Klassenfahrt: Mehr Vorbereitung, weniger Heimweh

Klassenfahrten gelten als Highlight des Schuljahres und rückblickend bieten sie sogar viel Erzählstoff aus der gesamten Schulzeit. Wer kennt es nicht – bei Klassentreffen geht es auch immer um Erinnerungen der gemeinsamen Fahrten. Heimweh wird dabei gern ausgeblendet. Doch ganz klar ist eine Fahrt auch aufregend, herausfordernd – und stets von Heimweh begleitet. Um Heimweh zu lindern, ist eine gute Vorbereitung notwendig. Ich habe daher für meine Klasse eine Klassenfahrtmappe erstellt, für die Vorbereitung und als Tagebuch.

Heimweh im Vorfeld

Rückt die Klassenfahrt näher, schwebt bereits über manche Familien eine graue Wolke, die sich schon nach Heimweh anfühlt, obwohl man noch gar nicht losgefahren ist. So eine Klassenfahrt ist schließlich eine große Unbekannte: Ein fremder Ort, ein fremdes Zimmer, ein fremdes Bett, Essen, das anders schmeckt als gewohnt, andere Tages- und Abendrituale. Was wird man dort alles vermissen! Besteht die Möglichkeit einer „Notbremse“, die Fahrt also vorzeitig abzubrechen oder von vornherein nicht teilzunehmen? Kurz: Was, wenn ich es nicht schaffe? Um diese Dinge kreisen die Gedanken und Gefühle. Doch es gibt ein erstes Gegenmittel, das meist schon für Linderung sorgt:

Das Unbekannte kennenlernen

Die offenen Fragen müssen beantwortet werden: Was kann man zur Anreise sagen? Welche Dinge braucht man vor Ort? Was erwartet uns in der Unterkunft? Wer wird zusammen auf einem Zimmer sein? Welche vertrauten Personen reisen mit? – Ganz wichtig: Die Kinder brauchen das Gefühl, einen vertrauten, zuverlässigen Erwachsenen an ihrer Seite zu haben. Die Kinder meiner Klasse haben da großes Glück, denn ihr bewährtes Team ist vollständig an Bord: Da bin nämlich nicht nur ich, sondern auch die beiden Helferinnen, die die Kinder tagtäglich bei allen Unterrichten begleiten. Auch ein Schülervater fährt mit. Vertraute Bezugspersonen sind also gut vertreten.

Noch mehr kann besprochen und transparent werden. Welches Programm erwartet uns? Wie wird der Tagesablauf sein? Welche Regeln gibt es zu beachten? All das kann man gut in einer Mappe festhalten, die auch auf der Fahrt als Tagebuch dient und am Ende ein schönes Erinnerungsstück wird.

Die Klassenfahrt-Mappe

Ich habe für meine Klasse eine eigene Klassenfahrtmappe erstellt und bereits wenige Tage vor der Fahrt begonnen, mit dieser Mappe zu arbeiten. So kann viel Sicherheit im Vorfeld geschaffen werden und es bleibt auch noch Zeit, in Ruhe darüber zu schlafen und weiter nachzudenken. Auch für Euch steht hier eine allgemeine Version zum kostenlosen Download bereit.

Gepäck und „Wohlfühlgepäck“

Zunächst haben wir gemeinsam eine allgemeine Packliste erstellt, die auch an der Tafel mitgeschrieben wurde. Dann haben wir ausgiebig über „Wohlfühlgepäck“ gesprochen. Jeder hat doch etwas, das zum Wohlbefinden beiträgt: Ein Kuscheltier, ein Lieblingsbuch, ein eigenes Kissen…. darüber haben wir uns ausgetauscht und die Kinder haben bewusst auch diese Dinge mit auf ihre persönliche Packliste gesetzt. Außerdem ist auf dieser ersten Heftseite auch noch ein Feld für Fragen und Wünsche, die dann anschließend noch besprochen werden können.

Selbst gestalten und tätig werden

Aus Sicht der Kinder kann man sich der unbekannten Situation auch schon einmal ausgeliefert fühlen. Um dies zu vermeiden, habe ich auch hier bereits im Vorfeld einen kleinen Handlungsspielraum geschaffen, bei dem sie selbst mitplanen dürfen.

Wie gestalten wir die Zeiten außerhalb des festen Programms? Welche Spiele – Ball, Kartenspiel, Gummitwist – möchten wir also in unseren freien Zeiten spielen? Wie soll es auf unserem Zimmer sein? Die Kinder handeln hier gern als „Hausherren“ ihre eigenen Vereinbarungen, ihr eigenes Regelwerk innerhalb ihrer Privatsphäre, im Vorfeld aus. Die Zeit haben sie zur Vorbereitung als Gruppenarbeit bekommen. Wie immer ist also die Selbstwirksamkeit ein großes, heilsames Gegengewicht.

Der Tag der Anreise

Besonders der Tag der Anreise ist sehr aufregend. Hier kann auch schon viel vorbesprochen werden: Wann genau treffen wir uns wo? Wer sitzt neben wem im Bus? An welchem Bahnhof werden wir umsteigen? Wie lang ist in etwa ein Fußweg? Auch können hier noch einmal alle anstehenden Programmpunkte der Fahrt festgehalten werden. Und: Hier ist Platz für den ersten Tagebucheintrag – Wie lange hat die Anreise denn wirklich gedauert? An dieser Stelle geht die Begleitmappe über zum Fahrtentagebuch.

Die weiteren Tagebuchseiten

Ich habe sie schon vollständig kopiert und den Kindern zum Einheften gegeben.

Hier wird neben dem Datum notiert, wie das Wetter war, was es Leckeres zu Essen gab, was der Tagesplan war und was besonders gut gefallen hat.

Für die einzelnen Tage:

Platz für eigene Einträge: Notizen, Berichte, Erinnerungsbilder:

Tagebuch und Abendkreis

Der Abendkreis ist auf Klassenfahrten wichtig für den Tagesabschluss. Hierhin bringen die Kinder dann ihr Tagebuch mit und anhand ihrer Notizen können wir besprechen, was besonders schön war und gut gelaufen ist. Doch gleichzeitig ist hier auch der Raum, gemeinsam auf die Herausforderungen des Tages zu blicken, Fragen und Probleme zu besprechen und auch darüber zu reflektieren, was noch besser werden kann.

Wenn alle Fragen geklärt und die Meilensteine des Tages herausgearbeitet wurden, bleibt noch Zeit für die Geschichte, danach gehen die Kinder auf ihre Zimmer, wo sie sich auch noch eine Weile ruhig beschäftigen dürfen.

Vorbereitung und Planung lindern Heimweh

Klare Strukturen und eine gute, gemeinsame Vorbereitung, bei der auch die möglichen Wohlfühl- und Rückzugsmomente sowie die eigene Mitbestimmung herausgearbeitet werden, tragen schon dazu bei, dass so einer Fahrt der Schreck des großen Unbekannten genommen wird. Dieser ist oft ein Verstärker von Heimwehgefühl.

Und eines steht auch fest: Ohne Herausforderung kein Wachstum.

Daher ist es auch wichtig, dass die Eltern ebenfalls signalisieren: Ich glaube an Dich, Du wirst es schaffen! Denn auch viele Eltern schmerzt der Gedanke, dass das Kind verreisen wird und nicht selten wird dieses Gefühl zusätzlich auf die Kinder übertragen bzw. deren Gefühl verstärkt. Wir Erwachsenen sollten uns dies auch bewusst machen und unsererseits gegensteuern. Alles wird gut!

Ich hoffe, dass wir auf diesem Wege viele schöne Fahrten gemeinsam erleben können.

Material werbefrei

Ohne Blog- und Instagramwerbung gibt es dieses Material von mir übrigens gegen ein kleines Entgelt bei eduki.de

Der Mäuserich Frederick und ich

Das hier ist ja auch so eine Art Tagebuch. Heute geht es mal um die große Vermissung. Ganz ehrlich: Manchmal komme ich mir vor wie Mäuserich Frederick – Gerade in diesem Schuljahr sind es die intensiven Momente der Präsenztage, die ich irgendwo tief im Herzen gesammelt habe und die mir aktuell wahre Kraftspender sind.

Die Schöpfungsgeschichte, die ganz lange, wundervolle Ackerbau-Epoche, unsere Rosina mit dem schönen Wollhandwerk, das Schmieden und Korbflechten und der Schornsteinfegerbesuch – all das scheint jetzt so eine Art „Lockdown-Vorrat“ zu sein wie die gesammelten Sonnenstrahlen und Farben, mit denen Frederick den grauen und dunklen Winter überstanden hat.

Ich hoffe sehr, dass auch die Kinder noch von diesen schönen Momenten zehren und bis dahin bleibe ich pädagogisch so kreativ wie möglich, damit unser unsichtbares Band nicht reißt.

Denn eins steht auch fest: Wenn wir Erwachsenen jetzt einbrechen, wird die Situation für die Kinder noch schwieriger.

Welches sind Eure Farben und Sonnenstrahlen?