Eine kleine Winterwichtel-Geschichte für Auszeit-Momente

Ich wünsche Euch allen frohe Feiertage! Die Advents- und Weihnachtszeit ist für Kinder eine ganz besondere Zeit – magisch, warm, voller Vorfreude. Und manchmal… auch ziemlich viel. Viel Besuch, viele Reize, viele Gefühle. Zwischen Geschenken, Plätzchen und Erwartung passiert es schnell, dass kleine Herzen ganz groß klopfen und alles ein bisschen zu aufregend wird.

Genau dafür habe ich eine kleine Winter-Geschichte geschrieben, die Ihr hier kostenlos downloaden könnt.

Worum geht es in der Geschichte?

Die Winterwichtel Smilla und Murgel wohnen ganz nah bei den Menschen. Sie lieben Kerzenschein, Spiele und den Duft aus dem Backofen – aber manchmal wird es ihnen einfach zu viel. Sowohl die Momente der Freude, als auch die kleinen und größeren Streitereien in dieser Zeit sind herausfordernd. Das darf so sein.
Also macht Smilla etwas ganz Wichtiges:
Sie nimmt sich einen kleinen Moment nur für sich.
Sie spürt ihre Füße auf dem Boden.
Sie wiegt sich und atmet tief.
Und erinnert sich: „Ich bin da. Ich bin sicher.“

Murgel wartet in dieser Zeit geduldig auf seine liebe Freundin und gemeinsam finden sie wieder freudig zurück in den Trubel – ganz ohne Stress, ganz ohne Eile.

Für wen ist die Geschichte gedacht?
Es geht darum, Möglichkeiten zu entdecken, das Nervensystem zu regulieren. Davon profitieren besonders

  • Kinder, die schnell überreizt sind
  • alle sensible Seelen und kleine Wirbelwinde
  • Familien, die Achtsamkeit im Alltag leben möchten
  • kuschelige Vorlese-Momente am Abend oder zwischendrin, um gemeinsam aufzutanken
  • gern auch Kitas & Schulen in der Winterzeit

Ein kleines Weihnachtsgeschenk für dich

Die Geschichte erinnert daran: Ruhe zu brauchen ist nichts, wofür wir uns entschuldigen müssen.
Sie ist ein Geschenk – an uns selbst und an alle, die wir lieb haben. Ich wünsche dir und deiner Familie eine schöne Weihnachtszeit.

PDA – wenn Anforderung Angst macht

… und warum das Wort „Systemsprenger:in“ mehr über das System, als über ein Kind aussagt.

In den letzten Jahren taucht ein Wort immer häufiger auf, wenn Kinder nicht „funktionieren“: Systemsprenger. Es klingt schwerwiegend. Nahezu endgültig. Und es trifft meist diejenigen, die ohnehin schon kämpfen, nämlich Kinder, die nicht laut um Hilfe bitten können, sondern mit ihrem Verhalten „schreien“. Besonders häufig wird dieses Etikett Kindern gegeben, die ein Autismus-Profil mit PDA haben.

Was ist PDA?

PDA steht für Pathological Demand Avoidance oder – zunehmend bevorzugt – Persistent Drive for Autonomy. Es beschreibt ein Autismus-Profil, bei dem Anforderungen Gefühle auslösen, die als existenzielle Bedrohung erlebt werden. Dabei geht es also nicht um „Nicht-Wollen“, fehlende Erziehung oder Trotz. Es geht um Angst.

Für PDA-Autist:innen können selbst kleinste Erwartungen überwältigend sein. Hier einige Beispiele:

  • Wenn morgens die Jacke angezogen werden muss. Es ist Routine, eigentlich keine große Sache. Doch wenn der Moment gekommen ist, fühlt er sich an wie pure Verzweiflung. Etwas Unvorhersehbares droht, nachdem dann das Haus verlassen wird. Manchmal wird sogleich gegen das Anziehen gekämpft, manchmal funktioniert es am Anfang – bis plötzlich der Zusammenbruch kommt. Jeden Morgen.
  • „Ich freue mich auf meinen Geburtstag / einen Klassenausflug / unseren Urlaub.“ Solange ein Ereignis, das als schön empfunden wird, noch in der Ferne liegt, kann es durchaus auch für Vorfreude sorgen. Wenn es aber heißt: Es geht JETZT los, erscheint explosionsartig ein Überwältigungsgefühl vor dem, was kommt.
  • In der Schule: Es beginnt für alle Kinder der Klasse eine Eigenarbeitszeit. Wirklich? Nicht für das PDA-Kind. Es beginnt erst gar nicht, beschäftigt sich anderweitig mit einer (für es) sicheren Sache oder lenkt bewusst andere Kinder ab, auch durch Clownerie.

Was steckt dahinter?

Das Nervensystem reagiert bei kleinsten Anlässen und Veränderungen, als stünde Gefahr im Raum. Kampf, Flucht oder Erstarren setzen ein – nicht bewusst, nicht steuerbar. Kinder mit PDA vermeiden Anforderungen reflexhaft, um ihre innere Sicherheit zu bewahren.
Dabei möchten sie eigentlich kooperieren, dazugehören, „richtig“ sein – können es aber in dem Moment nicht.

Was von außen manipulativ oder frech wirkt, ist in Wirklichkeit eine Überlebensstrategie.

Wenn Systeme Druck ausüben

Unsere Systeme – Schule, Kita, Jugendhilfe usw. – sind auf Anpassung, Planbarkeit und Gehorsam ausgelegt.
PDA hingegen braucht:

  • Beziehung statt Kontrolle
  • Wahlmöglichkeiten
  • Sicherheit statt Konsequenzen

Wenn ein Kind diese Anpassung nicht leisten kann, wird es schnell als „schwierig“, „nicht tragbar“ oder eben als Systemsprenger bezeichnet.

Doch hier lohnt ein Innehalten.

Wer sprengt hier eigentlich was?

Zuallererst möchte ich betonen, dass der Begriff „systemsprengend“ keinen wissenschaftlichen Hintergrund hat, sondern meist von Medien oder umgangssprachlich verwendet wird. Dabei lässt er zunächst vermuten, das Kind sei das Problem. Allerdings zeigt das Verhalten bei genauerer Betrachtung etwas Anderes: Das System ist nicht passend. Kinder mit PDA sprengen also kein System . Sie passen schlicht nicht in starre Strukturen, die ihre neurologischen Grenzen ignorieren.
Ein System, das nicht alle Menschen einschließt, ist in sich begrenzt.

Sprache schafft Wirklichkeit – Worte formen unsere Haltung

Bezeichnen wir also ein Kind als „Systemsprenger:in“, dann vermittelt dies

  • Bedrohung (für das System) statt Bedürfnis
  • Störung statt Signal
  • Versagen statt Überforderung

Das Kind selbst hört:

„Mit mir stimmt etwas nicht.“
„Ich bin zu viel.“
„Ich passe nirgendwo rein.“

Gerade neurodivergente Kinder und ihre Familien tragen diese Botschaften oft ein Leben lang. Das ist stigmatisierend und verletzend.

Welches (Schulklassen-)System trägt denn Kinder mit PDA Autismus?

Wenn ein Kind immer wieder scheitert, lohnt sich die Frage: Was wäre, wenn nicht das Kind sich ändern müsste, sondern unser Blick? Denn Kinder mit PDAe Autismus brauchen:

  • Erwachsene, die Beziehung leben und dabei Raum geben für emotionale Regulation
  • Strukturen und Arbeitsweisen, die flexibel sind
  • Klassenräume, in denen Autonomie möglich ist
  • Verständnis für die Angst hinter dem Verhalten

Was kannst du in Elternrolle tun, wenn die Schule aufgibt?

Wenn die Lehrkräfte keine Kapazität haben, ihr System zu ändern oder dies auch nicht wollen – akzeptiere es. Du kannst es von außen nicht umkrempeln. Suche eine Lehrkraft, die PDA-erfahren ist und lass dich gern auch bei der Suche beraten.

Was kannst du als Lehrkraft tun, wenn ein Kind dein System sprengt und dich an deine Grenze bringt?

Prüfe deine Verbindung zu dem Kind und – ganz wichtig – deine Ressourcen. Spiele mit offenen Karten. Möchtest du etwas verändern? Auch ich kann dich beraten und unterstützen. Frage gern unverbindlich an:

Achtung
Achtung
Achtung
Warnung!

„Ich will lieber zu Hause bleiben! – Wenn der Morgen zur Zerreißprobe wird

Es betrifft viele Kinder, besonders aber hochsensible oder neurodivergente Kinder: Die Hürde des Übergangsmoments, die morgens noch höher zu liegen scheint. Ich möchte einmal einen gesundheitspädagogischen Blick auf die all zu bekannte Schwellensituation werfen.

Viele kennen es

Die Schultasche ist sorgfältig gepackt, Jacke und Schuhe liegen bereit. Der Zeitplan wäre machbar – und doch. Dein Kind sitzt mit verschränkten Armen im Flur oder weint plötzlich. „Ich will nicht gehen.“

Vier Worte stellen den Morgen auf den Kopf

Was erst einmal wie Bockigkeit oder Unwille aussieht, ist insbesondere für hochsensible und neurodivergente Kinder (Anm. Autismus / AD(H)S) oft eine echte neurologische Hürde. Der Übergang von einer Situation in die nächste, ein Zustand in den anderen, von der Sicherheit zu Hase in die Unvorhersehbarkeit der Außenwelt. Das ist keine Kleinigkeit.

Was passiert im Übergangsmoment?

Übergänge sind für das menschliche Gehirn grundsätzlich herausfordernd. Wir erlassen einen bekannten, kontrollierbaren Zustand bewegen uns in etwas Neues, Ungewisses. Da könnte man doch sagen: Der Schultag ist doch beizeiten auch schon fest vertraut. Ist er aber nicht. Manchmal fehlen Kinder oder Lehrer, dann gibt es plötzlich Gruppenarbeiten mit Präsentation, jede Pause scheint chaotisch…. und und und

Die Vorhersehbarkeit endet tatsächlich an der Haustür

Zuhause kennt ein Kind jeden Winkel, jedes Geräusch, jeden Ablauf. Draußen warten so viele Variablen. Jede Ungewissheit aktiviert das Stresssystem. Der Körper reagiert mit: „Ich bin noch nicht bereit“. Hoch sensible Kinder brauchen oft länger, um sich zu sammeln, zu zentrieren, anzukommen. Auch zunächst mal in sich selbst. Der Übergang nach draußen verlangt eine eine innere Stabilität, die morgens oftmals noch nicht da ist.

Warum gerade morgens?

Dazu ein kurzer Überblick:

  • Nach dem Aufwachen steigt das Stresshormon Cortisol natürlicherweise an. Bei manchen Kindern geschieht das steiler und früher, was sie reizbarer und damit auch weniger flexibel macht.
  • Auch die Bewältigungsstrategien müssen sich erst warmlaufen. Die kognitiven Ressourcen, die Kinder tagsüber nutzen, um mit Stress umzugehen, sind morgens noch nicht „hochgefahren“.
  • Schlafträgheit ist ein weiteres Thema. Manche Kinder brauchen naturgemäß länger, um vom Schlaf- in den Wachzustand zu wechseln.
  • Antizipationsstress kommt hinzu. Damit ist gemeint: Eine Stresserfahrung vom Vortag (Streit, Überforderung usw.) wirkt am nächsten Morgen wie ein zusätzlicher Ziegelstein im Schultornister.

Was hilft

  • Zuvor bekannte Änderungen des Tagesablaufs vorbesprechen
  • Extra-Zeit zum „sich sammeln“, ohne irgendwelche Anforderungen wie Anziehen, Frühstücken, Zähneputzen.
  • Ein vertrauter Abschiedssatz „Ich bin da, wenn Du wiederkommst.“
  • Eltern, die selbst reguliert sind. Gönn Dir einen Achtsamkeitsmoment am Morgen.

Was nicht hilft

  • Übergehen der Gefühle à la „Reiß dich mal zusammen!“
  • Belohnungssysteme für Grundbedürfnisse wie „Wenn wir pünktlich das Haus verlassen haben, gibt es ein Glitzer-Sternchen.“
  • Einreden , Überreden und Diskutieren. Wenn das Nervensystem gestresst ist, kann der rationale Teil des Gehirns nicht mehr erreicht werde. Lange erklären verpuffen oder schlimmer noch: Sie sorgen für noch mehr Stress, weil du dich dabei in Rage reden kannst.

Der Weg zum Schulplatz: Quereinstieg und Erste Klasse an der Waldorfschule

„Alle Jahre wieder“ könnte man sagen. Jetzt beginnt die Zeit, in der die Kennlerngespräche für die nächste erste Klasse geführt werden. Aber auch Anmeldungen für Kinder und Jugendliche, die in laufende Klasse quer einsteigen, nehmen zu. In diesem Blogartikel habe ich daher einige Tipps für Euch – auch zum Hören natürlich.

10 Eckdaten, die man vorab wissen sollte

Auf dem folgenden Bild ist noch einmal das Wichtigste zusammengefasst. Zum Thema Schulentscheidung habe auch bereits hier geschrieben.

Eltern von zukünftigen Erstklässlern haben allerdings diese Frage an erster Stelle:

Wonach entscheidet sich, ob mein Kind einen Schulplatz bekommt?

Tatsächlich gibt es keinen Kriterienkatalog (schon gar nicht einen allgemein beschlossenen, wie oftmals behauptet). Jede Schule hat ihren eigenen Aufnahmeprozess, aber die Erfahrung zeigt: Es fügt sich (fast immer) von selbst. Wer es genauer wissen möchte, kann sich die Podcastfolge „Von der Anmeldung bis zur Einschulung“ unseres Podcasts „Von der Praxis zur Vision – Was Kinder jetzt stärkt und später trägt“ anhören.

Eltern von Quereinsteigern haben oft diese Frage:

Auf welchem Platz der Warteliste stehen wir?

Auch hier gibt es keine pauschale Antwort – so einfach dies für beide Seiten auch sicher wäre. Doch Fakt ist: Eine Aufnahme erfolgt immer mit Blick auf die Klasse. Heißt: Wann eine neue Schülerin oder ein neuer Schüler hinzustoßen kann, entscheiden die Klassenlehrer:innen rein pädagogisch. Und wenn es soweit ist, wird ganz neu auf die Warteliste geschaut, wer für ein Aufnahmegespräch in Frage kommt. Es geht in erster Linie nicht nach Eingangsdatum der Anmeldung, sondern nach einem passende Kind oder Jugendlichen, damit sowohl die Neuen gut anlanden, als auch die bestehende Klasse als Lerngruppe gesund wachsen kann.

Spannende Info: Ein Quereinstieg ist nicht an Fristen wie Schulhalbjahre gebunden, sondern kann jederzeit stattfinden.

Auch hierzu haben Dustin und ich eine Podcastfolge aufgenommen: Im Quereinstieg auf die Waldorfschule.

Bitte stellt gern Eure Fragen

Unser Podcast und dieser Blog lebt von der Community. Dustin und ich bewegen gern Eure Fragen. Auch freuen wir uns, wenn Ihr unseren Podcast teilt, indem wir davon erzählt oder wenn Ihr beim Podcastanbieter Eurer Wahl eine positive Bewertung abgebt. Ganz herzlichen Dank!

Über Medienresilienz – ein Einblick in ein junges Projekt. Austausch erwünscht!

Das Smartphone- und Gaming-Thema ist groß. Wann darf mein Kind ein Handy oder eine Playstation haben, wie lange darf es das Gerät täglich nutzen und welche Apps oder Spiele (mit Chatroom) dürfen installiert werden? Der ORF hat das Experiment Drei Wochen Handy-Entzug begleitet. Laut JIM-Studie 2022 sind 25 % der Jugendlichen im Alter von zwölf bis 19 Jahre schon einmal mit Cyber-Grooming (sexuelle Belästigung/ Missbrauch im digitalen Raum) konfrontiert. Wie schaffen wir also Medienresilienz für unsere Kinder?

In meiner gesundheitspädagogischen Praxis ist Resilienztraining ein Baustein für gesunde Persönlichkeitsstärkung und Lernentwicklung.

Medienresilienz?

Damit meine ich: Wie können Kinder vor oder während der Handy- und Gaming-Nutzung mit sich selbst in Verbindung bleiben, spüren, wenn es ihnen nicht mehr gut tut und stark genug sein, die Reißleine zu ziehen, wenn sich Dinge schlecht anfühlen.

Medienresilienz!

Es scheint ein großer Skill unserer Zeit zu sein. Wenn dei Wochen Handy-Entzug messbar mehr Erholung bringen als zwei Wochen Ferien. Wenn Erwachsene so leichtes Spiel haben, Kinder an ihren Geräten allein zu erreichen und sie zu manipulieren. Dann brauchen wir dringend ein Konzept, das Heranwachsende befähigt, für sich selbst gesunde Entscheidungen zu treffen – auch wenn wir nicht einschränkend und kontrollierend im Hintergrund agieren und auch, wenn der Sog durch Gleichaltrige oder das fesselnde Zocken groß sind.

Resilienztraining in zwei Welten

Ich bin Resilienztrainerin für Kinder und Jugendliche. Meine Ausbildung konzentrierte sich allerdings auf die analoge Welt. Doch meine Wahrnehmung im täglichen Umgang mit Kids und Teens sagt mir, dass das Konzept auch die digitale Welt mit einbeziehen muss. In einer Zeit, in der es Initiativen gibt wie „Bildschirmfrei bis 3„. Gefühle betäuben mittels Medien, eine Flucht, wenn alles andere so anstrengend ist, ist inzwischen Teil unserer Lebensrealität und wird auch von uns Erwachsenen vorgelebt. Ich möchte aber nicht anklagen, sondern positiv befähigen.

Meine ersten Ideen

Welche Übungen und Spiele im direkten Miteinander können sich auch positiv auf die Handy- und Gamingzeit auswirken? Wie kann man in besonderem Maße neurodivergente Kinder unterstützen, die bereits das Maskieren weit verinnerlicht haben? Diese Fragen bewege ich aktuell und wer Lust auf einen Austausch hat, kann sich gern bei mir melden 🙂 montagskind<at>posteo.de

Ich freue mich über einen Austausch mit Euch.

Kein Tabu! Hörschutz in der Schule für alle Beteiligten

Schule ist oftmals keine ohrenfreundliche Sache und Stille längst kein Kriterium mehr für guten Unterricht – im Gegenteil. Lernen, das ist ein Miteinander und ein Füreinander. Wenn gemeinsam diskutiert, gebrainstormt und gelacht wird, braucht das Nervensystem Schutz, das Hören einen Filter.

In meiner Klasse gibt es Mickymäuse, aber natürlich nicht von Disney… wer es dezenter mag, sollte übrigens unbedingt weiterlesen.

In diesem Korb steht Hörschutz bereit und darf bei Bedarf jederzeit und ohne zu fragen aufgesetzt werden. Auch Sichtschutz liegt übrigens zur freien Verfügung bei Eigenarbeiten bereit. Doch zurück zur Akustik.

Während wir unsere Augen schnell schließen können, wenn wir geblendet werden, sind unsere Ohren doch ständig auf Empfang. Das ist nicht nur ein Thema bei hoher Sensititivität oder Autismus.

Hörschutz in der Schule ist Selbstfürsorge

Hintergrundgeräusche einzudämmen oder die allgemeine Lautstärke zu reduzieren, kann in der Pause ebenso angebracht sein wie beim gemeinsamen Flöten, Spielturnen oder bei Theater-WarmUps. Ob im bewegten Klassenzimmer oder bei Gruppenarbeiten – wenn ein Kind die Möglichkeit hat, einer lauten Akustik nicht dauerhaft ausgesetzt zu sein, lernt es: Ich kann für mich sorgen, ich muss eine solche Belastung nicht aushalten. Eine kleine, große Übung in Selbstfürsorge. Und wie sieht es bei mir als Lehrerin aus?

Bin ich eine schlechte Lehrerin, wenn ich Hörschutz trage?

Gebe ich durch das Tragen von Hörschutz das Zeichen „Ich möchte Euch nicht hören?“ Definitiv nein! Ich trage seit einiger Zeit Loop Hörschutz (selbst bezahlt, aber Affiliate Link zur Finanzierung des Blogs). Da ich langes Haar habe, ist er oft gar nicht zu sehen. Wenn ich einen Zopf trage, ist ein schöner goldener Ring am Ohr zu sehen, der auf den ersten Blick wie ein Accessoire wirkt.

„Was hast du da am Ohr?“

Das fragen die Kleinen manchmal. Ich antworte dann: „Das ist mein Hörschutz, wenn es hier mal zu laut wird. Aber ich verstehe dich natürlich trotzdem sehr gut.“ Das ist also keine ablehnende Haltung, sondern vielleicht sogar ein bisschen Vorbild in der Selbstfürsorge. Wenn wir Hörschutz so verstehen, kommt er heraus aus der Tabuzone.

„Mein Beruf schadet meinem Gehör.“

Diesen Satz würden sicherlich viele Erziehende und Lernende unterschreiben. Erst neulich las ich auf Instagram von einer Kollegin, die ihren Job gekündigt hatte, einer der Gründe sei die permanente Lautstärke gewesen. Das darf nicht sein! Aber auch die lieben Kleinen sind dauerhaft dieser stressigen Geräuschkulisse ausgesetzt, der sie sich kaum entziehen können. Hörschutz als Selbstfürsorge und zur eigenständigen Regulation bei Stress und einem überreizten Nervensystem, das sollte selbstverständlich sein und werden.

So sieht mein Hörschutz übrigens aus,

Sie passen für jedes Ohr perfekt und haben einen kleinen Knopf, mit dem man die Intensität der Geräuschunterdrückung flexibel einstellen kann. Zur Aufbewahrung habe ich ein kleines Case am Schlüsselbund.

Ein neuer Podcast: Von der Praxis zur Vision

„Von der Praxis zur Vision. Was Kinder jetzt stärkt und später trägt.“ So lautet der Titel unseres neuen Podcasts – und kleiner hatten wir` s auch nicht. „Kaffee, Kreide, Morgenspruch“ – das war unser ungefilterter Talk, entstanden im Corona-Lockdown. In der Zwischenzeit hat sich viel verändert und es war klar: Wir müssen renovieren. Daher haben Dustin und ich an unseren Ideen gefeilt. Dabei ist letztendlich ein neuer Podcast entstanden, der nun sogar einmal pro Woche on air geht.

Die ersten Folgen

Ein Neustart, der sich gut anfühlt! Auch wenn uns bewusst ist, dass viele Hörer:innen erst noch wieder neu zu uns finden müssen und vielleicht auch nicht jede:r offen für diesen Cut ist, den wir da gemacht haben.

Alle Neuerungen auf einen Blick

  • Jede Woche eine neue Folge, meistens freitags
  • Weiterführende Links, Literatur und mehr in den Shownotes
  • Wir sind offen für Gäste – und zwar für alle Gäste. Ihr dürft uns jemanden vorschlagen oder Euch auch gern selbst bei uns einladen. Schreibt uns einfach eine Email, stellt Euch / den gewünschten Gast vor.

    Was bisher geschah…..

Folge 1: Empathie stärken mit Musik und Audiopädie

Den Auftakt hat unser Herz-Fach Musik bzw. Audiopädie gemacht. Wie wichtig Empathiebildung ist, was Musik dazu beiträgt und wie genial eigentlich die Audiopädie als barrierefreie Pädagogik ist, erfahrt Ihr in dieser Folge.

Folge 2: Kids in digitalen Welten

Ein Thema, dem man sich stellen muss. Und genau das ist unser Plan – nicht nur in dieser Folge, sondern in immer wiederkehrender Weise, in zukünftigen Folgen. Hört unbedingt hinein!

Folge 3: Schätze heben im Epochenunterricht

Hier geben wir einen tiefen Einblick, wie und warum wir unseren Epochenunterricht so gestalten, wie wir ihn gestalten. Also gerne hineinhören.

Folge 4: Epochenunterricht ganz praktisch

Wir sprechen darüber, was es eigentlich ausmacht, sich für vermeintliche Kleinigkeiten Zeit zu nehmen – und Dustin holt den Methodenkoffer raus. Nicht nur für (angehende) Lehrkräfte eine interessante Folge.

Euer Feedback ist wichtig

Aller Anfang ist schwer, auch für alte Waldorf-Podcast-Hasen. Damit wir Euch noch besser erreichen, schreibt uns, wenn wir etwas besser machen können. Gefällt Euch der Podcast so wie er ist, schenkt uns gern fünf Sterne auf Eurer Podcast-Plattform oder erzählt anderen von uns.
Ganz herzlichen Dank!

Hilfe, die Einschulung naht

Wenn man in den letzten Ferientagen durch die Innenstädte des Landes bummelt, stehen alle Zeichen auf Schulstart. Überall winken kleine Geschenke, fröhliche Karten und Erinnerungsstücke. Die Botschaft: Hurra, ENDLICH ein Schulkind. Gefühle wie Zweifel, Ängstlichkeit oder überwältigendes Lampenfieber haben in der äußeren Wahrnehmung keinen Platz. Dabei betrifft genau das nicht wenige Familien.

Denn Einschulung ist ein neuer Lebensabschnitt. Neue Menschen. Neue Abläufe. Neue Regeln. Neue Räume, in denen man sich orientieren muss. Lärm. Eine Klingel, die die Abläufe steuert. So ein Einschnitt darf durchaus gemischte und auch große Gefühle auslösen!

Trauern erlaubt.

Wenn Dein Kind ein gesundes, glückliches Schulkind werden soll, braucht es schon ganz zu Beginn der neuen, langen Reise eine behutsame Begleitung. Das gilt ganz besonders für hoch sensible oder neurodivergente Kinder.

Dass der Kindergarten mit Freunden und Erziehenden zurückgelassen werden muss, darf betrauert werden.

Dass die Nachmittage jetzt auch mit Erledigungen für die Schule gefüllt sind und ein Stück ihrer Unbeschwertheit verlieren, darf betrauert werden.

Der Blick nach vorn – ein Übergang

Versprich Deinem Kind nicht, dass die Schule auf jeden Fall und gleich von der ersten Minute an supertoll und es alles meistern wird, sondern versprich ihm, an seiner Seite zu sein. Versprich und halte Bindung. Sorge für neue, schöne Rituale. Erkenne alle Gefühle an, die da sind. Auch die schweren. Denn fest steht: Wenn wir die schweren Gefühle zulassen, werden sie leichter. Verdrängen wir sie, werden sie schwerer.

Ich habe mir Gedanken gemacht, wie man die Tage vor, während und nach der Einschulung mit schönen neuen Ritualen begleiten kann. Dabei entstanden ist:

Mein 10-Tage-Mini-Selbstlern-Kurs

Ich möchte Euch also etwas an die Hand geben (das ich vor 17 Jahren, bei der Einschulung meines ersten Kindes, auch gern gehabt hätte): 10 liebevolle Schritte für die 10 Tage rund um die Einschulung. Damit auch hochsensible Kinder (und ihre Eltern) einen sanften Schulstart haben können. Der Minikurs ist gefüllt mit liebevollen kleinen Gesten, Ideen und Ritualen, die Euch den Übergang mit Zuversicht gestalten lassen. Es geht dabei auch um Deine Schul-Gefühle, die Du ja ebenso mitbringst.

Zum Unkostenpreis von nur 9 € (für meine technischen Hilfsmittel) erhältst Du den Audiokurs, die pdfs zum Nachlesen und mein Gefühlskarten-Set, für das es auch schöne, spielerische Übungen gibt.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr den Minikurs nutzt, mir Feedback gebt oder auch anderen davon erzählt.

Feriengedanken

Die Sommerferien haben längst angefangen und ich habe mich erst einmal in mein Schneckenhaus verkrochen. Nun strecke ich meine Fühler wieder etwas heraus, mit Blick auf das neue Schuljahr. Ganz bewusst nehme ich mich zurück. Damit schaffe ich für meine dann 8. Klasse einen begleiteten Übergang in die Oberstufe. Gleichzeitig gehe ich eigene gesundheitliche Baustellen an und öffne Räume für Herzensthemen, die einen Raum außerhalb von Schule brauchen.

Ja, es gibt also viele Themen und Gedanken, an denen ich Euch natürlich weiter teilhaben lasse. Nach zwei Wochen Ferien bin ich tatsächlich noch immer etwas müde. Mit unserem kleinen Familienurlaub und etwas Abstand darf sich dies dann wandeln, hin zu neuer Energie.

Das nächste Schuljahr wird

besonders. Denn ich darf loslassen und dennoch Anteil haben.

Ganz neu wird sein

dass ich als Gesundheitspädagogin und Resilienztrainerin für Kinder Kurse mit Krankenkassenzuschuss geben werde. Damit kann ich einen neuen Raum aufmachen, einen Support bieten, der so im Schulalltag keinen Platz hat – besonders auch für

Neurodivergente und hochsensible Kinder

Diese haben ja ohnehin einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen, denn sie gehen sooo oft eine für andere unsichtbare Extrameile. Und diese Extrameile möchte ich sichtbar machen und auch in meiner Kurswelt mini Kurse für Eltern anbieten.

Meine Gedanken in Bezug auf die Zusammenarbeit mit Eltern

sind übrigens auch, dass ich ganz klar jederzeit auf liebende, mitfühlende Eltern stoße – zugleich aber auch auf deren „innere Schulkinder“. Versteht Ihr, wie ich das meine? Da gibt es nämlich manch alte Wunden oder Narben aus der eigenen Schulzeit und diese können durchaus noch eine Rolle spielen in der Schulzeit der eigenen Kinder. Hier möchte ich gern etwas weiter forschen, Ihr dürft mir gern auch Mails mit eigenen Erfahrungen schicken.

Von der Praxis zur Vision

Was sich dahinter verbirgt, erfahrt Ihr als nächstes! Also stay tuned.

Gelegenheit macht Pädagogik – oder: Der Fichtensirup

Stell Dir vor, es ist Jugendwaldeinsatz. Du fährst mit einem Trüppchen 13-jähriger in den Wald, um ihnen etwas über Forstwirtschaft, Artenvielfalt und Nachhaltigkeit beizubringen – und plötzlich stehst du da, etwa knöcheltief im Moos, mit klebrigen Fingern und einer Brotdose voll grünem Gold in der Hand. Pädagogik? Passiert im besten Falle ganz von selbst. Wenn man sie lässt.

So geschehen bei unserem letzten Jugendwaldeinsatz, mitten bei der Arbeit: die leuchtend hellgrünen Triebe der Fichten – Maiwipfel genannt – blitzten uns entgegen wie kleine grüne Waldlichter. Da nahm das Abenteuer seinen Lauf.

Wir pflückten also die zarten Triebe. Achtsam, nie zu viele von einem Baum, und nur die ganz jungen. Wer einmal mit Kindern im Wald unterwegs war, weiß: das ist gleichzeitig Meditation und Chaos. Und das Beste? Sie lernen dabei ganz viel und einfach so. Über Nachhaltigkeit. Über Verarbeitung. Über Wertschätzung. Und ja – auch über Geduld.

Denn Fichtensirup kocht man nicht mal eben schnell zusammen. Ich habe den ganzen Prozess immer mal wieder gefilmt, um später ein Reel daraus zu schneiden. Wie so oft: Die Kamera fängt zwischendurch kleine Ausschnitte der Arbeit ein. Am Ende habe ich das Video gemeinsam mit den Kids geschnitten und das Reel produziert, denn alle waren neugierig, wie es eigentlich hinter den Beiträgen meiner medialen Präsenz so aussieht.

Und weil so viele von euch gefragt haben, hier kommt mein ganz persönliches Rezept für Fichtensirup – wärmend im Winter, stärkend im Frühling, lecker sowieso.

Rezept für Montagskind – Fichtensirup

Lecker auf Joghurt, Müsli, im Tee oder auf Pfannkuchen, dazu besonders wirksam bei Erkältungen in der kühleren Jahreszeit.

Die Zutaten

  • 1 Liter Wasser
  • 2 Hände voll frische, junge Fichtentriebe (Maiwipfel)
  • 1 Bio-Zitrone (in dünne Scheiben geschnitten)
  • 300 g Rohrzucker
  • 2–3 EL Honig (je nach Geschmack)
  • 1 sauberes Gefäß, am besten mit Schraubdeckel

Die Zubereitung

  1. Die Fichtentriebe kurz in kaltem Wasser abspülen und gut abtropfen lassen
  2. Die gewaschenen Triebe mit Zitronenscheiben in einen Topf geben und mit Wasser bedecken
  3. Langsam erhitzen
  4. 1 – 2 Stunden köcheln lassen, immer wieder umrühren. Die Flüssigkeit wird dunkler und dicklicher.
  5. Nach dem Köcheln alles in einem feinen Sieb abgießen.
  6. Den Sud zurück in den Topf geben, den Zucker einrühren und nochmal langsam aufkochen, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Je nach gewünschter Konsistenz kannst du den Sirup noch etwas einkochen lassen.
  7. Nach dem Abkühlen, bei einer Temperatur von ca. 40°, nach Geschmack Honig einrühren.

Wenn ihr das Rezept ausprobiert, taggt mich gern oder schickt mir eure Ergebnisse. Ich liebe es zu sehen, wie aus spontanen Lernmomenten echte Schätze entstehen.

Viel Spaß beim Ausprobieren