Ein pentatonisches Lied zu Ostern

Die „Osterfreude“ ist ein Lied, das ich mit den Kindern des ersten Schuljahres vor den Osterferien gern singe. Die wenigsten haben es zuvor im Kindergarten kennengelernt und so ist ein neues Osterlied immer auch etwas, das die Kinder gern mit nach Hause bringen. Im darauf folgenden Schuljahr, also in Klasse 2, erinnern sich die Kinder dann mit Freude wieder daran und können es dann auch auf ihrer pentatonischen Flöte erlernen. Ich stelle es Euch hier einmal vor.

Warum singt und spielt man in den Schuleingangsjahren eigentlich pentatonische Lieder?

Die fünf Töne der hier angewandten Pentatonik bilden ein harmonisches Ganzes, das die Kinder sowohl in positiver Wiese emotional und künstlerisch anspricht, als auch zum aktiven Musizieren einlädt. Was die Kinder auf pentatonischen Instrumenten frei spielen – egal, ob Glockenspiel, Kinderharfe oder Flöte – es klingt immer angenehm und nie „schief“. Die Lieder sind leicht zu singen und auf den Instrumenten zu erlernen, da die pentatonische Skala weniger komplexe Intervalle enthält. So lassen sich Selbstbewusstsein und die Freude an der Musik auf sehr schöne Weise fördern.

Das Osterlied

Ich habe es vor längerer Zeit bei vriejeschoolliederen.nl gefunden und anschließend minimal angepasst. Ich spiele es daher mit den Kindern so (zum Nach- und Mitspielen, wer möchte):

Download für Euch

Hier findet Ihr die Noten

Und hier die drei Strophen als handliche Kärtchen:

Ich wünsche Euch viel Spaß beim Singen und Musizieren!

Die verliebten Zahlen und ihr Regenbogen

Lernen und erleben. Zuhören und malen. Das bietet die kleine Geschichte von den verliebten Zahlen und ihrem Regenbogen, die ich schon vor längerer Zeit geschrieben habe. Als ich kürzlich eine Vertretungsstunde in der 1. Klasse übernommen habe, fiel sie mir wieder ein und ich teile sie gern mit Euch.

Warum eigentlich verliebte Zahlen?

Die Zahlen haben sich deshalb so gern, weil sie zusammen genau 10 ergeben. Und damit können sie Teil einer Rechenstrategie sein, wenn erstmals mit Zehnerüberschreitung gerechnet wird. Die Differenz zur zehn kann darüber sicher benannt werden, da sie automatisiert ist. Später wird dies auch übertragen auf die Hunderter- oder Tausenderüberschreitung usw.

Eine weitere Strategie, sicher über den Zehner zu kommen, ist übrigens auch das Verdoppeln und Halbieren. Hier auch ein Bingo-Spiel dazu für fortgeschrittene Rechner.

Probiert es mal aus!

Hier zeige ich Euch, wie es geht.

Hier ist der Text als Download

Und als Galerie

Ich wünsche viel Freude beim Lernen!

Konzentration ermöglichen

Wenn von Konzentrationstraining gesprochen wird, denkt man oft spontan an Übungen der Entspannung und Ruhe, an Wiederholung und Rhythmus. Oftmals findet dies auch in Form von Kursen außerhalb von Schule statt und soll Kindern dann Reserven für den Schulalltag bieten. Doch um nachhaltig Konzentrationsfähigkeit aufbauen zu können, muss zunächst an den Grundlagen gearbeitet werden. Drei entscheidende Basics stelle ich Euch hier vor.

„Konzentrier Dich mal!“

Diese Aufforderung wird häufig ausgesprochen – sie hilft betroffenen Kindern aber nicht weiter. Im Gegenteil. Gerade Kinder, die gern alles richtig machen wollen – ob aus Sympathie für die Erwachsenen oder aus Wunsch an die eigene Arbeit – bekommen dadurch einen weiteren Dämpfer. Denn sie werden sich nicht auf Kommando konzentrieren, wenn sie nicht die passenden Werkzeuge dafür haben.

Basic Nr.1: Die Lernsituation erkennen

Wieso das?! Es ist ein Klassenraum mit Regeln, es gibt einen Arbeitsauftrag…. was kann man denn daran nicht erkennen? Tatsächlich kann man dies nicht einfach so voraussetzen. Für manche Kinder legt sich auch nicht einfach ein Schalter um zwischen Pausenzeit und Schulstunde. Dass man in der einen Situation sagt, was einem gerade in den Sinn kommt und dies in der anderen Situation unpassend ist, erscheint nicht für alle selbstverständlich. Das ist weder respektlos noch frech. Wie stellt man also fest, ob ein Kind die Lernsituation einschätzen kann?

Die simple Antwort lautet: Man spricht darüber und erhält dabei ein Bild, wie die betreffenden Kinder auch andere Kinder wahrnehmen. Woran kannst Du erkennen, ob ein (anderes) Kind im Unterricht gerade aufmerksam ist? Du solltest darauf eine beschreibende Antwort erhalten wie: „Das Kind schaut dann auf sein Heft / die Lehrperson“, „Das Kind antwortet mir nicht oder kaum, wenn ich es anspreche“ oder „das Kind erledigt schon seine Aufgaben“. Dann kannst Du davon ausgehen, dass das Vorfinden einer bestimmten Lernsituation einem ungeschriebenen Gesetz gleicht. Die Signale der anderen wahrzunehmen, ist dann ein erstes, wichtiges Lernfeld und man kann es nicht voraussetzen! Es ist interessant und aufschlussreich, mit Kindern darüber ins Gespräch zu kommen.

Dies kann im Klassenverband erlernt bzw. erinnert werden, indem man zu Beginn der gemeinsamen Arbeit einen kleinen Erinnerungsspruch sagt, Signaltöne oder Bildzeichen zur Stundentransparenz verwendet. Im Moment der Ablenkung ist es günstig, die Situation zu benennen (anstatt „hör auf“ zu sagen).

Basic Nr. 2: Sich selbst wahrnehmen und die eigenen Gefühle kennen

Kinder, die ihre Aufmerksamkeit nur schwer halten können, sind oft von Eindrücken und Empfindungen abgelenkt, die sie nicht sogleich einzuordnen wissen. Das erzeugt Unruhe. Hier wird Sicherheit gewonnen, indem wir nicht fragen, sondern sehen und dabei unterstützen, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen. Erst, wenn diese erkannt und benannt werden können, ist eine Regulierung überhaupt möglich.

Die Grundbedürfnisse nach Essen, Trinken, Toilette und Bewegung werden oft unterschätzt.

Bezogen auf eine Lernsituation kann gemeinsam geschaut werden, ob zu Stundenbeginn überhaupt alle Grundbedürfnisse gestillt sind bzw. was das Kind braucht, um nun in die Arbeit zu finden: Hat es vorab die Pause genutzt, um zu essen, zu trinken oder auf die Toilette zu gehen? Hat es sich genug bewegt? Liegen alle Materialien bereit und sind ablenkende Dinge verstaut? Es erfordert oft intensive Begleitung, die Pausen- und Lernzeiten richtig nutzen zu lernen und damit gute Lernvoraussetzungen zu schaffen.

Basic Nr. 3: Die eigene Lernumgebung passend gestalten lernen

Zu viele Dinge auf dem Tisch, zu große Nähe zu Sitznachbarn, überfrachtete Arbeitsblätter, unangespitzte Stifte, halb vertrocknete Klebe, unübersichtliche Schultaschen und Mappen – es gibt viele kleine Dinge und Stellschräubchen innerhalb einer individuellen Lernumgebung, die ein konzentriertes Arbeiten erschweren. Bis es einem Kind gelingt, für sich zu erkennen, wie es auf die die eigene Lernumgebung einen positiven Einfluss nehmen kann, können Jahre vergehen. Dabei gilt: Es muss jederzeit möglich sein, Veränderungen kreativ auszuprobieren und auch unmittelbar darüber zu sprechen, ob sich etwas verbessert hat. So baut man sich mit der Zeit eine eigene kleine „Werkzeugkiste“ an Hilfen auf.

Und nun stelle dir vor….

…. was es für einen Unterschied macht

  • ob Du vor dem Lernen genügend Bewegung hattest, satt bist, getrunken hast, Deine Arbeitsmaterialien jederzeit griffbereit und genügend Platz an Deinem Tisch hast
  • oder ob Dir Dein Sitznachbar auf die Pelle rückt, Du Durst hast, müde bist und eigentlich gar nicht weißt, ob Dein Stift noch lange schreibt.

BEVOR Du überhaupt an die Arbeit gehst oder ein Mandala zur Konzentrationsförderung machst, weil Du ja eigentlich Deine Aufmerksamkeit nicht gut halten kannst…….

Vom positiven Selbstbild zu Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein

Damit ein Kind zu einer starken Persönlichkeit heranwächst, bedarf es vieler Faktoren: Ganz besonders Gesundheit, sichere Bindung, erfüllte Bedürfnisse, ein anregendes und liebevolles Umfeld. All diese Faktoren bilden die Grundsteine für ein positives Selbstbild. Und aus ihm erwachsen das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein.

Zuerst entsteht das Selbstbild

Fühlt ein Kind sich angenommen, sicher gebunden und begleitet, legt sich schon in den ersten Lebensjahren ein wichtiger Grundstein für alle bevorstehenden Lebensschritte. So kann es auch die anstehenden Entwicklungssprünge mitsamt mancher Krisenstimmung meistern – vom Zahnwechsel bis zur Pubertät.

Doch wie entsteht ein positives Selbstbild? Ich habe einmal die fünf Faktoren (nach Bernard Lievegod) zusammengetragen:

So spüren sich die Kinder beim Erleben der verschiedensten Gefühle und auch in der Erinnerung von Ereignissen, die diese (erneut) auslösten, ganz besonders stark. Die Verarbeitung von Erlebnissen, das Ausleben oder Regulieren von Willensimpulsen – all das sind kleine Puzzleteile, die eine Vorstellung von dem, wer man selbst ist, nach und nach zu einem eigenen Selbstbild zusammenfügen.

Doch neben dem Erfahrungsschatz aus Erleben und Fühlen gehört auch bestimmte Kenntnisse über sich selbst. Nach William James gehören Wissen und Erfahrungsgewinn über den eigenen Körper, in dem ein Kind beheimatet ist, etwa ganz entscheidend dazu.

Mit der Zeit entwickeln die Kinder auf diese Weise eine immer differenziertere Vorstellung von sich, ihren körperlichen und geistigen Fähigkeiten und der Qualität ihrer seelischen Erlebnisse.

Die Rolle der Erwachsenen

Nicht zuletzt sind die meisten Erkenntnisse und Erfahrungen für Kinder erst möglich, indem wir Erwachsenen ihnen spiegeln, was sie gerade erleben. Wie ihre Gefühle, Tätigkeiten und ganz persönliche Eigenschaften benannt und von uns gesehen werden.

Indem wir Ihnen bedingungslos zur Seite stehen und sie annehmen. Jeder in seiner/ihrer Rolle, die sie im Leben eines Kindes ausfüllt. Machen wir uns bewusst: WIR sind ihr Umfeld und das macht sehr viel aus.

Was gehört also in die Gießkanne?

Mir sind spontan diese drei wichtigen Punkte in den Sinn gekommen. Natürlich sind es noch viele mehr. Ich freue mich über Eure Ergänzungen in den Kommentaren.

Mindsetkarten als Download

Die Grafiken habe ich hier als kleines Freebie für Euch. Zum Ausdrucken, Aufhängen oder Weitergeben.

Warum das Buchstabenlernen Zeit braucht

Eine häufig gestellte Frage: Warum dauert das Schreiben- und Lesenlernen an der Waldorfschule eigentlich länger als üblicherweise an Regelschulen? Die Antwort: Wir nehmen uns einfach die Zeit, denn die Ergreifung unserer alten Kulturtechnik ist ein sehr anspruchsvoller und komplexer Prozess. Dazu lassen wir den Kindern gerade am Anfang viel Zeit, sich auf verschiedene Weise den Buchstaben und Lauten anzunähern, Sprache zu erleben und zu erforschen. Es zeigen sich hier auch die individuellen Lernwege der jungen Lerner, die dann ganz genau beobachtet werden können.

Buchstaben erkennen, Laute hören und zuordnen

Buchstaben sind abstrakt, ihr Aussehen wurde irgendwann festgelegt und einem Laut zugeordnet. Um Lesen und Schreiben zu erlernen, müssen immer wieder einzelne Laute der Sprache herausgehört und mit der Darstellung von Buchstaben verknüpft werden. Andersherum schließt das „Aussehen“ von Buchstaben auch auf einen Laut.

Vom Buchstaben zum Wortbild

Geübte Leser können dann im Laufe der Zeit und auf einen Blick nicht nur Buchstaben, sondern auch Silben, ganze Wörter oder häufig vorkommende Satzbausteine erkennen. Unser Gehirn ist nämlich stets auf das Herausfiltern und Erstellen von Mustern spezialisiert. So prägt sich durch Wiederholung und Übung im Laufe der Zeit eine Art Grundform, ein Bild für jedes einzelne Wort ein, genannt Wortbild. Im Bruchteil einer Sekunde werden dann also gesehene Wortbilder mit den im Gedächtnis abgespeicherten Wortbildern abgeglichen und mit Bedeutung verknüft, ein Automatismus stellt sich ein. Bekannte Worte und Wortbilder werden dadurch deutlich schneller gelesen als unbekannte. Und dies spart uns viel Energie, denn unsere Augen erfassen bald beim Lesen die Wortformen sprunghaft, also von Wort zu Wort. Dabei entsteht beizeiten ein immer schnellerer und gleichmäßigerer Lesefluss.

Über Lese-Rechtschreib-Schwäche

Andersherum: Sind Wortbilder noch nicht oder nur in geringer Menge angelegt, verbrauchen wir beim Lesen und Schreiben durch kleinschrittige Einzelarbeit viel Energie – und das ermüdet. Eine Schwierigkeit, die Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwäche haben, ist daher die Bewältigung von bestimmten Arbeitspensen. Neben den visuellen und auditiven Fähigkeiten und der persönlichen Gedächtnisleistung sind auch die Konzentrationsfähigkeit sowie die Erreichbarkeit der Kinder über ihren individuellen Lernzugang, ein Einflussfaktor beim Lernen. Ziemlich komplex, oder? Warum sollte man sich also nicht die Zeit dafür nehmen, kleine Kinder in Ruhe auf das Lesen und Schreiben vorzubereiten?

Die Lernzugänge der Lernenden

Es gibt verschiedene Lernzugänge, über die wir als Lernende erreichbar sind. Meist entwickeln sich aber ein oder zwei Schwerpunkte, die dann als Lerntypen bezeichnet werden. Ich schildere an dieser Stelle meine eigene Wahrnehmung und Erfahrung:

Auditive Lerner hören die einzelnen Sprachlaute sehr gut heraus, brauchen aber etwas mehr Zeit, diese auch als Bild und später Wortbild abzuspeichern. Sie sprechen sich selbst beim Schreiben die einzelnen Wörter meist langsam, laut- und silbenweise, vor – so, wie sie sie hören. An das Aussehen der Wortbilder erinnern sie sich nicht immer sicher. Sie müssen dann für sich die Wörter nochmals „anhören“ und von dem Gehörten ableiten (da nur etwa 60 % unseres Wortschatzes „Hörwörter“ sind, entstehen dadurch mit der Zeit leider viele Rechtschreibfehler).

Die haptisch-kinästhetischen Lerner finden ihren Zugang durch Anfassen und Fühlen. Hier hilft es den Kindern beispielsweise, Buchstaben mit einem Seilchen, Schneckenbändern oder Fäden zu legen und nachzufühlen.Auf Sandtabletts zu schreiben, Buchstaben oder Wörter nachzukneten oder mit Tasttäfelchen nach Montessori arbeiten zu dürfen. Kinder mit höherem haptisch-kinästhetischen Lernanteil haben während des Unterrichts oft Dinge in der Hand, die sie fühlen. Es steckt also beim Herumspielen mit Stiften, Radiergummi usw. nicht unbedingt immer ein „Ablenkungsmanöver“ dahinter – eventuell hat es einfach mit dem individuellen Lernzugang zu tun. Ich habe u.a. auch ein Fühlmemory, mit dem ich auf spielerische Weise Hinweise darüber bekomme, ob ein Kind in höherem Maße haptisch-kinästhetisch lernt. (z.T. Affiliate Links)

Kognitiv-intellektuelle Lerner lernen das Schreiben bevorzugt durch Lesen, das sie geduldig üben und die korrekte Rechtschreibung anhand von Regeln, die sie sich bald zuverlässig merken und gezielt anwenden können. Sie mögen übrigens den klassischen Frontalunterricht und finden offene und freie Arbeitsphasen manchmal eher verwirrend. Klare Abläufe, Erklärungen und Strukturen sind ihnen lieber. Dennoch lassen sie sich gern auf alles Andere ein, checken aber sicherheitshalber hier und dort noch einmal ihre Lernstation ab.

Kommunikative Lerner brauchen ihr Gegenüber zum Lernen. Sie lernen besonders gut, wenn jemand ihnen die Inhalte spiegelt, sie durch Nachfragen angeregt werden oder selbst nachfragen können. Vor allem, wenn andere Kinder ihnen in eigenen Worten etwas erklären, lernen sie am besten – und am liebsten. Sie profitieren sehr von Partnerarbeit.

Bewegungsfreudige Lerner

Hier werden die Buchstabenpfade balanciert, über gemeinsam gelegte Seilchen oder sogar die Bänkchen des bewegten Klassenzimmers. Die sehr bewegungsfreudigen Lerner klatschen und stampfen auch gern die Silben, bewegen sich mit passenden Gesten zu den Sprüchen der Buchstabengeschichten.

Sollte dann besser mal ein Lerntypentest gemacht werden?

Ihr merkt, es braucht einige Zeit und verschiedene Lernzugänge, um das fließende Lesen und eine korrekte Rechtschreibung zu erlernen. Man muss aber nicht mit jedem Kind einen Lerntypentest durchführen. Lehrer:innen erkennen normalerweise die verschiedenen Lerntypen und gestalten ihren Unterricht ohnehin so, dass die Kinder auf verschiedene Weise angesprochen werden.

Zurück zu Waldorf`s langem Weg des Buchstabenlernens

So arbeiten wir im Allgemeinen:

  • Ein Buchstabe wird mit einem Bild in Verbindung gebracht, dazu wird eine Geschichte erzählt, die den dargestellten Laut besonders häufig enthält und hörbar macht. Meist sind die Geschichten von kleinen Verschen begleitet, die sich schnell einprägen und mitgesprochen werden können. Das Bild zu der Geschichte und dem Buchstaben wird von den Kindern ins Heft gemalt.
  • Am nächsten Tag wird die Geschichte mit eigenen Worten wiederholt, die Verschen gesprochen und aus dem Anfangsbild der Buchstabe herausgearbeitet. „Wer hat uns das K gebracht?“ – „Der König!“ Die Kinder üben nun die Schreibweise des Buchstabens auf dem Sandtablett, kneten ihn, legen ihn ganz groß mit Seilchen in den Sitzkreis, balancieren dann darüber usw. Auch werden weitere Wörter gesucht, die mit diesem Buchstaben beginnen, ihn enthalten oder auf ihn enden. Laut und Bild werden auf vielfache Weise erlebt. Der Buchstabe wird anschließend groß ins Heft gemalt.
  • Wieder am nächsten Tag werden die Verschen gesprochen, die Buchstaben nun in Reihen in das Heft geschrieben und eine neue Buchstabengeschichte bzw. die Fortsetzung der Geschichte mit einem anderen Buchstaben kommt dazu. 
  • Sobald die ersten Buchstaben da sind, werden auch Wörter gebildet und gelesen. Ich habe zuerst die Vokale eingeführt und dann die ersten Konsonanten, mit denen man schon einige Worte bilden konnte, z.B.ab dem M war zu lesen und zu schreiben: MAMA, OMA, AM, IM, MIA, UM usw.

Es gibt dabei übrigens keinen vorgeschriebenen Plan, welcher Buchstabe wann dazu kommt und ob die kleinen Buchstaben bereits parallel oder erst später erlernt werden. Es liegt in der Einschätzung der Lehrkraft zu erkennen, wie sie ihre Lerngruppe am besten unterrichten kann und ihr dann zu geben, was sie braucht. Mein Eindruck ist inzwischen, dass viele Kolleg:innen dazu übergegangen sind, zugleich die kleinen Buchstaben mit einführen. Es gibt gute Gründe, dies zu tun und ebenso auch Gründe, es zunächst bei den Großbuchstaben zu belassen und ihnen später die Kleinbuchstaben an die Seite zu stellen.

Und wann kann man von LRS sprechen?

Wie angedeutet, sind manche Lerntypen etwas „anfälliger“ für bestimmte Rechtschreibfehler – oder brauchen schlicht und ergreifend etwas mehr Zeit, um das Lesen und Schreiben auf ihre Weise zu erlernen. Ob und welche Form einer Teilleistungsschwäche in diesem Bereich tatsächlich vorliegt, zeigt sich im Laufe der ersten Schuljahre. Da wir an der Waldorfschule eben mehr Zeit für die Erarbeitung der Grundlagen einplanen, ist begleitend eine sorgfältige Beobachtung der Lehrkraft möglich und wichtig. Wer vergisst schnell, wie die Buchstaben aussehen? Wer schreibt spiegelverkehrt? Wie ist es um die Lateralität (Händigkeit) bestellt? Weitere Ausprägungen zeigen sich nach einiger Lese- und Schreibpraxis. Hinzu kommen die individuelle Merk- und Konzentrationsfähigkeiten. Bestimmte Fehler sind anfangs normal und gehören in den Gesamtprozess. Hier helfen interessierte Gespräche über die Schreibweise. Die Erklärungen der Kinder und das selbständige Nachdenken über Rechtschreibstrategien sind ebenfalls wichtig beim Erlernen der Schriftsprache und liefern weitere Erkenntnisse. Ein individueller Blick ist also immer auch wichtig – Zeit lassen: Ja. Aber wiederum nicht warten, bis sich ein Kind selbst als Schlusslicht der Klasse wahrnimmt.

Fazit:

Schule und Elternhaus brauchen einen regelmäßigen Austausch!

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Goldtröpfchenöl Update

Mein Blog ist ein Produkt des Lockdowns und hat sich seitdem ganz wunderbar entwickelt. Einer meiner ersten Beiträge widmete sich dem Goldtröpfchen Ritual. Ich habe ihn nun „coronafrei“ überarbeitet. Uneingeschränktes Goldtröpfchen: Go!

Hier kommt Ihr direkt zum Bericht.

Ich schaue regelmäßig über meinen wachsenden Blog und pflege ihn liebevoll 🙂 Solltet Ihr Eurerseits auf andere Berichte stoßen, die nach einem Update rufen, meldet Euch gern bei mir.

Ich danke Euch für sehr für`s Lesen und viele liebe Emails!

Die Mitmachschule

Jede einzelne Waldorfschule gründet – wie alle anderen freien Schulen auch – auf einer Initiative von Eltern und Lehrern und wird gemeinsam, Seite an Seite, aufgebaut. So kann man sagen: „Unsere Schule besteht nur, weil wir sie wollen“. Es gibt keine staatlichen Vorgaben darüber, wie viele Ersatzschulen in welchen Regionen vorhanden sein sollen. Zwar gibt es (zurecht) zahlreiche strenge staatliche Vorgaben zur Genehmungsfähigkeit einer jeden Schule. Trotzdem trägt jede Schule die Handschrift ihrer ganz eigenen Schulgemeinschaft.

Zwischen Personalverantwortung, dem Organisieren von Schulveranstaltungen und dem Begleiten von Klassenfahrten und -aktionen des eigenen Kindes gibt es an Waldorfschulen viele Möglichkeiten, sich als Eltern einzubringen.

Ist das nicht viel Aufwand neben Job und Familie?

Die Möglichkeiten, Teil der Schulgemeinschaft zu sein, sind vielfältig. Es ist dabei völlig verständlich, dass beispielsweise berufstätige Alleinerziehende mehrerer Kinder weniger Möglichkeiten haben, vor Ort an der Schule Zeit zu verbringen. Eine Schulgemeinschaft als Solidargemeinschaft kann dies gemeinsam tragen.

Glücklicherweise gibt es aber in einer lebendigen Schulgemeinschaft viele verschiedene Anknüpfungspunkte, auch ohne die Übernahme von Ämtern bei der Gremienarbeit.

Schul- und Klassengemeinschaften sind Netzwerke

Die Schulzeit der eigenen Kinder ist nichts, das man als Familie allein bewältigen sollte. Es ist immer hilfreich, sich dabei mit anderen auszutauschen, gegenseitig zu unterstützen und gemeinsam Ideen einzubringen.

Die Kinder freuen sich über die Anteilnahme der Eltern

Die Schule sollte nicht der Ort sein, der Kindern vermitteln, dass hier die Einflussnahme ihrer Eltern endet und sie die meisten Dinge allein bewältigen müssen.

Sind Eltern bei Aktionstagen, Klassenausflügen oder Schulfesten dabei, fühlen sich Kinder an ihrem zweiten Lebensmittelpunkt gestärkt und gesehen. Auch ist es für die Kinder einer Klassengemeinschaft schön zu sehen, wenn ihre Eltern auch die Eltern ihrer Mitschüler:innen kennen und die Erwachsenen irgendwie auch miteinander zu tun haben.

Dies gilt besonders auch für das Miteinander zwischen Eltern und Lehrenden.

Erziehungspartnerschaft

Er-ziehung braucht Be-ziehung. Dies gilt auch für die Erwachsenen. Da die Schule ein Ort ist, an dem die eigenen Kinder einen nicht geringen Teil des Tages verbringen, ist die Zusammenarbeit mit den Klassenlehrer:innen als weitere Bezugsperson im Leben des eigenen Kindes immens wichtig. Daher ist es für uns Lehrer:innen an Waldorfschulen auch üblich, die Familien zu Hause zu besuchen.

Wenn wir Erwachsenen den Kindern vermitteln, gemeinsam für sie da zu sein, kann man viele Wege miteinander gehen. Ist man sich in manchen Punkten nicht einig, zeigt eine gute Gesprächs- und Konfliktkultur, dass es sich sowohl lohnt, den eigenen Standpunkt zu vertreten, als auch die Perspektive des anderen einzunehmen.

Zusammenarbeit mit den Eltern im Podcast „Kaffee, Kreide, Morgenspruch“

Auch Dustin und ich haben in unserer Januarfolge über die Zusammenarbeit mit den Eltern gesprochen. Spannend ist dabei wieder, wie sich dies an unseren beiden Schulen und innerhalb unserer jeweiligen Klassengemeinschaft auf verschiedene Weise gestaltet.

Hört mal vorbei!

Mit Waldi Waldmaus kann man rechnen

Ein Gastbeitrag von Frauke Beckers,
Waldorflehrerin und Gründerin des Verlags WachsMalBlöckchen

Kleines Vorwort vom Montagskind: Waldi Waldmaus leistet mir und den Kindern neuerdings im Förderraum Gesellschaft und ich bin sehr angetan von ihr. Sie ist liebevoll handgenäht und bringt ein nachhaltig produziertes Rechenheft aus Graspapier mit, mit dem sich wunderbar arbeiten lässt. Ich habe daraufhin Frauke Beckers erneut als Gastautorin eingeladen. Diesmal schreibt sie also über ihr ganz besonderes Projekt Waldi Waldmaus.

Waldi ist in unserem Förderraum eingezogen und es scheint ihr zu gefallen……

Wenn das Rechnen keine Freude macht….

Warum bloß ist das Rechnen lernen für viele Kinder ein Graus? Manchmal liegt es an eigenen negativen Schulerfahrungen von Eltern und LehrerInnen, die sich auf die Kinder übertragen und manchmal ist die Lehrmethode einfach nicht die passende für das Kind. So kommt es, dass es Kinder gibt, die schon im 1. Schuljahr sagen: „Rechnen kann ich nicht!“ oder „Mathe ist doof!“.

Auch in Waldorfschulen tun sich einige LehrerInnen schwer damit, den Umgang mit Zahlen altersgemäß und ehrlich begeistert zu vermitteln, denn die Mathematik ist ein logisch und klar aufgebautes Fach und mathematische Aufgabenstellungen bieten häufig augenscheinlich nicht viele Möglichkeiten für einen freien, individuellen und kreativen Lösungsansatz. Meistens ist die Lösung fest vorgeschrieben und den LehrerInnen und Eltern auf einen Blick klar. Für die Kinder ist es dann nicht selten frustrierend, wenn ihnen die Lösung nicht auf Anhieb klar ist und sie im Dunkeln tappen.

Und wenn man dies als Lehrer:in auch selbst gefühlt hat…

Ich war als Kind so ein frustriertes Kind mit eher mäßigen Leistungen im Fach Mathematik. Und das als Tochter eines Mathematiklehrers. Nach dem Frust kam die Angst davor und die Abneigung gegen dieses Fach. Als Erwachsene war mir gleich klar: So kann und will ich als Lehrerin meine Kinder nicht beim Rechnen begleiten. Ich entdeckte über das Knobeln und Malen die Mathematik im Studium für mich neu, erkannte ihre logischen Strukturen, ihre Schönheit und Klarheit und die Möglichkeiten des Spielens mit den Zahlen. Mathe war auf einmal mein Fach und ich sah alles mit ganz anderen Augen.

Jedes Kind kann seinen eigenen Weg finden

Jedes Kind ist anders! Das zu bedenken ist insbesondere für einen erfolgreichen und freudigen Rechenunterricht existentiell. Es gibt zwar häufig nur eine Lösung, aber die Anzahl der möglichen Wege dorthin ist tatsächlich meist unendlich. Um den Kindern zu ermöglichen, ihren eigenen Weg zu finden und sich frei und freudvoll darauf weiter zu bewegen, habe ich die Waldi Waldmaus Rechengeschichte geschrieben. Bisher sind zwei Bücher erschienen, die sich am Lehrplan der ersten Schuljahre orientieren und die eine fachliche und mental positive Grundlage für weitere mathematische Erfahrungen legen. Mit Geschichten und Bildern lassen sich Kinder jeden Temperaments erreichen und in den Waldi Waldmaus-Büchern gebe ich LehrerInnen und Eltern Anstöße, wie sie mit Hilfe der kleinen Rechenmaus Waldi jedes Kind für die Zahlenwelt begeistern und ihnen Sicherheit vermitteln können. Sagt ein Kind erstmal „Rechnen macht Spaß!“ und „Ich kann das!“, kann es zukünftigen Herausforderungen motiviert und gestärkt entgegen gehen.

Foto: Frauke Beckers

Zum Inhalt

Waldi Waldmaus wohnt in einem Baumstammhaus tief im Wald. Die Kinder begleiten die süße Maus durch die Erlebnisse des Tages und begegnen dabei den verschiedenen Zahlen und Rechenoperationen. Die vier Grundrechenarten werden mit vier verschiedenen Temperaments- bzw. Gefühlsregungen der Waldimaus eingeführt, sodass sich jedes Kind darin wieder finden kann und in seinem individuellen Rechenweg bestärkt wird. Immer wieder laden freie Aufgabenfelder zu kreativen Lösungen ein, die eine natürliche Differenzierungsmöglichkeit des Schwierigkeitsgrades bieten.

Band 1

Waldi Waldmaus führt die Kinder behutsam und altersgemäß in die abstrakte Welt der Zahlen. Immer wieder wird das Kind positiv darin bestärkt, was es alles schon kann. Bei der Anzahl der Aufgaben geht stets Qualität vor Quantität, sodass die Inhalte mit dem Herzen aufgenommen und später im Schlaf gut verarbeitet und verinnerlicht werden können.

Zum Ende des Heftes erfahren die Kinder, welch großer Schatz es ist, in allen vier Grundrechenarten (Plus, Minus, Mal und Geteilt) rechnen zu können. Sie spüren: Nicht nur im Rechnen sollte alles im Gleichgewicht sein. Das ganze Leben fordert uns heraus, die eigene Mitte zu finden, um sich wohl zu fühlen. In diesem Sinne möchte die Geschichte den Kindern mehr vermitteln als die reine Ausführung von Rechenoperationen.

Band 2

In Band 2 macht sich Waldi Waldmaus auf den Weg zur Feldmausfamilie Mathematikus. Dabei begibt sich die kleine Rechenmaus auf eine Reise mit spannenden Rechenabenteuern. Am Ende wird sie im Zauberwald des Einmaleins mit eindrucksvoll silberfunkelnden Zahlensternen belohnt, die für weitere Rechenaufgaben und Schuljahre wegweisend leuchten.

In diesem Arbeitsbuch werden die vier Grundrechenarten im Zahlenraum bis 100 mit abwechslungsreichen und kindgemäßen Aufgabenstellungen erklärt und vertieft. Die Möglichkeit zur Selbstkontrolle gibt Waldi Waldmaus unten auf den Buchseiten. Rechenrahmen, Einmaleinsfächer und Einmaleinssterne dienen als strukturiertes und motivierendes Anschauungs- und Übungsmaterial.

Unterschiede und Zusammenhänge der vier Grundrechnarten werden durch die vier Elemente sowie die vier Temperamente der Familienmitglieder deutlich herausgearbeitet. Rätsel, Merksprüche, Spielideen, sinnvolle Geschichten und Waldi Waldmaus als treuer Rechenfreund helfen das Rechnen ganzheitlich und mit spielerischer Freude zu begreifen.

“Waldi Waldmaus im Hunderterhaus” baut inhaltlich auf Band 1 „Waldi Waldmaus im Rechenhaus” auf, kann aber auch als eigenständiges Übungsbuch für Kinder der 2. Klasse und zu Wiederholungszwecken für Kinder der 3. Klasse verwendet werden. Das Buch kann sowohl als roter Faden und Übungsheft im schulischen Unterricht wie auch lehrwerksunabhängig fürs häusliche Lernen verwendet werden.

Waldi Waldmaus im Rechenhaus: Alle Infos 

3. Auflage/2021, Format DinA4, 112 Seiten, umweltfreundlich und ressourcenschonend auf Graspapier (110g) gedruckt, in s/w, Umschlag farbig

ISBN 978-3-9823872-0-8

Alle 4 Grundrechenarten mit narrativer Einführung und ansprechenden Übungsaufgaben

Waldi Waldmaus im Hunderterhaus 

1. Auflage/2022, Format DinA4, 116 Seiten, umweltfreundlich und ressourcenschonend auf Graspapier (110g) gedruckt, in s/w, Umschlag farbig

ISBN 978-3-9823872-1-5

– Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division im Zahlenraum bis 100

– Schwerpunktteil Einmaleins

Herzensempfehlung

Dies ist unbezahlte Werbung! Ich möchte Frauke und ihr sehr gelungenes Projekt einfach gern unterstützen.

Über Freihandgeometrie

Meine Klasse hat das neue Jahr mit einer Epoche „Freihandgeometrie“ begonnen. Dies ist ein Übergang vom Formenzeichnen der Schuljahre eins bis vier: Vom Formenerleben hin zur Gesetzmäßigkeiten der Formen. Es werden erste Begriffe und Definitionen eingeführt und auch der Zirkel kommt dann bald als neues Werkzeug hinzu – dabei wird die Handhabung zunächst auf künstlerischer Ebene geübt.

Kreise auf einem Aquarellbild

Das Formenzeichnen legte die Grundsteine

Beim Formenzeichnen in den Schuljahren eins bis vier standen die graphomotorischen Übungen, das Erleben der Formen an sich (Spiegelungen, Symmetrien, Richtungen…) und die Schulung der ästhetischen Wahrnehmung im Mittelpunkt des Prozesses. Die Erschließung einer Form ist ein ganzheitliches Erleben, von der äußeren zur inneren Bewegung. Es fordert geistige Tätigkeit, ist dabei aber frei von Intellekt.

Im fünften Schuljahr kommt genau dies hinzu. Es folgt mit dem Übergang zur Geometrie das Bewusstsein von den Gesetzmäßigkeiten und Berechenbarkeiten der Formen.

Vom Zeichnen zum Konstruieren – ein Prozess

In der Freihandgeometrie wird von den Kindern zunächst die bisher erarbeitete zeichnerische Sicherheit wieder aktiviert, die sie sich seit ihrer ersten Begegnung mit der Geraden und der Gebogenen (oder „Krummen“) stets vertieft und erweitert haben. Auge-Hand-Koordination ist hier gefragt: Die Hand spurt souverän das Rund des Kreises, führt sorgsam und akkurat die Gerade. Gleichzeitig hat das Kind sofort im Blick, ob die entstandene Form dem Ziel entspricht, korrigiert, spurt weiter.

Dazu kommen nun das Bewusstsein für die Gesetzmäßigkeiten der Formen und ihre Beziehung zueinander: Die Strecken im Kreis, die Geraden am Kreis, die Winkel, Drei- und Vierecke.

Dadurch, dass die Kinder noch nicht „verkopft“ die Arbeitsmittel zur Hand nehmen, erleben sie beim freihändigem Zeichnen die Form intensiv und können dadurch neue Erkenntnisse ins Bewusstsein rufen.

Die Harmonie der Fünftklässler:innen

An dieser Stelle trifft das seelische Erleben auf die zunehmenden Möglichkeit, die Welt zu erforschen und mit bewussten Gedanken zu ergreifen. Zudem kommt das Erleben der eigenen Fähigkeiten beim Zeichnen hinzu. Ein schöner, ganzheitlicher Einklang!

Wunsch nach Exaktheit

Der nächste Schritt ist der Einsatz der Werkzeuge Zirkel und Geometrie-Dreieck. Mit ihrer Hilfe können ganz sicher exakte Ergebnisse erzielt werden. Und dies ist dann auch schon automatisch der Wunsch (und Anspruch) der Kinder, damit die neu gewonnenen Erkenntnisse auch möglichst genau umgesetzt werden können.

Die Einführung des Zirkels

Nachdem die ersten Kreise frei Hand gezeichnet wurden, ist nun auch der Zirkel an der Reihe. Die Übung der Handhabung erfolgt aber zunächst wiederum über das künstlerische Arbeiten. Ab Klasse 6 werden dann Dreiecke mit dem Zirkel konstruiert, das Lot gefällt usw. Dann liegt das Arbeitsgerät aber auch schon sicher in der Hand.

Geometrie erfordert viele Fähigkeiten und Übung

Dies sind die Kenntnisse über Begriffe und Definitionen, das Anwenden von Formeln und das Konstruieren als Tätigkeit mit den Händen. Letzteres erfordert einen sicheren Umgang mit den Arbeitsgeräten. Über die Freihandgeometrie kann ich die Kinder dorthin Schritt für Schritt führen.

Die Glücksstunde zum neuen Jahr

Auf ein Neues! Morgen hat uns der Schulalltag wieder. Nachdem mich kurz vor den Weihnachtsferien die Grippe völlig lahmgelegt hatte und ich mich nicht richtig von meiner Klasse verabschieden konnte, habe ich mir vorgenommen, die erste Stunde des neuen Jahres als Glücksstunde zu planen. Achtsamkeits- und Mindsetübungen fließen zwar immer wieder in meinen Unterricht ein – diesmal ist ihnen eine ganz besondere Stunde gewidmet.

Auf in ein neues Jahr, mit Vertrautem

Wir haben ja unsere Rituale im Laufe eines Jahres. So gehören zum neuen Jahr auch die Glücksperlen dazu. Natürlich dürfen sie auch diesmal nicht fehlen, sie werden sicherlich schon erwartet.

Auch unser Glücksglas wird erneuert. Es hat in den letzten Monaten geruht und mit ihm wird eine weitere Erinnerung geweckt an ein schönes Ritual, das wir gern auch im Laufe eines Schuljahres, meist montags, gepflegt haben.

… und neuen Impulsen

Hierzu zählen sowohl eine Übung zu persönlichen Zielen, als auch ein Spiel, das das Miteinander weiter stärken soll. Als kleine individuelle Übung habe ich zudem ein Suchsel entworfen: Unbewusst werden wir auf Dinge, die uns viel bedeuten, zuerst aufmerksam. So heißt es: Die ersten drei Wörter, die man in dem Buchstaben-Dschungel entdeckt, werden im neuen Jahr für einen selbst bedeutsam.

Freebie mit dem Suchsel:

Dann git es noch ein Kleeblatt-Spiel. Hierfür habe ich Plakate mit einem großen Glücks-Kleeblatt entworfen. Es werden zunächst 4er Gruppen gelost. Dadurch kommen sich auch einmal Kinder näher, die bislang weniger miteinander zu tun hatten. Der Auftrag ist nun, das Kleeblatt zu füllen. Jedes Kind überlegt, wie es sich selbst am besten beschreiben würde und darf von sich erzählen. So finden die Kinder heraus, was sie so alles gemeinsam haben (und vielleicht bislang nicht voneinander wussten). Gleichzeitig wird ihnen auch noch einmal mehr bewusst, was sie als eigenständige Persönlichkeit ausmacht.

Der Plan für den ersten Schultag

Nach den Weihnachtsferien gibt es viel zu erzählen: Was man erlebt hat, welche tollen Geschenke ausgepackt wurden und wen man getroffen hat. Mit unseren Erzählspielen gestalten wir aber nicht nur den ersten Schultag, sondern meist die gesamte erste Schulwoche so, dass wir uns zu Beginn eines jeden Schultages ein paar Minuten lang gegenseitig zuhören und von den Ferien erzählen.

Neues Jahr, neue Pläne: Anschließend berichte ich den Kindern, was im neuen Jahr in unserer Klasse noch so alles ansteht und dann gehen wir über zur Glücksstunde, um uns auf das, was uns in den nächsten Monaten begleiten wird, gemeinsam einzustimmen.

Ob dann noch Zeit für ein erstes Geometrie-Spiel bleibt? Etwas, das bis zum nächsten Schultag schon bewegt werden kann? Wir werden sehen 🙂

Jedenfalls kommt all das, was auch tägliches Schüler-Handwerkszeug ist, in dieser lockeren ersten Schulstunde nach den Ferien vor: Von der Eigenarbeit über Gruppenarbeit, bis zum Klassengespräch. Und so hoffe ich, auch meinerseits einen guten Übergang vom Ferienmodus in den Schulalltag zu gestalten.