer. Denn sie werden sich nicht auf Kommando konzentrieren, wenn sie nicht die passenden Werkzeuge dafür haben.

Basic Nr.1: Die Lernsituation erkennen

Wieso das?! Es ist ein Klassenraum mit Regeln, es gibt einen Arbeitsauftrag…. was kann man denn daran nicht erkennen? Tatsächlich kann man dies nicht einfach so voraussetzen. Für manche Kinder legt sich auch nicht einfach ein Schalter um zwischen Pausenzeit und Schulstunde. Dass man in der einen Situation sagt, was einem gerade in den Sinn kommt und dies in der anderen Situation unpassend ist, erscheint nicht für alle selbstverständlich. Das ist weder respektlos noch frech. Wie stellt man also fest, ob ein Kind die Lernsituation einschätzen kann?

Die simple Antwort lautet: Man spricht darüber und erhält dabei ein Bild, wie die betreffenden Kinder auch andere Kinder wahrnehmen. Woran kannst Du erkennen, ob ein (anderes) Kind im Unterricht gerade aufmerksam ist? Du solltest darauf eine beschreibende Antwort erhalten wie: „Das Kind schaut dann auf sein Heft / die Lehrperson“, „Das Kind antwortet mir nicht oder kaum, wenn ich es anspreche“ oder „das Kind erledigt schon seine Aufgaben“. Dann kannst Du davon ausgehen, dass das Vorfinden einer bestimmten Lernsituation einem ungeschriebenen Gesetz gleicht. Die Signale der anderen wahrzunehmen, ist dann ein erstes, wichtiges Lernfeld und man kann es nicht voraussetzen! Es ist interessant und aufschlussreich, mit Kindern darüber ins Gespräch zu kommen.

Dies kann im Klassenverband erlernt bzw. erinnert werden, indem man zu Beginn der gemeinsamen Arbeit einen kleinen Erinnerungsspruch sagt, Signaltöne oder Bildzeichen zur Stundentransparenz verwendet. Im Moment der Ablenkung ist es günstig, die Situation zu benennen (anstatt „hör auf“ zu sagen).

Basic Nr. 2: Sich selbst wahrnehmen und die eigenen Gefühle kennen

Kinder, die ihre Aufmerksamkeit nur schwer halten können, sind oft von Eindrücken und Empfindungen abgelenkt, die sie nicht sogleich einzuordnen wissen. Das erzeugt Unruhe. Hier wird Sicherheit gewonnen, indem wir nicht fragen, sondern sehen und dabei unterstützen, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen. Erst, wenn diese erkannt und benannt werden können, ist eine Regulierung überhaupt möglich.

Die Grundbedürfnisse nach Essen, Trinken, Toilette und Bewegung werden oft unterschätzt.

Bezogen auf eine Lernsituation kann gemeinsam geschaut werden, ob zu Stundenbeginn überhaupt alle Grundbedürfnisse gestillt sind bzw. was das Kind braucht, um nun in die Arbeit zu finden: Hat es vorab die Pause genutzt, um zu essen, zu trinken oder auf die Toilette zu gehen? Hat es sich genug bewegt? Liegen alle Materialien bereit und sind ablenkende Dinge verstaut? Es erfordert oft intensive Begleitung, die Pausen- und Lernzeiten richtig nutzen zu lernen und damit gute Lernvoraussetzungen zu schaffen.

Basic Nr. 3: Die eigene Lernumgebung passend gestalten lernen

Zu viele Dinge auf dem Tisch, zu große Nähe zu Sitznachbarn, überfrachtete Arbeitsblätter, unangespitzte Stifte, halb vertrocknete Klebe, unübersichtliche Schultaschen und Mappen – es gibt viele kleine Dinge und Stellschräubchen innerhalb einer individuellen Lernumgebung, die ein konzentriertes Arbeiten erschweren. Bis es einem Kind gelingt, für sich zu erkennen, wie es auf die die eigene Lernumgebung einen positiven Einfluss nehmen kann, können Jahre vergehen. Dabei gilt: Es muss jederzeit möglich sein, Veränderungen kreativ auszuprobieren und auch unmittelbar darüber zu sprechen, ob sich etwas verbessert hat. So baut man sich mit der Zeit eine eigene kleine „Werkzeugkiste“ an Hilfen auf.

Und nun stelle dir vor….

…. was es für einen Unterschied macht

  • ob Du vor dem Lernen genügend Bewegung hattest, satt bist, getrunken hast, Deine Arbeitsmaterialien jederzeit griffbereit und genügend Platz an Deinem Tisch hast
  • oder ob Dir Dein Sitznachbar auf die Pelle rückt, Du Durst hast, müde bist und eigentlich gar nicht weißt, ob Dein Stift noch lange schreibt.

BEVOR Du überhaupt an die Arbeit gehst oder ein Mandala zur Konzentrationsförderung machst, weil Du ja eigentlich Deine Aufmerksamkeit nicht gut halten kannst…….

Die Glücksstunde zum neuen Jahr

Auf ein Neues! Morgen hat uns der Schulalltag wieder. Nachdem mich kurz vor den Weihnachtsferien die Grippe völlig lahmgelegt hatte und ich mich nicht richtig von meiner Klasse verabschieden konnte, habe ich mir vorgenommen, die erste Stunde des neuen Jahres als Glücksstunde zu planen. Achtsamkeits- und Mindsetübungen fließen zwar immer wieder in meinen Unterricht ein – diesmal ist ihnen eine ganz besondere Stunde gewidmet.

Auf in ein neues Jahr, mit Vertrautem

Wir haben ja unsere Rituale im Laufe eines Jahres. So gehören zum neuen Jahr auch die Glücksperlen dazu. Natürlich dürfen sie auch diesmal nicht fehlen, sie werden sicherlich schon erwartet.

Auch unser Glücksglas wird erneuert. Es hat in den letzten Monaten geruht und mit ihm wird eine weitere Erinnerung geweckt an ein schönes Ritual, das wir gern auch im Laufe eines Schuljahres, meist montags, gepflegt haben.

… und neuen Impulsen

Hierzu zählen sowohl eine Übung zu persönlichen Zielen, als auch ein Spiel, das das Miteinander weiter stärken soll. Als kleine individuelle Übung habe ich zudem ein Suchsel entworfen: Unbewusst werden wir auf Dinge, die uns viel bedeuten, zuerst aufmerksam. So heißt es: Die ersten drei Wörter, die man in dem Buchstaben-Dschungel entdeckt, werden im neuen Jahr für einen selbst bedeutsam.

Freebie mit dem Suchsel:

Dann git es noch ein Kleeblatt-Spiel. Hierfür habe ich Plakate mit einem großen Glücks-Kleeblatt entworfen. Es werden zunächst 4er Gruppen gelost. Dadurch kommen sich auch einmal Kinder näher, die bislang weniger miteinander zu tun hatten. Der Auftrag ist nun, das Kleeblatt zu füllen. Jedes Kind überlegt, wie es sich selbst am besten beschreiben würde und darf von sich erzählen. So finden die Kinder heraus, was sie so alles gemeinsam haben (und vielleicht bislang nicht voneinander wussten). Gleichzeitig wird ihnen auch noch einmal mehr bewusst, was sie als eigenständige Persönlichkeit ausmacht.

Der Plan für den ersten Schultag

Nach den Weihnachtsferien gibt es viel zu erzählen: Was man erlebt hat, welche tollen Geschenke ausgepackt wurden und wen man getroffen hat. Mit unseren Erzählspielen gestalten wir aber nicht nur den ersten Schultag, sondern meist die gesamte erste Schulwoche so, dass wir uns zu Beginn eines jeden Schultages ein paar Minuten lang gegenseitig zuhören und von den Ferien erzählen.

Neues Jahr, neue Pläne: Anschließend berichte ich den Kindern, was im neuen Jahr in unserer Klasse noch so alles ansteht und dann gehen wir über zur Glücksstunde, um uns auf das, was uns in den nächsten Monaten begleiten wird, gemeinsam einzustimmen.

Ob dann noch Zeit für ein erstes Geometrie-Spiel bleibt? Etwas, das bis zum nächsten Schultag schon bewegt werden kann? Wir werden sehen 🙂

Jedenfalls kommt all das, was auch tägliches Schüler-Handwerkszeug ist, in dieser lockeren ersten Schulstunde nach den Ferien vor: Von der Eigenarbeit über Gruppenarbeit, bis zum Klassengespräch. Und so hoffe ich, auch meinerseits einen guten Übergang vom Ferienmodus in den Schulalltag zu gestalten.

4 Tipps für den Übergang zwischen Ferien und den ersten Schultagen

Während es die einen kaum erwarten können, ihre Freundinnen und Freunde wiederzutreffen und Neues zu lernen, scheinen die anderen beim Gedanken auf den Wiederbeginn der Schulzeit eine schwere Last zu tragen. Woran kann das liegen und wie helfen wir Kindern, für die diese Übergänge schwierig sind?

Kinder voller Vorfreude

Sie sind innerlich schon wieder auf die Schule eingestellt und überbrücken bereits ihre Ungeduld: Gedanklich schon wieder in der Schule, malen sie sich bereits aus, was sie alles über die Ferien erzählen werden, welches Weihnachtsgeschenk sie der Klasse zeigen möchten und was das erste Pausenspiel sein soll. Ein guter Plan, wie ich finde.

Warum kann der erste Schultag sich schwerer anfühlen?

Der Zeitplan in den Ferien ist meist deutlich entspannter: Keine Schule, keine Betreuungszeiten, Vereinsaktivitäten ruhen. Dazu Zeit für freies Spiel und die Möglichkeit, eigene Interessen nach Belieben zu vertiefen. Beginnt die Schule wieder, kommt alles „von null auf hundert“ zurück.

Auch wandern die Gedanken nicht nur in Richtung der Dinge, die schön sind und gut laufen. Es wird klar: Auch die Hürden des Schulalltags sind wieder da.

Nicht zuletzt haben sich Tagesablauf und -rhythmus im Vergleich zur Schulzeit geändert. Das, was sonst im Alltag automatisiert abläuft und dadurch weniger Kraft kostet, muss nun wieder neu aufgenommen werden. Auch das benötigt wiederum einige Tage.

Hier daher meine Tipps für Euch, wie ein guter Übergang geschaffen werden kann. Kommentiert auch gern Eure eigenen Erfahrungen.

Tipp 1: Das Ende „offiziell“ machen

Plant das große Finale, gestaltet den letzten Ferientag bewusst und bereitet ihn gemeinsam vor. Gerade das Ende der Weihnachtsferien lädt besonders dazu ein, den Feiertag der Heiligen drei Könige zu begehen.

Tipp 2: Gemeinsam reflektieren

Von schönen Erinnerungen kann man zehren. Und was nicht so gut lief, kann man in den nächsten Ferien anders angehen.

Tipp 3: Den Schulalltag vorbereiten

Wenn in den Ferien mit Schulstiften gemalt wurde oder es neue Stifte zu Weihnachten gab, muss ein Blick auf das Etui (und den Anspitzer) geworfen werden. Darf nach Weihnachten eines der Weihnachtsgeschenke mitgebracht und gezeigt werden? Passen die Sportschuhe noch? Was wird sonst noch gebraucht? Gemeinsam die Schulsachen vorzubereiten, gibt Sicherheit und stimmt auf den bevorstehenden Alltag ein. Nicht zu unterschätzen ist dabei auch eine (wieder) aufgeräumte Lernumgebung.

Tipp 4: Das frühe Aufstehen entlasten

Es kostet Kraft und braucht etwas Zeit, wieder in den gewohnten Rhythmus zu finden. Es lohnt sich daher, manche Aufgaben, die morgens anfallen, am Vorabend akribischer vorzubereiten, als man es sonst tut.

Ich wünsche Euch einen schönen Schulstart nach den Ferien!

Vergessen in den Ferien? Na klar

Die Feiertage sind vorbei, in vielen Familien kehrt allmählich der Arbeitsalltag der Eltern wieder ein. Mit Blick auf die nächsten Schulwochen wäre das doch jetzt die optimale Zeit, um Unterrichtsstoff aufzufrischen – oder? Ein paar Gedanken dazu und auch, wann Üben den Ferien sinnvoll ist und wie geschehen kann.

Grundsätzlich sind Ferien zum Erholen da

Gerade, wenn Kinder deutlich mehr wiederholen und üben müssen als ihre Mitschüler:innen, werden die letzten Ferientage gern als Möglichkeit gesehen, um den Anschluss wieder zu finden. Im Prinzip keine schlechte Idee, aber: Wenn Kinder im Alltag schon stärker gefordert sind, benötigen sie erst recht Erholung und Abstand vom Geschehen, oder?

In der Waldorfpädagogik arbeiten wir aktiv mit dem Vergessen. Nach einer wochenlangen, täglichen intensiven Lernzeit in einem Fach – auch Epochenprinzip genannt – darf das Gelernte eine Zeitlang ruhen. Die Erfahrung zeigt, dass die Kinder zu einem späteren Zeitpunkt nochmal einen verbesserten Zugriff auf die Inhalte bekommen, wenn diese regelrecht „sacken“ oder „verdaut“ werden durften. Dabei fällt zu einem späteren Zeitpunkt zunächst das Erinnern nicht gerade leicht, doch das beunruhigt nicht. Um an bereits „vergessenen“ Lernstoff anknüpfen zu können, braucht es meist zwei bis drei Tage. Danach ist das Lernen und Vertiefen in der Regel wieder gewohnt im Fluss.

Nichts Anderes geschieht in den Ferien: Die Kinder bekommen eine Auszeit und dürfen vergessen. Deswegen fallen die ersten Schultage nach den Ferien mitunter auch schwer: Die Rückkehr in Alltagsroutinen fühlt sich noch holprig an, es gilt zudem, viel Gelerntes zu erinnern. An dieser Stelle bringt es nichts, Druck aufzubauen und mit Vollgas nach den Ferien durchzustarten – besser ist es, die Zeit des Erinnerns und die Rückkehr in die Routinen direkt im Zeitplan mit zu berücksichtigen und die Erwartung an die ersten Schultage nicht all zu hoch zu schrauben. Man wird ganz sicher Fahrt aufnehmen!

Ferien-Skills

Ferien sind ohnehin die Gelegenheit, neue Lernfelder zu erschließen oder Lernfelder, die im Gewusel des Alltags doch etwas zu kurz kommen, zu vertiefen. Beispielsweise:

  • Bewegung durch Ausflüge: In Kletterwäldern, auf Wanderungen, auf Radtouren, im Schwimmkurs
  • Mut durch Abenteuer und Urlaub: Neues zu sehen und zu erleben, bedeutet, die Komfortzone zu verlassen. Das macht mutig.
  • im Sozialen: Menschen treffen, die man sonst selten sieht, ausgiebige Spiele spielen (viel länger als sonst und vielleicht auch in einer größeren Freizeitgruppe)
  • Kreativität durch Langeweile – nicht zu unterschätzen!
  • Handwerklich: Im Garten helfen, ein neues Regal zusammenschrauben, ein Häuschen für den Hamster bauen…

Die Liste lässt sich beliebig weiter fortsetzen. Nein, niemand braucht zu befürchten, in den Ferien zu wenig zu lernen (wenn er/sie sich nicht den ganzen Tag medial berieseln lässt).

Ausnahmen bestätigen die Regel

Wenn Kinder von sich aus Schule spielen oder in ihrem Lieblingsfach versinken möchten, dürfen sie das natürlich auch in den Ferien gern tun. Die beste Art des Lernens sind ja ohnehin freiwillig gestellte Aufgaben, die ein Kind aus vollem Herzen angeht. Das darf natürlich nicht gestoppt werden, nur weil gerade Ferien sind. Passiert ein freiwilliges Üben nicht, ist das aber auch kein Grund zur Sorge. Manche Kinder trennen gern ihr Schul- und „Privatleben“.

Beispiele für sinnvolles Üben

Neben selbst gewählten Aufgaben kann auch die gemeinsame Zeit in den Ferien sinnvoll gestaltet werden. Dies gilt natürlich auch für bewusste Aus-Zeiten im Alltag.

  • Lesen üben: Ein selbst gewähltes Buch, das in kuscheliger Atmosphäre abwechselnd gelesen wird.
  • Gemeinsam backen: Zutaten wiegen, messen, Mengen abschätzen…..
  • Einkaufen: mit Geld umgehen, Listen schreiben
  • Uhrzeit: Gemeinsam den Tag vorbesprechen, zwischendurch auf die Uhr schauen. Fragen: Wie spät ist es gerade? Wie lange noch, bis wie schwimmen gehen? Erinnern: Wann wollen wir essen?

Auch diese Liste lässt sich weit fortführen.

Wenn ein Kind viel Unterrichtsstoff versäumt oder große Lernlücken hat…

… dann hat das mit dem üblichen Vergessen in den Ferien weniger zu tun, sondern es sollte tatsächlich mit Bedacht geschaut werden, wann das Versäumte nachgeholt werden kann. Lernt ein Kind bereits im Epochensystem und hat Großteile einer Epoche versäumt, vergehen mitunter Monate, bis an den versäumten Stoff wieder angeschlossen wird. Dann hat man Zeit gewonnen und kann mit Bedacht die fehlenden Inhalte einteilen und nachholen.

Es gilt jedenfalls, an dieser Stelle abzuwägen: Bietet der Alltag neben Schule, Hausaufgaben, Sportverein & Co. überhaupt ein sinnvolles Zeitfenster, um Lücken zu schließen? Wie belastend ist das Aufholen? Dafür braucht es im Einzelfall konkrete Absprachen zwischen Schule und Elternhaus und dafür habe ich an dieser Stelle natürlich keine allgemein gültige Antwort.