Es sind Sommerferien. Noch. In diesem Jahr waren sie für mich anders und zwar auch ungeplant anders. Während ich ja gerade in den Ferien besonders gern schreibe und blogge, habe ich diesmal trotz vieler Ideen und großer Schreibleidenschaft tatsächlich weniger gebloggt als sonst. Ich habe meinen gewohnten Alltag in jeder Hinsicht etwas mehr ruhen lassen. Und Neues dabei gelernt.
Loving Slow Living
Nachdem ich am Schuljahresende spürbar ein Zuviel an Termindruck, Zeugnisarbeit und nicht enden wollende To-Do-Listen hatte, war da einfach nur das Bedürfnis, im Urlaub Abstand zu gewinnen und loszulassen. Genau diesem Impuls bin ich einfach, aber konsequent nachgegangen und habe dabei Slow Living entdeckt. Was ist Slow Living? Ich habe einmal – ganz up to date und Ihr werdet gleich verstehen, warum – Chat GBT um eine Zusammenfassung gebeten, was Slow Living eigentlich ist. Und ich finde die Antwort der künstlichen Intelligenz gut getroffen:
Slow Living ist ein Lebensstil und eine Lebensphilosophie, die darauf abzielt, das Leben bewusster, entschleunigter und nachhaltiger zu gestalten. Es geht darum, die Geschwindigkeit und den Stress des modernen Lebens zu reduzieren und sich stattdessen auf das Wesentliche zu konzentrieren, um ein erfüllteres und ausgeglicheneres Leben zu führen.
So habe ich die Dinge, die anstanden, bewusster und ganz in meinem eigenen Tempo gemacht. Und so am Ende des Tages mit einem anderen Gefühl vieles geschafft. Das will ich mir ein Stückweit auch im gut gefüllten und durchgetakteten Schulalltag bewahren.
Und nun Slow Teaching? Steckt da etwa Faulheit hinter?
Viel zu lernen, eine Menge Wissen wiedergeben zu können, fleißig in der Schule zu sein, das ist noch immer eine Tugend. Allgemeinwissen, eine umfassende Grundbildung, ist wichtig und weiterhin immer gefragt (auch in Prüfungen). Das Wort „slow teaching“ weckt in diesem Zusammenhang – ganz vorsichtig formuliert- sicherlich einige Skepsis.
Meine Schuljahresplanungen sind für das neue Schuljahr nochmal mehr auf inhaltliche Tiefe und das Autonomiebedürfnis der Kinder ausgerichtet (selbstverständlich mit den Lernzielen im Blick).
Ich bin zum dritten mal Klassenlehrerin einer sechsten Klasse.
Zuletzt war ich es vor acht Jahren. Seitdem hat sich vieles geändert. Ich habe zwar kistenweise ausgearbeitete Unterrichtsreihen, die ich irgendwie aufwärmen könnte. Doch es gilt, mit Blick auf meine jetzige Klasse genauestens zu hinterfragen: Wo stehen die Kinder dieser Klasse und was brauchen sie – nicht nur heute, sondern auch in Zukunft? Wie sollen sie lernen? In welche inhaltlichen Tiefen tauchen wir ein? Wie stehe ich ihnen dabei auch als Vorbild gegenüber? Welche Formen emotionalen Lernens kann ich in den anstehenden Epochen einbringen, damit die Schülerinnen und Schüler weiter wachsen und aus eigener Motivation heraus ihre Lerngewinne erzielen können?
Früher galt es als Lernerfolgt, den Kindern möglichst viel Wissen beizubringen. Meine Frage an Chat GBT zeigt einmal mehr: Heute ist Wissen immer und überall verfügbar – doch diese generierten Informationen allein helfen nicht unbedingt viel weiter. Sie müssen mit menschlichen Wahrnehmungen, Gedanken und Fragen angereichert werden, um wirklich nützlich zu sein. Es kommt also auch in der Schule auf andere Dinge an: Haben die Kinder Methoden entwickelt, auf das uns umgebene Wissensangebot sinnvoll zuzugreifen? Verantwortungsvoll mit den Informationen umzugehen? Grenzen zu ziehen? Können sie Wahrheit von Fake News unterscheiden? Dazu eigene Fragen aufwerfen, Theorien entwickeln, diese eigenständig überprüfen? Im Team arbeiten und eine eigene Urteilsfähigkeit entwickeln? Selbst Themen finden, die sie für sich weiter bewegen möchten? Begeisterung und inneres Feuer entfachen?
Das ist nur ein Teil der Fragen, die nachhaltiger, bewusster und erfüllender Unterricht stellt. Also:
Anstelle von höher, schneller, weiter….
Mehr Tiefe. Mehr Bewusstsein für kleine Schritte. Näher an der eigenen Persönlichkeit.

Auf dass die Kinder nicht nur mit diesem unendlichen Wissensangebot ge-füllt, sondern viel mehr von eigenen Erkenntnissen er-füllt werden.
Ich danke Euch für`s Lesen und werde weiter berichten.