Unsere Klassenfahrt nach Torgau (2/2): Vor Ort

Togau ist ein sehr besonderes, kleines Wohlfühl-Städtchen mit einer fast nagelneuen Jugendherberge. Vor Ort wurde es uns nicht langweilig! Hier könnt Ihr nun nachlesen, wie wir unsere Zeit verbracht haben.

Die Ankunft: Auf gute Nachbarschaft!

Unsere Anfahrt mit der Bahn verlief reibungslos (im Gegensatz zur Rückfahrt). Als wir zur späten Mittagszeit ankamen, staunten wir nicht schlecht über unsere Jugendherberge, die direkt neben dem alten Schloss in ebenso alten Gemäuern zu finden war. Noch aufregender waren allerdings unsere pelzigen Nachbarn: Drei Braunbären leben im Schlossgraben. Direkt vor ihrem Gehege war ein schönes Plätzchen zum Verweilen. Dort picknickten wir mit den Kindern und bezogen dann ganz in Ruhe unsere Zimmer.

Die Jugendherberge: Fast schon ein Hotel

Die Jugendherberge ist noch sehr neu, es gibt sie erst seit ca. zwei Jahren. Dementsprechend neuwertig und vor allem barrierefrei ist sie hergerichtet. Alle Zimmer verfügen über ein eigenes Bad. Meine Klasse war in 4-Bett-Zimmern untergebracht. Anstelle eines Schlüssels öffnet man die Zimmertüren (wie im Hotel) mit einer codierten Plastikkarte. Wer nun denkt: Ach, kein Problem, wenn man mal ein verliert…. – nicht so ganz. Kommen die Karten beschädigt zurück oder werden sie verloren, so sind 10 Euro fällig. Meine Klasse ging zum Glück sorgsam mit den Karten um. Wir haben nicht eine Karte verloren und ebenso war auch keine Karte beschädigt.

Die ganze Jugendherberge ist einfach super sauber und gepflegt, da kann man sich schon wohlfühlen. Auch das Essen ließ keine Wünsche offen. Wir hatten Halbpension gebucht. Es gab täglich eine große Auswahl an Frischkost, Salat und jede Menge Obst, dazu morgens frisches Brot und Brötchen, jede Menge Aufstriche, Käse und Aufschnitt, Müsli usw. Auch das warme Abendessen war passend für die Kinder und schmeckte sehr lecker. Ich wüsste auch nicht, dass wir mal auf einer Fahrt so viel leckeren Nachtisch bekommen hätten: frisches Eis mit Soßen, eine Auswahl von Pudding, dazu rote Grütze, Soßen und mehr waren ein echtes Highlight für die Kids.

Gut geschafen! 🙂

Ich habe übrigens so gut geschlafen wie selten auf Klassenfahrten. Zwar kurz, aber meist ohne Unterbrechung. Das lag sicherlich daran, dass die Zimmer ausnahmsweise mal nicht hellhörig waren. Wenn ich morgens nach durchgehendem Schlaf wach wurde, hatte ich erst immer einen kleinen Anflug von Panik, dass ich nachts etwas verpasst haben könnte. Mein erster Gang am Morgen diente also dazu, vorsichtig herauszufinden, ob nicht doch jemand versucht hatte, mich nachts aufzusuchen… Dass wir letztendlich allesamt gut schliefen, lag aber auch an unserer gewachsenen Fahrtenerfahrung (Umgang mit Heimweh) und den zahlreichen Aktivitäten, denen wir tagsüber nachgingen.

Das alles haben wir gemacht

Wie schon im ersten Bericht erwähnt, erhielten wir ein 4 DIN A4-Seiten umfassendes Dokument, auf dem die Freizeitmöglichkeiten vor Ort aufgelistet waren – alles für kleines Geld oder kostenlos. So wurde uns nicht langweilig. Die Kinder haben sich vorab einige Aktivitäten ausgesucht und die Jugendherberge hat die Termine für uns wunschgemäß organisiert. Das lief alles richtig gut. Unsere Aktivitäten waren:

  • Teilnahme an der Bärenfütterung (mit einer Tierpflegerin, die sich viel Zeit für uns nahm), kostenlos
  • Besuch des Schwimmbades
  • Besuch des ehem. LaGa-Geländes mit Sportplätzen, Kletterwänden und -gerüsten und mehr, kostenlos
  • Schöne Spaziergänge entlang der Elbe, kostenlos 🙂
  • Besuch der Tierarche, kostenlos (es sei denn, man kauft Futter und zieht besonders die Aufmerksamkeit der Ziegen auf sich)
  • Stadtbummel, mit Folgekosten 🙂 (viele, viele Souveniers). Wir Betreuer:innen waren meist in der wundervollen Kaffeerösterei zu finden.
  • Torgau unterirdisch: Die Kellerführung
  • Besuch des NaBu Biberhofes
  • Discoabend in der Jugendherberge

Was überdies einfach möglich war vor Ort:

  • bei Regen spontan mit 30 Leuten im Schwimmbad oder in einer Pommesbude auflaufen
  • Pizza direkt zum Spielplatz liefern lassen
  • die Kinder in Kleingruppen einen Stadtbummel machen lassen (Hack: Armbänder schreiben mit Handynummer für den Notfall)

Die Zimmerabnahme

Hier zeigte sich einmal mehr, wie sehr man in der Jugendherberge Wert darauf legte, dass alles gut geschont wurde. Aus jedem Zimmer musste ein:e Bewohner:in anwesend sein und die Abnahme begleiten. War etwas noch nicht ordentlich genug (gefegt), musste nachgearbeitet werden. Es wird wirklich auf jedes Detail geachtet. Mein Tipp ist, mit Adleraugen schon bei Einzug gründlich wahrzunehmen und zu dokumentieren, was evt. nicht okay ist – dann erst auspacken.

Fazit

Diese große, weite Klassenfahrt hat uns alle gestärkt und die Gemeinschaft weiter wachsen lassen. In Klasse 7 geht es dann für zwei Wochen ins Forstpraktikum. Darauf freuen wir uns schon.

Unsere Klassenfahrt nach Torgau (1/2): Warum und wieso und so weit?!

Genau einen Monat ist es schon her, dass wir mit dem Zug über 500 km nach Torgau gereist sind. Hier ein Reisebericht unserer schon dritten Klassenfahrt. Da es viel zu schreiben gibt, wird dieser Bericht ein Zweiteiler, aufgeteilt in die Vorbereitung und die Zeit vor Ort.

Warum überhaupt schon wieder eine Klassenfahrt?

Offiziell beginnt bei uns mit dem Forstpraktikum in Klasse 7 eine Reihe längerer Klassenfahrten, die zum Schulprogramm gehören. Doch bevor man gleich für zwei Woche in die Fremde aufbricht, macht es Sinn, gemeinsame Fahrtenerfahrungen zu sammeln. An unserer Schule ist daher die Durchführung von Klassenfahrten außerhalb des Schulprogramms eine pädagogische Entscheidung, die mit Blick auf die jeweilige Klasse gefällt wird.

Die Fahrtenentscheidungen für meine Klasse

In Klasse 4 gab es eine sehr kurzfristige Möglichkeit, nach der langen Zeit der Lockdowns überhaupt eine erste Fahrt zu unternehmen und gemeinsam etwas Schönes außerhalb von Schule zu erleben. Es war die erste Fahrt. Da fuhren wir nicht weit weg (etwa 40 Minuten Fahrzeit mit dem Bus) und blieben nur drei Tage (Anreisetag, ein Tag für uns, Abreisetag). Ich habe ein Teamtraining gebucht, das ganz im Grünen stattfand und die Gemeinschaft neu aufleben ließ. Das gebuchte Teamtraining hatte den Vorteil, dass ich teilweise auch in die Beobachterrolle schlüpfen und einen ruhigen Blick auf die Kinder werfen konnte. An anderen Stellen war ich auch einfach nur Mitspielerin und brauchte nicht selbst anzuleiten. Auch das war sehr passend während dieser Fahrt. Mehr zum Thema „Teamer buchen oder nicht“ findest Du hier.

In Klasse 5 fuhren wir erneut und wieder relativ kurzfristig – diesmal für fünf Tage. Nach der ersten positiven Erfahrung wünschte sich die Klasse sehr, noch einmal auf Fahrt zu gehen und diesmal auch länger. Das 9-Euro-Ticket kam für drei Monate und so fuhren wir erstmals mit dem Zug . Unser Ziel war die Nordsee, das Wattenmeer. Das Programm war diesmal selbst organisiert und damit gleichermaßen passgenau und flexibel: Wir besichtigten u.a. die Seehundbänke, verbrachten einen Strandtag auf Borkum und machten eine Hafenrundfahrt in Emden. Auch diese Fahrt trug dazu deutlich wahrnehmbar dazu bei, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Die Klasse war sich nun ganz sicher: Wir können zusammen alles schaffen – und überall hinfahren. Und das möchten wir auch tun. Immer wieder wurde ich gefragt, wann denn endlich die nächste Klassenfahrt stattfinden kann. Wenn das kein Auftrag war….. Die Suche begann.

In Klasse 6 war es aber trotz mehrmonatigen Vorlaufs gar nicht mehr einfach, überhaupt noch irgendwo hinzufahren. Corona hatten wir hinter uns gelassen, die meisten Jugendherbergen waren lange im Voraus ausgebucht. In ganz Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen war überhaupt keine Fahrt zu finden. Wir haben lange gesucht, telefoniert und Jugendherbergen angeschrieben. Unsere Integrationskraft hat dann die Jugendherberge in Torgau entdeckt – mehr als 500 km entfernt, aber dafür noch sehr neu und mit vielen Möglichkeiten vor Ort. Eine so weite Reise als Klassenfahrt? Die Kinder fanden dieses Abenteuer großartig. Doch ohne eine Elternentscheidung wollte ich diese Fahrt nicht planen. Denn schließlich sind es die Eltern, die sich im Notfall auch einmal auf den Weg machen und ihr Kind abholen müssen. Ist das überhaupt leistbar? Es gab also einen Elternabend, die Zimmer in der Jugendherberge Torgau waren vorübergehend reserviert. Mit den Eltern wurde alles besprochen und offene Fragen geklärt. Bis zum Auslaufen unserer Reservierung waren es ja noch ein paar Tage und somit auch Zeit genug, um darüber zu schlafen. Mehrmals. Nachdem mir viele Eltern ihre Zustimmung gaben und niemand sich gegen die Fahrt ausgesprochen hatte, wurde die Buchung bestätigt und das Abenteuer begann.

Die Vorbereitung der Klassenfahrt: Schülerzentriert!

Was mir besonders gut gefallen hat, waren vier ganz besondere DIN-A4 Seiten, die die Jugendherberge Torgau uns schickte. Es gab so viele kleine Programmbausteine und Aktivitäten vor Ort – eine wunderbare, voll erschwingliche Auswahl. Highlight war das Gelände der Landesgartenschau 2022, bei dem es an Vielfalt und Bewegungsmöglichkeiten an nichts fehlte. Vieles war kostenlos oder schlug mit wenigen Euro pro Nase zu Buche. Das war nochmals ein neuer, großer Schritt für die Selbstwirksamkeit der Klasse: Die Kinder haben das Programm vor Ort selbst bestimmt. In Gruppenarbeiten wurden die Aktivitäten vor Ort ausgewählt, das Budget gemeinsam kalkuliert und letztendlich hatte ich dann nur noch den Auftrag, die Buchungen zu organisieren. Die diesmal so lange Bahnfahrt sollte natürlich nicht mit Nahverkehrszügen stattfinden, sondern mit IC / ICE und fest reservierten Sitzplätzen. Theoretisch. Aber dazu später mehr.

Zur weiteren Vorbereitung gab es begleitend auch wieder das kleine Fahrtentagebuch von mir. Übrigens ist dies nicht nur als Vorbereitungsmaterial für Lehrende interessant. Mir haben Leser:innen geschrieben, dass sie mit dem Heftchen zu Hause Schritt für Schritt ihr Kind auf eine anstehende Klassenfahrt vorbereitet und auch die Tagebuchseiten mitgegeben haben.

Mit dieser Vorbereitung konnte also die Fahrt beginnen…. Fortsetzung folgt!

Sieben gute Gründe für eine Klassenfahrt mit der Bahn

Wie bequem ist es doch, direkt vor der Schule in einen Reisebus einzusteigen, um dann von Haustür zur Haustür, direkt zur Jugendherberge gebracht zu werden. Selbstverständlich, nachdem alle aufeinander gewartet und sich in Ruhe verabschiedet haben. Auch größere Gepäckstücke können so transportiert werden, es kommt nicht auf die Zweitjacke, die Gummistiefel oder den Fußball an. Und wie unbequem erscheint dann das Bahnreisen? Mit dem Risiko der Verspätung und Ausfälen, dem begrenzten Gepäck, dem Treppensteigen am Bahnhof, dem Umsteigen? Hier meine guten Gründe, warum sich der Aufwand auf jeden Fall trotzdem lohnt.

Schon oft habe ich mit dem ÖPNV Tagesausflüge oder Klassenfahrten geplant. Jedenfalls bin ich mit allen meinen drei Klassen auf diesem Wege gereist und weiß es bis heute sehr zu schätzen. Es ist lebenspraktisch, nachhaltig und kostengünstig.

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1. Nachhaltig Reisen

In den IC-, EC- und ICE-Zügen reist man innerhalb Deutschlands bereits seit 2018 mit Ökostrom. Insgesamt ist aber auch das Reisen mit dem Nahverkehr umweltfreundlicher als die Fahrt mit einem extra für uns gecharterten Reisebus. Ein Thema, das auch der Klasse durch die Nutzung der Bahn präsenter ist.

2. Städte, Regionen und Landschaften

Klar, man sieht auch durch die Fenster eines Reisebusses, wie man auf der Autobahn durch die Landschaft fährt. Doch es gibt viele schöne Bahnstrecken durch Landschaften, die auch mal etwas abgelegener sind. Insgesamt kann man schon kostentechnisch weiter reisen und verschiedene Landschaftsformen und Regionen sehen.

3. Zeitplanung

Will man einen Zug erwischen, muss man pünktlich sein und genau vorausplanen, wie man rechtzeitig zum Bahnhof kommt. Trödeln beim Umsteigen? Besser nicht….

4. Problemlösung

Ja, ich habe auch schon mit Klassen Züge verpasst. Dabei gingen auch schon reservierte Plätze flöten. Einmal hätten wir sogar fast eine Fähre deswegen verpasst. Da heißt es dann: Gemeinsam das Problem lösen. Eine alternative Verbindung finden, vielleicht sogar ein anderes Verkehrsmittel. Die Erfahrung am Ende: Wir sind trotzdem angekommen.

5. Kostengünstiger

Der Knaller war natürlich im letzten Jahr unsere Klassenfahrt an die Nordsee mit dem 9-Euro-Ticket. Aber auch sonst kann man durchaus auch einmal fernere Ziele ins Auge fassen, denn Gruppenreisen sind sehr erschwinglich.

6. Selbständigkeit

Wenn ich mit einer Schulklasse im Zug unterwegs bin, muss ich mich schon sehr auf jedes einzelne Kind verlassen können. Jedes Kind muss das eigene Gepäck im Blick haben – und zwar schon zum Zeitpunkt des Packens, damit das zu tragende Gewicht nicht zu viel wird. Aber auch der Anschluss an die Gruppe muss von jedem Kind gewahrt werden. Wir bleiben stets zusammen und achten aufeinander, wir melden uns, wenn wir unseren Platz verlassen oder gehen gleich abgesprochen in Begleitung.

7. Geduld und Spiel

Eine Bahnfahrt braucht Geduld. Meine Klasse geht vorbereitet auf die Bahnfahrt. Die Kinder planen genau, wie sie die Dauer der Fahrt überbrücken. Beim Bahnfahren lässt sich die Zeit auch viel besser durch Lesen, Malen oder Spiele überbrücken, da man oftmals einen schönen Tisch zur Verfügung und auch seltener mit Übelkeit (etwa durch Kurven) zu tun hat.

Wie die diesjährige Bahnfahrt – quer durch die Republik – geklappt hat, erfahrt Ihr übrigens schon bald in unserem Podcast „Kaffee, Kreide, Morgenspruch“!

Kleiner Hinweis in eigener Sache: Dieser Blogartikel ist unbeauftragt und ein Erfahrungsbericht.

Eine Klassenfahrt ohne Programmbausteine

Nun haben wir die zweite Klassenfahrt geschafft und blicken zurück auf eine Woche voller Abenteuer. Auch für diese Fahrt wurden mir Programmbausteine vor Ort angeboten, ich habe aber darauf verzichtet und selbst organisiert. Ein Rückblick.

Kurzfristige Entscheidung

Der Wunsch nach einer weiteren Klassenfahrt war zum Ende des vierten Schuljahres bei den Kindern sehr groß und wurde nahezu täglich nachgefragt, sodass ich mich nach einiger Zeit und mit Blick auf den Kalender entschloss, doch noch für diesen Sommer unsere zweite Fahrt zu planen. Wer weiß schon, ob und wie es mit weiteren Einschränkungen im Schulbetrieb weitergeht im Herbst?! Diesmal sollte es dann also an die Nordsee gehen, doch ich war nicht allein mit meiner Idee. Fast alle Jugendherbergen waren bereits ausgebucht und nach stundenlangen Telefonaten konnte ich doch noch einige Zimmer in einer Jugendherberge an der Nordsee ergattern. Sie war nicht meine erste Wahl, aber ein guter Kompromiss, um die Fahrt stattfinden zu lassen.

Ich stellte auch eine Anfrage an die Bahn bezüglich einer Gruppenreise, denn ich war in der Vergangenheit schon oft mit Klassen im Zug unterwegs und fand dies sehr komfortabel. Die erhöhten Spritpreise hatten zudem die Buskosten weit nach oben getrieben.

Dann kam das 9-Euro-Ticket

Die gebuchte Jugendherberge war hervorragend über den Nahverkehr (einmal umsteigen in Münster) zu erreichen und auch vor Ort in der näheren Umgebung sehr gut im ÖPNV angebunden, was dann durch die Einführung des 9-Euro-Tickets unser Reisebudget deutlich veränderte. Im Nahverkehr kann man eh nicht reservieren, dafür waren wir vor Ort aber auch besonders mobil ohne weitere Kosten.

Als ich die Angebotsbausteine der Jugendherberge erhielt, stellte ich dann fest, dass wir bei eigener Organisation nicht nur flexibler mit den Zeiten waren, sondern auch vor Ort mehr unternehmen konnten. Wir konnten uns schlichtweg mehr Aktivitäten leisten und die Auswahl vor Ort war groß. Der Gedanke, mich und die Kinder nicht komplett an vorgegebene Terminpläne zu binden, sondern die Fahrt diesmal passend für meine Klasse gestalten zu können, ließ mich dann ein eigenes Programm planen.

Mehr Ausflüge waren möglich

Ich habe viele Tage lang recherchiert, gerechnet und geplant. Was ist vor Ort möglich? Welche Termine sind noch frei? Wie gut passt es in mein Gesamtkonzept? Da taten sich viele Möglichkeiten auf und finanziell war ja auch mehr machbar, als beim Einkauf von Programmbausteinen für Gruppenfahrten.

Auf dem Elternabend fragte ich ab, ob es große Bedenken bezüglich Schifffahrten gäbe und dem stand soweit nichts im Wege. Allerdings waren einige Kinder noch nie mit einem größeren Schiff gefahren, was zu bedenken war. Außerdem wollte ich den Kindern lieber nach dem Frühstück noch etwas Zeit zum freien Spielen einräumen, als mit Mahlzeiten und Programmpunkten zu eng getaktet zu sein. Ein Blick auf den Gezeitenplan und bald stand dann unser Plan für eine schöne Woche.

Das war unser Programm

  • Tag 1: Anfahrt und Ankommen in der Jugendherberge, Erkunden er Umgebung rund um die Jugendherberge
  • Tag 2: Stadtbesichtigung mit Hafenrundfahrt (erste Schifffahrt auf ganz ruhigem Gewässer) und Eisessen
  • Tag 3: Fahrt zur Insel Borkum mit dem Katamaran, ein Strandtag am Wattenmeer. Für die Fahrt mit dem Katamaran buchte ich mit geringem Aufpreis sogar das Panoramadeck, bei dem die Kinder eine gute Sicht und ggf. auch Tische zum Spielen und Malen hatten.
  • Tag 4: Der Seehunde-Tag. Zuerst wurde informiert und geforscht an der Seehundaufzuchtstation Norddeich, anschließend ging es auf einem Kutter zu den Seehundbänken, wo die Kinder sehr nah und intensiv die Tiere in freier Natur beobachten konnten.
  • Tag 5: Heimreise. Hier ergab sich spontan noch ein weiteres Erlebnis: Zwei sehr nette Lokführer zeigten meiner Klasse das Cockpit des Zuges und als die Fahrt losging, durfte ein Schüler sogar die Durchsage dazu machen.

Pro und Contra

Es war nicht das erste Mal, dass ich eine Fahrt komplett selbst organisiert habe und so wusste ich letztes Jahr auch sehr genau, was ich habe, wenn ich mich auf Programmbausteine verlasse. Hier eine Zusammenfassung:

Wie beschrieben, sind die Vorteile die große Flexibilität: Ich habe die Zeiten herausgesucht, die Ausflüge aufeinander abgestimmt und dabei darauf geachtet, dass es nicht zu viel und dennoch abwechslungsreich wurde – ganz mit Blick auf die Klasse. Diesmal gab es halb auch deutliche finanzielle Vorteile, die einfach mehr möglich gemacht haben.

Was anstrengend ist: Ich stehe immer in der Organisationsverantwortung und bin Ansprechpartnerin für alles und jeden. Zudem sind beispielsweise Teamtrainings mit Externen auch insofern interessant, als dass man als Lehrperson auch sehr gut mal in eine Beobachterrolle schlüpfen kann und nicht immer selbst „drin steckt“. Wenn Teamer meine Klasse anleiten und nicht ich selbst, hat auch dies eine Qualität für die pädagogische Arbeit.

Außerdem sind Programmbausteine oft bewährte Konzepte von Menschen, die mit allen Begebenheiten vor Ort vertraut und dort gut vernetzt sind. Aus der Ferne online zu buchen, hatte auch ein gewisses Risiko. Dennoch passiert auch Unvorhergesehenes, wenn man etwas Festes plant. So ist das Leben.

Fazit

Mit Blick auf meine Klasse und auf diese Fahrt würde ich es genau so wieder tun! Unsere zweite Klassenfahrt war in meinen Augen sehr gelungen – auch, weil genügend Möglichkeiten da waren, die Tage nach der jeweiligen Tagesform der Klasse spontan auszurichten. Ob unsere nächste Fahrt allerdings wieder selbst organisiert wird oder ich ganz klassisch Programmbausteine buche, hängt im hohen Maße davon ab, was die Klasse zu dem gegebenen Zeitpunkt braucht und wie ich dies pädagogische am besten umsetzen kann: Durch zeitliche Flexiblität, gemeinsame Prozesse und Ziele. Aber eines gilt für jede Fahrt:

Was Kinder auf Klassenfahrten lernen,
lernen sie auch nur auf Klassenfahrten!

Wir haben viele Abenteuer gemeinsam erlebt, waren füreinander da und konnten uns auf eine starke Gemeinschaft verlassen. Man konnte vielfach zusehen, wie Kinder über sich selbst hinausgewachsen sind und an Selbstvertrauen gewinnen konnten – auch wenn dafür manche Anstrengung nötig und manche Grenze gefühlt wurde. Ich bin stolz auf meine Klasse!

Wieder mehr Gemeinschaft leben

Heilsam ist nur,
wenn im Spiegel der Menschenseele
sich bildet die ganze Gemeinschaft
und in der Gemeinschaft
lebet der Einzelseele Kraft.

Rudolf Steiner

Wie heilsam das Leben in einer Gemeinschaft ist, spürt man um so mehr, wenn sie eine Zeitlang gefehlt hat. Und erst recht, wenn sie danach wieder möglich wird und quasi neu laufen lernen muss.

Die ersten Schritte

Als klar war, dass eine Klassenfahrt wieder möglich wird, war meine erste Reaktion: Sofort zugreifen, ehe es wieder zu spät ist! Wie Ihr ja wisst und auch noch einmal in der neuen Folge von Kaffee, Kreide, Morgenspruch genauer hören könnt, war ich mit meiner Klasse auch direkt on Tour und es war einfach nur großartig. Diesen Schwung haben wir dann auch gleich mitgenommen in die aktuelle Epoche und überhaupt in den Schulalltag.

Geht da etwa noch mehr?

Man liest seit einiger Zeit von verkürzten Quarantänezeiten, diesen 3 und 2 Gs und bekommt dabei auch ein wenig den Eindruck, als wäre doch noch mehr und vielleicht sogar längerfristig möglich.

Die Gemeinschaft meiner vierten Klasse wird nun auch auf der Ebene der Familien wieder mehr zueinander finden bzw. neu aufgenommene Familien auch noch die anderen Familien näher kennenlernen. Daher haben wir eine Gartenaktion mit kleinem Erntedankfest an der Schule geplant. Und Michaeli wollen wir in diesem Jahr auch wieder etwas größer, etwas mutiger feiern.

Die Schule selbst ist ebenso wieder mehr präsent: Elternabende sind live vor Ort, die Arbeitskreise und Gremien finden sich neu, bald gibt es auch einen Tag der offenen Tür und unsere Schule zeigt sich an diesem Wochenende wieder beim Weltkindertag.

Übrigens hat sich die Kumpanei des Oberuferer Christgeburtsspiels erneut gefunden. Seid gespannt, ich mache auch wieder mit.

Viele Wünsche, viele Hoffnungen

So viele sind es eigentlich gar nicht. Es wäre halt einfach schön, wenn wir zumindest dieses aufkeimende neue Gemeinschaftsgefühl weiter erhalten und Pläne machen können, die nicht all zu wackelig sind.

Klassenfahrt: Mehr Vorbereitung, weniger Heimweh

Klassenfahrten gelten als Highlight des Schuljahres und rückblickend bieten sie sogar viel Erzählstoff aus der gesamten Schulzeit. Wer kennt es nicht – bei Klassentreffen geht es auch immer um Erinnerungen der gemeinsamen Fahrten. Heimweh wird dabei gern ausgeblendet. Doch ganz klar ist eine Fahrt auch aufregend, herausfordernd – und stets von Heimweh begleitet. Um Heimweh zu lindern, ist eine gute Vorbereitung notwendig. Ich habe daher für meine Klasse eine Klassenfahrtmappe erstellt, für die Vorbereitung und als Tagebuch.

Heimweh im Vorfeld

Rückt die Klassenfahrt näher, schwebt bereits über manche Familien eine graue Wolke, die sich schon nach Heimweh anfühlt, obwohl man noch gar nicht losgefahren ist. So eine Klassenfahrt ist schließlich eine große Unbekannte: Ein fremder Ort, ein fremdes Zimmer, ein fremdes Bett, Essen, das anders schmeckt als gewohnt, andere Tages- und Abendrituale. Was wird man dort alles vermissen! Besteht die Möglichkeit einer „Notbremse“, die Fahrt also vorzeitig abzubrechen oder von vornherein nicht teilzunehmen? Kurz: Was, wenn ich es nicht schaffe? Um diese Dinge kreisen die Gedanken und Gefühle. Doch es gibt ein erstes Gegenmittel, das meist schon für Linderung sorgt:

Das Unbekannte kennenlernen

Die offenen Fragen müssen beantwortet werden: Was kann man zur Anreise sagen? Welche Dinge braucht man vor Ort? Was erwartet uns in der Unterkunft? Wer wird zusammen auf einem Zimmer sein? Welche vertrauten Personen reisen mit? – Ganz wichtig: Die Kinder brauchen das Gefühl, einen vertrauten, zuverlässigen Erwachsenen an ihrer Seite zu haben. Die Kinder meiner Klasse haben da großes Glück, denn ihr bewährtes Team ist vollständig an Bord: Da bin nämlich nicht nur ich, sondern auch die beiden Helferinnen, die die Kinder tagtäglich bei allen Unterrichten begleiten. Auch ein Schülervater fährt mit. Vertraute Bezugspersonen sind also gut vertreten.

Noch mehr kann besprochen und transparent werden. Welches Programm erwartet uns? Wie wird der Tagesablauf sein? Welche Regeln gibt es zu beachten? All das kann man gut in einer Mappe festhalten, die auch auf der Fahrt als Tagebuch dient und am Ende ein schönes Erinnerungsstück wird.

Die Klassenfahrt-Mappe

Ich habe für meine Klasse eine eigene Klassenfahrtmappe erstellt und bereits wenige Tage vor der Fahrt begonnen, mit dieser Mappe zu arbeiten. So kann viel Sicherheit im Vorfeld geschaffen werden und es bleibt auch noch Zeit, in Ruhe darüber zu schlafen und weiter nachzudenken. Auch für Euch steht hier eine allgemeine Version zum kostenlosen Download bereit.

Gepäck und „Wohlfühlgepäck“

Zunächst haben wir gemeinsam eine allgemeine Packliste erstellt, die auch an der Tafel mitgeschrieben wurde. Dann haben wir ausgiebig über „Wohlfühlgepäck“ gesprochen. Jeder hat doch etwas, das zum Wohlbefinden beiträgt: Ein Kuscheltier, ein Lieblingsbuch, ein eigenes Kissen…. darüber haben wir uns ausgetauscht und die Kinder haben bewusst auch diese Dinge mit auf ihre persönliche Packliste gesetzt. Außerdem ist auf dieser ersten Heftseite auch noch ein Feld für Fragen und Wünsche, die dann anschließend noch besprochen werden können.

Selbst gestalten und tätig werden

Aus Sicht der Kinder kann man sich der unbekannten Situation auch schon einmal ausgeliefert fühlen. Um dies zu vermeiden, habe ich auch hier bereits im Vorfeld einen kleinen Handlungsspielraum geschaffen, bei dem sie selbst mitplanen dürfen.

Wie gestalten wir die Zeiten außerhalb des festen Programms? Welche Spiele – Ball, Kartenspiel, Gummitwist – möchten wir also in unseren freien Zeiten spielen? Wie soll es auf unserem Zimmer sein? Die Kinder handeln hier gern als „Hausherren“ ihre eigenen Vereinbarungen, ihr eigenes Regelwerk innerhalb ihrer Privatsphäre, im Vorfeld aus. Die Zeit haben sie zur Vorbereitung als Gruppenarbeit bekommen. Wie immer ist also die Selbstwirksamkeit ein großes, heilsames Gegengewicht.

Der Tag der Anreise

Besonders der Tag der Anreise ist sehr aufregend. Hier kann auch schon viel vorbesprochen werden: Wann genau treffen wir uns wo? Wer sitzt neben wem im Bus? An welchem Bahnhof werden wir umsteigen? Wie lang ist in etwa ein Fußweg? Auch können hier noch einmal alle anstehenden Programmpunkte der Fahrt festgehalten werden. Und: Hier ist Platz für den ersten Tagebucheintrag – Wie lange hat die Anreise denn wirklich gedauert? An dieser Stelle geht die Begleitmappe über zum Fahrtentagebuch.

Die weiteren Tagebuchseiten

Ich habe sie schon vollständig kopiert und den Kindern zum Einheften gegeben.

Hier wird neben dem Datum notiert, wie das Wetter war, was es Leckeres zu Essen gab, was der Tagesplan war und was besonders gut gefallen hat.

Für die einzelnen Tage:

Platz für eigene Einträge: Notizen, Berichte, Erinnerungsbilder:

Tagebuch und Abendkreis

Der Abendkreis ist auf Klassenfahrten wichtig für den Tagesabschluss. Hierhin bringen die Kinder dann ihr Tagebuch mit und anhand ihrer Notizen können wir besprechen, was besonders schön war und gut gelaufen ist. Doch gleichzeitig ist hier auch der Raum, gemeinsam auf die Herausforderungen des Tages zu blicken, Fragen und Probleme zu besprechen und auch darüber zu reflektieren, was noch besser werden kann.

Wenn alle Fragen geklärt und die Meilensteine des Tages herausgearbeitet wurden, bleibt noch Zeit für die Geschichte, danach gehen die Kinder auf ihre Zimmer, wo sie sich auch noch eine Weile ruhig beschäftigen dürfen.

Vorbereitung und Planung lindern Heimweh

Klare Strukturen und eine gute, gemeinsame Vorbereitung, bei der auch die möglichen Wohlfühl- und Rückzugsmomente sowie die eigene Mitbestimmung herausgearbeitet werden, tragen schon dazu bei, dass so einer Fahrt der Schreck des großen Unbekannten genommen wird. Dieser ist oft ein Verstärker von Heimwehgefühl.

Und eines steht auch fest: Ohne Herausforderung kein Wachstum.

Daher ist es auch wichtig, dass die Eltern ebenfalls signalisieren: Ich glaube an Dich, Du wirst es schaffen! Denn auch viele Eltern schmerzt der Gedanke, dass das Kind verreisen wird und nicht selten wird dieses Gefühl zusätzlich auf die Kinder übertragen bzw. deren Gefühl verstärkt. Wir Erwachsenen sollten uns dies auch bewusst machen und unsererseits gegensteuern. Alles wird gut!

Ich hoffe, dass wir auf diesem Wege viele schöne Fahrten gemeinsam erleben können.

Material werbefrei

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