Warum? Darum.

Hin und wieder kommt es vor, dass man gefragt wird, warum man sich eigentlich aktiv für den Ersatzschuldienst und damit gegen eine Verbeamtung, private Krankenkasse usw. entscheidet. Warum arbeiten wir Lehrer*innen an freien Schulen zu vermeintlich ungünstigeren „Konditionen“? Ich kann da natürlich nur meine eigene Sichtweise schildern, aber das möchte ich gern einmal tun.

Eine Typ-Frage

Von Fachstunde zu Fachstunde, von Lerngruppe zu Lerngruppe zu tingeln, mit halbjährlich wechselndem Plan, das ist nichts für mich. Als Klassenlehrerin an der Waldorfschule habe ich 8 Jahre lang jeden Tag meine feste Lerngruppe, die ich über einen ganzen Lebensabschnitt begleite. Ich mag es so vertraut und ohne den äußeren Zwang, die Kinder standardisiert nach Leistungen zu beurteilen. Nicht, dass ich kein Verständnis dafür habe, es so zu tun. Wer pro Schuljahr durchaus mehrere Hundert Schüler*innen unterrichtet, braucht klare Methoden, die Kinder möglichst fair zu beurteilen und ihren Lernzuwachs zu messen, keine Frage.
In meinem überschaubaren Rahmen weiß ich allerdings auch ohne Vergleichsarbeiten & Co., wo jedes einzelne Kind steht und wie ich unterstützen kann. Diese Arbeitsbedingungen fühlen sich für mich richtig an und haben dadurch auf jeden Fall auch ihren Wert.

Gemeinschaft und Individualität

Das ist zu schaffen: Eine Klassengemeinschaft zu bilden, in der jedes Kind seinen Platz hat und gesehen wird. „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen“, sagt man in Afrika. So gehören auch die Eltern fest zur Schulgemeinschaft und tragen im vertrauensvollen Austausch – nicht als „Kunde“ – dazu bei, dass sich ihr Kind wohl fühlt und gut lernen kann. Man sucht gemeinsam nach Lösungen, wenn es Schwierigkeiten gibt.

Kopf, Herz und Hand

Die Welt nicht nur aus Büchern und Filmen zu vermitteln, sondern Vieles selbst aktiv und auch künstlerisch auszuprobieren. Die Kinder dabei zu erleben, wie sie auf vielfältige Art und Weise den Dingen auf den Grund gehen, sich Themen erschließen – das begeistert mich.

Schulentwicklung

Jede Waldorfschule hat etwas mit den anderen Waldorfschulen gemeinsam. Und doch ist jede Schule anders, denn sie wird aktiv von Eltern und dem Kollegium mit- und weiterentwickelt. Dass man sich mit Ideen und Mithilfe einbringen kann, ist ein weiterer Grund, warum ich so gern an dieser freien Schulform arbeite – übrigens auch in der Elternrolle.

… und Dynamik

So ist jeder Schultag vor Ort lebendig und spannend, fordert aber auch die Kreativität, das Engagement und die eigene Lernbereitschaft heraus.

Auch wenn sich momentan Vieles durch die auferlegten Einschränkungen und die langen Phasen des Distanzlernens so „ausgebremst“ anfühlt, sollten wir versuchen, auf bessere Zeiten hinzuarbeiten und dabei so optimistisch wie möglich nach vorn zu schauen. Denn Waldorfschule ist, was wir draus machen – ein wertvoller Schatz.

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