Lockdown II – absehbar und doch so plötzlich

Nun ist er beschlossen, der erneute Lockdown. Am Freitagmittag hieß es, in der kommenden Woche werde die Präsenzpflicht ausgesetzt und Eltern dürften selbst entscheiden, ob ihre Kinder zum Präsenzunterricht kommen oder ins Lernen auf Distanz wechseln.

Für uns Lehrer heißt das „zweigleisig fahren“. Darauf bin ich, darauf ist meine Klasse bereits eingerichtet. Wir hatten zudem im November eine Quarantänephase, in der ebenfalls ein Teil der Klasse vor Ort, der andere Teil von zu Hause aus unterrichtet wurde. So weit, so möglich.

Ab dem 14.12.20 ist es wieder so weit. Was wird sich ab dem 15.12.20 ändern?

Als Sozialwissenschaftlerin weiß ich sehr genau, wie politische Entscheidungen zustande kommen und kann die Schritte dieser Krise auch nachvollziehen. Als Lehrerin kann ich mich darauf einstellen, als Mutter dreier schulpflichtiger Kinder auch. So weit, so sachlich.

Was mich aber stört ist, dass die Beschlüsse immer erst dann fallen oder gefallen sind, wenn Unterrichtsschluss war – jedenfalls in meinem Fall, da meine Klasse nur bis mittags unterrichtet wird. Ich hatte also weder vor Lockdown I noch vor Lockdown II die Gelegenheit, mich richtig von der Klasse oder einigen Kindern zu verabschieden. Klar, wer die Medien verfolgt, konnte damit rechenen. Aber ich sage den 8- bis 9-jährigen Kindern ja nicht auf gut Glück: „Vielleicht sehen wir uns Montag nicht wieder.“ Das führt doch zu zusätzlicher Verunsicherung.

Die Weihnachtsfeier, die wir für Freitag geplant haben, wird in eine Neujahrsfeier umgewandelt, kein Problem. Das Schreiben mit der Gänsefeder – es sollten Weihnachtskarten werden – kann auf Januar verschoben werden – Neujahrsgrüße. Wir machen eben immer das Beste draus, auch das ist eine Botschaft, die ich gern vermittle.

Trotzdem ist es schade, wenn die Kinder und wir Lehrer so plötzlich mit den neuen Beschlüssen umgehen müssen. Hätte das Ganze nicht auch schon Donnerstagnachmittag oder Freitag um 10 Uhr kommuniziert werden können? Es war doch abzusehen, dass die Coronazahlen nicht mehr deutlich sinken. Mit diesen plötzlichen Abbrüchen bekommt der Schulalltag bald einen Beigeschmack. Da fehlt ein Stück vom sicheren Hafen für die Kinder in dieser Pandemie. Ich würde gern meine Klasse zumindest auch etwas mit vorbereiten auf die anstehende Veränderung und auch zu Hause muss ich meinen Kindern klar machen, dass sie sich nicht mehr von ihren Freunden und Lehrern für dieses Jahr verabschieden können.

Ich hoffe, dass ich meine Klasse trotzdem noch mit guten Wünschen erreichen kann – ob vor Ort oder aus der Ferne.